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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 26. April 2017

Klassiker-Rezension: DIE PIRATENBRAUT (1950)

Originaltitel: Buccaneer's Girl
Regie: Frederick de Cordova, Drehbuch: Joseph Hoffman und Harold Shumate, Musik: Walter Scharf
Darsteller: Yvonne De Carlo, Philip Friend, Andrea King, Elsa Lanchester, Robert Douglas, Jay C. Flippen, Norman Lloyd, Henry Daniell, Douglass Dumbrille
 Die Piratenbraut
(1950) on IMDb Rotten Tomatoes: -; FSK: 12, Dauer: 77 Minuten.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts macht der Piratenkapitän Frederic Baptiste (Philip Friend) die Gewässer der Karibik unsicher. Allerdings hat er ein merkwürdiges Beuteschema: Er überfällt nur die Schiffe des reichen und skrupellosen Kaufmanns Narbonne (Robert Douglas), die Beute verteilt er anschließend zum größten Teil an jene, die sie am nötigsten brauchen. Bei einem seiner geglückten Überfälle stößt Baptiste auf einen blinden Passagier, die temperamentvolle Sängerin Deborah McCoy (Yvonne De Carlo). Baptiste, ganz der Galan, bringt Deborah an Bord seines Schiffes zu ihrem Zielort New Orleans, wo sie bei Madame Brizar (Elsa Lanchester alias "Frankensteins Braut") lernt, Gesellschafterin zu werden – was angesichts ihres Temperaments jedoch keine ganz einfache Aufgabe ist. Als Deborah das Gelernte erstmals auf einer noblen Veranstaltung zum Einsatz bringt, trifft sie dort zu ihrer Überraschung auf Baptiste – der sich allerdings Kapitän Robert Kingston nennt und der hochangesehene Gastgeber der Gesellschaft ist! Erneut sprühen die Funken zwischen Deborah und Baptiste – der ist als Kapitän Kingston allerdings bereits verlobt mit der eitlen, aber reichen Arlene (Andrea King, "Die Bestie mit den fünf Fingern") …

Kritik:
Nein, "Die Piratenbraut" – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Film mit Geena Davis aus dem Jahr 1995 – zählt nicht zu den bekanntesten Piratenfilmen und man kann auch nicht unbedingt behaupten, daß er zu den besten gehört. Die Story dieser musikalischen Freibeuter-Romanze ist konstruiert und von Anfang bis Ende vorhersehbar, es gibt keine herausragenden Darstellerleistungen oder Lieder und die typischen Verwechslungskomödien-Gags kennt man mindestens seit Shakespeares Zeiten. Trotzdem ist der Film des in Nordamerika vor allem für seine langjährige, u.a. mit sechs Emmys prämierte Arbeit bei der legendären "Tonight Show" mit Johnny Carson bekannten Regisseurs Frederick de Cordova ("Verliebt, verlobt, verheiratet") nicht nur für Genrefans einen Blick wert, sondern für alle, die den heiteren, unbekümmerten Stil dieser vergangenen Hollywood-Ära schätzen. Bei aller fehlenden Originalität kann man nämlich "Die Piratenbraut" eines gewiß nicht vorwerfen: nicht unterhaltsam zu sein.

Ein wesentliches Element des Gelingens von "Die Piratenbraut" ist Hauptdarstellerin Yvonne De Carlo. Die angesehene Charaktermimin, die in den 1960er Jahren als Mutter Lily Munster in der TV-Serie "The Munsters" zu weltweitem Ruhm kam, zeigt als Deborah eine Glanzleistung – nicht unbedingt, was die schauspielerischen Facetten betrifft, dafür ist dies nicht der richtige Film; doch sie begeistert mit ihrem Temperament und mit ansteckender Begeisterungsfähigkeit ebenso wie als Sängerin eingängiger (Seemanns-)Lieder. Und sie gibt mit dem Briten Philip Friend ("Der maskierte Kavalier") ein schönes Leinwandpaar ab, der sich zwar nicht durch das Charisma eines Errol Flynn auszeichnet, aber zweifellos als formidabler edelmütiger Seeräuber durchgeht – der allerdings stets ein wenig im Schatten der Damen der Geschichte steht. Mit einer ausgefeilten Figurenzeichnung darf man (auch angesichts der kurzen Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten) natürlich nicht rechnen, hier steht der vordergründige, schnelle Spaß im Vordergrund. Aber zumindest gibt es ein paar nette Verwicklungen, die dafür sorgen, daß dem launigen Reigen nie das Tempo ausgeht.

Vor allem die spitzzüngig-kratzbürstigen Auseinandersetzungen zwischen der hitzigen Deborah und der unterkühlt-arroganten Arlene sind sehr nett anzuschauen, wenngleich man sich schon fragt, wie Baptiste/Kingston sich in zwei dermaßen gegensätzliche Frauen verlieben konnte. Die Sympathien des Publikums sind selbstredend klar verteilt und ich schätze, ich muß keine Spoilerwarnung voranstellen, wenn ich verrate, daß die Zuschauer vom Ausgang der Story nicht enttäuscht sein werden. "Die Piratenbraut" wäre übrigens wahrscheinlich noch amüsanter und schlüpfriger geworden, wäre das Skript – in dem Deborah nicht zur Gesellschafterin ausgebildet wird, sondern zur Edelkurtisane – nicht der damals sehr strengen Zensur zum Opfer gefallen. So bleibt das Geschehen durchgehend harmlos und familientauglich, am ehesten lassen noch Deborahs gelungene, leicht frivole Tanz- und Gesangseinlagen in den aus dieser Hollywood-Ära gewohnten technicolor-farbenfrohen Kulissen erahnen, was ursprünglich vorgesehen war.

Fazit: "Die Piratenbraut" ist ein harmloser, dank routinierter Inszenierung und leidenschaftlicher Darsteller aber sehr unterhaltsamer musikalischer Abenteuerfilm.

Wertung: 7,5 Punkte.

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