Originaltitel:
Aginjeon
Regie und Drehbuch: Lee Won-tae, Musik: Jungmin Lee
Darsteller: Ma Dong-seok, Kim Mu-Yeol, Kim Sung-kyu, Yu
Seung-mok, Choi Min-cheol, Kim Yun-Seong, Yu Jae-myeong, Kim Gyu-ri, Heo
Dong-won, Kim Seung-hyeon, Moon Dong-hyeok
FSK: 16, Dauer: 110 Minuten.
Der in Cheonan stationierte südkoreanische Kommissar Jung
Tae-seok (Kim Mu-Yeol, "War of the Arrows") ist unzufrieden. Sein
korrupter Chef hält ihn davon ab, effektiv gegen Gangsterboß Jang Dong-su (Ma
Dong-seok, "Train to Busan") vorzugehen, und als er dann auch noch
einem möglichen Serienkiller auf die Spur kommt, darf er nicht in dem Fall
ermitteln, weil die Beweise für einen einzigen Mörder bei den verschiedenen
Fällen zu dünn seien. Jung liegt allerdings goldrichtig, denn es treibt
tatsächlich ein Serienkiller (Kim Sung-kyu, Netflix-Serie "Kingdom")
sein Unwesen, der seine zufällig ausgewählten Opfer brutal ermordet,
nachdem er mitten in der Nacht an abgelegenen Orten einen Blechschaden an ihrem
jeweiligen Auto verursacht. Eines Nachts ist sein Ziel aber
ausgerechnet der ausgesprochen muskulöse und kampfsporterfahrene Gangsterboß
Jang, der den Überfall verletzt überlebt und seinen Angreifer selbst
verwunden kann. Als Kommissar Jung davon erfährt, sucht er Jang im Krankenhaus auf
und "überredet" ihn zu einer ungewöhnlichen vorübergehenden Allianz:
Sie vereinen ihre Kräfte, um den Killer zu suchen – und wer ihn zuerst findet,
darf über sein Schicksal entscheiden …
Kritik:
In den letzten 20 Jahren hat sich das südkoreanische
Kino bei Filmfans einen exzellenten Ruf erworben, speziell was das Thriller-Genre angeht. Kein Wunder bei gefeierten Filmemachern wie
Park Chan-wook, Bong Joon-ho oder Kim Jee-woon sowie ebenso adrenalingeladenen
wie kunstvollen, oft unvergeßlich abgründigen Werken wie
"Oldboy", "A Bittersweet Life", "Burning",
"The Man From Nowhere", "Die Taschendiebin", "The Chaser",
"I Saw the Devil", "New World" oder "Memories of Murder". Entsprechend groß ist jedes Mal die Erwartungshaltung, wenn mal
wieder ein südkoreanischer Thriller auch außerhalb seiner Heimat
vertrieben wird; und obgleich natürlich nicht jeder Genrebeitrag ein
Meisterwerk ist (siehe z.B. "A Hard Day"), werden die Erwartungen doch
erfreulich selten enttäuscht. Das gilt auch für Lee Won-taes ("Man of
Will") "The Gangster, the Cop, the Devil", dessen
internationaler Titel nicht grundlos an Sergio
Leones Italowestern "Zwei glorreiche Halunken" – alias "The Good, the
Bad and the Ugly" – erinnert. Auch wenn zumindest das
"Devil"-Versprechen nicht ganz gehalten werden kann, überzeugt
"The Gangster, the Cop, the Devil" durch das raffinierte und
intrigante Zusammen- respektive Gegeneinanderspiel des Titeltrios und punktet
zudem mit einigen spannenden Wendungen und schwarzem Humor.
Wie bei Leones Meisterwerk steht auch in "The Gangster,
the Cop, the Devil" die widerwillige Zusammenarbeit des "Guten"
und des "Häßlichen" im
Mittelpunkt, wobei "gut" für Kommissar Jung vielleicht nicht die
treffendste Bezeichnung ist. Der Polizist hat zwar das Herz am rechten Fleck,
ist unbestechlich und will die Straßen von Cheonan von den schlimmsten Verbrechern
befreien; allerdings ist er auch großspurig, jähzornig und hält sich nicht
immer an die Regeln (noch seltener an die Befehle von Vorgesetzten). Nicht
unbedingt ein perfekter Sympathieträger also, aber es ist trotzdem stets klar,
daß er auf der richtigen Seite steht. Noch spannender ist jedoch der
"Gangster", denn Jang ist gewalttätig, intelligent und ziemlich
skrupellos (das muß man als Gangsterboß wohl auch sein, wenn man "im
Amt" bleiben will) – dennoch nimmt man ihn gar nicht unbedingt als echten
Bösewicht wahr, denn er neigt nicht zu exzessiver Gewalt, sondern schlägt nur
dann zu, wenn es aus seiner Sicht nicht mehr geht und läßt aufmüpfigen
Kontrahenten wie dem Bandenführer Hur Sang-do (Yu Jae-myeong,
"Monster") um des lieben Friedens willen deshalb sogar Sachen
durchgehen, die bei anderen Gangstern den sofortigen Tod des
Provokateurs zur Folge hätten. Hinzu kommt, daß Jang im Vergleich zum
Serienkiller als das kleinere Übel erscheint, wobei das natürlich dahingehend ein
wenig manipulativ ist, daß wir über den Killer lange Zeit kaum etwas erfahren
und daher gar nicht die Chance bekommen, irgendeine Art von Verbindung zu
ihm aufzubauen. Der entscheidende Punkt dafür, daß Jang vielleicht sogar eher
als Antiheld denn als Gangster rüberkommt, ist allerdings das Charisma und die unfaßbare
Coolneß, mit welcher Genreveteran Ma Dong-seok ("New World", spielte witzigerweise auch schon in der noch offensichtlicher von Sergio Leones
Klassiker inspirierten Westernkomödie "The Good, the Bad, the Weird"
eine Nebenrolle) Jang verkörpert.
Neben Kim Mu-yeols eher hektisch interpretiertem Cop ist Jang der Ruhepol, der selbst auf die dramatischsten und
lebensgefährdendsten Ereignisse mit routinierter Stoik reagiert, sich durch
nichts aus der Ruhe bringen läßt (auch wenn Kommissar Jung ihm gelegentlich
tierisch auf die Nerven geht) und mit trockenem Humor oft sogar den verbalen
Schlagabtausch mit dem Cop für sich entscheidet. Ich empfehle übrigens, darauf
zu achten, wann Jang lacht – wenn ich nichts vergessen habe, geschieht das
genau zwei Mal und zwar in ganz unterschiedlichen, aber sehr effektiv
inszenierten Situationen ... Im Vergleich zum Gangster und auch zum Cop wird der
"Teufel" im Film leider ziemlich vernachlässigt. Das ist nachvollziehbar,
da das Publikum wie Cop und Gangster möglichst lange im Ungewissen bleiben
sollen (der Darsteller des "Teufels" wird erst im Abspann
enthüllt), aber wenngleich der Killer auf diese Weise geheimnisvoll bleibt,
raubt ihm das Vorgehen natürlich die Möglichkeit, nachhaltigen Eindruck zu
hinterlassen. Ja, er geht perfide und skrupellos vor, aber von einem
angeblichen "Teufel" hätte ich persönlich dann doch irgendwie mehr
erwartet als letztlich einen x-beliebigen Serienmörder, wie er auch in einer Episode
von "Criminal Minds" vorkommen könnte. "Schuld" an dieser
leichten Enttäuschung dürfte die Tatsache sein, daß "The Gangster, the
Cop, the Devil" erstaunlicherweise auf einer wahren Geschichte basiert und
sich deshalb wohl nicht zu große Freiheiten hinsichtlich des Täters nehmen
wollte. Wie eng sich der Film generell an die damaligen Ereignisse hält, weiß
ich nicht, vermutlich aber relativ lose – zumindest halte ich einige Aspekte
der vorübergehenden Zusammenarbeit von Polizei und Gangstern für ziemlich
unwahrscheinlich und die echten Cops werden hoffentlich nicht ganz so unfähig
sein wie sie im Film mitunter wirken. Aber was soll's, für einen actionreichen, spannenden Showdown mit cleverer Pointe reicht es allemal aus, doch als ikonischer Kino-Bösewicht
wird dieser Teufel mit Sicherheit nicht in die Historie eingehen. Vielleicht ja ein Ansatzpunkt für das geplante Hollywood-Remake, für das
Sylvester Stallone bereits die Filmrechte erworben hat …
Fazit: "The Gangster, the Cop, the Devil"
ist ein routinierter und temporeicher südkoreanischer Thriller, der unter einem
etwas blassen Bösewicht leidet, dafür jedoch mit ungewöhnlichen und wackligen
Allianzen und einer extrem coolen Hauptfigur punktet.
Wertung: Knapp 8 Punkte.
"The Gangster, the Cop, the Devil" erscheint am 29. November 2019 von Splendid Film / WVG auf DVD und Blu-ray.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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