Originaltitel:
Goya's Ghosts
Regie: Miloš Forman, Drehbuch: Jean-Claude Carriére und Miloš
Forman, Musik: Varhan Bauer
Darsteller: Stellan Skarsgård, Natalie Portman, Javier
Bardem, Randy Quaid, Blanca Portillo, Michael Lonsdale, Craig Stevenson, Jack
Taylor, José Luis Gómez, Unax Ugalde
FSK: 12, Dauer: 114 Minuten.
"Goyas Geister" konzentriert sich auf die
Lebenswege dreier Personen in Spanien zwischen 1792 und 1809: Der berühmte
Maler Francisco Goya (Stellan Skarsgård, "Melancholia") verdient
seinen Unterhalt mit Portraits reicher Leute, von der königlichen Familie bis
hin zu Kirchenleuten. Gleichzeitig verbreitet er Druckgrafiken, in denen
er sich über die spanische Inquisition lustig macht. Das gefällt der Kirche
nicht wirklich, doch einer von Goyas Kunden ist Bruder Lorenzo (Javier Bardem,
"Skyfall"), der seine schützende Hand über den Maler hält. Als Goya
Lorenzo bittet, der von der Inquisition unschuldig eingesperrten Inés (Natalie
Portman, "Black Swan"), der schönen Tochter eines reichen Kaufmanns,
der ebenfalls zu Goyas Kunden und Freunden gehört, zu helfen, nutzt der
Priester seine Position allerdings schamlos aus und vergewaltigt Ines statt
für ihre Freilassung zu sorgen …
Kritik:
Für einen Cineasten ist ein neuer Film von Miloš Forman ein Festtag. Denn der tschechische Regisseur hat zwar nur wenige Filme gedreht (ganze acht seit seinem Hollywood-Debüt im Jahr 1975), dafür aber umso bemerkenswertere: das brillante Psychiatrie-Drama "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975, fünf OSCARs) mit Jack Nicholson, die Broadway-Verfilmung "Hair" (1979), das historische Drama "Ragtime" (1981, acht OSCAR-Nominierungen) mit James Cagney, den Mozart-Film "Amadeus" (1984, acht OSCARs), die Literaturverfilmung "Valmont" (1989, eine OSCAR-Nominierung, aber überschattet von Stephen Frears' besserer, ein Jahr zuvor veröffentlichter Version "Gefährliche Liebschaften"), das satirische Biopic "Larry Flynt – Die nackte Wahrheit" (1996, zwei OSCAR-Nominierungen), die bittersüße Komikerstory "Der Mondmann" (1999) mit Jim Carrey in seiner wohl besten Rolle. Und "Goyas Geister". Dieses Spätwerk Formans ist weder sein bester noch sein erfolgreichster Film – viele meinen sogar, er sei eher das Gegenteil. Doch obwohl es der sich einen Zeitraum von 17 Jahren umfassenden Handlung deutlich an Stringenz fehlt, bietet "Goyas Geister" immer noch intelligente Arthouse-Unterhaltung auf einem ordentlichen Niveau.
Meine obige Inhaltsbeschreibung skizziert im Grunde genommen nur die Ausgangssituation des Films. Da die Geschichte einige unvorhersehbare Wendungen nimmt, will ich nicht mehr dazu schreiben, außer vielleicht ein paar thematischen Stichpunkten: Ausführlich beleuchtet werden die spanische Inquisition und ihre äußerst unchristlichen Methoden, doch auch die "Befreiung" Spaniens durch Napoleon (bei der Lorenzo eine gänzlich unerwartete Rolle spielt) steht im Fokus der Erzählung. Aber letztlich gilt das Hauptaugenmerk Formans stets den drei zentralen Figuren mit ihren Eigenheiten. Vor allem Javier Bardems Spiel ist von herausragender Qualität, denn wie charismatisch und mitreißend er seine zwielichtige, höchst ambivalente Rolle verkörpert, ist wirklich erstaunlich und beeindruckend. Natalie Portman steht ihm als verkörperte Unschuld Inés kaum nach, deren Reinheit und Anmutigkeit Lorenzo beinahe um den Verstand bringen, was er dann erst Recht an dem bemitleidenswerten Mädchen ausläßt. Das körperliche und seelische Leid Inés', die durch Folter und menschliche Bosheit gebrochen wird, verkörpert Portman in einer wahren schauspielerischen Tour de Force höchst eindringlich. Stellan Skarsgård dagegen agiert als theoretischer Protagonist Francisco Goya ziemlich zurückhaltend, was aber insofern gut paßt, als der Maler die meiste Zeit über sowieso nur ein weitgehend machtloser Beobachter der dramatischen Geschehnisse ist.
Wie man es von Formans Filmen kennt, sticht die Detailverliebtheit der Inszenierung ins Auge, die unsentimentale Darstellung einer lange vergangenen, in mehrfacher Hinsicht schmutzigen Zeit und Welt wirkt ausgesprochen authentisch. Leider kann, wie bereits angedeutet, das Drehbuch nicht mit der handwerklichen und schauspielerischen Klasse des Films mithalten. Zu zerfasert entwickelt sich die Geschichte mit ihren drei zentralen Personen, deren Wege sich nach dem dramatischen Auftakt relativ schnell trennen. Der Versuch, allen gerecht zu werden, gelingt nicht allzu gut, dazu fehlt im Handlungsverlauf – was gerade in Inés' Fall überrascht angesichts des ganzen Leids, das sie erfährt – auch die emotionale Nähe zu den Figuren. So freut man sich über einige großartige Szenen, die von einem bösartigen schwarzen Humor durchzogen sind, der natürlich hervorragend in diese zynische Zeit paßt; aber zwischendurch ist die Story zu ausufernd und unfokussiert erzählt und dabei die Inszenierung zu spröde und distanziert geraten, um durchgehend fesseln zu können.
Fazit: "Goyas Geister" ist ein thematisch origineller Historienfilm mit eindrucksvollen Kostümen und authentischer Szenerie, der zugleich als Studie dreier stark gespielter, bemerkenswerter und sehr unterschiedlicher Charaktere dient; leider lassen das zu zerfaserte Drehbuch und die etwas distanzierte Inszenierung das gewisse Etwas vermissen, das aus einem interessanten einen richtig guten Film hätte machen können.
Für einen Cineasten ist ein neuer Film von Miloš Forman ein Festtag. Denn der tschechische Regisseur hat zwar nur wenige Filme gedreht (ganze acht seit seinem Hollywood-Debüt im Jahr 1975), dafür aber umso bemerkenswertere: das brillante Psychiatrie-Drama "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975, fünf OSCARs) mit Jack Nicholson, die Broadway-Verfilmung "Hair" (1979), das historische Drama "Ragtime" (1981, acht OSCAR-Nominierungen) mit James Cagney, den Mozart-Film "Amadeus" (1984, acht OSCARs), die Literaturverfilmung "Valmont" (1989, eine OSCAR-Nominierung, aber überschattet von Stephen Frears' besserer, ein Jahr zuvor veröffentlichter Version "Gefährliche Liebschaften"), das satirische Biopic "Larry Flynt – Die nackte Wahrheit" (1996, zwei OSCAR-Nominierungen), die bittersüße Komikerstory "Der Mondmann" (1999) mit Jim Carrey in seiner wohl besten Rolle. Und "Goyas Geister". Dieses Spätwerk Formans ist weder sein bester noch sein erfolgreichster Film – viele meinen sogar, er sei eher das Gegenteil. Doch obwohl es der sich einen Zeitraum von 17 Jahren umfassenden Handlung deutlich an Stringenz fehlt, bietet "Goyas Geister" immer noch intelligente Arthouse-Unterhaltung auf einem ordentlichen Niveau.
Meine obige Inhaltsbeschreibung skizziert im Grunde genommen nur die Ausgangssituation des Films. Da die Geschichte einige unvorhersehbare Wendungen nimmt, will ich nicht mehr dazu schreiben, außer vielleicht ein paar thematischen Stichpunkten: Ausführlich beleuchtet werden die spanische Inquisition und ihre äußerst unchristlichen Methoden, doch auch die "Befreiung" Spaniens durch Napoleon (bei der Lorenzo eine gänzlich unerwartete Rolle spielt) steht im Fokus der Erzählung. Aber letztlich gilt das Hauptaugenmerk Formans stets den drei zentralen Figuren mit ihren Eigenheiten. Vor allem Javier Bardems Spiel ist von herausragender Qualität, denn wie charismatisch und mitreißend er seine zwielichtige, höchst ambivalente Rolle verkörpert, ist wirklich erstaunlich und beeindruckend. Natalie Portman steht ihm als verkörperte Unschuld Inés kaum nach, deren Reinheit und Anmutigkeit Lorenzo beinahe um den Verstand bringen, was er dann erst Recht an dem bemitleidenswerten Mädchen ausläßt. Das körperliche und seelische Leid Inés', die durch Folter und menschliche Bosheit gebrochen wird, verkörpert Portman in einer wahren schauspielerischen Tour de Force höchst eindringlich. Stellan Skarsgård dagegen agiert als theoretischer Protagonist Francisco Goya ziemlich zurückhaltend, was aber insofern gut paßt, als der Maler die meiste Zeit über sowieso nur ein weitgehend machtloser Beobachter der dramatischen Geschehnisse ist.
Wie man es von Formans Filmen kennt, sticht die Detailverliebtheit der Inszenierung ins Auge, die unsentimentale Darstellung einer lange vergangenen, in mehrfacher Hinsicht schmutzigen Zeit und Welt wirkt ausgesprochen authentisch. Leider kann, wie bereits angedeutet, das Drehbuch nicht mit der handwerklichen und schauspielerischen Klasse des Films mithalten. Zu zerfasert entwickelt sich die Geschichte mit ihren drei zentralen Personen, deren Wege sich nach dem dramatischen Auftakt relativ schnell trennen. Der Versuch, allen gerecht zu werden, gelingt nicht allzu gut, dazu fehlt im Handlungsverlauf – was gerade in Inés' Fall überrascht angesichts des ganzen Leids, das sie erfährt – auch die emotionale Nähe zu den Figuren. So freut man sich über einige großartige Szenen, die von einem bösartigen schwarzen Humor durchzogen sind, der natürlich hervorragend in diese zynische Zeit paßt; aber zwischendurch ist die Story zu ausufernd und unfokussiert erzählt und dabei die Inszenierung zu spröde und distanziert geraten, um durchgehend fesseln zu können.
Fazit: "Goyas Geister" ist ein thematisch origineller Historienfilm mit eindrucksvollen Kostümen und authentischer Szenerie, der zugleich als Studie dreier stark gespielter, bemerkenswerter und sehr unterschiedlicher Charaktere dient; leider lassen das zu zerfaserte Drehbuch und die etwas distanzierte Inszenierung das gewisse Etwas vermissen, das aus einem interessanten einen richtig guten Film hätte machen können.
Wertung: Gut 6,5 Punkte.
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