Originaltitel: Buccaneer's Girl
Regie: Frederick de Cordova, Drehbuch: Joseph Hoffman und
Harold Shumate, Musik: Walter Scharf
Darsteller: Yvonne De Carlo, Philip Friend, Andrea King,
Elsa Lanchester, Robert Douglas, Jay C. Flippen,
Norman Lloyd, Henry Daniell, Douglass Dumbrille
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts macht der Piratenkapitän Frederic
Baptiste (Philip Friend) die Gewässer der Karibik unsicher. Allerdings hat er
ein merkwürdiges Beuteschema: Er überfällt nur die Schiffe des reichen und
skrupellosen Kaufmanns Narbonne (Robert Douglas), die Beute verteilt er
anschließend zum größten Teil an jene, die sie am nötigsten brauchen. Bei
einem seiner geglückten Überfälle stößt Baptiste auf
einen blinden Passagier, die temperamentvolle Sängerin Deborah McCoy (Yvonne De
Carlo). Baptiste, ganz der Galan, bringt Deborah an Bord seines Schiffes zu ihrem
Zielort New Orleans, wo sie bei Madame Brizar (Elsa Lanchester alias
"Frankensteins Braut") lernt, Gesellschafterin zu werden – was angesichts
ihres Temperaments jedoch keine ganz einfache Aufgabe ist. Als Deborah das
Gelernte erstmals auf einer noblen Veranstaltung zum Einsatz bringt, trifft sie
dort zu ihrer Überraschung auf Baptiste – der sich allerdings Kapitän Robert Kingston
nennt und der hochangesehene Gastgeber der Gesellschaft ist! Erneut sprühen die
Funken zwischen Deborah und Baptiste – der ist als Kapitän Kingston allerdings
bereits verlobt mit der eitlen, aber reichen Arlene (Andrea King, "Die Bestie mit den
fünf Fingern") …
Kritik:
Nein, "Die Piratenbraut" – nicht zu verwechseln
mit dem gleichnamigen Film mit Geena Davis aus dem Jahr 1995 – zählt nicht zu
den bekanntesten Piratenfilmen und man kann auch nicht unbedingt behaupten, daß er
zu den besten gehört. Die Story dieser musikalischen Freibeuter-Romanze ist
konstruiert und von Anfang bis Ende vorhersehbar, es gibt keine herausragenden
Darstellerleistungen oder Lieder und die typischen Verwechslungskomödien-Gags
kennt man mindestens seit Shakespeares Zeiten. Trotzdem ist der Film des in Nordamerika vor allem für seine langjährige, u.a. mit sechs Emmys prämierte Arbeit bei
der legendären "Tonight Show" mit Johnny Carson bekannten Regisseurs
Frederick de Cordova ("Verliebt, verlobt, verheiratet") nicht nur für
Genrefans einen Blick wert, sondern für alle, die den heiteren,
unbekümmerten Stil dieser vergangenen Hollywood-Ära schätzen. Bei aller
fehlenden Originalität kann man nämlich "Die Piratenbraut" eines gewiß nicht
vorwerfen: nicht unterhaltsam zu sein.
Ein wesentliches Element des Gelingens von "Die
Piratenbraut" ist Hauptdarstellerin Yvonne De Carlo. Die angesehene
Charaktermimin, die in den 1960er Jahren als Mutter Lily Munster in der
TV-Serie "The Munsters" zu weltweitem Ruhm kam, zeigt als Deborah
eine Glanzleistung – nicht unbedingt, was die schauspielerischen Facetten
betrifft, dafür ist dies nicht der richtige Film; doch sie begeistert mit ihrem
Temperament und mit ansteckender Begeisterungsfähigkeit ebenso wie als
Sängerin eingängiger (Seemanns-)Lieder. Und sie gibt mit dem Briten Philip Friend ("Der maskierte Kavalier") ein schönes Leinwandpaar
ab, der sich
zwar nicht durch das Charisma eines Errol Flynn auszeichnet, aber zweifellos als formidabler edelmütiger Seeräuber durchgeht – der allerdings stets ein wenig im
Schatten der Damen der Geschichte steht. Mit einer ausgefeilten Figurenzeichnung
darf man (auch angesichts der kurzen Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten) natürlich
nicht rechnen, hier steht der vordergründige, schnelle Spaß im Vordergrund.
Aber zumindest gibt es ein paar nette Verwicklungen, die dafür sorgen, daß dem
launigen Reigen nie das Tempo ausgeht.
Vor allem die spitzzüngig-kratzbürstigen Auseinandersetzungen zwischen der
hitzigen Deborah und der unterkühlt-arroganten Arlene sind sehr nett anzuschauen, wenngleich man sich schon fragt, wie Baptiste/Kingston sich in
zwei dermaßen gegensätzliche Frauen verlieben konnte. Die Sympathien des Publikums sind
selbstredend klar verteilt und ich schätze, ich muß keine Spoilerwarnung
voranstellen, wenn ich verrate, daß die Zuschauer vom Ausgang der Story nicht
enttäuscht sein werden. "Die Piratenbraut" wäre übrigens
wahrscheinlich noch amüsanter und schlüpfriger geworden, wäre das Skript – in
dem Deborah nicht zur Gesellschafterin ausgebildet wird, sondern zur
Edelkurtisane – nicht der damals sehr strengen Zensur zum Opfer gefallen. So
bleibt das Geschehen durchgehend harmlos und familientauglich, am ehesten lassen noch Deborahs gelungene, leicht frivole Tanz- und Gesangseinlagen in den aus dieser Hollywood-Ära
gewohnten technicolor-farbenfrohen Kulissen erahnen, was ursprünglich vorgesehen war.
Fazit: "Die Piratenbraut" ist ein
harmloser, dank routinierter Inszenierung und leidenschaftlicher
Darsteller aber sehr unterhaltsamer musikalischer Abenteuerfilm.
Wertung: 7,5 Punkte.
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