Originaltitel: Salinui chueok
Regie: Bong Joon-ho, Drehbuch: Kim Kwang-rim und Bong Joon-ho, Musik: Tarô Iwashiro
Regie: Bong Joon-ho, Drehbuch: Kim Kwang-rim und Bong Joon-ho, Musik: Tarô Iwashiro
Darsteller: Song Kang-ho, Kim
Sang-kyung, Kim Roe-ha, Song Jae-ho, Byeon Hie-bong, Park No-shik,
Ko Seo-hie, Park Hae-il, Choi Jong-ryol, Jeon Mi-seon
Rotten Tomatoes: 95% (8,2); Zuschauerzahl in Südkorea: 5,1 Millionen.
FSK: 16, Dauer: 131 Minuten.
Rotten Tomatoes: 95% (8,2); Zuschauerzahl in Südkorea: 5,1 Millionen.
Südkoreanische Provinz, 1986 und damit noch zur Zeit der
Militärdiktatur (bis 1988): Mehrere Frauen wurden grausam ermordet, stets an
Regentagen, immer trugen sie ein rotes Kleid. Die dortigen Polizisten, allen voran
Kommissar Park (Song Kang-ho, "The Host"), haben keine Scheu,
Beweisstücke zu fälschen und Geständnisse zu erfoltern, wenn sie glauben, den
Täter zu haben. Doch als der junge, aber gut ausgebildete Kommissar Seo (Kim
Sang-kyung) aus der Hauptstadt Seoul anreist und an dem schwierigen Fall mitarbeitet, werden
nicht nur die polizeilichen Ermittlungen professioneller, es kommt auch zu einigen Konflikten
zwischen dem distanziert wirkenden Großstädter und den rauhbeinigen heimischen
Polizisten ...
Kritik:
Der düstere südkoreanische Thriller "Memories of Murder" ist ein wenig vergleichbar mit David Finchers "Zodiac" – beides Filme über wahre Serienmörder-Fälle, die nie final aufgeklärt werden konnten (in diesem Fall handelt es sich sogar um den historischen ersten Serienmörder im Staat Südkorea), entsprechend darf man auch in beiden Fällen keine klassische Auflösung erwarten. Die Gemeinsamkeiten der beiden Thriller enden an dieser Stelle allerdings schon wieder weitgehend, denn während in "Zodiac" professionelle und akribische Polizeiarbeit im Mittelpunkt steht, wird "Memories of Murder" vor allem in der ersten Hälfte von Dilettantismus und Polizeigewalt dominiert. Im Sinne der koreanischen Bevölkerung kann man nur hoffen, daß Regisseur Bong Joon-ho ("Mother") aus dramaturgischen Gründen übertreibt. Klar, es ist tiefste südkoreanische Provinz und das Jahr 1986, aber die Inkompetenz, die die Polizei nicht nur vereinzelt zur Schau stellt, ist schon bemerkenswert. Zumal selbst Kommissar Seo mitunter ziemlich lang braucht, um Zusammenhänge herzustellen, auf die der krimierfahrene Zuschauer wesentlich schneller kommen kann.
Der düstere südkoreanische Thriller "Memories of Murder" ist ein wenig vergleichbar mit David Finchers "Zodiac" – beides Filme über wahre Serienmörder-Fälle, die nie final aufgeklärt werden konnten (in diesem Fall handelt es sich sogar um den historischen ersten Serienmörder im Staat Südkorea), entsprechend darf man auch in beiden Fällen keine klassische Auflösung erwarten. Die Gemeinsamkeiten der beiden Thriller enden an dieser Stelle allerdings schon wieder weitgehend, denn während in "Zodiac" professionelle und akribische Polizeiarbeit im Mittelpunkt steht, wird "Memories of Murder" vor allem in der ersten Hälfte von Dilettantismus und Polizeigewalt dominiert. Im Sinne der koreanischen Bevölkerung kann man nur hoffen, daß Regisseur Bong Joon-ho ("Mother") aus dramaturgischen Gründen übertreibt. Klar, es ist tiefste südkoreanische Provinz und das Jahr 1986, aber die Inkompetenz, die die Polizei nicht nur vereinzelt zur Schau stellt, ist schon bemerkenswert. Zumal selbst Kommissar Seo mitunter ziemlich lang braucht, um Zusammenhänge herzustellen, auf die der krimierfahrene Zuschauer wesentlich schneller kommen kann.
Darunter leidet die erste Filmhälfte etwas, zumal das
Erzähltempo eher getragen ist. Die von düsteren und verregneten nächtlichen
Straßen dominierte zweite Hälfte, in der zunehmend eine von Kameramann Kim
Hyung-ku kongenial bebilderte beklemmende Atmosphäre á la "Sieben"
entsteht, ist dafür umso beeindruckender, phasenweise sogar mitreißend. Dabei
flicht Bong, der auch maßgeblich am Drehbuch beteiligt war, immer wieder kurze humorige Elemente ein, die die
ansonsten ziemlich deprimierende Handlung etwas auflockern – wie die Eigenart
des Kommissars Cho, der Verdächtige grundsätzlich erst einmal mit einem
eingesprungenen Kung Fu-Tritt niederstreckt! Interessant und dabei sehr glaubwürdig
dargestellt ist die Entwicklung der Charaktere, die eine der großen Stärken von "Memories of Murder" ist. Während die
Dorfpolizisten, allen voran Kommissar Park, in ihrem Handeln zunehmend souveräner
werden, gleitet der Polizist aus Seoul – dessen genaue Motivation dafür, daß er
sich wegen dieses Falles eigens hat in die Provinz versetzen lassen, leider
nicht näher thematisiert wird – immer stärker in die Gewalttätigkeit ab. Beide
Seiten "lernen" also voneinander, wenn auch eher unfreiwillig, und
nähern sich in ihrer Art an – dieser schleichende Prozeß ist stark inszeniert und gespielt
und weit entfernt von klischeehaften Buddy-Komödien, die ja meist eine ähnliche
Gegensatz-Prämisse aufweisen.
Etwas störend, zumindest wenn man westliche Krimis gewöhnt
ist, wirkt das Fehlen eines wirklichen Bösewichts oder auch nur eines angemessen
bedrohlichen Hauptverdächtigen. Zwar stehen nach und nach zahlreiche Männer im Fokus der
polizeilichen Untersuchungen, aber das Böse bekommt lange Zeit kein Gesicht.
Wie gesagt, das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber sicher nicht per se
negativ, sondern eher Geschmacksfrage. Man kann schließlich genauso gut
argumentieren, daß diese nagende Ungewißheit dazu führt, daß man umso stärker
mit den ermittelnden Polizeibeamten mitfiebert. Die Südkoreaner
sahen das offensichtlich so, denn dort wurde "Memories of Murder"
mit rund 5,1 Millionen Zuschauern zum erfolgreichsten heimischen Film des
Jahres 2003.
Fazit: "Memories of Murder" ist ein
recht unkonventioneller, aber guter Serienmörder-Thriller mit einer etwas langatmigen ersten
Hälfte, auf die aber eine starke zweite folgt, deren Auflösung man nicht so schnell
vergißt.
Wertung: 7,5 Punkte.
Wertung: 7,5 Punkte.
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