Regie: Wolfgang Petersen, Drehbuch: Mark Protosevich, Musik:
Klaus Badelt
Darsteller: Kurt Russell, Emmy Rossum, Josh Lucas, Richard
Dreyfuss, Jacinda Barrett, Mía Maestro, Mike Vogel, Freddy Rodríguez, Kevin
Dillon, Andre Braugher, Kirk B.R. Woller, Stacy Ferguson
FSK: 12, Dauer: 98 Minuten.
Silvesterabend auf dem Luxus-Kreuzfahrtschiff "Poseidon": Feucht-fröhlich und vergnügt wird in das neue Jahr hineingefeiert, als pünktlich wenige
Sekunden nach Mitternacht quasi aus dem Nichts eine gewaltige Riesenwelle das
Schiff trifft und zum Kentern bringt. Diejenigen, die sich im großen Saal
befinden, haben den Crash fast alle überlebt, da der Saal vorerst wasserdicht
ist. Da für eine Weile auch noch genügend Luft zum Atmen verbleibt, befiehlt Kapitän Bradford
(Andre Braugher, TV-Serie "Brooklyn Nine-Nine"),
auszuharren, bis Rettung kommt. Trotzdem machen sich Robert Ramsay
(Kurt Russell, "The Hateful 8"), der nach seiner sich während des
Aufpralls in einem anderen Teil des Schiffs aufhaltenden Tochter Jennifer (Emmy Rossum,
"Das Phantom der Oper", TV-Serie "Shameless") suchende
frühere Bürgermeister von New York, und der Glücksspieler und Ex-Marinesoldat Dylan Johns
(Josh Lucas, "Sweet Home Alabama"), der nicht glaubt, daß Abwarten
wirklich die beste Alternative ist, mit einigen weiteren Personen auf. Sie
wollen einen Weg aus dem gekenterten und von Explosionen gebeutelten Schiff
finden, ehe es für sie alle zu spät ist ...
Kritik:
Eigentlich schien es gar keine schlechte Idee zu sein, mit den technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts ein Remake von Ronald Neames auf Paul Gallicos Roman "Der Untergang der Poseidon" basierendem Katastrophenfilm-Klassiker "Die Höllenfahrt der Poseidon" aus dem Jahr 1972 zu drehen, zumal der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen sich mit dem nassen Element ja nachweislich sehr gut auskennt (siehe "Das Boot" und "Der Sturm"). Im Nachhinein ist man ja meistens schlauer, und in diesem Fall ist das Fazit eindeutig: Es war doch kein so guter Einfall. In den USA ist "Poseidon" – mit Produktionskosten von geschätzten $160 Mio. zu seiner Zeit einer der teuersten Filme überhaupt! – gnadenlos gefloppt (und hat im Vorbeigehen Petersens Hollywood-Karriere gekillt), in Deutschland und dem restlichen Europa lief es ähnlich mäßig; lediglich überraschend gute Einspielergebnisse in Asien sorgten dafür, daß das Studio wenigstens keinen Totalausfall verbuchen mußte, sondern nur einen "normalen" Flop.
Eigentlich schien es gar keine schlechte Idee zu sein, mit den technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts ein Remake von Ronald Neames auf Paul Gallicos Roman "Der Untergang der Poseidon" basierendem Katastrophenfilm-Klassiker "Die Höllenfahrt der Poseidon" aus dem Jahr 1972 zu drehen, zumal der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen sich mit dem nassen Element ja nachweislich sehr gut auskennt (siehe "Das Boot" und "Der Sturm"). Im Nachhinein ist man ja meistens schlauer, und in diesem Fall ist das Fazit eindeutig: Es war doch kein so guter Einfall. In den USA ist "Poseidon" – mit Produktionskosten von geschätzten $160 Mio. zu seiner Zeit einer der teuersten Filme überhaupt! – gnadenlos gefloppt (und hat im Vorbeigehen Petersens Hollywood-Karriere gekillt), in Deutschland und dem restlichen Europa lief es ähnlich mäßig; lediglich überraschend gute Einspielergebnisse in Asien sorgten dafür, daß das Studio wenigstens keinen Totalausfall verbuchen mußte, sondern nur einen "normalen" Flop.
Es hat durchaus seinen Grund, daß "Poseidon" kein kommerzieller
Erfolg wurde. Um genau zu sein, gibt es zwei ganz konkrete Gründe dafür: das schwache,
unfaßbar einfallslose Drehbuch, das keine Klischeefalle ausläßt, und
vor allem Petersens dramatische Fehlentscheidung nach den Dreharbeiten, in der
Postproduktion fast alle Szenen, die der Figurenzeichnung dienten,
rauszuschneiden. Erneut klingt die Idee, die hinter dieser Entscheidung
steckt, eigentlich gar nicht so übel: Petersen wollte lieber die Taten der
Charaktere für sich sprechen lassen. Dumm nur: Das funktioniert hier überhaupt
nicht! Denn dafür sind die Figuren einfach nicht interessant genug gestaltet und auch nicht
wirklich gut genug gespielt (was allerdings nur sehr bedingt den Darstellern zum
Vorwurf gemacht werden kann – es ist nunmal nicht einfach zu glänzen, wenn ganz
klar die Spezialeffekte im Mittelpunkt stehen). Und die wenigen ruhigeren
Szenen, die vor allem zu Beginn des Films "überlebt" haben, lassen die Protagonisten nicht einmal
sonderlich sympathisch rüberkommen. Ein Kardinalfehler für einen
Katastrophenfilm, der das Publikum ja tunlichst dazu bringen sollte, mit den
um ihr Leben kämpfenden Figuren mitzuzittern ...
Gerade der Vergleich mit dem beliebten, wenngleich inzwischen etwas antiquiert anmutenden Original zeigt die Schwächen von Petersens Version gnadenlos auf: Die liebevoll gezeichneten, authentischen Charaktere, die von großen Schauspielern wie Gene Hackman, Ernest Borgnine, Red Buttons, Roddy McDowall und vor allem Shelley Winters (die für ihre Rolle den Golden Globe gewann) glaubwürdig zum Leben erweckt wurden, konnten problemlos das Mitgefühl des Publikums wecken und blieben einem als "echte Typen" lange in Erinnerung. Ja, selbst Leslie Nielsens kleine Rolle als Schiffskapitän in "Die Höllenfahrt der Poseidon" hatte mehr Substanz und Gefühl als alle Hauptrollen der Neuverfilmung! Dabei ist die Besetzung von "Poseidon" gar nicht schlecht: Kurt Russell, Josh Lucas, OSCAR-Gewinner Richard Dreyfuss ("Der weiße Hai", als zu Zynismus neigender schwuler Architekt), Emmy Rossum, Mía Maestro ("Frida", als blinde Passagierin Elena), Mike Vogel ("Cloverfield", als Jennifers Freund Christian), Freddy Rodríguez ("Das Mädchen aus dem Wasser", als Schiffskellner Valentin), Jacinda Barrett ("Der letzte Kuß", als alleinerziehende Mutter Maggie), Kevin Dillon ("Platoon", als Spieler "Lucky Larry"), Andre Braugher, dazu die Black Eyed Peas-Sängering Stacey "Fergie" Ferguson als Bordsängerin – das sind alles solide, teilweise sogar sehr gute Schauspieler. Aber sie sind nicht gut genug, um solch flache Charaktere, wie sie ihnen das Drehbuch von Mark Protosevich ("I Am Legend") vorgibt, mit Leben zu füllen. Und daß sie auf ihrem Weg durch das gekenterte Schiff von einer klischeetriefenden, für jeden, der schon mal einen Katastrophenfilm gesehen hat, vorhersehbaren Situation zur nächsten stolpern, macht die Sache natürlich nicht besser.
Es gibt inhaltlich also nur sehr wenig, was man an "Poseidon" loben könnte. Der Witz an der Sache ist: Trotzdem ist der Film durchaus unterhaltsam geraten. Die Spezialeffekte von George Lucas' Studio ILM, die den Großteil des gewaltigen Budgets verschlingen, sind überwiegend ziemlich beeindruckend geraten, speziell der von der Musik des Hans Zimmer-Schülers Klaus Badelt ("Fluch der Karibik") actionreich untermalte Untergang der Poseidon sieht richtig gut aus – dafür gab es dann auch eine nicht unverdiente OSCAR-Nominierung in der Kategorie "visuelle Effekte". Und da Wolfgang Petersen als Regisseur natürlich sein Handwerk versteht, gelingt es ihm und seinem Darsteller-Ensemble selbst in den klischeeüberladensten Szenen noch, sie bemerkenswert aufregend und (selbst, wenn man ziemlich genau weiß, was passieren wird) spannend darzubieten. Logischerweise übertrifft "Poseidon" den fast 35 Jahre älteren Vorgänger somit in technischer Hinsicht mehr als deutlich, auch das höhere Erzähltempo entspricht eher heutigen Kinokonventionen als das Vorgehen in Neames Film, der sich reichlich Zeit für seine Geschichte und die handelnden Figuren läßt – auch wenn, wie angesprochen, Petersen es mit der radikalen Kürzung charaktergetriebener Szenen definitiv übertrieben hat (wobei es ob des generell mäßigen Drehbuchs natürlich sein kann, daß die tatsächlich einfach nur langweilig waren und deshalb doch zu Recht rausgeflogen sind). Dafür kommt wegen der resultierenden Kürze des nur eineinhalb Stunden langen Films trotz der zahlreichen inhaltlichen Schwächen nie wirklich Langeweile auf. Wenn man "Poseidon" also als das nimmt, was er ist – sinnfreie Sommer-Action-Unterhaltung nämlich –, dann bekommt man Zufriedenstellendes geboten. Wer mehr erwartet, der hat in diesem Genre sowieso keine übermäßig große Auswahl, sollte aber zumindest lieber auf den wesentlich besseren "Die Höllenfahrt der Poseidon" zurückgreifen. Oder gleich auf James Camerons "Titanic" ...
Gerade der Vergleich mit dem beliebten, wenngleich inzwischen etwas antiquiert anmutenden Original zeigt die Schwächen von Petersens Version gnadenlos auf: Die liebevoll gezeichneten, authentischen Charaktere, die von großen Schauspielern wie Gene Hackman, Ernest Borgnine, Red Buttons, Roddy McDowall und vor allem Shelley Winters (die für ihre Rolle den Golden Globe gewann) glaubwürdig zum Leben erweckt wurden, konnten problemlos das Mitgefühl des Publikums wecken und blieben einem als "echte Typen" lange in Erinnerung. Ja, selbst Leslie Nielsens kleine Rolle als Schiffskapitän in "Die Höllenfahrt der Poseidon" hatte mehr Substanz und Gefühl als alle Hauptrollen der Neuverfilmung! Dabei ist die Besetzung von "Poseidon" gar nicht schlecht: Kurt Russell, Josh Lucas, OSCAR-Gewinner Richard Dreyfuss ("Der weiße Hai", als zu Zynismus neigender schwuler Architekt), Emmy Rossum, Mía Maestro ("Frida", als blinde Passagierin Elena), Mike Vogel ("Cloverfield", als Jennifers Freund Christian), Freddy Rodríguez ("Das Mädchen aus dem Wasser", als Schiffskellner Valentin), Jacinda Barrett ("Der letzte Kuß", als alleinerziehende Mutter Maggie), Kevin Dillon ("Platoon", als Spieler "Lucky Larry"), Andre Braugher, dazu die Black Eyed Peas-Sängering Stacey "Fergie" Ferguson als Bordsängerin – das sind alles solide, teilweise sogar sehr gute Schauspieler. Aber sie sind nicht gut genug, um solch flache Charaktere, wie sie ihnen das Drehbuch von Mark Protosevich ("I Am Legend") vorgibt, mit Leben zu füllen. Und daß sie auf ihrem Weg durch das gekenterte Schiff von einer klischeetriefenden, für jeden, der schon mal einen Katastrophenfilm gesehen hat, vorhersehbaren Situation zur nächsten stolpern, macht die Sache natürlich nicht besser.
Es gibt inhaltlich also nur sehr wenig, was man an "Poseidon" loben könnte. Der Witz an der Sache ist: Trotzdem ist der Film durchaus unterhaltsam geraten. Die Spezialeffekte von George Lucas' Studio ILM, die den Großteil des gewaltigen Budgets verschlingen, sind überwiegend ziemlich beeindruckend geraten, speziell der von der Musik des Hans Zimmer-Schülers Klaus Badelt ("Fluch der Karibik") actionreich untermalte Untergang der Poseidon sieht richtig gut aus – dafür gab es dann auch eine nicht unverdiente OSCAR-Nominierung in der Kategorie "visuelle Effekte". Und da Wolfgang Petersen als Regisseur natürlich sein Handwerk versteht, gelingt es ihm und seinem Darsteller-Ensemble selbst in den klischeeüberladensten Szenen noch, sie bemerkenswert aufregend und (selbst, wenn man ziemlich genau weiß, was passieren wird) spannend darzubieten. Logischerweise übertrifft "Poseidon" den fast 35 Jahre älteren Vorgänger somit in technischer Hinsicht mehr als deutlich, auch das höhere Erzähltempo entspricht eher heutigen Kinokonventionen als das Vorgehen in Neames Film, der sich reichlich Zeit für seine Geschichte und die handelnden Figuren läßt – auch wenn, wie angesprochen, Petersen es mit der radikalen Kürzung charaktergetriebener Szenen definitiv übertrieben hat (wobei es ob des generell mäßigen Drehbuchs natürlich sein kann, daß die tatsächlich einfach nur langweilig waren und deshalb doch zu Recht rausgeflogen sind). Dafür kommt wegen der resultierenden Kürze des nur eineinhalb Stunden langen Films trotz der zahlreichen inhaltlichen Schwächen nie wirklich Langeweile auf. Wenn man "Poseidon" also als das nimmt, was er ist – sinnfreie Sommer-Action-Unterhaltung nämlich –, dann bekommt man Zufriedenstellendes geboten. Wer mehr erwartet, der hat in diesem Genre sowieso keine übermäßig große Auswahl, sollte aber zumindest lieber auf den wesentlich besseren "Die Höllenfahrt der Poseidon" zurückgreifen. Oder gleich auf James Camerons "Titanic" ...
Fazit: "Poseidon" ist ein liebloses Remake
eines Katastrophenfilm-Klassikers, das in seinen durchaus eindrucksvollen technischen Möglichkeiten
schwelgt, darob aber Story und Figuren sträflich vernachlässigt – letztlich cineastisches
Fastfood.
Wertung: 5,5 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen