Unmittelbar vor dem Jahreswechsel
ist wieder einmal die Zeit für meinen
Kino-Jahresrückblick samt Top 20 und Flop 6 gekommen. Und ich kann schon mal verraten, daß 2015 aus meiner Sicht das beste Kinojahr war, seit ich 2012 dieses Blog begonnen habe (und generell eines der besten Kinojahre, seit ich Mitte der 1990er Jahre meine Film-Leidenschaft entdeckt habe). Das betrifft sowohl die großen Blockbuster als auch das Arthouse-Kino und alles dazwischen; daß mit "The Avengers: Age of Ultron" und dem Bond-Abenteuer "Spectre" ausgerechnet zwei der am heißesten erwarteten Großproduktionen des Jahres leicht enttäuschten, fällt daher kaum ins Gewicht.
In die Wertung kommen alle Filme, die ich im Kalenderjahr
2015 im Kino gesehen habe – bis auf meine Kinobesuche im Rahmen
des Fantasy Filmfests im August. Die dort vorgeführten Werke
werden (soweit sie nicht später im Jahr einen regulären Kinostart erhielten) lediglich in einer kleinen Extra-Liste am Ende berücksichtigt. Da
es sich bei meiner Jahresbilanz
um rein subjektive Listen aus heutiger Sicht handelt, stimmen die
Ranglisten nicht exakt mit
meinen Wertungen in den einzelnen Rezensionen überein – es geht am
Beispiel der Top 20 eher um meine persönlichen Lieblingsfilme des Jahres
als um die tatsächlich besten, zudem hat sich meine Wahrnehmung mancher
Filme auf längere Sicht etwas verändert.
Die Top 20 (mit Links zu den Rezensionen sowie kurzen Kommentaren):
1. "Sicario"
Denis Villeneuves Kriegsfilm im Gewand eines Drogenthrillers begeistert mit kompromißloser Konsequenz, atemloser Spannung, unerwarteten Wendungen und zwei tollen Hauptdarstellern Emily Blunt und Benicio Del Toro.
Paolo Sorrentinos bittersüße philosophische Reflektion über das Älterwerden und menschliche Sehnsüchte ist ein echtes Kunstwerk, das zwar eine simple Geschichte erzählt, das aber auf herausragend faszinierende Art und Weise.
Die von J.J. Abrams angeleitete Rückkehr in die Welt von Jedi-Rittern, Weltraumsöldnern und faschistischen Bösewicht-Fraktionen ist einfach ein perfekter Blockbuster geworden – nur die etwas zu starke dramaturgische Orientierung am allerersten "Star Wars"-Film stört ein kleines bißchen.
Paul Thomas Andersons kontrovers diskutierte Thomas Pynchon-Adaption mit Joaquin Phoenix als ständig bekifftem Privatdetektiv, der in eine verrückte Situation nach der anderen stolpert, ist skurriler als viele Filme der Coen-Brüder und so sprunghaft wie ein Känguru. Das erfordert viel Konzentration und Aufgeschlossenheit, ist aber unfaßbar witzig.
George Millers Rückkehr in die australische Endzeitwüste mit dem neuen Titeldarsteller Tom Hardy ist ein adrenalingeladener, geradliniger Actionkracher, der mit explosiven, aberwitzigen Rennsequenzen, innovativen inszenatorischen Ideen, wahnsinniger Musikuntermalung und einer der besten Frauenrollen der Blockbuster-Geschichte (exzellent verkörpert von Charlize Theron) aufwartet.
Alejandro González Iñárritus meisterhaft inszenierte Showbiz-Satire ist ein Spielplatz schräger Ideen und ein willkommenes Comeback für Hauptdarsteller Michael Keaton.
Die britische Graphic Novel-Adaption von Matthew Vaughn vereint einfallsreich erzählte 1960er Jahre-Bond-Parodie (mit Colin Firth als beeindruckend coolem Geheimagenten) mit stylishem, herrlich durchgeknalltem Over the Top-Actionkracher.
8. "Shaun das Schaf – Der Film"
Der
beste Animationsfilm des Jahres stammt nicht von Studio Ghibli und auch
nicht von Pixar, sondern vom britischen Studio Aardman Animations: Die Kinoversion der beliebten Knetgummi-Kinderserie über das schlaue Schaf Shaun, das mit seiner Herde und Hütehund Bitzer den an Gedächtnisverlust leidenden Farmer zurückholen will, ist einfach hervorragende und hochgradig amüsante Unterhaltung für die ganze Familie.
9. "Cinderella"
Sir Kenneth Branagh ist eine wunderschöne Neufassung der Geschichte vom Aschenputtel gelungen, was auch der starken Besetzung mit der sympathischen Newcomerin Lily James als Ella und Cate Blanchett als (glaubwürdig) fieser Stiefmutter zu verdanken ist.
10. "Steve Jobs"
Aaron Sorkins facettenreiches Drehbuch ist der wirkliche Star dieses ungewöhnlichen Biopics über den von Michael Fassbender gewohnt intensiv verkörperten Apple-Mitgründer Steve Jobs, das sich zwar viele künstlerische Freiheiten nimmt, daraus aber ein wunderbares, kunstvolles Charakterportrait strickt.