Originaltitel:
The Hitman's Bodyguard
Regie:
Patrick Hughes, Drehbuch: Tom O'Connor, Musik: Atli Örvarsson
Darsteller:
Ryan Reynolds, Samuel L. Jackson, Gary Oldman, Salma Hayek, Élodie Jung,
Yuri Kolokolnikov, Joaquim de Almeida, Tine Joustra, Richard E. Grant, Rod Hallett, Marko Mandic, Sam
Hazeldine, Barry Atsma, Mounir Margoum, Joséphine de
La Baume
FSK: 16, Dauer: 119 Minuten.
Der skrupellose weißrussische Diktator Dukhovich (Gary Oldman,
"Dame, König, As, Spion") ist vor dem Internationalen
Strafgerichtshof in Den Haag wegen Völkermordes angeklagt, doch Beweise gibt es
wenige und die Zeugen gegen Dukhovich sterben weg wie die Fliegen, ehe sie aussagen
können. Der allerletzte Trumpf der Anklage ist der in Manchester inhaftierte
Elite-Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson, "Kong: Skull Island"), den Dukhovich einst anheuern wollte. Kincaid ist im
Austausch für die Freiheit seiner ebenfalls festgenommenen Ehefrau Sonia (Salma
Hayek, "Savages") zur Aussage bereit – doch dafür muß er erst
lebendig nach Den Haag gebracht werden. Mit der Überführung beauftragt
Interpol-Vizedirektor Foucher (Joaquim del Almeida, TV-Serie "Queen of the
South") ein Team um die junge Agentin Amelia (Élodie Yung, "G.I. Joe – Die Abrechnung"). Als der Konvoi von Dukhovichs Schergen
attackiert wird und sich Amelia nur knapp mit Kincaid in Sicherheit bringen
kann, ist klar: Es muß einen Maulwurf geben. Also ruft sie den einzigen um
Hilfe, dem sie in einer solchen Situation vertraut: ihren Ex-Freund Michael
Bryce (Ryan Reynolds, "Deadpool"), von Beruf
Personenschützer. Der allerdings ist gar nicht gut auf Kincaid zu sprechen, denn
mit dem Auftragsmörder stieß er im Rahmen seiner Tätigkeit schon häufig
zusammen …
Kritik:
Nachdem der australische Regisseur Patrick Hughes mit "The Expendables 3" einen soliden Hollywood-Einstand
feierte (für die Problematik mit der von Reihenschöpfer Sylvester Stallone
angestrebten niedrigen Altersfreigabe, die zum Boykott speziell der US-Fans
und damit einem mittelmäßigen Einspielergebnis führte, konnte er nichts), legt
er mit "Killer's Bodyguard" eine weitere Actionkomödie nach, die mit
einer sogar noch hochkarätigeren Besetzung protzen kann. Dummerweise kommt
davon aber nur die Hälfte zur Geltung, denn das sehr generisch geratene
Drehbuch von Tom O'Connor ("Fire with Fire") konzentriert sich fast
komplett auf das charismatische Hauptdarsteller-Duo Ryan Reynolds und Samuel L.
Jackson. Das ist zwar nicht die dümmste Idee, denn tatsächlich harmonieren
Reynolds und Jackson gut und sind somit letztlich der mit Abstand beste Grund,
sich "Killer's Bodyguard" anzuschauen. Wirklich mehr als ein
mittelmäßiger Genrebeitrag ist zwar trotzdem nicht herausgekommen, das Duo
sorgt aber zumindest dafür, daß man ihn sich schmerzfrei anschauen kann und
sich trotz der vielen Mängel sogar leidlich gut unterhalten fühlt.
Die Prämisse ist ebenso altbekannt wie bewährt: Zwei starke, jedoch höchst unterschiedliche Persönlichkeiten sind dazu gezwungen, zusammenzuarbeiten, um
die Bösen zur Strecke zu bringen. In diesem Fall sind das der von Reynolds
verkörperte mürrische Bodyguard Bryce, der alles haarklein vorausplant, und
Jacksons implusiver Auftragskiller Kincaid, der am liebsten improvisiert.
Zugegeben, daß eine Hälfte des ungleichen Duos hier ein Auftragsmörder ist, das
ist dann doch eher ungewöhnlich (in "Nur 48 Stunden" mußte Cop Nick
Nolte zumindest mit dem Kleinkriminellen Eddie Murphy kooperieren, aber ein Killer
ist natürlich schon noch mal eine andere Hausnummer); die praktischen
Auswirkungen sind jedoch minimal, zumal Kincaid sich selbst wegen seiner strengen
Kriterien, welche Aufträge er annimmt, sowieso als einen von den Guten
betrachtet. Trotzdem streiten und frotzeln sie natürlich ständig, was zwar –
wie der gesamte Film – nicht sonderlich originell ist, aber ziemlich amüsant.
Immerhin ein paar ungewöhnlichere Ideen hat das Drehbuch auch zu bieten, speziell überzeugen die vereinzelten, sehr gewalthaltigen "Liebes-Rückblenden"
beider Männer, die umso witziger sind, als sie mit besonders schwülstigen
Lovesongs unterlegt sind (Lionel Richies "Hello" respektive
Foreigners "I Want to Know What Love Is" – ich mag übrigens beide
Songs, das mit dem "schwülstig" ist also gar nicht negativ gemeint!).
Damit wären wir bei den beiden Damen des Films
angelangt, deren Rollen sich allerdings leider größtenteils auf ihren Status
als Love Interest beschränken. Vor allem Salma Hayek ist als Kincaids Ehefrau
Sonia sträflich unterbeschäftigt, macht aber definitiv das Beste aus der Rolle: Ja, die heißblütige Latina ist ein arges Klischee, aber wenn es so
hinreißend dargeboten wird wie hier von Salma Hayek, dann nimmt das sehr gerne
in Kauf. Die Französin Élodie Yung hat als Bryces Ex-Freundin und
Interpol-Agentin Amelia deutlich mehr zu tun, bleibt nach einem
vielversprechenden Auftakt enttäuschenderweise aber letztlich doch
gutaussehende Staffage. Ähnlich sieht es mit dem großen bösen Wolf der Geschichte
aus: Auch wenn er seine wenigen Szenen gekonnt nutzt, um den skrupellosen
Diktator Dukhovich so bösartig und hassenswert wie nur irgend möglich zu
charakterisieren, fragt man sich unweigerlich, was Gary Oldman wohl geritten hat,
eine dermaßen stereotype und oberflächliche Rolle zu akzeptieren – alleine der
Gehaltsscheck wird es kaum gewesen sein, vielleicht hatte er ganz einfach Zeit
zwischen zwei Filmen, die ihm wirklich am Herzen lagen, und dachte sich, ein
paar Drehtage in Europa mit netten Kollegen kommen genau richtig? Aber wie dem auch sei: So bedauerlich es ist, einen Hochkaräter wie Gary Oldman so klar zu unterfordern, so ist er doch zweifellos trotzdem eine Bereicherung.
Generell ist die sowieso sehr dünne Handlung von
"Killer's Bodyguard" ähnlich ausgelutscht und uninspiriert wie
Bösewicht Dukhovich. Die stark an Filme wie Clint Eastwoods "Der Mann, der
niemals aufgibt" oder "16 Blocks" mit Bruce Willis erinnernde
Story des wichtigen Zeugen, der gegen alle Widerstände rechtzeitig zu seiner
Aussage vor Gericht gebracht werden muß, ist nun wirklich nicht einfallsreich
und selbst die Frage nach der Identität des Maulwurfs sorgt nicht für Spannung,
da die dem Zuschauer erstaunlich früh offenbart wird. Und über diverse, für das
Genre recht typische Logik- und Glaubwürdigkeitsprobleme (wie die Tatsache,
daß immer genau so viele von Dukhovichs Schergen auftauchen, daß Bryce und
Kincaid sie noch relativ problemlos abfertigen können, anstatt daß es mal einen
wirklich massierten Angriff gäbe) will ich gar nicht großartig reden. So
bleiben letztlich eben die beständigen Frotzeleien zwischen den spielfreudigen
Reynolds und Jackson als der große Pluspunkt des Films – und natürlich die
zahllosen Actionsequenzen, die von rasanten Schußwechseln und Nahkämpfen bis hin zu
Verfolgungsjagden zu Fuß, im Auto und sogar á la James Bond im Boot alles
abdecken. Das ist trotz eines überschaubaren Budgets von $30 Mio.
größtenteils grundsolide choreographiert und angemessen spektakulär in Szene
gesetzt, wenn "Killer's Bodyguard" auch kaum etwas zu bieten hat, das
Genrefreunde nicht bereits mehrfach anderswo gesehen hätten.
Fazit: "Killer's Bodyguard" ist eine solide
Actionkomödie nach Schema F, die sich durch die hochkarätige Besetzung und
dabei speziell die gut aufgelegten Hauptdarsteller Ryan Reynolds und Samuel L.
Jackson leicht oberhalb des Mittelmaßes einrangiert.
Wertung: 6,5 Punkte.
"Killer's Bodyguard" ist im Vertrieb von EuroVideo seit 30. Dezember 2017 digital erhältlich, auf DVD und Blu-ray erscheint er am 12. Januar 2018. Eine Rezensionsmöglichkeit wurde mir von EuroVideo freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
"Killer's Bodyguard" ist im Vertrieb von EuroVideo seit 30. Dezember 2017 digital erhältlich, auf DVD und Blu-ray erscheint er am 12. Januar 2018. Eine Rezensionsmöglichkeit wurde mir von EuroVideo freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
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