Originaltitel: Hausu
Regie: Nobuhiko Ōbayashi, Drehbuch: Chiho Katsura, Musik:
Asei Kobayashi, Mickie Yoshino
Darsteller: Kimiko Ikegami, Yōko Minamida, Kumiko Ōba, Miki
Jinbo, Ai Matubara, Masayo Miyako, Eriko Tanaka, Mieko Satō, Kiyohiko Ozaki,
Saho Sasazawa, Haruko Wanibuchi
Rotten Tomatoes: 91% (7,5); US-Einspielergebnis: $0,2 Mio.
FSK: 16, Dauer: 88 Minuten.
Als ihr geplantes Sommer-Ferienlager ausfällt, fährt die japanische Schülerin Oshare (Kimiko Ikegami, "Bruder und Schwester") mit sechs Freundinnen zu Oshares Tante (Yōko Minamida, "Kampfgeschwader Zero"), die abgelegen in einem großen Haus auf dem Land wohnt. Doch die Tante verhält sich merkwürdig und das Haus stellt sich alsbald als noch viel seltsamer heraus. Als dann auch noch eines der Mädchen nach dem anderen auf immer absurdere Art und Weise im Haus verschwindet, wird den verbleibenden Freundinnen bald klar, daß dies kein übermäßig vergnüglicher Urlaub für sie werden wird. Was ist das große Geheimnis dieses mysteriösen Spukhauses? Warum scheint es seine Besucherinnen regelrecht zu verschlucken? Und gibt es für die anderen Mädchen noch eine Chance, ihre Freundinnen und sich selbst zu retten?
Als ihr geplantes Sommer-Ferienlager ausfällt, fährt die japanische Schülerin Oshare (Kimiko Ikegami, "Bruder und Schwester") mit sechs Freundinnen zu Oshares Tante (Yōko Minamida, "Kampfgeschwader Zero"), die abgelegen in einem großen Haus auf dem Land wohnt. Doch die Tante verhält sich merkwürdig und das Haus stellt sich alsbald als noch viel seltsamer heraus. Als dann auch noch eines der Mädchen nach dem anderen auf immer absurdere Art und Weise im Haus verschwindet, wird den verbleibenden Freundinnen bald klar, daß dies kein übermäßig vergnüglicher Urlaub für sie werden wird. Was ist das große Geheimnis dieses mysteriösen Spukhauses? Warum scheint es seine Besucherinnen regelrecht zu verschlucken? Und gibt es für die anderen Mädchen noch eine Chance, ihre Freundinnen und sich selbst zu retten?
Kritik:
Lange vor der vor allem durch die "Ring"- und die
"Ju-on: The Grudge"-Reihen geprägten und auch in den Westen
übergeschwappten J-Horror-Welle im frühen 21. Jahrhundert gab es bereits
einen japanischen Genrevertreter, der zumindest im Rückblick als wegweisend gilt:
Zwar war "House", die zweite von ca. 40
(Langfilm-)Regiearbeiten von Nobuhiko Ōbayashi ("Hanagatami") bei der
Veröffentlichung in Japan nicht unbedingt ein Kritikerliebling, kam speziell
beim jungen Publikum aber glänzend an und erwies sich somit als kommerzieller
Erfolg. Ein zweites Leben erhielt "House" Jahrzehnte später, als er
sich im Heimkino-Zeitalter auch langsam im Westen verbreitete – in
Deutschland lief er beispielsweise im Jahr 2006 im Rahmen der Retrospektive des
Fantasy Filmfests (wo ich ihn sah) und in den USA gab es 2010 sogar einen
regulären Re-Release, der beachtliche gut $200.000 einspielte. Der Grund für
diese anhaltende Wirkung ist recht einfach zu benennen: "House" ist
einer der verrücktesten, kreativsten, durchgeknalltesten Filme, die je das
Licht der Welt erblickt haben! Als krude, wenn auch keineswegs durchgängig
funktionierende Mischung aus Spukhaus-Horror der Marke "Conjuring" oder
"Amityville Horror", satirischen Teenie-Slashern wie
"Scream" und vor allem entfesselten B-Movie-Horrorkomödien wie Peter
Jacksons "Braindead" oder Sam Raimis "Tanz der Teufel 2"
sucht "House" bis heute seinesgleichen.
Als ich "House" beim Fantasy Filmfest bei immer gelösterer bis fassungsloser Partystimmung im Publikum sah, war ich mir
sicher, daß Regisseur Ōbayashi und sein Drehbuch-Autor Chiho Katsura bei Konzeption
und Ausführung des Films auf Drogen waren – und zwar auf ziemlich harten. Die
wahre Erklärung (zumindest laut Ōbayashi) ist allerdings vergleichsweise
harmlos: Er ließ sich von den höchst phantasievollen Ideen seiner präpubertären
Tochter inspirieren, die er dann in einen groben Storyverlauf überführte, welchen Katsura in ein komplettes Drehbuch umsetzte. Die Geschichte fängt mit
dem Sommerferien-Ausflug noch vergleichsweise harmlos an, wenngleich die
Namensgebung der Mädchen bereits andeutet, wie unkonventionell "House"
sich entwickeln wird, denn sie haben keine echten Namen, sondern sind nach
ihren prägenden Eigenschaften oder Fähigkeiten benannt. Neben Protagonistin
Oshare respektive "Gorgeous" sind das die kampfstarke "Kung Fu" (Miki
Jinbo), die schlaue "Prof" (Ai Matsubara, TV-Serie "Shogun"), die Tagträumerin
"Fantasy" (Kumiko Oba), die selbsterklärende "Sweet"
(Masayo Miyako), die musikalische "Melody" (Eriko Tanaka) und
die verfressene "Mac" (Mieko Sato) - zumindest in den englischen Untertiteln, mit denen ich den Film sah (ich glaube, synchronisiert wurde er nie). Das klingt zumindest nach einer gut
durchgemischten Truppe, die es durchaus mit übernatürlichen Phänomenen
aufnehmen könnte – gegen dieses Spukhaus kommen jedoch auch sie nur bedingt an …
Daß die Mädels eines nach dem anderen dem Haus zum Opfer
fallen (ich will eigentlich nicht spoilern, aber dabei spielen Bettwäsche
und ein Klavier eine Rolle), läßt sich für das Publikum aber schon deshalb
verschmerzen, weil sie ehrlich gesagt ziemlich nerven. Das ist natürlich nicht
ungewöhnlich für Horrorfilme mit Teenagern und bei einem dermaßen schrillen
Film wie "House" ist es wohl angemessen, daß auch seine Protagonistinnen
überdurchschnittlich schrill und nervig ausfallen – trotzdem wäre eine
etwas sympathischer rüberkommende Figurenriege sicherlich nicht falsch gewesen.
Apropos schrill und nervig: Das ist ebenso eine sehr passende Beschreibung der
Musik von "House" – was umso lästiger ist, als ich mich an keinen
anderen Film erinnern kann, in dem die Musik dermaßen dominant und aufdringlich
ist. Wie gesagt ist "House" weit davon entfernt, ein perfekter Film
zu sein. Je länger er allerdings dauert, desto bereitwilliger verzeiht man ihm seine
Schwächen, weil er in zunehmendem Maße wunderbar enthemmt und irre wird.
Bemerkenswert ist auch die Anzahl für die damalige Zeit innovativer Stilmittel,
die Ōbayashi zur Anwendung bringt, die Palette reicht von einfachen
Split-Screens über gemalte Hintergründe bis zu äußerst schrägen
Spezialeffekten. Und das Tempo, in dem er diese Stilmittel gerade in der
zweiten Hälfte ausspielt und bemerkenswerte
Bildkompositionen erschafft, ist so rasant, daß man als Zuschauer immer wieder
kaum dazu kommt, die eine Verrücktheit gedanklich zu verdauen, ehe schon die
nächste, noch größere folgt. Wem das zu vage klingt: Letztlich ist dieser Text sowieso nur ein Versuch, einen Film zu beschreiben, den
man in seiner exzentrischen und bizarren Andersartigkeit kaum angemessen beschreiben kann
(was bei japanischen Filmen natürlich öfter vorkommt, siehe
etwa "Belladonna", "Symbol" oder "R100"). Und am Ende der 90 Minuten
konnte ich noch nicht einmal wirklich sagen, ob mir "House"
nun gefiel oder nicht. Fakt ist aber: Langweilig kann es bei diesem
unnachahmlichen Genremix eigentlich niemandem werden …
Fazit: "House" ist eine einzigartige,
durchgedrehte Horrorkomödie, die mit ihrer zelebrierten Schrillheit
phasenweise ziemlich nervt, aber einem im Handlungsverlauf mit
überbordendem, vor allem visuell einfallsreichen Wahnsinn vor Staunen den Mund
offenstehen läßt.
Wertung: Eigentlich nicht bezifferbar, aber wenn man
mich festnageln will: 7 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen