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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 30. März 2023

FREE GUY (2021)

Regie: Shawn Levy, Drehbuch: Matt Lieberman und Zak Penn, Musik: Christophe Beck
Darsteller: Ryan Reynolds, Jodie Comer, Joe Keery, Taika Waititi, Lil Rel Howery, Mike Devine, Utkarsh Ambudkar, Britne Oldford, Camille Kostek, Aaron Reed, Matty Cardarople, Channing Tatum, Hugh Jackman (Stimme), Dwayne Johnson (Stimme), John Krasinski (Stimme), Tina Fey (Stimme), Lara Spencer, Alex Trebek, Chris Evans
Free Guy (2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 80% (7,0); weltweites Einspielergebnis: $331,5 Mio.
FSK: 12, Dauer: 115 Minuten.
Der stets gutgelaunte Guy (Ryan Reynolds, "Killer's Bodyguard") führt ein zufriedenes Leben als Bankangestellter in Free City. Na schön, seine Bank wird mehrmals täglich überfallen und auf den Straßen von Free City gibt es ständig Schießereien und Verfolgungsjagden und hin und wieder treibt sogar ein Panzer oder ein Riesenroboter sein Unwesen – aber man gewöhnt sich schließlich an alles, oder nicht? Eines Tages ändert sich jedoch alles für den hoffnungslosen Romantiker Guy, als er auf der Straße endlich der Frau seiner Träume begegnet, der resoluten Molotovgirl (Jodie Comer, "The Last Duel"). Dadurch ändert sich alles für Guy – allerdings nicht nur im herkömmlichen romantischen Sinne, sondern vor allem deshalb, weil er im Zuge dieses zufälligen Aufeinandertreffens erkennen muß, daß er gar kein normaler Mensch ist, sondern ein Nicht-Spieler-Charakter (NPC) im global erfolgreichen Multiplayer-Spiel "Free City"! Molotovgirl hingegen ist sehr wohl ein Mensch respektive ein von der Programmiererin Millie gesteuerter Avatar. Millie verfolgt eine besondere Mission: Sie sucht den Beweis dafür, daß der schillernde Unternehmenschef Antwan (Taika Waititi, "Jojo Rabbit") Free City illegal auf Grundlage eines Spielecodes entwickelt hat, den er von Millie und ihrem (inzwischen für Antwan arbeitenden) Ex-Partner Keys (Joe Keery, Netflix-Serie "Stranger Things") gestohlen hat. Doch dafür benötigt sie dringend die Hilfe von Guy, der in der Zwischenzeit als vermeintlicher Spielercharakter "Blue Shirt Guy" weltweite Aufmerksamkeit ergattert hat, weil er Punkte sammelt, indem er Gutes tut anstatt Banken auszurauben, sich Schießereien mit der Polizei zu liefern oder unschuldigen NPCs ins Gesicht zu boxen ...

Kritik:
Dem gebürtigen Kanadier Ryan Reynolds wird in den letzten Jahren gerne vorgeworfen, er spiele immer die gleiche Rolle. Das ist zugegebenermaßen nicht völlig von der Hand zu weisen, denn seit dem Megaerfolg als Anti-Superheld "Deadpool" ist die Variabilität seiner Rollenwahl in der Tat signifikant zurückgegangen. Andererseits ist das aber verständlich, denn wenn man erst einmal seine persönliche Erfolgsformel gefunden hat, warum sollte man sie dann nicht weidlich ausnutzen? Zumal dieser Rollentyp zwar stark überzeichnet, aber offensichtlich ziemlich nahe an Reynolds' echter Persönlichkeit ist und er noch offensichtlicher einen Riesenspaß daran hat, diesen Typ in immer neuen Variationen auszuleben. Auch sein Guy in der einfallsreichen Actionkomödie "Free Guy" seines Landsmannes Shawn Levy ("Nachts im Museum") kommt einem recht schnell bekannt vor, unterscheidet sich aber mit seiner ebenso unaufdringlichen wie konsequenten (und leicht naiven) Liebenswürdigkeit doch deutlicher von Deadpool und Co. als die meisten Rollen, die Reynolds in den letzten Jahren verkörperte. Seinen Fans ist das offenbar recht, denn trotz der Veröffentlichung während der Corona-Pandemie entwickelte sich "Free Guy" zu einem Überraschungserfolg, der etwa das Dreifache seiner Produktionskosten einspielte. Und das völlig verdient, denn Levy und Reynolds haben eine liebevoll gestaltete Spieltwelt voller witziger Gags und häufig cleverer popkultureller Anspielungen geschaffen, die in erster Linie eines leistet: Sie verbreitet richtig gute Laune!

Natürlich muß man nicht selbst Computer- oder Videospiele spielen, um "Free Guy" schätzen zu können, aber es hilft mit Sicherheit. Ich selbst bin seit jeher reiner PC-Spieler und habe mich nie für Multiplayer-Spiele wie das in "Free Guy" interessiert, weshalb mir vermutlich ein paar Anspielungen entgangen sind (darunter einige Cameos offenbar sehr bekannter Streamer) – geschadet hat das aber nicht. Das gilt erst recht, zumal sich die popkulturellen Referenzen nicht auf Spiele beschränken, sondern – ähnlich wie in Spielbergs "Ready Player One" – auch auf Filme und TV-Serien erstrecken. Die Bandbreite reicht von äußerst subtilen Anspielungen (eingespielte Melodien, kurze Zitate, eine im Hintergrund auftauchende TARDIS aus "Doctor Who") über deutlich von bekannten Vorlagen inspirierte Szenen und teilweise rein stimmliche Superstar-Cameos bis hin zur an "Ralph reichts" erinnerenden sehr direkten Einbeziehung von ikonischen Figuren und Gegenständen aus dem reichhaltigen Disney- und Fox-Universum (z.B. diverse "Avengers"-Utensilien). Dabei ist "Free Guy" aber keineswegs eine reine Zitatenparade und hält sich dahingehend im Vergleich zu "Ready Player One" durchaus zurück, auch wenn die äußerst liebevoll und detailverliebte Spielwelt definitiv zu den großen Stärken des Films gehört. Es sei aber dringend angeraten, stets den Hintergrund der Szenen im Auge behalten, da passiert nämlich speziell in der ersten Filmhälfte fast immer etwas Interessantes (manchmal sogar ein Glitch …).

Die Story von "Free Guy" ist zwar nicht nobelpreisverdächtig, erfüllt aber bei aller strukturellen Einfallslosigkeit ihren Zweck, der vor allem darin besteht, Guys unwahrscheinliche Heldenreise an der Seite der von Jodie Comer sehr sympathisch verkörperten Molotovgirl voranzutreiben. Hilfreich sind neben den oft cleveren Dialogen auch die amüsant gezeichneten Nebenfiguren, wobei vor allem der hauptberufliche Filmemacher Taika Waititi offensichtlich großen Spaß dabei hatte, den eigentlich sehr klischeehaften Unternehmer-Bösewicht Antwan teils bis ins Groteske übertrieben darzustellen. In der zweiten Hälfte rücken die Anspielungen zugunsten der Story und ausgedehnter Action vorübergehend etwas in den Hintergrund, das wird aber durch den ebenso witzigen und temporeichen wie einfallsreichen Showdown locker wettgemacht. Bei dem geht "Free Guy" noch einmal aufs Ganze und präsentiert neben aufregend choreographierten und mit spektakulären Effekten versehenen Actionsequenzen (für die visuellen Effekte gab es sogar eine OSCAR-Nominierung) eine bunte Melange aus Anspielungen und witzigen Einfällen, die der Videospiel-Prämisse auf so originelle wie lustige Art und Weise gerecht werden. Genau so macht man einen familienfreundlichen Blockbuster ohne großen Anspruch, aber dafür mit umso höherem Unterhaltungswert und einem kräftigen Schuß Selbstironie. Eine Fortsetzung wurde bereits kurz nach dem Release von "Free Guy" angekündigt.

Fazit: Shawn Levys "Free Guy" ist eine nicht allzu anspruchsvolle, aber lustige Actionkomödie für die ganze Familie, die mehr mit ihrer liebevoll gestalteten Videospielwelt überzeugt als mit der eher zweckmäßigen Handlung.

Wertung: 8 Punkte.


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