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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 16. November 2023

LITTLE MONSTERS (2019)

Regie und Drehbuch: Abe Forsythe, Musik: Piers Burbrook de Vere
Darsteller: Alexander England, Lupita Nyong'o, Josh Gad, Diesel La Torraca, Marshall Napier, Kat Stewart, Ava Caryofyllis, Charlie Whitley, Kim Thien Doan, Nadia Townsend
Little Monsters (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 79% (6,8); weltweites Einspielergebnis: $0,5 Mio.
FSK: 16, Dauer: 94 Minuten.
Der glücklose Death Metal-Musiker Dave (Alexander England, "Alien: Covenant") ist am Boden zerstört, als sich seine Langzeitfreundin Sara (Nadia Townsend, "Knowing") nach jahrelangen Streitereien schließlich von ihm trennt. Während Dave noch versucht, Sara mit einer großen Geste zurückzuerobern, vergnügt die sich bereits mit einem anderen. Dave findet Unterschlupf bei seiner älteren Schwester Tess (Kat Stewart, TV-Serie "Underbelly – Krieg der Unterwelt") und ihrem fünfjährigen Sohn Felix (Diesel La Torraca), wobei der verantwortungslose Dave Tess schon bald tierisch auf die Nerven geht – weshalb sie ihn dazu verdonnert, ihr mit Felix zu helfen. Das hat Folgen: Als Dave Felix zu seinem Kindergarten bringt, verliebt er sich auf den ersten Blick in die attraktive Kindergärtnerin Miss Caroline (Lupita Nyong'o, "The 355"). Obwohl seine Schwester ihn warnt, daß so ziemlich jeder Vater es erfolglos bei Miss Caroline versucht habe, meldet er sich als Begleitperson für einen Ausflug zu einem Streichelzoo. Sinnigerweise befindet der sich direkt neben einer Militärbasis, auf der es zu einem Zombie-Ausbruch kommt. In einem Souvenirladen verbarrikadieren sich Miss Caroline, Dave und die Kinder und tun alles, um irgendwie zu überleben – wobei die zusätzliche Anwesenheit des unsympathischen Kinder-TV-Stars Teddy McGiggle (Josh Gad, "Die Schöne und das Biest") wenig hilfreich ist ...

Kritik:
Die Karriere der in Mexiko geborenen kenianischen Schauspielerin Lupita Nyong'o nahm relativ spät an Fahrt auf, dafür aber umso gewaltiger. Nach zwei US-College-Abschlüssen und einem Reinschnuppern in Hollywood als Produktionsassistentin von "Der ewige Gärtner" feierte sie mit 30 Jahren ihr Kinodebüt – und erhielt prompt den Nebenrollen-OSCAR für ihre Darstellung der Sklavin Patsy in Steve McQueens Historiendrama "12 Years a Slave". Es folgten Nebenrollen in Hollywood-Produktionen wie "Non-Stop", als Sprecherin in "The Jungle Book" oder als Motion Capture-Alien in der neuen "Star Wars"-Trilogie, dazu gesellten sich Hauptrollen in unabhängig produzierten Filmen wie "Queen of Katwe" oder Jordan Peeles "Wir". Endgültig zum Weltstar wurde Nyong'o aber 2018 in der weiblichen Hauptrolle der Nakia im Marvel-Blockbuster "Black Panther", die sie vier Jahre später in der Fortsetzung "Wakanda Forever" erneut übernahm. Irgendwo in der Mitte dieses Karriereweges ordnet sich die australische Horrorkomödie "Little Monsters" des außerhalb seiner australischen Heimat weitgehend unbekannten Abe Forsythe ("Down Under") ein. Wobei "Horrorkomödie" es nicht hundertprozentig trifft, wie die passendere, aber umständliche Bezeichnung als "postapokalyptischer Musical-Action-Comedy-Horrorfilm" in der englischen Wikipedia-Version aufzeigt (und man könnte sogar irgendwo ein "romantisch" ergänzen). Wichtiger als die genaue Genrebezeichnung ist selbstredend, daß "Little Monsters" trotz eines uneinheitlichen, zwischen derben Gags und recht subtiler Satire schwankenden Humors und einer nicht übermäßig originellen Story richtig gut unterhält – was viel mit Lupita Nyongo's umwerfender Darstellung der patenten Kindergärtnerin Miss Caroline zu tun hat.

Eigentliche Hauptfigur ist allerdings Dave, aus dessen Perspektive der Film erzählt wird. Wir lernen Dave als unreifen, verantwortungslosen Arsch mit Hang zu Schimpfwörtern kennen und es bräuchte schon viel guten Willen, um ihn noch als "liebenswerter Arsch" zu kategorisieren – jedenfalls zu Beginn. Alexander England spielt dieses überemotionale Kind im Körper eines Mannes mit viel Energie und Mut zur Peinlichkeit, er bringt später aber auch seine durchaus erstaunliche Wandlung zum Positiven im Angesicht der Zombie-Gefahr glaubwürdig rüber. Es hilft, daß in der zweiten Filmhälfte mit Josh Gads Teddy McGiggle ein Charakter dazustößt, der einfach ein feiger Fiesling ist, an dem definitiv nichts Liebenswertes zu finden ist. Im Vergleich dazu sieht Dave natürlich gleich besser aus, er lernt jedoch auch von Miss Caroline, seinem kleinen Neffen Felix und den anderen Kindern, ein besserer Mensch zu sein. Das Highlight des Films ist aber zweifellos Miss Caroline, die von Lupita Nyong'o sowohl als fürsorgliche und liebevolle Kindergärtnerin (mit speziell für Dave diskutablem Musikgeschmack) als auch als wie eine Löwin für ihr Rudel kämpfende Zombiekillerin anbetungswürdig verkörpert wird.

Das mag jetzt alles sehr moralisch klingen, aber selbstverständlich reden wir trotz der Kinder immer noch von einer Zombiekomödie im Stil von "Zombieland 2", "Cockneys vs. Zombies" oder dem ebenfalls australischen Geheimtip "Wyrmwood" und daher muß niemand fürchten, daß es vor lauter Charakterenwicklung und romantischen Avancen langweilig wird. Die Zombie-Kills sind dabei durchaus explizit und blutig inszeniert und lassen auch schwarzen Humor nicht missen. Und wo die Gags bei der Konzentration auf Dave und Teddy oft ziemlich derb ausfallen, überrascht Regisseur und Drehbuch-Autor Abe Forsythe wiederholt mit satirischen Elementen, sobald es zur Armee und ihren Zombie-Beseitigungs- und Vertuschungsversuchen kommt – wenn wir etwa ganz nebenbei aus dem Gespräch zweier gelangweilter Soldaten erfahren, daß dies offensichtlich bei weitem nicht ihre erste Begegnung mit Zombies ist (aber wenigstens sei es diesmal die weniger gefährliche langsame Variante!) … Zugegebenermaßen kommt es trotz der überschaubaren Länge des eineinhalbstündigen "Little Monsters" im Mittelteil zu ein paar kleineren Längen und hin und wieder merkt man auch das überschaubare Budget, aber das kompensiert der Film mit einem gelungenen finalen Akt inklusive einiger herrlich bescheuerter und sehr witziger Ideen. Kein Meisterwerk, aber gute Unterhaltung für Freunde des Genres.

Fazit: "Little Monsters" ist eine wirklich nette Horrorkomödie, die sich zwar weitgehend an die Genrekonventionen hält, aber mit netten Ideen und zwei sehr sympathischen Hauptdarstellern punktet.

Wertung: 7 Punkte.