Originaltitel:
Thor – The Dark World
Regie: Alan
Taylor, Drehbuch: Christopher L. Yost, Christopher Markus und Stephen McFeely,
Musik: Brian Tyler
Darsteller:
Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Sir Anthony Hopkins, Rene
Russo, Christopher Eccleston, Idris Elba, Stellan Skarsgård, Kat Dennings,
Chris O'Dowd, Jaimie Alexander, Zachary Levi, Ray Stevenson, Tadanobu Asano,
Adewale Akinnuoye-Agbaje, Alice Krige, Clive Russell, Tony Curran, Talulah
Riley, Stan Lee, Chris Evans, Benicio del Toro
Nachdem Thor (Chris Hemsworth, "The Cabin in the Woods") gemeinsam mit einigen weiteren
Superhelden in "The Avengers" seinen intriganten Bruder Loki (Tom
Hiddleston, "Gefährten") besiegt hat, wird dieser auf Befehl seines Vaters Odin (Sir Anthony
Hopkins, "Ich sehe den Mann Deiner Träume") in den Kerker von Asgard gebracht, wo er den Rest seines
Jahrtausende währenden Lebens verbringen soll. Thor sorgt unterdessen mit den
Truppen von Asgard dafür, daß sich alle neun Welten zumindest so weit
unterwerfen, daß Frieden herrscht, und kehrt als umjubelter Held zurück. Alles
scheint also perfekt zu sein, doch zum Unwillen seines Vaters kann Thor einfach
seine menschliche Freundin Jane Foster (Natalie Portman, "Black Swan") nicht vergessen. Seit zwei Jahren hat er sie nicht mehr gesehen,
doch Heimdall (Idris Elba, "Pacific Rim"), der alles sehende Wächter
Asgards, behält sie für ihn stets im Auge. Umso beunruhigender ist es, als Heimdall
Jane eines Tages in keiner der neun Welten finden kann – erst einige Stunden
später taucht sie wieder auf der Erde auf und wird von Thor prompt in seine
Heimat gebracht, um sie dort untersuchen zu lassen. Und tatsächlich: Jane hat
unwissentlich eine seit Ewigkeiten versteckte und extrem mächtige Waffe namens
"Äther" absorbiert, die sie zu vernichten droht, wenn sie sie nicht
schnell wieder loswird. Damit jedoch nicht genug: Die Rückkehr des Äthers in
die neun Welten hat auch den seit Äonen totgeglaubten Dunkelelf Malekith
(Christopher Eccleston, "Song for Marion"), den Erzfeind Asgards, mit
seinen letzten Getreuen aus dem Tiefschlaf geweckt. Mit einem
Überraschungsangriff auf Asgard will er den Äther in seine Gewalt bringen und
anschließend alle neun Welten vernichten ...
Kritik:
Auch bei "Thor – The Dark Kingdom" bleiben die
Mächtigen des Comicuniversums von Marvel ihrer Linie treu, mutige
Entscheidungen im kreativen Bereich zu treffen. Vor allem bei den Regisseuren
der einzelnen "Avengers"-Filme (aber teilweise auch inhaltlich wie
bei der von Comicfans nicht sehr gnädig aufgenommenen Enthüllung rund um den
Bösewicht "Mandarin" in "Iron Man 3") ist eine
überraschende Personalauswahl fast schon zur Regel geworden. Bereits 2003
engagierte man für "Hulk" den gefeierten Arthouse-Regisseur Ang Lee
und ließ sich auch vom kommerziellen Mißerfolg dieses Versuchs nicht
entmutigen: Es folgte der bis dahin vor allem als Schauspieler bekannte Jon
Favreau auf dem Regiestuhl von "Iron Man" und "Iron Man 2",
an "Thor" durfte sich der britische Shakespeare-Experte Kenneth Branagh versuchen
und das Megaprojekt "The Avengers" vertraute man mit Joss Whedon
einem Mann an, der zwar durch seine TV-Serien von "Buffy" bis
"Firefly" eine riesige Fanschar angesammelt hatte, als Kinoregisseur
jedoch sehr wenig Erfahrung vorweisen konnte. Im Gegensatz zu Lees "Hulk" erwiesen
sich die späteren Regie-Experimente allesamt als sehr erfolgreich, insofern muß
es nicht verwundern, daß Marvel an der Strategie festhält und den zweiten Thor-Film sogar
einem Kino-Regiedebütanten überließ. Schließlich konnte sich Alan Taylor als
Regisseur zahlreicher qualitativ hochwertiger TV-Serien einen guten Namen erwerben, doch
ausschlaggebend für sein Engagement bei "Thor – The Dark Kingdom"
dürfte seine vielgelobte Arbeit am Fantasyepos "Game of Thrones"
gewesen sein. Erfreulicherweise zahlt sich Marvels Personalpolitik ein weiteres Mal aus, denn Thors zweites Solo-Abenteuer entpuppt sich
als höchst unterhaltsamer Mix aus Fantasy und Science Fiction á la "Star
Wars".
Im Vergleich zu "Thor", der ab dem zweiten Drittel
größtenteils auf der Erde spielte, ist das fantastische Element von "The
Dark Kingdom" nämlich deutlich stärker ausgeprägt. Das dürfte die meisten
Zuschauer erfreuen, schließlich sind die exotischen übrigen acht Welten, die Thor und seine Freunde zusätzlich zur Erde bereisen können,
ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den anderen Superhelden. Regisseur Taylor
und sein Kameramann Kramer Morgenthau ("Das perfekte Verbrechen")
nutzen die sich ihnen so bietenden Möglichkeiten genußvoll aus und
begeistern das Publikum mit eindrucksvollen, majestätischen Panorama-Kamerafahrten
über die prachtvollen Gebäude von Asgard, die fast ein bißchen "Der Herr der
Ringe"-Feeling aufkommen lassen. Die Kulissen wirken dabei etwas weniger
steril als im Vorgänger, auch die deutlich verbesserte 3D-Qualität (die aber
noch immer nicht "Life of Pi"- oder
"Gravity"-Niveau erreicht) ist von Vorteil. Nicht ganz so gelungen – und auch das ist letztlich typisch für die
"Avengers"-Filme – ist die Story, die zwar mit ein
paar Überraschungen aufwarten kann, im Kern aber als ziemlich simple Rache-
bzw. Welteroberungsstory daherkommt. Das ist weder überraschend noch schlimm,
schließlich handelt es sich um eine teure Großproduktion, die auf ein
Massenpublikum zielt, da kann man im Normalfall nicht mit einer richtig
ausgefallenen und tiefgehenden Handlung rechnen. Aber im Rahmen dessen, was
für einen solchen Superhelden-Blockbuster möglich ist, erfüllt die phasenweise sogar sehr emotionale Handlung von
"Thor – The Dark Kingdom" problemlos ihren Zweck und ermöglicht es,
die zentralen Figuren, den Humor und die Action voll zur Geltung kommen zu
lassen.
Eine der größten Stärken der "Avengers"-Reihe ist
mit Sicherheit, daß die Filmemacher ein zusammenhängendes, kohärentes
Superhelden-Universum mit einer Unzahl an markanten und fast ausnahmslos gut
besetzten Figuren geschaffen haben, die im Grunde genommen jederzeit in jedem
Film der Reihe auftauchen können. Natürlich sind die meisten Personen
grundsätzlich einem bestimmten Superhelden "zugeordnet" – so gehört
Pepper Potts untrennbar zu Iron Man und Jane Foster zu Thor –, aber
"Crossovers" sind immer möglich und werden gerne von den
Verantwortlichen verwendet, um die Identifikation des Publikums mit der
gesamten Reihe aufrechtzuerhalten oder sogar zu erweitern (und natürlich auch,
um die Wahrscheinlichkeit zu gehören, daß jemand, der z.B. eigentlich nur
"Captain America"-Fan ist, sich auch einen "Iron Man"-Film
anschaut). Da macht "The Dark World" keine Ausnahme und sorgt für eine sehr amüsante Szene, die an dieser Stelle nicht gespoilert werden soll; doch das
Hauptaugenmerk liegt selbstverständlich auf den aus dem Vorgänger bekannten
Charakteren. Hier wurden die Akzente ein wenig verschoben, um alle zu ihrem
Recht kommen zu lassen. Die im ersten Teil sträflich unterforderte Rene Russo
("Die Thomas Crown Affäre") hat diesmal in ihrer Rolle als Thors und
Lokis liebevolle Mutter Frigga wesentlich mehr zu tun, auch Heimdalls Rolle wurde
ausgeweitet. Dagegen bleiben Thors Freunde und Kampfgefährten Sif (Jaimie
Alexander, "The Last Stand"), Volstagg (Ray Stevenson, "G.I. Joe – Die Abrechnung"), Fandral (Zachary Levi, TV-Serie "Chuck") und Hogun
(Tadanobu Asano, "Der Mongole") eher im Hintergrund – allerdings haben die Drehbuch-Autoren
sorgfältig darauf geachtet, daß sie jeweils mindestens eine gute Szene
haben, in der sie glänzen können. Und auf der Erde sorgen der noch von seinem "Zusammentreffen"
mit Loki in "The Avengers" geprägte Dr. Selvig (Stellan Skarsgård,
"Melancholia") und Janes Praktikantin Darcy (Kat Dennings aus der
Comedyserie "2 Broke Girls") – die sich inzwischen selbst einen
Praktikanten (Chris O'Dowd, "Brautalarm") zugelegt hat – für etliche
lustige Szenen.
Mit den Hauptfiguren wird jedoch logischerweise noch deutlich
pfleglicher umgegangen. Thors Beziehung zu Jane vertieft sich und entwickelt
ein paar neue Facetten, Gleiches gilt für sein Verhältnis zu Loki, dessen Unterstützung
Thor im Handlungsverlauf zähneknirschend in Anspruch nehmen muß. Überhaupt
Loki: Der auch dank Tom Hiddlestons grandios süffisanter Verkörperung in
Windeseile zum Fanliebling aufgestiegene Antagonist von "Thor" und
"The Avengers" erweist sich erneut als absoluter "scene
stealer" und darf dieses Mal sogar ein paar sympathischere Wesenszüge
zeigen, ohne dabei die Ambivalenz, die diese Figur ausmacht, zu verlieren. Alleine
Lokis trockene Kommentare zu Thors Flugkünsten bei ihrem gemeinsamen
überstürzten Aufbruch aus Asgard in einem gekaperten Dunkelelfen-Raumschiff in der zweiten Filmhälfte sind das
Eintrittsgeld schon wert. Leiden unter der Figurenfülle muß allerdings der neue
Oberschurke Malekith, der zwar recht bedrohlich daherkommt und ein paar gute
Szenen hat, aber trotz Ecclestons guter Darstellung vom Drehbuch einfach nicht
genügend Material zur Verfügung gestellt bekommt, um sich nachhaltig in Erinnerung
zu bringen. Das ist schade, aber einen so großartigen Bösewicht wie Loki kann man
eben nicht ständig einfach so aus dem Ärmel schütteln ...
Dennoch sorgt Malekith nach rund 110 äußerst kurzweiligen
Minuten noch für einen rasanten Showdown, in dem die Übergänge zwischen den neun
Welten verschwimmen und die Kämpfe deshalb immer wieder einen sehr
ungewöhnlichen Verlauf nehmen. Das ist gewitzt und wirkt wie eine Mischung
aus der kultigen britischen TV-Serie "Doctor Who" und dem Finale von
"The Avengers" – was will man mehr? Insgesamt ist "Thor – The Dark
Kingdom" angesichts der recht konventionellen und manchmal auch etwas
holprig erzählten Handlung wahrscheinlich nicht der beste der
Solo-"Avengers"-Filme, aber für mich ist er definitiv der unterhaltsamste bisher. Übrigens gibt es dieses Mal sogar zwei zusätzliche Szenen: Die
erste kommt nach dem ersten Teil des Abspanns und leitet auf das
nächstjährige Weltraumspektakel "Guardians of the Galaxy" hin, die
zweite folgt ganz am Ende und stellt (vermutlich) die Weichen für eine Episode der neuen TV-Serie "Agents of S.H.I.E.L.D.".
Fazit: "Thor – The Dark Kingdom" ist ein
nicht allzu originelles, aber extrem unterhaltsames Fantasy/SF/Superhelden-Abenteuer mit spektakulären Kulissen, sympathischen Figuren
und jeder Menge Humor.
Wertung: 8,5 Punkte.
Wertung: 8,5 Punkte.
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