Regie und Drehbuch: Mike Ahern und Enda Loughman, Musik:
George Brennan
Darsteller:
Maeve Higgins, Barry Ward, Will Forte, Claudia O'Doherty, Terri
Chandler, Risteard Cooper, Emma Coleman, Jamie Beamish
Heute verbringt Rose Dooley (Maeve Higgins) ihre Zeit als
Fahrlehrerin in der irischen Provinz, doch als Kind untersuchte sie mit ihrem
Vater übernatürliche Phänomene, da sie selbst eine entsprechende Gabe besitzt.
Nach einem schrecklichen Unfall gab Rose diese Tätigkeit auf, doch weil ihr Vater
damals eine in Szenekreisen bekannte TV-Sendung hatte, erhält sie noch immer
regelmäßig telefonische Hilferufe von Leuten, die von (möglichen) Geistern
heimgesucht werden – die sie aber konsequent ignoriert. Etwas cleverer geht
allerdings der sympathische Witwer Martin Martin (Barry Ward, TV-Serie "The End
of the F***ing World") vor, der seit Jahren mit seiner Tochter Sarah (Emma
Coleman) und dem Geist seiner verstorbenen und ziemlich dominanten Ehefrau
zusammenwohnt. Denn als Sarah eines Tages ohne ersichtlichen Grund im Schlaf über
ihrem Bett schwebt und einfach nicht aufwacht, gibt Martin sich als
Fahrschüler aus, sodaß er Rose die Problematik von Angesicht zu Angesicht
schildern kann. Die Taktik funktioniert und Rose versucht, Sarah zu helfen,
denn sie erkennt schnell, daß ihr Zustand Teil eines potentiell tödlichen
satanistischen Rituals ist. Dessen Urheber ist der exzentrische Ex-Popstar
Christian Winter (Will Forte, TV-Serie "The Last Man on Earth"), ein
klassisches One-Hit-Wonder mit dem – auch von seiner ehrgeizigen Ehefrau
Claudia (Claudia O'Doherty, "Dating Queen") angetriebenen – Wunsch
nach einem großen Comeback. Zu diesem Zweck will er den Teufel beschwören und benötigt dafür ein Opfer …
Kritik:
Komiker in humorvollen Horrorfilmen zu besetzen, ist ja keine
ganz neue Idee – "Ghostbusters" mit den "Saturday Night
Live"-Alumni Bill Murray und Dan Aykroyd dürfte das bekannteste und auch erfolgreichste Beispiel
dafür sein. Die mit einem weit niedrigeren Budget ausgestattete irische Horrorkomödie
"Extra Ordinary" setzt bei den wichtigen Rollen sogar fast
ausschließlich auf Comedians, auch wenn diese außerhalb ihrer Heimat eher
weniger bekannt sein dürften. Der einzige Name, den ich kannte, war jedenfalls
der des US-Amerikaners Will Forte, da dieser mit der Endzeit-Comedyserie
"The Last Man on Earth" einen internationalen Erfolg feierte
und ebenfalls früher bei "Saturday Night Live" war, woraus er im Jahr
2010 mit seiner MacGyver-Parodie "MacGruber" sogar einen (zunächst heftig gefloppten,
im Heimkinomarkt aber ziemlich einträglichen) Kinofilm entwickelte. An der
Seite von Fortes Bösewicht Christian Winter steht
die australische Komikerin Claudia O'Doherty, beider große Gegenspielerin ist
Hauptdarstellerin Maeve Higgins, eine irische Komikerin. Einzig Roses
Auftraggeber Martin wird mit Barry Ward von einem Schauspieler verkörpert, der
sich nicht vorrangig im Comedy-Bereich einen Namen gemacht hat. Trotzdem:
Drei von vier ist eine beeindruckende Komiker-Quote, anhand derer man meinen
sollte, daß "Extra Ordinary" kaum eine andere Wahl hatte, als ein
sehr witziger Film zu werden. Nunja, mitunter täuschen solche Erwartungen, wie viel zu viele mißlungene Spoof-Comedys im "Scary Movie"-Umfeld
beweisen; hier werden sie hingegen glücklicherweise erfüllt: "Extra
Ordinary" ist eine charmante, sehr sympathische, einfallsreiche
und durchgängig amüsante Horrorkomödie geworden.
Schon der Prolog, in dem eine der alten, in ihrem nüchternen Stil an den guten alten deutschen "Telekolleg" erinnernden Sendungen von Roses
Vater in nostalgischer VHS-Optik unterhaltsam und ohne jegliche
Computereffekte erläutert und zeigt, daß es viel mehr Geister in unserer Welt
gibt, als wir alle uns das vorstellen, versprüht einen sympathischen Charme,
der die gesamten gut eineinhalb Stunden von "Extra Ordinary"
durchzieht. Auf lautstarke Schenkelklopfer hat es das Regie- und Autorenduo
Mike Ahern und Edna Loughman in seinem Langfilmdebüt gar nicht abgesehen, auch wenn
es sehr wohl viele gute Lacher gibt. Trotz ein paar offensichtlicher
Gags sowie etlicher Filmanspielungen ist der Humor insgesamt doch erfreulich subtil ausgefallen und
speist sich aus der Skurrilität der meisten Figuren, die zudem allesamt
ihre ganz persönliche Last zu tragen haben. Das macht es leicht, speziell mit
der von einem folgenreichen Vorfall in ihrer Kindheit traumatisierten Rose wie
auch dem sich allzu bereitwillig dem Geist seiner toten Frau unterwerfenden
Martin mitzufühlen und Sympathie für beide aufzubringen. Auf der anderen Seite
spielt Will Forte den exzentrischen Popstar Christian so herrlich
überkandidelt, daß man ihm und seinen okkulten Anwandlungen gar nicht
richtig böse sein kann, zumal die besagten satanistischen
Rituale und Anbetungen auf höchst effektive Weise absurd beiläufig in Szene
gesetzt sind und der arme Christian ziemlich unter der Knute seiner ehrgeizigen und nicht
allzu liebevollen Gattin steht.
Die Handlung selbst ist zugegebenermaßen nicht überragend
originell und die einzige wirkliche überraschende Wendung ist für geschulte
Beobachter leicht im Voraus zu erkennen (zumal ein ganz ähnlicher Gag bereits in
"The Cabin in the Woods" ausgespielt wurde). Doch angesichts der gut
geschriebenen und gespielten, sympathisch-skurrilen Figuren, der vielen
charmanten kleinen Gags und eines gelungenen Showdowns sieht man darüber großzügig hinweg. Da es sich bei "Extra Ordinary" um eine
Horrorkomödie handelt, hätte jedoch der Horroraspekt gerne etwas
ausführlicher gestaltet werden können. Zwar gibt es ein paar blutige Momente,
Christians großes satanistisches Ritual ist ansprechend gestaltet und wir
lernen sogar etwas fürs Leben (nämlich: Wecke niemals eine schwebende
Jungfrau!), aber man hätte fraglos mehr aus dem Horroraspekt herausholen, sich
beispielsweise vom stilistisch nicht unähnlichen, aber deutlich mehr auf die
Gruselseite fallenden britischen Genrekollegen "Ghost Stories"
inspirieren lassen können. So konzentriert sich "Extra Ordinary" in
erster Linie auf den skurrilen Humor – was angesichts der Komiker-Besetzung
aber natürlich naheliegt – sowie die sich sanft entfaltende Liebesgeschichte
zwischen Rose und Martin (dessen tote Frau davon nicht ganz so begeistert ist),
und das funktioniert insgesamt gut.
Fazit: "Extra Ordinary" ist eine sehr
sympathische und charmante irische Horrorkomödie, die zwar storytechnisch recht unspektakulär
ausfällt, aber mit einer guten Besetzung und leicht skurrilem Humor
viel Freude bereitet.
Wertung: 7,5 Punkte.
"Extra Ordinary" erscheint am 25. Oktober 2019 von Universum Film auf DVD und Blu-ray.
"Extra Ordinary" erscheint am 25. Oktober 2019 von Universum Film auf DVD und Blu-ray.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen