Originaltitel:
Johnny English Strikes Again
Regie:
David Kerr, Drehbuch: William Davies, Musik: Howard Goodall
Darsteller:
Rowan Atkinson, Ben Miller, Olga Kurylenko, Emma Thompson, Jake Lacy, Adam
James, Sir Michael Gambon, Charles Dance, Edward Fox, Matthew Beard, Vicki
Pepperdine
FSK: 6, Dauer: 89 Minuten.
Der frühere MI7-Geheimagent Johnny English (Rowan Atkinson,
"Tatsächlich … Liebe") arbeitet inzwischen als Erdkundelehrer an
einer Privatschule, wo er die Schüler jedoch heimlich einer Art
Geheimagenten-Ausbildung unterzieht. Damit hat es ein jähes Ende, als ein
Hackerangriff alle aktiven Geheimagenten im Dienst Ihrer Majestät enttarnt und
die Premierministerin (Emma Thompson, "Saving Mr. Banks") und ihr
Geheimdienstchef Pegasus (Adam James, "Mother of Tears") sich deshalb dazu gezwungen sehen, ehemalige Agenten zu reaktivieren. Da aber die meisten davon inzwischen tot, zu alt oder
anderweitig verhindert sind, bleiben nur vier übrig – und Johnny English sorgt
versehentlich dafür, daß die drei anderen auch noch ausfallen. Also muß er sich
mit seinem früheren Assistenten Bough (Ben Miller, TV-Serie "Death in
Paradise") alleine auf den Weg machen, den Urheber der Cyberattacke
ausfindig zu machen, während die Premierministerin den populären und
stinkreichen IT-Visionär Jason Volta (Jake Lacy, "Carol") als
Regierungsberater gewinnen will, um ähnliche Vorkommnisse in der Zukunft zu
verhindern. Ein erster Hinweis führt English und Bough nach Frankreich, wo der Agent die
Bekanntschaft der geheimnisvollen Schönheit Ophelia (Olga Kurylenko,
"Oblivion") macht …
Kritik:
Man kann nicht wirklich behaupten, daß es der
britische Komiker Rowan Atkinson übermäßig eilig hätte mit seiner
"Johnny English"-Reihe: 15 Jahre sind vergangen zwischen dem ersten
und dem dritten Film über den schusseligen Geheimagenten, der ursprünglich in den 1990er Jahren für Werbespots einer Kreditkartenfirma erfunden
wurde. Angesichts der beträchtlichen Zeitspanne ist ein Blick auf die weltweiten
Einspielergebnisse der drei Filme interessant: Teil 1 (Budget: $40 Mio.)
spielte $160,6 Mio. ein, Teil 2 (Budget: $45 Mio.) $160,1 Mio. und Teil 3 (mit
Produktionskosten von $25 Mio. der günstigste) bislang $158,3 Mio. – das nenne
ich Konstanz! Zugegeben, wenn man die Inflation miteinberechnet, sieht es nicht
mehr ganz so konstant aus, jedoch läßt sich der inflationsbereinigte
Abschwung praktisch komplett durch das US-Publikum erklären – dort war schon der erste Film der sehr britischen Reihe mit $28,1 Mio. verhalten
gelaufen, die beiden Fortsetzungen gingen mit $8,3 Mio. und $4,4 Mio. komplett
unter. Im Rest der Welt erfreut sich Johnny English damit trotz (erneut:)
konstant mittelmäßiger Kritiken einer ungebrochenen Beliebtheit (sogar die Rotten Tomatoes- und IMDb-Werte unterscheiden sich nur marginal). Dabei gibt es
inhaltlich durchaus auffällige Unterschiede zwischen den einzelnen Filmen:
"Johnny English", geschrieben vom Bond-Autoren-Duo Neal Purvis und
Robert Wade (das an zwei Pierce Brosnan-Abenteuern und allen vier
Daniel Craig-Filmen beteiligt war) sowie William Davies ("Drachenzähmen leicht
gemacht") setzte auf eine hemmungslos übertriebene Verschwörungsgeschichte mit
starken parodistischen Elementen, wohingegen der von Hamish McColl ("Mr. Bean
macht Ferien") geschriebene "Johnny English – Jetzt erst recht!"
acht Jahre später eine wesentlich seriösere Spionagehandlung erzählte, die im
Kern auch ohne Humor passabel funktionieren würde. Es gibt sehr
unterschiedliche Ansichten darüber, welcher Ansatz besser ist, aber mir gefällt der
des zweiten Films klar besser. Und deshalb ist "Johnny English – Man
lebt nur dreimal", diesmal alleine aus der Feder von William Davies, für
mich eher eine Enttäuschung, denn er orientiert sich wieder eindeutig am
von Davies mitverfaßten ersten Teil.
Der größte Unterschied zwischen beiden Ansätzen ist ohne Frage
die Darstellung der Titelfigur: Während Johnny English im zweiten Film zwar
tolpatschig ist, wird doch jederzeit klar, daß er handwerklich
sehr wohl einiges auf dem Kasten hat – er ist nicht nur eine Witzfigur,
sondern ein talentierter Geheimagent mit Fehlern. Im ersten und nun auch im
dritten Film dagegen gibt sich English immer wieder dermaßen bescheuert, daß
man ihn – Parodie hin oder her – kaum abnimmt, jemals als Geheimagent
zugelassen worden zu sein (einzig als heimlicher Agenten-Lehrer in der Privatschule macht er sich erstaunlich gut). Mit der unterschiedlichen Ausprägung der Figur geht
einher, daß im zweiten Film der Humor deutlich subtiler ausfiel als im ersten
und im dritten. Nun will ich sicher nicht behaupten, daß "Jetzt erst
recht!" ein Meisterwerk wäre – nein, er hat genügend Fehler (vor allem bei
der allzu vorhersehbaren Handlung nach Schema F) und selbstredend gibt es immer noch genügend
Slapstick-Einlagen, für die Atkinson mit seiner unnachahmlichen Mimik geradezu
prädestiniert ist. Dennoch hält er sich in "Jetzt erst recht!" ausreichend zurück, daß English wie eine eigenständige Figur wirkt – in
"Johnny English" und "Man lebt nur dreimal" hingegen könnte
es ebenso gut Mr. Bean sein, dem wir zuschauen. Und tatsächlich gibt es in Teil 3 einige Sequenzen, die ganz eindeutig in diese
Richtung abzielen, wenn English etwa mit einem Aufputschmittel zugedröhnt die Tanzfläche
erobert oder mit einer Virtual Reality-Brille London unsicher macht.
Wohlgemerkt sind diese Momente (v.a. die Tanz-Sequenz) gut umgesetzt und ziemlich witzig, nur wirken sie nicht Johnny English-spezifisch und bringen
die Handlung kaum voran, sondern würden (speziell die VR-Sequenz oder auch das
Finale, das English in Ritterrüstung bestreitet) als
eigenständige Kurzfilme funktionieren. Hilfreich für eine in sich konsistente Handlung
ist das eher nicht, wobei die zugegebenermaßen einmal mehr sowieso nicht viel
hergibt. Ich werde die Identität des Bösewichts nicht spoilern, aber es ist
schwer vorstellbar, daß jemand sie nicht schon früh errät. Ist aber auch egal,
denn trotz Anspielungen auf eine sehr berühmte reale Person funktioniert
der Antagonist bestenfalls mittelmäßig; um richtig bedrohlich zu zu wirken, agiert er einfach zu cartoonhaft.
Zu meiner überwiegenden Enttäuschung orientiert sich
"Man lebt nur dreimal" übrigens nicht nur stilistisch am ersten Film,
sondern auch bei den Figuren. Die hochkarätige Besetzung
aus "Jetzt erst recht!" mit Rosamund Pike, Gillian Anderson und
Daniel Kaluuya ist so Geschichte, was ich höchst bedauerlich finde, da dieses
Ensemble wunderbar harmoniert hatte. Als ein Trostpflaster kehrt mit Englishs
ebenso treuem wie leidensfähigen Sidekick Bough wenigstens die wohl beste Figur
des ersten Films zurück. Eine schöne Idee ist es außerdem, mit Michael Gambon
(Prof. Dumbledore in der "Harry Potter"-Reihe), Charles Dance
("The Imitation Game") und Edward Fox ("Der Schakal",
"Gandhi") gleich drei Ikonen britischer Schauspielkunst in den Rollen
ehemaliger Geheimagenten zu besetzen, die wie English reaktiviert werden – allerdings hätte man aus dieser schönen Idee sicher mehr herausholen
können. Das gilt auch für Emma Thompson, die als Premierministerin zwar
sichtlich Spaß hat, sich dabei aber fast so dämlich geben muß wie English.
Mehr Glück hat Ex-Bond-Girl Olga Kurylenko ("Ein Quantum Trost"), die
als undurchsichtige Ophelia die interessanteste Rolle erhielt und sich
im Zusammenspiel mit Atkinson auch komödiantisch wacker schlägt.
Letztlich macht "Man lebt nur dreimal" trotz wechselhafter Gag-Trefferquote
immer noch leidlich Spaß, was vor allem Rowan Atkinsons hingebungsvoller
Comedy-Performance ohne Scheu vor Peinlichkeiten geschuldet ist. Dennoch wünsche ich mir für einen
eventuellen vierten Teil, daß man sich wieder mehr an dem etwas seriöseren
Ansatz des zweiten Films orientiert.
Fazit: "Johnny English – Man lebt nur
dreimal" nutzt seine einfallslose Spionage-Handlung als Vorwand, um Rowan
Atkinson diverse mal mehr, mal weniger amüsante Slapstick-Nummern in
altbewährter "Mr. Bean"-Manier abspulen zu lassen.
Wertung: 6,5 Punkte.
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