Originaltitel:
Kkeut-kka-ji-gan-da
Regie: Kim
Seong-hoon, Drehbuch: Lee Hae-jun und Kim Seong-hoon, Musik: Kim Tae-sung
Darsteller:
Lee Sun-kyun, Cho Jin-woong, Jeong Man-sik, Shin Jung-keun, Kim Dong-young, Joo
Suk-tae, Heo Jung-eun, Shin Dong-mi, Jo Ha-suk
FSK: nicht geprüft, Dauer: 111 Minuten.
Detective Go Geon-soo (Lee Sun-kyun, "Ghost
Soldiers") ist nicht gerade vom Glück verfolgt: Seine Mutter stirbt, seine
Frau will sich von ihm scheiden lassen, die interne Abteilung ermittelt gegen
ihn und seine Kollegen wegen Korruption (und zwar vollkommen zu Recht). Zu allem Überfluß
überfährt Geon-soo abends auf dem Weg von der Beerdigung seiner Mutter zum
Polizeirevier auch noch einen Mann. Da dies in einer abgelegenen Gegend
geschieht, niemand in der Nähe ist und Geon-soo wirklich keine Lust auf noch
mehr Ärger hat, packt er die Leiche kurzerhand in den Kofferraum seines Wagens
und macht weiter, als wäre nichts geschehen. Zumindest, bis er einen Anruf von
einem Unbekannten erhält, der behauptet, er hätte den Unfall beobachtet. Damit
er den Polizisten nicht verrät, soll ihm dieser einen Gegenstand bringen, den
der Mann bei sich gehabt habe, als Geon-soo ihn überfahren hat. Da er die
Leiche aber bereits entsorgt hat, ist das keine ganz einfache Aufgabe …
Kritik:
Wenn ich mir Jahr für Jahr mein Programm für das Fantasy
Filmfest zusammenstelle, dann stehen die asiatischen Beiträge stets ganz vorne
in meiner Prioritätenliste. Einmal deshalb, weil ich das japanische, chinesische oder südkoreanische Kino
einfach mag und es mir mit Meisterwerken wie der "Infernal
Affairs"-Reihe, John Woos "The Killer" oder so ziemlich jedem
Film von Akira Kurosawa schon jede Menge Freude bereitet hat; ein ebenso
gewichtiger Grund ist allerdings, daß es bei den asiatischen Festival-Beiträgen
meist in den Sternen steht, ob sie überhaupt eine europäische
Heimkino-Veröffentlichung erhalten – wohingegen amerikanische oder europäische
Filme damit so gut wie immer rechnen können (auch wenn es manchmal etwas
dauert). Bei Kim Seong-hoons "A Hard Day" gehe ich davon aus, daß die
Verfügbarkeit auf lange Sicht kein Problem sein wird, denn es handelt sich um
einen zwar recht skurrilen, aber doch sehr gefälligen Thriller, der auch
außerhalb Asiens sein Publikum finden sollte. Zum Genre-Klassiker taugt er
trotz guter Ansätze jedoch nicht.
Der erste Akt von "A Hard Day" ist ziemlich
vielversprechend: Die Vorstellung des korrupten, vom Pech verfolgten Detectives ist
getränkt in schwarzen Humor, etliche Szenen sind herrlich durchgeknallt und schaffen es mit perfektem Timing,
gleichzeitig albern und makaber zu sein, sodaß man kaum weiß, ob man lachen
oder ungläubig den Kopf schütteln soll. Auch das recht hohe Erzähltempo sorgt
im Verbund mit den schillernden Charakteren dafür, daß man sich anfänglich sehr
gut unterhalten fühlt. Das Niveau dieses überzeugenden ersten
Drittels kann der Film allerdings nicht halten; stattdessen sinkt es
langsam, jedoch kontinuierlich ab. Der Mittelteil ist immer noch sehr ansehnlich,
der Erzählstil verliert aber zunehmend seinen Reiz und die ständigen
überraschenden Wendungen werden immer weniger überraschend. Einige gelungene
Gags können das noch ganz gut kompensieren, aber man wird das Gefühl nicht los,
daß sich die zwar verworrene, im Kern aber doch recht simple Story mehr und
mehr im Kreis dreht.
Dieses Gefühl verstärkt sich, wenn es auf das Finale
zugeht, denn die Handlungsentwicklung wird immer konventioneller und erinnert
an die hochglanzpolierten Hollywood-Thriller der 1980er Jahre. Nun rächt es
sich auch, daß "A Hard Day" fast ausschließlich unsympathische
Figuren präsentiert. Protagonist Geon-soo hat in Lee Sun-kyuns Verkörperung ja
durchaus Charisma, aber es fällt schwer, wirklich mitzufiebern mit seiner Tour
de Force. Cho Jin-woong ("The Front Line") gibt derweil den
sadistischen Erpresser mit diabolischer Hingabe, was ihn aber auch ein wenig
klischeehaft wirken läßt. Das Duell zwischen diesen beiden ist packend
inszeniert, am Ende aber einfach zu übertrieben. Von einem realistischen
Thriller ist "A Hard Day" zu diesem Zeitpunkt weit entfernt, eher
fühlt man sich an einen (inhaltlich) billigen Horrorfilm erinnert. Das ist
dank der temporeichen Inszenierung wohlgemerkt bis zum Schluß durchaus unterhaltsam anzusehen, aber eben bei weitem nicht so gut und fesselnd, wie es
sein könnte. Und wie man es gerade von südkoreanischer Kinokost in den letzten Jahren
kennen und schätzen gelernt hat ("Oldboy", "Memories of Murder", "The Man from Nowhere", "I
Saw the Devil").
Fazit: "A Hard Day" ist ein typisch
südkoreanisches Thriller-Verwirrspiel, das mit schwarzem Humor und
unerwarteten Wendungen punktet, aber unter unsympathischen Figuren und
einem zu konventionellen letzten Akt leidet.
Wertung: 6,5 Punkte.
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