Wie üblich lassen sich die ganz großen Blockbuster-Sequels im August nicht mehr unter den Neustarts blicken, dafür gibt es aber eine ganze Reihe interessanter Originalstoffe wie "Bullet Train", "Nope" oder "Der Gesang der Flußkrebse" sowie deutsche Fortsetzungen wie "Guglhupfgeschwader" und "Die Känguru-Verschwörung":
4. August:
"Bullet
Train":
Brad Pitt hat kürzlich angekündigt, er werde seine Schauspielkarriere nicht mehr
allzu lange fortsetzen – kann natürlich (und hoffentlich) sein,
daß er sich das noch mal überlegt, aber Fakt ist, daß Pitt sich
bereits seit einiger Zeit auf der Leinwand rar macht (mit maximal
einer Hauptrolle pro Jahr) und sich mehr auf seine Rolle als
Produzent mit seinem eigenen Produktionsstudio Plan B konzentriert.
So gesehen sollte man Pitts Zeit als Schauspieler auf jeden Fall
genießen, solange es noch geht. Beispielsweise mit der auf einem
japanischen Roman basierenden Actionkomödie "Bullet Train"
von "John Wick"- und "Deadpool 2"-Regisseur David
Leitch, in der Pitt den Auftragskiller "Ladybug" spielt.
Dieser soll während einer Fahrt des legendären
Hochgeschwindigkeitszuges Shinkansen (auch "Bullet Train"
genannt) einen Job erledigen – dessen Gelingen ist für Ladybug
besonders wichtig, weil es zuletzt beruflich nicht allzu gut für ihn
lief. Dummerweise stellt sich heraus, daß er nicht der einzige
Killer an Bord ist; fünf weitere (gespielt von Aaron
Taylor-Johnson, Zazie Beetz, Brian Tyree Henry, Joey King und Andrew
Koji) haben ebenfalls Missionen zu erledigen. Und all diese Aufträge
scheinen irgendwie in Verbindung zu stehen … In einer Nebenrolle
als Ladybugs "Managerin" ist übrigens die sich ähnlich
rar machende Sandra Bullock zu sehen, in deren kürzlichem Hit "The
Lost City" wiederum Pitt einen Kurzauftritt absolvierte.
"Guglhupfgeschwader":
Es ist eine schier
unglaubliche Serie: Jeder neue Eberhofer-Schmunzelkrimi nach der
Romanreihe von Rita Falk erreichte in den deutschen Kinos zum Start
mehr Zuschauer als der vorherige (beim Endergebnis klappte das nicht
ganz, zuletzt blieb "Kaiserschmarrndrama" auch
coronabedingt knapp hinter seinem Vorgänger "Leberkäsjunkie"
zurück). Die Chancen stehen nicht schlecht, daß der achte Film
"Guglhupfgeschwader" die Serie fortsetzen wird, wobei das –
wie immer im deutschen Kinosommer – auch vom Wetter abhängen wird.
Für den Dorfpolizisten Eberhofer (Sebastian Bezzel) steht das
zehnjährige Dienstjubiläum an, das aber unter anderem dadurch
gestört wird, daß die örtliche Lottobude explodiert ...
"Warten auf
Bojangles":
Régis Roinsards
("Mademoiselle Populaire") Tragikomödie ist die Verfilmung
eines Bestsellers von Olivier Bourdeaut und lockte in Frankreich zu
Jahresbeginn immerhin über eine halbe Million Zuschauer in die
Kinos. In den 1950er Jahren verlieben sich die recht exzentrischen
Georges (Romain Duris, "Der Auftragslover") und Camille
(Virginie Efira, "Benedetta") unsterblich ineinander und
leben glücklich mit ihrem kleinen Sohn Gary – wobei sie jede Nacht
ausgelassen zum Song "Mr. Bojangles" tanzen. Doch ein
düsteres Geheimnis, das Camille hütet, bedroht das Familienglück
...
"Nope":
Die dritte
Regiearbeit von Jordan Peele nach den gefeierten "Get Out"
und "Wir" ist erneut ein origineller Mystery-Horrorthriller
– die Kritiken sind wiederum gut ausgefallen, allerdings im Schnitt
etwas schwächer als bei den beiden vorangegangenen Werken. Daniel
Kaluuya ("Sicario") und Keke Palmer ("Hustlers")
spielen die Geschwister OJ und Emerald, die in der Nähe von Los
Angeles eine geerbte Pferderanch betreiben. Diese läuft allerdings
nicht sonderlich gut und so denken OJ und Emerald daran, das Gelände
an einen benachbarten Freizeitpark mit Streichelzoo zu verkaufen, der
von einem ehemaligen Hollywood-Kinderstar ("The Walking
Dead"-Star Steven Yeun) geleitet wird. Dann kommt es auf der
Ranch zu unerklärlichen Phänomenen bis hin zu einer UFO-Sichtung
...
"Der
Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr":
Wer auch immer für
den deutschen Titel dieser britischen Tragikomödie von Gillies
MacKinnon ("Small Faces") verantwortlich zeichnet, ist
offensichtlich ein Fan britischer Komödien der 1990er Jahre wie "Der
Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg
herunterkam" – anders läßt sich diese "Übersetzung"
des wesentlich unkomplizierteren Originaltitels "The Last Bus"
kaum erklären … Inhaltlich haben beide Werke allerdings wenig
gemeinsam, denn hier geht es um den älteren schottischen Witwer Tom
(Timothy Spall, "Mr. Turner"), der eine Reise quer durch
Großbritannien unternimmt (genau genommen vom äußersten Norden bis
in den tiefsten Süden), um die Asche seiner verstorbenen Frau an
jenem Punkt zu verstreuen, an dem er sie Jahrzehnte zuvor erstmals
getroffen hatte. Auf seiner Reise – für die er aus Kostengründen
ausschließlich lokale Busse nutzt – hat er einige interessante
Begegnungen und wird nach und nach selbst zu einer kleinen Social
Media-Sensation.
"Der junge
Häuptling Winnetou":
Der von Karl May
erdachte und durch Schauspieler Pierre Brice legendär verkörperte
edle Apachen-Häuptling Winnetou ist und bleibt eine äußerst
populäre Figur. Nachdem sich vor einigen Jahren eine TV-Trilogie den
Abenteuern von Winnetou und seinem Freund Old Shatterhand widmete,
gibt es nun einen ganz neuen Ansatz: Mike Marzuks ("Fünf
Freunde") Kinderfilm zeigt Winnetous Kindheit! Der 12-jährige
Winnetou (Mika Ullritz) hält sich bereits für einen echten Krieger,
doch sein Vater (Mehmet Kurtulus) weiß, daß sein Sohn noch viel
lernen muß. Als die für das Überleben des Stammes wichtigen Büffel
ausbleiben, macht sich Winnetou auf eigene Faust mit seiner Schwester
und dem Waisenjungen Tom auf die Suche – und stößt dabei auch auf
den Banditenanführer Todd Crow (Anatole Taubman).
18. August:
"Der Gesang
der Flußkrebse":
In den USA lief
Olivia Newmans Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Delia
Owens trotz mäßiger Kritiken richtig gut – in Deutschland dürfte
es das Mysterydrama deutlich schwerer haben (wenngleich die Vorlage
auch hierzulande eine Zeitlang auf der Bestseller-Liste stand). Der
britische Jungstar Daisy Edgar-Jones ("Fresh") spielt die
Hauptrolle der Kya, die in den 1950er Jahren als Siebenjährige von
ihrer Familie verlassen wird und daraufhin fast ganz auf sich allein
gestellt im Sumpfland von North Carolina aufwächst – lediglich ein
Freund ihres älteren Bruders besucht sie regelmäßig und bringt ihr
beispielsweise Lesen und Schreiben bei. Erst mit 19 Jahren traut sich
Kya in die Gesellschaft hinaus – und wird prompt zur
Mordverdächtigen! Die Kritiker loben Edgar-Jones'
schauspielerische Leistung, haben ansonsten aber einiges am Film
auszusetzen, der vor allem niemals der Qualität der literarischen
Vorlage gerecht werde. Beim Publikum scheint "Der Gesang der
Flußkrebse" dagegen deutlich besser anzukommen.
"Mein
Lotta-Leben – Alles Tschaka mit Alpaka":
Die erste
Kino-Adaption der Kinderbuch-Reihe von Alice Pantermüller knackte
2019 gerade so die Top 100 der deutschen Jahrescharts, dafür
reichten knapp 240.000 Zuschauer. Offensichtlich genug für eine
Fortsetzung, in der für die 11-jährige Lotta (Meggy Hussong) die
erste Klassenfahrt ansteht. Außerdem muß sie sich mit einem neuen
Mitschüler herumärgern, der auf sie steht – und dann fährt auch
noch Lottas Vater (Oliver Mommsen) kurzfristig als Betreuer mit und
die Schwester von Lottas bester Freundin verschwindet spurlos.
"Jagdsaison":
In der Komödie von
Aron Lehmann ("Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der
Mittel") – einem Remake des gleichnamigen dänischen Hits aus
dem Jahr 2019 – geht es um drei Frauen in ihren 30ern, die alle so
ihre privaten Probleme haben. Eva (Rosalie Thomass, "Beste Zeit") wurde von ihrem
Mann verlassen und ist geschieden, ihre Freundin Marlene (Marie
Burchard) liebäugelt aus Langeweile mit einer Affäre und Bella
(Almila Bagriacik) ist die neue Freundin von Evas Ex-Mann. Bella, die
um ein gutes Verhältnis mit Eva bemüht ist, organisiert einen
Wellness-Ausflug für die drei Frauen – der schnell in Chaos
ausartet ...
"Goliath":
Mit knapp 800.000
Zuschauern war dem gut besetzten episodischen Öko-Thriller von
Frédéric Tellier in seiner französischen Heimat ein ordentlicher
Erfolg beschieden. France (Emmanuelle Bercot, "Mein ein, mein
alles") ist eine Sportlehrerin, die sich gegen den Einsatz von
Pestiziden engagiert; Patrick (Gilles Lelouche, "Ein Becken voller Männer") ist ein einsamer
Anwalt, der sich auf Umweltrecht spezialisiert hat; und Mathias
(Pierre Niney, "Frantz") ist ein begabter Agrar-Lobbyist.
Die Leben dieser drei sehr unterschiedlichen Menschen verbinden sich
durch die Verzweiflungstat einer Landwirtin. Der Film ist offen von
der anhaltenden Diskussion um das potentiell krebserregende Pestizid
Glyphosat und dem moralisch fragwürdigen Handeln des Chemiekonzerns
Monsanto inspiriert.
25. August:
"Die
Känguru-Verschwörung":
Trotz
eines äußerst ungünstigen Starttermins unmittelbar vor dem großen
Corona-Ausbruch in Deutschland im März 2020 (und dann einem zweiten
Anlauf im Sommer nach dem ersten großen Lockdown) reichte es für
"Die Känguru-Chroniken" nach den Textsammlungen von
Marc-Uwe Kling mit 815.000 Zuschauern für Platz 10 in den
Jahres-Kinocharts – ohne Pandemie wäre die Millionenmarke (trotz
sehr gemischter Kritiken) mit Sicherheit locker geknackt worden.
Gerade einmal zwei Jahre später folgt eine Fortsetzung, zu der Kling
nicht nur das Drehbuch beisteuert und das titelgebende Känguru
spricht, sondern auch noch sein Regiedebüt feiert. Diesmal bekommen
es der Kleinkünstler Marc-Uwe (ironischerweise nicht gespielt von
Kling, sondern erneut von Dimitrij Schaad) und sein kommunistischer
vierpfotiger Mitbewohner mit der abgründigen Welt der
Internet-Verschwörungserzählungen zu tun, denn die Mutter (Petra
Kleinert) von Marc-Uwes Nachbarin Maria (Rosalie Thomass) wurde durch
ebenjene radikalisiert und zur Klimawandel-Leugnerin. Wie bekommt man
sie nur wieder auf den Pfad der Tugend? Vielleicht hilft ja der
Besuch einer Verschwörungs-Convention in (wo sonst?) Bielefeld ...
"Beast –
Jäger ohne Gnade":
Im
neuen Hollywood-Film des isländischen Filmemachers Baltasar Kormákur
("Everest") verkörpert Idris Elba ("Pacific Rim")
den seit kurzem verwitweten Dr. Nate Daniels, der mit seinen beiden
Töchtern die südafrikanische Heimat seiner verstorbenen Frau
besucht. Nate hofft, das angespannte Verhältnis zu seinen Töchtern
durch den Aufenthalt in einem von seinem Freund Martin ("Disctrict
9"-Star Sharlto Copley) betriebenen Naturschutzgebiet zu kitten.
Dummerweise entwickelt sich der Aufenthalt rasch zu einem Kampf ums
nackte Überleben, als ein traumatisierter und rachsüchtiger Löwe
die Familie ins Visier nimmt!
"After
Forever":
In den USA war die
"50 Shades of Grey für Teenager"-Reihe nach den Büchern
von Anna Todd von Anfang an ein Totalreinfall, doch in vielen anderen
Ländern lief es für die wenig anspruchsvollen Liebesfilme trotz
überwiegend mieser Rezensionen erheblich besser – weshalb mit
"After Forever" bereits der vierte Film seit 2019 in die
Kinos kommt! Auch Deutschland zählt übrigens zu den starken Märkten
der Reihe: Der erste Film "After Passion" knackte sogar die
Millionen-Zuschauer-Marke, die Fortsetzung "After Truth"
verfehlte sie nur knapp und "After Love" lockte immerhin
noch über 650.000 Interessierte in die Lichtspielhäuser. In "After
Forever" sind Tessa (Josephine Langford) und Hardin (Hero
Fiennes-Tiffin) trotz aller Aufs und Abs ihrer Beziehung immer noch
ein Paar und haben sich sogar weiterentwickelt. Dann sorgt aber ein
Rückschlag bei Hardin, bedingt durch das Aufdecken eines
Familiengeheimnisses, für Ärger. Kann Tessa ihn wieder auf die Spur
bringen?
"Tad Stones
und die Suche nach der Smaragdtafel":
In
Spanien sind die animierten Abenteuer des von Indiana Jones
inspirierten Bauarbeiters Tad, der nebenbei Archäologie studiert,
eine echte Erfolgsreihe: Der erste Film "Tad Stones, der
verlorene Jäger des Schatzes" erreichte 2012 Platz 4 in den
spanischen Jahrescharts, die erste Fortsetzung "Tad Stones und
das Geheimnis von König Midas" mit 3,25 Millionen Kinogängern
im Jahr 2017 immerhin Rang 5. In Deutschland hingegen ist die Reihe
weitgehend unbekannt: Teil 1 wurde direkt fürs Heimkino
veröffentlicht, Teil 2 erreichte im Januar 2018 mit Mühe die Top 20
und kam letztlich auf etwas über 40.000 Zuschauer. Mal sehen, ob die
Reihe inzwischen an Bekanntheit dazugewonnen hat und es für den
dritten Teil etwas weiter nach oben in den Charts geht. Diesmal geht
es Tad vor allem darum, den Respekt seiner Mit-Archäologen zu
gewinnen – doch das ist angesichts seiner chaosstiftenden
Tolpatschigkeit leichter gesagt als getan, denn Tad weckt
versehentlich den Fluch der Mumie ...
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