Regie und Drehbuch: Jalmari Helander, Musik: Juri und Miska
Seppä
Darsteller: Onni Tommila, Jorma Tommila, Tommi Korpela,
Rauno Juvonen, Peeter Jakobi,
Jonathan Hutchings, Per Christian Ellefsen, Ilmari Järvenpää, Risto Salmi
Rotten Tomatoes: 89% (7,0); weltweites Einspielergebnis:
$4,1 Mio.
FSK: 16, Dauer: 82 Minuten.
Kurz vor Weihnachten an der russisch-finnischen Grenze: Auf der
russischen Seite läßt der Wissenschaftler Riley (Jonathan Hutchings) tiefe
Grabungen vornehmen – er ist auf der Suche nach dem Grab des "ursprünglichen
Weihnachtsmannes". Dieser war der Legende zufolge keineswegs ein
gutmütiger Geschenkeonkel, sondern eine gnadenlose Kreatur, die Kinder, die
nicht brav waren, nicht einfach nur die Geschenke vorenthält, sondern sie sehr
hart und brutal bestraft. Auf der finnischen Seite will derweil eine kleine
Dorfgemeinschaft wie stets in der Weihnachtszeit ihre das restliche Jahr über
freilaufende Rentierherde zusammentreiben – nur um festzustellen, daß fast alle
tot sind, scheinbar von Wölfen zerfleischt. Als ein Loch im Grenzzaun entdeckt
wird, sind sich die Erwachsenen sicher, daß die Wissenschaftler aus Rußland die
Schuld daran tragen. Doch in Wirklichkeit stammt das Loch von zwei Kindern, dem
schüchternen Pietari (Onni Tommila) und dem wagemutigen Juuso (Ilmari
Järvenpää). Pietari ist überzeugt, daß der Weihnachtsmann für die toten
Rentiere verantwortlich ist. Natürlich glaubt ihm das keiner, doch dann findet
Pietaris Vater Rauno (Jorma Tommila) in einer Wildfalle in der Nähe seines
Hauses einen zauseligen, weißbärtigen alten Mann, der nichts sagt, aber sehr
finster dreinschaut ...
Kritik:
Die Skandinavier haben sich in den letzten Jahren einen Ruf erarbeitet als Hort verrückter, aber auch kreativer und sogar ziemlich innovativer
Genreproduktionen: "Trollhunter", "Iron Sky" und "Dead Snow" sind drei der bekanntesten Beispiele, "Dead
Snow"-Regisseur Tommy Wirkola schaffte sogar den Sprung nach Hollywood,
ohne seinen Stil großartig zu ändern ("Hänsel und Gretel: Hexenjäger").
Auch die finnische Weihnachts-Horrorkomödie "Rare Exports" von Jalmari Helander (der 2014 mit dem Abenteuerfiilm "Big Game" mit Samuel L. Jackson ebenfalls in englischsprachige Gefilde wechselt), die übrigens komplett ohne weibliche Note auskommt, ist ein
Teil dieser Welle und war in ihrer Heimat sogar ein großer kommerzieller
Erfolg.
Letzteres kann allerdings auch damit zusammenhängen, daß
diese etwas andere Weihnachts-geschichte deutlich massenkompatibler präsentiert
ist als die anderen genannten Beispiele skandinavischer Kinokunst. Für eine
Horrorkomödie gibt es nämlich erstaunlich wenig Comedy und noch weniger Horror,
dafür ein kleines bißchen Familiendrama (das Verhältnis von Pietari zu seinem
verwitweten Vater ist nicht das allerbeste) und Sozialstudie und sogar eine
Prise Coming of Age-Film. Zusammengerührt ergibt dieses einigermaßen
unkonventionelle Rezept einen gefälligen, wenn auch weitgehend harmlosen und
ab einem bestimmten Punkt komplett vorhersehbaren Gruselspaß für die ganze
Familie (abgesehen von den Kleinsten).
Lobenswert ist dabei, daß Regisseur Helander seine
Geschichte (die auf einem gleichnamigen, von ihm inszenierten
Werbe-Kurzfilm aus dem Jahr 2003 basiert) seriös erzählt und nicht auf billige
Schocks oder Lacher aus ist. Helander nimmt die Figuren und ihre Sorgen und
Ängste ernst, anstatt sie zu Witzfiguren zu machen; vor allem zu Beginn liefert
er zudem – soweit das im Rahmen einer nur rund 80-minütigen Horrorkomödie
machbar ist – eine genau beobachtete Schilderung des rauhen Milieus der von der
Zivilisation nahezu komplett abgeschnittenen Rentierzüchter. Darunter leiden dann eben die
(schwarzhumorigen) Humorpassagen, die recht sparsam auf die Handlung verteilt
sind. Daß der Großteil des Films aus der Perspektive des naiven Pietari erzählt
wird (dessen charakterliche Entwicklung leider etwas zu rasant vonstatten geht,
um richtig glaubwürdig zu wirken), sorgt andererseits dafür, daß "Rare
Exports" stets ein wenig märchenhaft wirkt – und Märchen sind bekanntlich
meist ein wenig gruselig.
Dieser Gruselfaktor entfaltet sich in Helanders Film nur
sehr gemächlich, selbst beim Finale der Geschichte hält er sich im Rahmen. Das
ist ein wenig schade, denn es bleibt das Gefühl zurück, daß dem sorgsam
aufgebauten Spannungsbogen ein echter Höhepunkt vorenthalten bleibt;
andererseits sorgt das aber ebenfalls dafür, daß der Realismusgrad der doch ziemlich
phantastischen Story bis zum Schluß erstaunlich hoch bleibt. Logischerweise ist die
äußerst zurückhaltende, subtile Inszenierung der gruseligen Geschehnisse auch
den unübersehbaren Budgetbeschränkungen geschuldet, aber das ändert nichts
daran, daß diese Vorgehensweise leidlich funktioniert.
Fazit: "Rare Exports" ist ein als
Horrorkomödie getarnter Genre-Mix, der seine etwas andere Weihnachtsgeschichte
phantasievoll und atmosphärisch, dabei aber auch recht unspektakulär und
vorhersehbar erzählt.
Wertung: 6,5 Punkte.
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