Regie: Peter Howitt, Drehbuch: Neil Purvis, Robert Wade und
William Davies, Musik: Edward Shearmur
Darsteller: Rowan Atkinson, John Malkovich, Natalie
Imbruglia, Ben Miller, Kevin McNally, Tim Pigott-Smith, Steve Nicolson, Greg
Wise, Oliver Ford Davies, Prunella Scales
FSK: 6, Dauer: 87 Minuten.
Als der entfernt mit der britischen Königsfamilie verwandte
französische Unternehmer Pascal Sauvage (John Malkovich, "Burn After Reading") mit einem diabolischen Plan die Königskrone für sich gewinnen
will, gibt es nur eine Person, die ihn aufhalten kann: Johnny English (Rowan
Atkinson, "Mord im Pfarrhaus"), Geheimagent im Dienste Ihrer
Majestät, der Queen (Prunella Scales aus "Fawlty Towers", der
vielleicht witzigsten TV-Serie aller Zeiten). Daß er die letzte Hoffnung des
Königreichs ist, liegt jedoch nicht direkt an seinen Qualitäten, sondern
vielmehr daran, daß aufgrund seiner beträchtlichen Inkompetenz alle anderen
Geheimagenten tot sind. Insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß
sein Chef Pegasus (Tim Pigott-Smith, "V wie Vendetta") seinen
Nachforschungen bezüglich Sauvage keinen Glauben schenkt – und so muß Johnny
English fast alleine den Kampf gegen den Möchtegern-Usurpator aufnehmen, nur
unterstützt von seinem treuen Assistenten Bough (Ben Miller, TV-Serie "Death
in Paradise") und der schönen, aber undurchschaubaren
Interpol-Agentin Lorna (Natalie Imbruglia) …
Kritik:
Spionagefilm-Parodien gehen immer! Das dachten sich über die
Jahrzehnte hinweg nicht nur die Macher von Filmen wie "Ist ja irre –
Agenten auf dem Pulverfaß" (1964), "Casino Royale" (1967), "Le
Magnifique – Ich bin der Größte" (1973), "Top Secret!" (1984), "Agent 00" (1996), "Austin Powers"
(1997, 1999 und 2002) oder "OSS 117" (2006 und 2009), sondern auch die
Werbestrategen eines großen britischen Kreditkartenunternehmens. Die heuerten
nämlich den als "Mr. Bean" und "Black Adder" in den
Kultstatus aufgestiegenen Rowan Atkinson an, um in einer Reihe von Werbespots
eine trottelige James Bond-Parodie zu mimen. Der Plan ging auf, die Spots
waren so populär, daß schon bald mit einer Filmversion geliebäugelt wurde – die
dann 2003 unter der Regie von Peter Howitt ("Laws of Attraction") tatsächlich in die Kinos kam. Mit der Kreditkartenfirma hat der Film
zwar nichts mehr tun, auch der Name des Protagonisten wurde geändert, aber
immerhin einige Gags wurden beibehalten. Unglücklicherweise kamen jedoch nicht
allzu viele gelungene neue hinzu, weshalb "Johnny English" zwar immer
wieder zum Schmunzeln einlädt, aber kaum humoristische Höhepunkte zu bieten
hat.
Das ist umso bedauerlicher, als mit dem Engagement der erfahrenen James Bond-Drehbuch-Autoren Purvis und Wade ("Die Welt ist
nicht genug", "Stirb an einem anderen Tag", "Casino
Royale", "Ein Quantum Trost", "Skyfall",
"Spectre") eigentlich ein echter Coup gelang. Doch nur weil jemand
erwiesenermaßen gute Bond-Abenteuer schreibt, muß er sie noch lange nicht gut durch den Kakao ziehen können. Bei "Johnny English" setzen sie und ihr Co-Autor
William Davies ("Drachenzähmen leicht gemacht") allzu stark auf das
Stilmittel der Übertreibung. Die Story ist dermaßen weit hergeholt, daß sie
eher zum Kopfschütteln als zum Lachen animiert, selbst für die Zwecke einer
Slapstick-Komödie ist das wirklich eher zu viel des (nicht so richtig) Guten.
Mit all seiner Erfahrung und seiner unnachahmlichen Mimik holt Rowan Atkinson zwar – unterstützt von der gelungenen, zitatenreichen musikalischen Untermalung durch Ed Shearmur ("Wimbledon") – aus vielen noch so albernen und nur selten überraschenden Gags
erstaunlich viel heraus, doch das Potential dieses begnadeten Komikers wird in
"Johnny English" ziemlich verschwendet.
Immerhin sorgt Atkinsons Zusammenspiel mit dem ebenfalls erfahrenen Komiker Ben Miller in der Rolle seines Assistenten Bough (so
hieß übrigens Atkinsons Figur in den Werbespots) für gelegentliche Höhepunkte
und auch die australische Popsängerin Natalie Imbruglia harmoniert in einem
ihrer seltenen Ausflüge ins Schauspielfach erstaunlich gut mit Atkinson,
wenngleich sie erwartungsgemäß nicht übermäßig glänzen kann. Sympathisch kommt
sie aber allemal rüber und sorgt so auch für ein wenig Erdung neben dem
hyperaktiven English und dem von Malkovich (der offensichtlich Spaß an der
Rolle hat) fast schon grotesk überzogen gespielten Fiesling Sauvage. Aus heutiger Sicht wirken viele der größenwahnsinnigen Bond-Schurken aus der Anfangszeit der Reihe ja selbst schon wie Parodien; die noch übertrumpfen zu wollen, ist nicht die allerbeste Idee, selbst wenn man dafür einen Könner wie Malkovich anheuert. Letztlich hängt es
natürlich vor allem vom persönlichen Humorgeschmack ab, inwiefern man
"Johnny English" etwas abgewinnen kann oder nicht, für mich ist der
Film ein gutes Stück zu kindisch geraten (zu den besseren Einfällen gehört noch, daß einer von Sauvages Handlangern auf den hübschen Namen "Klaus Vendetta" hört) – und daß die Logik im
Handlungsverlauf mehr Löcher hat als ein Schweizer Käse, ist auch nicht
unbedingt hilfreich. Das Beste an "Johnny English" ist eigentlich, daß er
die Grundlage für die erst acht Jahre später folgende Fortsetzung "Johnny
English – Jetzt erst recht!" legte, die ausgereifter und schlicht
besser daherkommen sollte.
Fazit: "Johnny English" ist eine
mittelmäßige James Bond-Parodie, die vor allem von ihren talentierten
Darstellern lebt, die aus den altbackenen Gags noch einiges herausholen.
Wertung: 6 Punkte.
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