Originaltitel: Bedrag
Regie: Per Fly, Jannik Johansen, Søren Balle, Søren
Kragh-Jacobsen, Drehbuch: Jeppe Gjervig Gram, Anders August und Jannik Taj
Mosholt, Musik: Tobias Wilner
Darsteller: Thomas Bo Larsen, Natalie Madueño, Nikolaj Lie
Kaas, Thomas Hwan, Line Kruse, Esben Smed Jensen, Lucas Hansen, Claes Ljungmark, Waage
Sandø, Julie Grundtvig Wester, Anders Heinrichsen, Charlotte Munk,
Niels-Martin Eriksen, Villum Eneström Valsten
Der dänische Polizist Mads Justesen (Thomas Bo Larsen,
"Die Jagd", "Das Fest") untersucht den Tod eines ukrainischen Arbeiters bei einem
Windpark vor der dänischen Küste. Eigentlich spricht viel für einen
Unfall, doch nicht zuletzt die merkwürdig mauernden Kollegen des
zu Tode Gekommenen wecken Mads' Mißtrauen. Wie sich rasch herausstellt, trügt
ihn seine Intuition keineswegs, ein Team der Wirtschafts-Kriminalpolizei um
Alf Rybjerg (Thomas Hwan) ermittelt bereits lange gegen den
aufstrebenden Windpark-Betreiber Energreen, dessen charismatischer Vorstandsvorsitzender
Alexander "Sander" Sødergren (Nikolaj Lie Kaas, "Erbarmen") den vor dem
Börsengang stehenden und auf zukunftsweisende alternative Energien setzenden
Konzern hemdsärmelig führt. Im Konzern wird derweil die junge Juristin
Claudia (Natalie Madueño) von ihrem Vorgesetzten ins Vertrauen gezogen, da er
illegale Machenschaften entdeckt hat, die bis hin zu
Sødergren reichen könnten. Nun muß die alleinerziehende Mutter eines Sohnes
also eine folgenschwere Entscheidung treffen zwischen ihren moralischen Grundsätzen und
ihrem beruflichen Ehrgeiz …
Kritik:
Bekanntlich haben skandinavische TV-Serien und -Reihen von
"Mankells Wallander" über "Die Brücke" bis zu "Kommissarin
Lund" bereits vor vielen Jahren einen bemerkenswerten globalen
Siegeszug gestartet, der im Jahr 2018 noch immer anhält. Meine persönliche
Lieblingsserie aus dem europäischen Norden hat jedoch gar nichts mit den
beliebten "Scandic Noir"-Krimis zu tun, vielmehr handelt es sich um das
brillante "Borgen – Gefährliche Seilschaften" – die für mich beste
Politikserie überhaupt (ja, sogar besser als die US-Kultserie "West
Wing"). Als ich erfuhr, daß mit Jeppe Gjervig Gram einer der drei
"Borgen"-Schöpfer mit zwei Kollegen (einer schrieb ebenfalls einige
"Borgen"-Episoden) eine Kriminalserie im
Wirtschaftsmilieu geschaffen hat, war ich dementsprechend gespannt: Würde auch
"Follow the Money" eine so packende, intelligente, einfallsreiche,
realitätsnahe und unterhaltsame Serie werden? Bedauerlicherweise muß ich diese
Frage zumindest für die erste Staffel klar verneinen, denn obgleich "Follow
the Money" ein handwerklich kompetent gemachter, gut gespielter und überwiegend spannender Wirtschaftsthriller in kühler, blaustichiger Edeloptik ist, der bei vielen Kritikern gut ankommt und sogar einige Preise einheimsen konnte
(allerdings nicht grundlos primär für die darstellerischen
Leistungen), erreicht die Serie bei weitem nicht die Qualität von
"Borgen".
Dabei ist der erfreulich komplexe Fall selbst, in dem Mads und Alf
ermitteln, sogar ziemlich gut konstruiert und enthüllt wiederholt neue
Facetten – da wären die ganzen Klischee-Bösewichte bei Energreen gar nicht
nötig gewesen, sie sind sogar eher kontraproduktiv. Als eine recht gute Idee erweist es sich hingegen, einen
weiteren Handlungsstrang um die Automechaniker Nicky (Esben Smed Jensen)
und Bimse (Lucas Hansen) einzubauen. Die jungen Männer haben beide eine
kleinkriminelle Vergangenheit, doch während Nicky – der inzwischen ein Kind hat
und in der Werkstatt des Vaters seiner Freundin arbeitet – eigentlich nun ein
gesetzestreues Leben führen will, pflegt der leichtlebige Bimse weiterhin seine
kriminellen Kontakte und verführt den finanzschwachen Nicky zu einem letzten
Coup. Der vermeintlich einfache Autodiebstahl zieht aber wenig überraschend
heftige Konsequenzen nach sich, die auch Nicky und Bimse indirekt in Energreens
Machenschaften verwickeln. Zugegeben, diese Verbindung wirkt schon ziemlich
gezwungen und konstruiert, aber die Geschichte der beiden jungen Männer sorgt
für die nötige Abwechslung von der zwangsläufig doch recht trockenen Krimi- und
Wirtschaftsthematik. Zwar taugen auch Nicky und Bimse nur sehr bedingt als
Sympathieträger, doch zumindest sind sie keine berechnenden Fieslinge in
Nadelstreifen, sondern naive Kindsköpfe ohne böse Absichten (was man
durchaus als verharmlosend betrachten kann, aber im Kontext der Serie
funktioniert es).
Immerhin eine Person gibt es aber doch, die fast vollständig positiv betrachtet werden kann: Wirtschaftspolizist Alf ist ein kompetenter, netter und immer hilfsbereiter Mann, der sich zwar ein wenig von den Flausen seines aufbrausenden neuen Partners Mads anstecken läßt, aber letztlich doch meistens das Richtige tut. Mads selbst ist eigentlich ganz in Ordnung und hat das Herz am rechten Fleck, aber seine ständigen ermittlungsgefährdenden Dummheiten nerven auf Dauer ebenso wie sein kompliziertes Privatleben mit einer an MS leidenden Ehefrau (Line Kruse, "Dänische Delikatessen") und zwei Kindern – das erinnert stark an "Borgen" mit der zwischenzeitlich an Krebs erkrankten Premierministerin Nyborg, ist aber weniger überzeugend umgesetzt. Was im Grunde genommen für die gesamte Serie respektive Staffel gilt. An den Schauspielern liegt das nicht, die liefern weitestgehend gute Arbeit ab, wobei neben Larsen, Hwan, Madueño, Smed Jensen und dem vor allem als Inspektor Carl Mørck aus den Jussi Adler-Olsen-Kinofilmen bekannten Nikolaj Lie Kaas noch Claes Ljungmark aus der TV-Reihe "Arne Dahl" in der Rolle von "P", Sødergrens undurchsichtigem Mann fürs Grobe, eine explizite Erwähnung verdient. Da die allgemeine Rezeption von "Follow the Money", wie erwähnt, besser ausfiel als bei mir, gibt es übrigens bereits eine zweite Staffel, eine dritte soll nach einer etwas längeren Pause 2019 im dänischen Fernsehen ausgestrahlt werden.
Immerhin eine Person gibt es aber doch, die fast vollständig positiv betrachtet werden kann: Wirtschaftspolizist Alf ist ein kompetenter, netter und immer hilfsbereiter Mann, der sich zwar ein wenig von den Flausen seines aufbrausenden neuen Partners Mads anstecken läßt, aber letztlich doch meistens das Richtige tut. Mads selbst ist eigentlich ganz in Ordnung und hat das Herz am rechten Fleck, aber seine ständigen ermittlungsgefährdenden Dummheiten nerven auf Dauer ebenso wie sein kompliziertes Privatleben mit einer an MS leidenden Ehefrau (Line Kruse, "Dänische Delikatessen") und zwei Kindern – das erinnert stark an "Borgen" mit der zwischenzeitlich an Krebs erkrankten Premierministerin Nyborg, ist aber weniger überzeugend umgesetzt. Was im Grunde genommen für die gesamte Serie respektive Staffel gilt. An den Schauspielern liegt das nicht, die liefern weitestgehend gute Arbeit ab, wobei neben Larsen, Hwan, Madueño, Smed Jensen und dem vor allem als Inspektor Carl Mørck aus den Jussi Adler-Olsen-Kinofilmen bekannten Nikolaj Lie Kaas noch Claes Ljungmark aus der TV-Reihe "Arne Dahl" in der Rolle von "P", Sødergrens undurchsichtigem Mann fürs Grobe, eine explizite Erwähnung verdient. Da die allgemeine Rezeption von "Follow the Money", wie erwähnt, besser ausfiel als bei mir, gibt es übrigens bereits eine zweite Staffel, eine dritte soll nach einer etwas längeren Pause 2019 im dänischen Fernsehen ausgestrahlt werden.
Fazit: Die erste Staffel der dänischen TV-Serie
"Follow the Money" erzählt einen grundsoliden, handwerklich gut gemachten
und stark gespielten Wirtschaftsthriller, der aber unter zahlreichen
Klischees und zu vielen unsympathischen Figuren leidet.
Wertung: 6,5 Punkte.
Die erste Staffel von "Follow the Money" erschien
am 27. April 2018 von Edel:Motion vorerst exklusiv bei Amazon auf DVD und
Blu-ray sowohl als Download, Bonusmaterial gibt es (bis auf ein paar Trailer) keines. Ein
Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von Glücksstern-PR zur Verfügung
gestellt.
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