Regie: Phil Lord, Christopher Miller, Drehbuch: Michael
Bacall, Oren Uziel, Rodney Rothman, Musik: Mark Mothersbaugh
Darsteller:
Channing Tatum, Jonah Hill, Ice Cube, Peter Stormare, Amber Stevens, Jillian Bell, Wyatt
Russell, Keith Lucas, Kenny Lucas, Jimmy Tatro,
Marc Evan Jackson, Nick Offerman, Dax Flame, Johnny Pemberton, H. Jon
Benjamin, Rob Riggle, Dave Franco, Dustin Nguyen, Diplo, Steven Williams, Richard Grieco, Queen
Latifah, Patton Oswalt, Bill Hader, Anna Faris, Seth Rogen
Rotten Tomatoes: 84% (7,0); weltweites Einspielergebnis:
$331,3 Mio.
FSK: 12, Dauer: 112 Minuten.
Nach dem großen Erfolg ihrer Undercover-Mission an der High
School dürfen die Cops Schmidt (Jonah Hill, "The Wolf of Wall Street") und Jenko (Channing Tatum, "Der Adler der neunten Legion") nun auf die Jagd nach deutlich größeren Fischen gehen. Eine versuchte
Verhaftung des Drogenbosses "Ghost" (Peter Stormare, "Brothers Grimm") geht allerdings mächtig in die Hose, und so findet sich das
dynamische Duo schnell wieder unter der Aufsicht von Captain Dickson (Ice Cube,
"Three Kings") in der Jump Street wieder. Dieses Mal sollen sie
verdeckt am College ermitteln, denn dort macht eine neue, gefährliche Droge
die Runde, die bereits ein Todesopfer gefordert hat. Die Recherchen gehen nur zäh voran, doch immerhin findet Jenko in
dem lässigen Footballer Zook (Wyatt Russell, "We Are What We Are")
einen neuen Bromance-Kumpel, während Schmidt zarte romantische Bande zu der
hübschen Kunststudentin Maya (Amber Stevens, TV-Serie "Greek") knüpft
…
Kritik:
Nach dem von kaum jemandem erwarteten großen Kritiker- und
(vor allem in Nordamerika) Publikumserfolg des betont selbstironischen
TV-Serien-Reboots "21 Jump Street" ist nur zwei Jahre später fast die
komplette Truppe zurück. Alle wichtigen Darsteller, die beiden Regisseure,
Drehbuch-Autor Michael Bacall (unterstützt durch zwei weitere Schreiberlinge),
auch die Musik stammt wiederum von Mark Mothersbaugh ("Die Tiefseetaucher").
Doch damit nicht genug der Kontinuität: Selbst die Handlungsstruktur
entspricht fast komplett jener des vorangegangenen Films! Okay, das klingt
zunächst gar nicht so positiv, sondern vielmehr nach einer typischen, ideenlosen
Hollywood-Fortsetzung, die eigentlich nur einen Aufguß des erfolgreichen
Originals darstellt. Doch für so etwas ist diese anarchische Truppe von
Filmgeeks natürlich zu schlau – sie nutzt stattdessen die Möglichkeit, ebenjene
typischen Hollywood-Fortsetzungen genußvoll durch den Kakao zu ziehen. Das
gelingt in der zweiten Filmhälfte deutlich besser als in der erstaunlich zäh
geratenen ersten, aber insgesamt ist "22 Jump Street" wiederum eine
sehr unterhaltsame Action-Komödie geworden.
Trotz der vielen witzigen Anspielungen und Seitenhiebe auf
Hollywood im Allgemeinen und Sequels im Speziellen ist der Drogenhändler-Plot
allerdings ein kleines Problem von "22 Jump Street". Schon im
Vorgänger war der nahezu identische Handlungsstrang sehr alibihaft und
vorhersehbar, aber doch noch einigermaßen … nunja, angemessen. Im zweiten Teil
wird auf diesen Handlungsstrang aber noch weniger Zeit und Sorgfalt verwendet,
was unter anderem dazu führt, daß eigentlich jeder, der irgendwann mal eine
beliebige Krimiserie gesehen hat, deutlich früher auf die "überraschenden"
Wendungen kommen muß als Schmidt und Jenko – was diese (und ihre Vorgesetzten)
logischerweise noch dümmer aussehen läßt als das in ihren Figuren sowieso
angelegt ist. In Verbindung mit den erwähnten Anlaufschwierigkeiten, die mit
einem anfangs etwas zu starken Schwerpunkt auf Fremdschämhumor sowie einer
generellen vergleichsweisen Gagarmut während Schmidts und Jenkos Eingewöhnungsphase am
College zusammenhängen, fällt diese Schwäche deutlich schwerer ins Gewicht als
im ersten Film.
So richtig in Fahrt kommt "22 Jump Street"
eigentlich erst, als der bereits im Vorgänger zum heimlichen Star des Films
avancierte cholerische Captain Dickson stärker in die Handlung integriert wird,
dessen Zynismus und Wutausbrüche Ice Cube herrlich rüberbringt. Dicksons
direkte Integration in den zentralen Drogendealer-Plot dient zugleich dazu, die
bis dahin etwas zerfransten Handlungsstränge zu vereinigen und nun zügig auf einen
ausgedehnten Showdown zuzusteuern, der so wunderbar albern, temporeich und
anarchisch ausfällt, daß es eine wahre Freude ist. Die Gagdichte nimmt in
dieser zweiten Hälfte nicht nur erheblich zu, die Witze werden im Schnitt auch
deutlich besser und lassen einen des öfteren laut loslachen. Wie bei "21
Jump Street" werden sich Filmkenner ob diverser Anspielungen und Zitate
besonders gut amüsieren, wenn etwa Channing Tatum selbstironisch an seine Rolle
im Emmerich-Film "White House Down" erinnert oder eine wahrlich
absurde Verfolgungsjagd passenderweise vor dem "Benjamin Hill Institute
for Film Studies" endet (wer den Gag nicht versteht: einfach mal nach
"Benny Hill" googlen …).
Channing Tatum und Jonah Hill harmonieren erwartungsgemäß
ebenso gut miteinander wie im Vorgänger, auch die noch einmal erweiterte
homoerotische Komponente dieser "Bromance" bringen sie gut rüber. Von
den Nebendarstellern hinterläßt vor allem Amber Stevens als Maya viel Eindruck
– absolut vorstellbar, daß sie in eventuellen weiteren Fortsetzungen wieder mit
von der Partie sein wird. Erstaunlich ist außerdem, wie groß die Ähnlichkeit des
Darstellers von Jenkos neuem Kumpel Zook zu seinem Vater ist, denn Wyatt
Russell ist der Sprößling von keinem Geringeren als Kurt "Die
Klapperschlange" Russell! Der auf schräge Rollen abonnierte Peter Stormare ist als Alibi-Bösewicht des Films
leider deutlich unterfordert, auch wenn er im Finale wenigstens noch ein paar nette
Szenen bekommt. Dafür entschädigen diverse witzige Cameos, auch Anhänger der
TV-Serie "21 Jump Street" dürfen sich erneut über Kurzauftritte
zweier damaliger Charaktere freuen (die allerdings weit weniger spektakulär
ausfallen als die von Johnny Depp und Peter DeLuise im Vorgänger). Und als
krönenden Abschluß erhalten wir während des Abspanns bereits einen Vorgeschmack
auf die nächsten 22 (!) Fortsetzungen der Abenteuer von Schmidt und Jenko, von
denen einige sehr vielversprechend aussehen ("27 Jump Street: Culinary
School", "31 Jump Street: Ninja Academy") …
Fazit: "22 Jump Street" ist eine unterhaltsame
Action-Komödie voller (Selbst-)Ironie, die zwar unerwartet schwerfällig in
die Gänge kommt, in der chaotischen zweiten Hälfte aber spielerisch an die
bewährten Anarcho-Comedy-Stärken des Vorgängers anknüpft.
Wertung: 7,5 Punkte.
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