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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 5. Juni 2014

STUCK (2007)

Regie: Stuart Gordon, Drehbuch: John Strysik, Musik: Bobby Johnston
Darsteller: Stephen Rea, Mena Suvari, Russell Hornsby, Rukiya Bernard, Lionel Mark Smith, Carolyn Purdy-Gordon, Wayne Robson, John Dunsworth
 Stuck
(2007) on IMDb Rotten Tomatoes: 73% (6,3); weltweites Einspielergebnis: $0,2 Mio.
FSK: 18, Dauer: 82 Minuten.
Tom (Stephen Rea, "V wie Vendetta") hat einen so richtig, richtig miesen Tag: Nachdem er kürzlich seinen Job als Projektleiter infolge von Rationalisierungsmaßnahmen verloren hat, wirft ihn nun auch noch sein Vermieter aus der Wohnung und auf dem Arbeitsamt erfährt er nach stundenlanger Warterei, daß sein Name nicht im Computer ist und er alle Anträge noch einmal neu stellen muß. Zu allem Überfluß wird Tom auch noch von einem Polizisten von der Parkbank vertrieben, auf der er die Nacht verbringen wollte. Auf dem Weg zur nächsten Obdachlosen-Unterkunft folgt der absolute Tiefpunkt des Tages: Tom wird beim Überqueren der Straße von einem Wagen mit voller Geschwindigkeit erfaßt! So steckt er nun in der Windschutzscheibe des Autos fest, schwer verletzt, einen Scheibenwischer tief in den Bauch gerammt, und wartet auf Hilfe. Die Fahrerin, eine junge Altenpflegerin namens Brandi (Mena Suvari, "American Beauty"), gerät allerdings in Panik und macht keinerlei Anstalten, den Notruf zu betätigen oder Tom in ein Krankenhaus zu bringen. Stattdessen fährt sie ihren Wagen den kurzen Weg zurück zu ihrer Wohnung und stellt ihn in der Garage ab. Mit dem verzweifelt um Hilfe flehenden Tom immer noch in der Windschutzscheibe. Doch Brandi hilft nicht. Vielmehr überlegt sie, wie sie den armen Tom mithilfe ihres Gangster-Freundes Rashid (Russell Hornsby aus der TV-Serie "Grimm") möglichst unauffällig loswerden kann. Aber Tom hat nun endgültig die Schnauze voll: So leicht will er sich nicht töten und dann wie ein Stück Müll entsorgen lassen ...

Kritik:
Stuart Gordon war nie ein Blockbuster-Regisseur, dennoch hat sich der Amerikaner vor allem in den 1980er Jahren eine erkleckliche Fangemeinde aufgebaut. Dafür gibt es einen guten Grund, denn Gordon scheint nahezu der einzige zu sein, der die phantastischen Schauergeschichten von H.P. Lovecraft in gute Filme umsetzen kann. Dabei weicht der erklärte Lovecraft-Fan zwar stets deutlich von den makabren Vorlagen ab, dennoch hat sich seine herrlich durchgeknallte "Re-Animator"-Adaption aus dem Jahr 1985 mit Jeffrey Combs als modernem Frankenstein innerhalb kurzer Zeit zum (verdienten) Kultfilm gemausert. "From Beyond" (1986) steht dem kaum nach, auch "Castle Freak" (1995), "Dagon" (2001) und die "Masters of Horror"-Episode "Dreams in the Witch-House" haben ihre Stärken. Da ich selbst ein Verehrer der Geschichten H.P. Lovecrafts bin, verfolge ich Gordons Karriere sehr wohlwollend und freue mich auf jeden neuen Film. Leider ist "Stuck" bis ins Jahr 2014 hinein sein letzter; nachdem ein Kickstarter-Projekt Ende 2013 scheiterte, könnte das noch eine Weile lang so bleiben. Nachvollziehbar ist das nicht wirklich, denn "Stuck" ist zwar ein eher mittelmäßiger Film, aber als Karrierestopper qualifiziert er sich nun wirklich nicht.

Dennoch ist es bedauerlich, daß Gordon aus dem Stoff nicht mehr herausholt, denn die Story von "Stuck" ist erstens durchaus interessant und beruht zweitens erschreckenderweise sogar auf wahren Geschehnissen. Gordon und sein Drehbuch-Autor John Strysik (der übrigens mit dem Regisseur die Vorliebe für Lovecraft zu teilen scheint, denn 1980 inszenierte er den Kurzfilm "The Music of Erich Zann", der auf einer Kurzgeschichte des Autors beruht) haben sich entschieden, Toms und Brandis Geschichte zu einem kruden Genremix zu verarbeiten, der Elemente von Thriller, Horrorfilm (mitsamt handwerklich gut gemachter Splatter-Einlagen) und schwarzer Komödie vereint.

Letzteres ist wohl tatsächlich die beste Möglichkeit, eine solch haarsträubende und dennoch im Kern wahre Handlung auf die Leinwand zu transportieren, denn als ernsthafter Thriller hätte das einfach zu unglaubwürdig gewirkt. Entsprechend gehören die schwarzhumorigen Szenen fraglos zu den Stärken von "Stuck", einige brillante, von Gordon wunderbar trocken präsentierte Sequenzen verleiteten das Kino-Publikum sogar zu verdientem Streckenapplaus. Doch leider sind diese Highlights zu spärlich verteilt, dagegen können vor allem die Dialoge in den Szenen, in denen Brandi und Rashid über ihr weiteres Vorgehen diskutieren, kaum überzeugen. Zu übertrieben und hysterisch sind sie präsentiert und zugleich inhaltlich nicht klug genug, um die anhand der Situation absolut mögliche Ausleuchtung des menschlichen Wesens überzeugend rüberzubringen. Immerhin geht es hier darum, wie eine (angesichts ihres eher zwielichtigen Freundes: mehr oder weniger) ganz normale Frau – die als Altenpflegerin das Helfen sogar zu ihrem Beruf gemacht hat – aufgrund eines Fehlers und der panischen Angst vor den möglichen Konsequenzen zu einem wahren Monster wird. Was hätte man aus dieser Prämisse nicht alles machen können?

Speziell Mena Suvari hätte ein besseres, mutigeres Drehbuch wirklich verdient gehabt, denn die blonde chronische Nebendarstellerin (etwa in der "American Pie"-Reihe) nutzt diese seltene Gelegenheit, in einer Hauptrolle ihr Können zu zeigen, engagiert aus. Auch wenn ihre Hysterie mitunter nervt (aber die steht nunmal im Skript), Suvaris Energie und Leidenschaftlichkeit in der Darstellung der ziemlich unvorteilhaften Figur (mit übrigens noch unvorteilhafterer Frisur) der Brandi beeindrucken. Der Ire Stephen Rea gibt mit einer gewohnt souveränen, leidensfähigen Vorstellung einen guten Gegenspieler wider Willen ab, wohingegen Russell Hornsby an Suvaris Seite doch etwas blaß bleibt.

Fazit: "Stuck" ist ein nur sehr bedingt massentauglicher, bitterböser Genremix, der seine haarsträubende Thriller-Geschichte mit reichlich schwarzem Humor und Kunstblut anreichert, aber aus dem Potential der Charaktere und des Dilemmas, in dem sie sich befinden, zu wenig herausholt.

Wertung: 6 Punkte.


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