Regie und Drehbuch: Michael "Bully" Herbig, Musik: Ralf
Wengenmayr
Darsteller: Alexander Fehling, Michael "Bully" Herbig, Mina
Tander, Jann-Piet Puddu, Christian Berkel, Daniel Zillmann, Alexander Schubert,
Tim Wilde, Siegfried Terpoorten, Peter Jordan,
Nic Romm, Manou Lubowski, Dominic Boeer, Gisa Flake, Sky du Mont, Mirja du Mont, Olli Dittrich, Rick Kavanian
Rotten Tomatoes: -; weltweites Einspielergebnis: $8,6 Mio.FSK: 6, Dauer: 95 Minuten.
Nach dem Tod seines Vaters erbt Eddie Weber
(Alexander Fehling, "Goethe!", "Inglourious Basterds")
dessen Limonadenimperium und wird zum "Sprudelkönig von Hamburg". Da
Eddie vom Geschäftlichen jedoch nicht allzu viel versteht, überläßt er dies
großteils lieber dem Geschäftsführer Dr. Küster (Christian Berkel, "Der
Untergang") und konzentriert sich selbst stattdessen auf alkoholgetränkte
Partynächte. Unglücklicherweise beginnt sein Lebensstil als Partyhengst auf den einst
guten Ruf des Unternehmens abzufärben, das deshalb zunehmend in finanzielle
Nöte gerät – Eddie muß unbedingt wieder zu sich finden und Verantwortung für
sein Erbe übernehmen. Das versucht der junge Mann auch, doch gibt es eine
Person, die all seine Bemühungen zunichte zu machen scheint: Buddy (Michael "Bully" Herbig)
stellt sich Eddie als sein ganz persönlicher und etwas tollpatschiger Schutzengel
vor, der ihn am liebsten mit der alleinerziehenden Altenpflegerin Lisa (Mina
Tander, "Männerherzen ... und die ganz ganz große Liebe") verkuppeln
will. Natürlich glaubt Eddie Buddys Geschichte nicht, doch da nur er den Amateur-Schutzengel
mit der Vorliebe für penetrante Schlagermusik sehen und hören kann, hält ihn
schon bald alle Welt für verrückt ...
Kritik:
Nachdem Michael "Bully" Herbig in den letzten
Jahren vorwiegend als Schauspieler zu sehen war, aber auch namhaften
Produktionen wie Leander Haußmanns "Hotel Lux", Helmut Dietls
"Zettl" oder in seinem Hollywood-Nebenrollendebüt Don Scardinos Komödie
"Der unglaubliche Burt Wonderstone" nicht zu nennenswertem Kassenerfolg verhelfen
konnte, kehrt er nun wieder auf den Regiestuhl zurück. In dieser Position ist
seine Kinobilanz bislang makellos, sowohl mit den drei aus seiner TV-Sketchreihe
"bullyparade" geborenen Parodiefilmen "Der Schuh des
Manitu", "(T)Raumschiff Surprise Periode 1" und "Lissi und
der wilde Kaiser" als auch mit dem Kinderfilm "Wickie und die
starken Männer" erreichte er ein
Multi-Millionenpublikum. Dennoch war "Buddy" ein kleines Wagnis, ist
es doch Herbigs erster Originalstoff ohne bereits im Vorfeld vorhandener
Fanschar, die einen Kinoerfolg quasi garantieren könnte. Zwar versuchte Bully im Vorfeld, durch eine sechsteilige Sitcom im "Two and a Half Men"-Stil Aufmerksamkeit
zu generieren, dies mißriet jedoch angesichts schlechter Quoten und noch
schlechterer Kritiken gründlich. Wenn man dann noch bedenkt, daß romantische Komödien in Deutschland seit Jahren von den konsequent am
Massengeschmack ausgerichteten und extrem erfolgreichen Hochglanz-Produkten von Til Schweiger und
Matthias Schweighöfer dominiert werden, dann ist Bullys amerikanisch
inspirierter und (beginnend mit den herrlich überkandidelten Playback-Schlager-Einlagen)
ziemlich schräger Ansatz schon mutig zu nennen. Doch "Buddy" hat
einen großen Trumpf, mit dem er wuchern kann: Er ist ein richtig guter Film.
Daß Bullys Stärke eher im Comedy-Bereich liegt, ist
allerdings unverkennbar. Die Interaktion zwischen Bullys Schutzengel und seinem
enervierten Schützling Eddie ist einfach hinreißend, wobei Alexander Fehling
seinem Leinwandpartner schauspielerisch deutlich überlegen und komödiantisch
ebenbürtig ist und somit waschechte Starqualitäten offenbart. Zahlreiche witzige
Slapstick-Einlagen generieren zudem herzhafte Lacher und die genretypisch
leicht skurrilen (etwa zwei immer wieder auftauchende Polizisten oder Lisas
filmverrückter Kollege Hütte) bis maßlos übertriebenen Nebenfiguren ("heute-show"-Comedian
Alexander Schubert als Eddies Möchtegern-Nachfolger im Unternehmen) sorgen
für beinahe durchgängiges Amüsement. Wie bereits erwähnt ist die amerikanische
Prägung des Films unverkennbar – natürlich muß man das nicht gut finden, aber
speziell in dem in Deutschland mindestens seit Sönke Wortmanns "Der
bewegte Mann" im Jahr 1994 so exzessiv behandelten Genre der romantischen
Komödie finde ich das sehr erfrischend. Zumal Bully seine Vorbilder nicht
einfach nur kopiert, sondern wiederholt ironisch überhöht.
Paradebeispiel dafür ist eine spektakuläre und wie der gesamte Film von Kameramann Torsten Breuer sehr sehenswert gefilmte Verfolgungsjagd per pedes und Fahrrad
durch den Hamburger Hafen, die grandios choreographiert (ich fühlte mich gar an
den Parcours-Auftakt des Bond-Films "Casino Royale" erinnert) und gleichzeitig
hoffnungslos übertrieben ist – was sich wohl nicht besser zusammenfassen läßt
als mit dem höchst banalen Ziel dieser atemlosen Hatz: Eddies geklauter Jacke
(auch wenn es dafür im Nachhinein eine einleuchtende Erklärung gibt). Im Gegensatz zum noch viel zu gezwungen wirkenden Probelauf mit der Fernseh-Sitcom "Bully macht Buddy" funktioniert die dezente Amerikanisierung des Stoffes bei "Buddy" deshalb einwandfrei.
Immer wenn "Buddy" von Komödie zu Romanze
umschaltet, läßt die Qualität dagegen etwas nach. Nicht, daß man allzu viel
gegen Eddies erwartet holprige Annäherungsversuche an Lisa einwenden könnte; Bully spult
das routiniert ab, bleibt dabei den altbewährten Genremustern aber allzu treu
und kann somit kaum für Begeisterung sorgen. Etwas bedenklich für eine
romantische Komödie ist es logischerweise auch, wenn die Leinwandchemie des
Liebespaars in spe weniger ausgeprägt ist als die zwischen dem
Hauptdarsteller und seinem Schutzengel-Sidekick. Daß Bully einen
rührseligen Nebenhandlungsstrang um zwei seit Jahrzehnten verliebte, aber
bislang nie zusammengekommene Senioren einbaut, dessen Botschaft sehr
offensichtlich ist, ohne die Filmhandlung ernsthaft weiterzubringen, wirkt
leider ebenfalls eher überflüssig. Aber zum Glück sind die rein romantischen Szenen stets
kurz genug gehalten, daß sie nie wirklich stören. Und die harmonische Besetzung
(inklusive einiger netter Cameos) tut ihr Übriges, damit "Buddy"
unter dem Strich ein sehr sympathischer und lustiger Film ist.
Fazit: "Buddy" ist eine romantische Komödie
jenseits des aus deutschen Landen mittlerweile gewohnten
Schweiger/Schweighöfer-Schemas, die vor allem komödiantisch und durch die
Chemie zwischen den Hauptdarstellern Fehling und Herbig überzeugt – die
romantische Ebene ist lediglich solide, stört aber ebenso wenig wie ein
oder zwei unnötig erscheinende sekundäre Handlungsstränge.
Wertung: 8 Punkte.
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