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- Zugegeben, eine sehr späte Fortsetzung zu Robert Stevensons unsterblichem, im London des frühen 20. Jahrhunderts spielenden Familienklassiker "Mary Poppins" über ein magisch begabtes Kindermädchen klingt zunächst mal nach einer dieser schrecklich uninspirierten Hollywood-Schnapsideen. Bei genauerer Betrachtung ergibt es aber durchaus einen Sinn, schließlich handelte es sich bei dem mit fünf OSCARs prämierten Film aus dem Jahr 1964 um die Adaption des ersten Teils der beliebten Kinderbuch-Reihe von P.L. Travers. Deren nicht wirklich unkomplizierte Entstehungsgeschichte hat Hollywood ja erst vor ein paar Jahren sehenswert in "Saving Mr. Banks" mit Emma Thompson und Tom Hanks verfilmt - vielleicht war der beachtliche Erfolg des Werks von John Lee Hancock sogar der entscheidende Anstoß dafür, sich nun an eine Fortsetzung zu wagen. Genügend Stoff dafür bieten die Vorlagen von P.L. Travers jedenfalls, immerhin schrieb sie sechs Romane (und zwei weitere Bücher) über das das charismatische Kindermädchen. "Mary Poppins Returns" soll keine direkte Adaption eines dieser Romane werden, aber Elemente aus allen zu einer neuen Geschichte vereinen. Dafür verantwortlich ist in erster Linie Drehbuch-Autor David Magee, den ich anhand seiner drei bisherigen verfilmten Manuskripte "Wenn Träume fliegen lernen", "Miss Pettigrews großer Tag" und "Life of Pi" für eine exzellente Wahl halte (für "Wenn Träume fliegen lernen" und "Life of Pi" erhielt er OSCAR-Nominierungen, was eine geradezu erstaunliche Erfolgsbilanz bedeutet). Regie übernimmt mit Rob Marshall ("Chicago", "Die Geisha", "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten", "Into the Woods") allerdings ein Mann, dessen bisheriges Schaffen mich nicht ganz so hoffnungsvoll stimmt, zumal gerade seine jüngeren Arbeiten bei mir nur wenig Begeisterung wecken konnten; aber vielleicht findet er ja zurück zu alter Form. An der Besetzung könnte ein Scheitern jedenfalls nicht festgemacht werden, denn die kann sich sehen lassen: Emily Blunt ("Edge of Tomorrow") wird die neue Mary Poppins und tritt damit in die großen Fußstapfen ihrer Vorgängerin Julie Andrews, wobei ich optimistisch bin, daß Blunt mit ihrer warmherzigen Ausstrahlung die Rolle überzeugend wird ausfüllen können. Zudem soll Meryl Streep ("Glaubensfrage") als Marys Cousine Topsy agieren, während der Shooting Star Lin-Manuel Miranda (in den USA bereits zum Superstar aufgestiegen durch den von ihm geschaffenen und in der Titelrolle gespielten Broadway-Musical-Megahit "Hamilton", der 11 Tonys gewann und mit dem Pulitzer-Preis geehrt wurde) den Laternenanzünder Jack spielen wird - eine neue Figur. Auch die Banks-Kinder, die in "Mary Poppins" im Zentrum standen, werden wieder eine Rolle spielen, sind allerdings noch nicht besetzt worden. Wie der Vorgänger wird übrigens auch "Mary Poppins Returns" Musical-Einlagen beinhalten, für die Marc Shaiman und Scott Wittman verantwortlich zeichnen, von denen u.a. die hervorragenden Songs aus "Hairspray" und der TV-Serie "Smash" stammen, Shaiman komponierte außerdem mit Trey Parker die Lieder aus "South Park - Der Film" (allen voran das herrliche "Blame Canada"). Die Voraussetzungen für eine gelungene Fortsetzung sind also sehr gut, wenngleich ich mit dem Regisseur nicht ganz glücklich bin. Wann die Dreharbeiten beginnen sollen, ist noch nicht bekannt, bis zum bereits festgelegten US-Kinostart am 28. Dezember 2018 ist aber auch noch ein bißchen hin ...
- Passend zu den morgen mit den ersten Fußball-Partien beginnenden Olympischen Spielen in Rio de Janeiro hat der brasilianische Top-Regisseur José Padilha - der mit seinem bei der Berlinale 2007 mit dem Goldenen Bären gekrönten, grimmigen und erschreckend realistischen Polizei-Thriller "Elite Squad" und der drei Jahre darauf folgenden, vielleicht gar noch etwas besseren Fortsetzung ins internationale Blickfeld geriet - seinen zweiten englischsprachigen Film ins Visier genommen. Nachdem sein "RoboCop"-Remake von 2014 weder kommerziell noch qualitativ den Erwartungen entsprach, widmet er sich nun mit der britischen Produktion "Entebbe" einem Stoff, der ihn thematisch wieder etwas näher an die "Elite Squad"-Gefilde bringt: Es geht um die reale Entführung eines Air France-Passagierflugzeugs mit rund 250 Passagieren (darunter viele Israelis) durch palästinensische und deutsche Terroristen im Jahr 1976. Der in Tel Aviv in Richtung Paris gestartete Airbus wurde von den Entführern zu dem ugandischen Flughafen Entebbe geleitet, wo israelische Spezialkräfte eingriffen. Die dramatischen historischen Geschehnisse wurden schon Ende der 1970er Jahre mehrfach verfilmt (am bekanntesten ist der US-TV-Film "Unternehmen Entebbe" mit der Starbesetzung Kirk Douglas, Elizabeth Taylor, Burt Lancaster und Anthony Hopkins), auch Kevin Macdonalds Drama "Der letzte König von Schottland" über den in die Entführung verwickelten ugandischen Diktator Idi Amin streifte die Thematik. Padilha soll nun, in einer Zeit, in der der Terrorismus leider wieder eine immer stärkere, auch gesellschaftsverändernde Rolle spielt, eine weitere Adaption der Thematik vornehmen, das Drehbuch dazu liefert der noch relativ unerfahrene Gregory Burke, dessen bislang einzige Kinoarbeit das von den Kritikern sehr gelobte Nordirland-Drama "'71: Hinter feindlichen Linien" mit Jack O'Connell war. Als Darsteller wurden bislang Rosamund Pike ("Gone Girl"), Daniel Brühl ("Rush") und Vincent Cassel ("Das Märchen der Märchen") verpflichtet. Die Dreharbeiten zu "Entebbe" sollen im Oktober in Großbritannien beginnen, womit der Kinostart wohl in der zweiten Jahreshälfte 2017 zu erwarten ist.
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