Originaltitel:
The Hobbit – The Battle of the Five Armies
Regie:
Peter Jackson, Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Guillermo del Toro und
Peter Jackson, Musik: Howard Shore
Darsteller:
Martin Freeman, Richard Armitage, Sir Ian McKellen, Luke Evans, Orlando Bloom,
Evangeline Lilly, Lee Pace, Manu Bennett, John Tui, Billy Connolly, Ken Stott,
Aidan Turner, Graham McTavish, James Nesbitt, Dean O'Gorman, Peter Hambleton,
Adam Brown, William Kircher, Jed Brophy, Stephen Hunter, Mark Hadlow, John
Callen, Ryan Gage, John Bell, Peggy Nesbitt, Mary Nesbitt, Stephen Fry, Mark
Mitchinson, Sylvester McCoy, Cate Blanchett, Hugo Weaving, Sir Christopher Lee,
Mikael Persbrandt, Benedict Cumberbatch, Sir Ian Holm
FSK: 12, Dauer: 144 Minuten.
Nachdem die Zwerge den uralten Drachen Smaug durch ihr
Eindringen in den Berg Erebor so richtig sauer gemacht haben, läßt er seine Wut
kurzerhand an der nahegelegenen Seestadt aus. Nach deren Zerstörung retten sich
die Überlebenden – darunter der mutige Bogenschütze Bard (Luke Evans,
"Dracula Untold"), aber auch die schöne Elbin Tauriel (Evangeline Lilly,
TV-Serie "Lost") und einige Zwerge – in die Ruinen der einst ebenfalls
von Smaug zerstörten, direkt am Berg gelegenen Stadt Thal. Dort erhalten sie
bald rettende Vorräte, die direkt vom Elbenkönig Thranduil (Lee Pace,
"Guardians of the Galaxy") übergeben werden – der auch gleich noch seine
Truppen mitgebracht hat. Die Versorgung der Menschen ist nämlich nicht der oberste
Punkt auf seiner Tagesordnung, stattdessen fordert er von den Zwergen um Thorin
Eichenschild (Richard Armitage, "Captain America") – die sich nun im Erebor verschanzt haben – die
Rückgabe einiger wertvoller Schmuckstücke zurück, die seiner Ansicht nach
seinem Volk gehören. Trotz der Vermittlungsversuche durch Bard und den Hobbit
Bilbo (Martin Freeman, TV-Reihe "Sherlock") zeigt sich der immer
fanatischer werdende Thorin stur und beschwört so einen Kampf herauf. Einen
Kampf, der sich zu einer wahren Schlacht auszuwachsen droht, als auch noch der
Ork-Anführer Azog der Schänder (Manu Bennett, TV-Serie "Arrow") mit seinen Truppen
zunächst unbemerkt anrückt …
Kritik:
Das ist es also: Das große Finale der "Hobbit"-Trilogie und
der höchstwahrscheinlich letzte filmische Ausflug des neuseeländischen
Regisseurs Peter Jackson nach Mittelerde. Zwar hätte Jackson durchaus Interesse
daran, weitere Erzählungen aus der Feder von J.R.R. Tolkien zu adaptieren (und
davon gibt es viele in Frage kommende in dessen Geschichtensammlungen wie
"Nachrichten aus Mittelerde" oder "Das Buch der verschollenen
Geschichten"), aber bis auf "Der Herr der Ringe" und "Der
Hobbit" (deren Filmrechte noch Tolkien selbst verkaufte) liegen die Rechte
daran komplett bei den Tolkien-Erben. Und die – speziell Tolkiens Sohn
Christopher – waren bereits mit Jacksons "Der Herr der
Ringe"-Trilogie so unzufrieden, daß sie aktuell keinerlei Interesse daran
haben, weitere Mittelerde-Filme zuzulassen. Erfahrungsgemäß wird sich diese
Haltung mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten ändern,
denn ein Phänomen ließ sich schon häufig beobachten: Je länger der Tod eines
Künstlers in der Vergangenheit liegt, desto stärker verlagert sich das
Augenmerk der Erben weg von der Wahrung der künstlerischen Integrität des Werks
ihres Vorfahren und hin zum Geld. Bis das mit Tolkiens Büchern geschieht,
dürfte Peter Jackson aber mindestens in Rente sein, also müssen wir uns damit
abfinden, daß "Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere" für lange
Zeit die letzte offizielle Tolkien-Verfilmung bleiben wird. Als solche
macht sie ihre Sache ordentlich, leidet aber wie die beiden ersten Teile der
Trilogie vor allem darunter, daß die schmale, an ein sehr junges Publikum
gerichtete Buchvorlage dramaturgisch nicht ansatzweise so viel hergibt wie
"Der Herr der Ringe".
Das Kernproblem von "Die Schlacht der fünf Heere"
in inhaltlicher Hinsicht ist, daß die eigentliche "Hobbit"-Geschichte im Grunde genommen
bereits in den beiden Vorgänger-Filmen auserzählt wurde. Wie der Titel bereits
vermuten läßt, konzentriert sich der dritte Teil fast ausschließlich auf die epische
Schlacht zwischen Zwergen, Elben, Menschen, Adlern und Orks (die im Buch übrigens nur wenig Raum einnimmt, da Protagonist Bilbo die meiste Zeit über bewußtlos ist). Das war so im Vorfeld nicht unbedingt zu erwarten,
da Jackson von Anfang an ankündigte, die ziemlich ausführlichen "Der Herr der
Ringe"-Anhänge in seine "Hobbit"-Adaption einzubauen und so eine Brücke zwischen den seinen beiden Trilogien zu erschaffen.
Dementsprechend hätte man nach der eigentlichen Schlacht noch einiges an Story
erwarten können, doch Jackson hat das entsprechende Material – das sich
größtenteils auf Gandalfs (Sir Ian McKellen, "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit") Abenteuer in der von einem mysteriösen
Totenbeschwörer (Benedict Cumberbatch, "Dame, König, As, Spion")
behausten Ruine von Dol Guldur konzentriert – lieber als eine Parallelhandlung
eingebaut, die sich weitgehend bereits in "Smaugs Einöde" erschöpft.
Im Nachhinein betrachtet ist das eine dramaturgisch fragwürdige Entscheidung, die zudem
einiges an erzählerischem Potential liegenläßt.
Peter Jackson selbst (und seinen drei Co-Autoren) war das
offensichtlich bewußt, weshalb er wenigstens noch das Ende des Smaug- wie auch des
Dol Guldur-Handlungsstrangs bis zum Anfang von "Die Schlacht der fünf
Heere" hinauszögert. Betrachtet man die drei "Hobbit"-Teile als
einzelne Filme, war das eine glatte Fehlentscheidung. Diese beiden
Handlungsstränge hätten entweder (vorzugsweise) bereits in "Smaugs
Einöde" zu Ende gebracht werden oder in "Die Schlacht der
fünf Heere" eine deutlich größere Rolle spielen müssen. Die Lösung, für
die sich Jackson entschied – beides in den ersten 10 bis 15 Minuten abzuhandeln
– funktioniert einfach nicht. Gerade freut man sich über die epische
Inszenierung von Smaugs Angriff auf Seestadt – da verschwindet der
majestätische Drache bereits komplett aus der Handlung. Gerade ist man
begeistert von einer denkwürdigen Konfrontation in Dol Guldur – da macht sich
auch dieser Storyfaden aus dem Staub. Das ist umso frustrierender,
als die nachfolgende Schlacht zwar gewohnt eindrucksvoll und actionreich in
Szene gesetzt ist, aber doch keine einzige Sequenz mehr hervorbringt, die an die
schiere "epicness" (dafür gibt es einfach kein passendes deutsches
Wort) der finalen Smaug- und Dol Guldur-Momente heranreicht. Und wenn ein Film
seine Höhepunkte bereits in den ersten Minuten verbrät, dann hat er definitiv
ein Problem. Doch natürlich relativiert sich diese
Kritik, wenn man Jacksons "Der Hobbit" als das ansieht, als was er
von Anfang an gedacht war: als ein sehr, sehr langer Film. Wer sich den in
einem Marathon ansieht, dem kann schlicht und ergreifend egal sein, ob einzelne
Sequenzen nun noch zum zweiten oder bereits zum dritten Teil gehören …
Andere Kritikpunkte hingegen lassen sich nicht so leicht
wegdiskutieren. Ein bißchen ärgerlich ist, daß die Figurenzeichnung noch deutlich
stärker vernachlässigt wird als es bereits in den beiden Vorgängern der Fall war. "Die Schlacht
der fünf Heere" konzentriert sich in dieser Hinsicht fast ausschließlich
auf Bilbo und Thorin – eine nachvollziehbare Entscheidung, die aber nicht
so gut funktioniert wie erhofft. Wenngleich Martin Freeman und Richard Armitage
ihre Rollen gerade im Dialog miteinander wiederum sehr überzeugend verkörpern,
gelingt es Jackson doch nie, Thorins in den beiden Vorgängern nur angedeutete
Wandlung hin zu einem gold- und machtgierigen Zwergen richtig greifbar zu
machen. Das ist zugegebenermaßen auch nicht einfach und war schon im
Buch nicht anders; der Verweis auf das "Drachenfieber" als Ursache
für die charakterliche Wandlung wirkt wie ein Alibi-Instrument für etwas, das sich nicht
nachvollziehbar erklären läßt. Insofern müssen wir Thorins Wandlung als gegeben
hinnehmen, ohne davon emotional überzeugt zu werden. Doch da in diesem Film
sowieso die Schlacht den Großteil der Aufmerksamkeit des Publikums auf sich
zieht, ist dieses Manko zu verkraften. Schlimmer sind zwei weitere: der
Einbau eines nicht funktionierenden "Comic reliefs" sowie erhebliche
Logikmängel bei der Schlacht selbst.
Alfrid (Ryan Gage, König Louis XIII. in der britischen
TV-Serie "Die Musketiere") war bereits in "Smaugs Einöde"
als hinterlistige rechte Hand des selbstherrlichen Seestadt-Bürgermeisters (Stephen
Fry, "Sherlock Holmes – Spiel im Schatten") zu sehen, in "Die Schlacht der fünf Heere" hat Regisseur Jackson die
Rolle noch deutlich ausgebaut. Leider. Denn während der Bürgermeister ebenso
früh aus dem Film verschwindet wie Smaug und Dol Guldur, bleibt uns Alfrid fast bis
zum Ende erhalten, wobei er allzu offensichtlich nur einen Zweck erfüllt: Er
soll zwischen den zahlreichen Kampfszenen für etwas Humor sorgen. In der
Theorie eine ehrenvolle Aufgabe, die in "Der Herr der Ringe" vor
allem Zwerg Gimli zukam (zur Verärgerung zahlreicher Fans der Buch-Trilogie).
In der Praxis sehr nervig umgesetzt, da Alfrid zunächst wie eine
billige Kopie von Grima Schlangenzunge aus "Der Herr der Ringe" wirkt
und dann vollständig zur blöden Witzfigur auf niedrigem humoristischen Niveau
mutiert. Ich weiß wirklich nicht, was sich Jackson bei dieser Figur gedacht
hat; wenn er schon unbedingt eine "lustige" Figur einbringen wollte,
dann hätte sich sicher eine geeignetere Alternative gefunden (etwa der Bürgermeister,
dessen Darsteller Stephen Fry erwiesenermaßen noch in den dämlichsten Rollen extrem witzig sein kann). Aber so hat er weder sich noch seinem Film noch
Alfrid-Darsteller Ryan Gage noch dem Publikum einen Gefallen getan. Ähnlich
ärgerlich sind die Logikfehler in der Schlacht. Ich will da gar nicht
auf viele Details eingehen, sondern nur ein besonders eklatantes Beispiel skizzieren: Der gerissene Ork-Anführer Azog entwirft einen sehr effektiven, sogar
erstaunlich raffinierten Angriffsplan, mit dem er die Schlacht eigentlich
beinahe im Handstreich für sich entscheiden könnte – nur um dann seine Truppen
ausgerechnet in jenem Moment angreifen zu lassen, als sich Zwerge, Elben
und Menschen – die vom Herannahen der Orks nichts ahnen – gerade gegenseitig an
die Kehle gehen wollen (was er wohlgemerkt dank seiner Kundschafter weiß und von
seiner Feldherren-Position aus sogar sehen kann)! Als
Zuschauer kann man sich da wirklich nur noch an den Kopf fassen ob einer solch unglaubwürdigen
Dummheit …
Okay, nun aber genug gemeckert, denn (und das mag jetzt
manchen Leser dieser Rezension erstaunen): Trotz aller Kritikpunkte hat
mir "Die Schlacht der fünf Heere" alles in allem gut gefallen. Wenn man
sich damit abfindet, daß dieses Trilogie-Finale letztlich nicht viel mehr als
eine große Schlacht ist und Handlung und Charaktere dabei keine große Rolle
mehr spielen, dann kann man damit tatsächlich viel Spaß haben. Die in einer beinahe idyllisch zu nennenden winterlichen Landschaft ausgetragene Schlacht ist
einfach gekonnt inszeniert, was natürlich niemanden überraschen kann, der
"Der Herr der Ringe" gesehen hat. Zwar gilt auch hier, daß die
Qualität dieses Meisterwerks nicht ganz erreicht wird, aber der Unterhaltungswert
ist ohne Zweifel hoch. Stilistisch erinnert einiges an die Schlacht um Gondor
in "Die Rückkehr des Königs", wenngleich Vergleichbares zu deren ganz großen Höhepunkten
(König Théoden gegen den Hexenkönig von Angmar, Denethors Ende, Gandalf gegen die
Ringgeister) fehlt – was wiederum der Buchvorlage geschuldet ist. In sich ist
die Schlacht jedoch (bis auf die erwähnten Logikmängel) schlüssig
aufgebaut. Es geschieht immer irgendwo etwas Spektakuläres oder Spannendes,
es gibt emotionale Szenen, zusätzliche Parteien treten teilweise unerwartet in die Schlacht ein – solcherart lernen
wir etwa Thorins Vetter Dain
II. Eisenfuß (Billy Connolly, "Fido") kennen. Der Ansatz, zunächst die Schlacht allgemein
und gewissermaßen aus einer Feldherren-Perspektive heraus zu verfolgen, um sich in der
zweiten Hälfte vermehrt auf einzelne Kämpfer zu
konzentrieren, zeigt ebenfalls Wirkung. So kommt beispielsweise Zwerg Dwalin (Graham
McTavish, TV-Serie "Outlander"), der in den beiden vorangegangenen
Filmen wenige erinnerungswürdige Szenen hatte, endlich zu seinem Recht und
kann als Kämpfer glänzen. Elb Legolas (Orlando Bloom, "Die drei Musketiere") darf zudem selbstverständlich wieder einige völlig unmögliche, aber
eindrucksvolle Kampfmanöver durchführen, auch Tauriel präsentiert sich
kampfstark. Und wenngleich die beiden finalen Duelle, die Jackson sich für den
Showdown der Trilogie aufgespart hat, schon deshalb nicht mit "Der Herr
der Ringe" mithalten können, weil zwei Orks im Vergleich zu Sauron, Saruman oder den Ringgeistern einfach relativ mickrige Oberbösewichte abgeben: Sowohl Tauriels
und Kilis (Aidan Turner, "Chroniken der Unterwelt") Kampf gegen Bolg (dieses Mal von John Tui statt Lawrence
Makoare verkörpert, was aber angesichts der Maske und CGI-Effekte nicht weiter
auffällt) als auch Thorins entscheidender Zweikampf mit Azog dem Schänder sind
dramatisch und höchst sehenswert in Szene gesetzt.
Die Spezialeffekte sind wie immer sehr beeindruckend
(zumindest in der "normalen" 3D-Version – Zuschauer der "High
Frame Rate"-Variante berichten darüber, daß sie teilweise sehr künstlich
aussähen), gleiches gilt für Ausstattung und Kostüme. Howard Shores Musik
knüpft ebenfalls nahtlos an die vorangegangenen Filme an und während des
Abspanns bereitet Pippin-Darsteller Billy Boyd dem Publikum mit der wehmütigen
Ballade "The Last Goodbye" einen hörenswerten Abschied aus Mittelerde. Obwohl
dieser Trilogie-Abschluß also inhaltlich fast die Anti-These zum Auftakt mit
"Eine unerwartete Reise" ist – der sehr langsam ins Rollen kam und
sich viel Zeit für die Schilderung der Reise der Gefährten ließ, wohingegen in
"Die Schlacht der fünf Heere" alles ruckzuck geht und es nur wenige
Charaktermomente in kurzen Kampfpausen gibt –, hat er mir ähnlich gut gefallen.
Und damit (trotz identischer Wertung) besser als "Smaugs Einöde",
dessen Schwächen mich subjektiv stärker gestört haben als die theoretisch deutlich gravierenderen von "Die
Schlacht der fünf Heere". An "Der Herr der Ringe" reicht zwar
kein Teil der "Hobbit"-Trilogie heran, das war angesichts der unbestritten
deutlich niedrigeren Qualität der Buchvorlage aber auch nicht anders zu erwarten. Ein
schönes Mittelerde-Abenteuer haben Peter Jackson und sein Team jedenfalls dennoch ein letztes Mal
geschaffen. Eines, das einem den cineastischen Abschied aus Mittelerde durchaus
schwer macht.
Fazit: Wer sich damit abfinden kann, daß die
eigentliche Handlung größtenteils bereits im Vorgänger "Smaugs
Einöde" auserzählt wurde, der bekommt mit "Der Hobbit – Die Schlacht
der fünf Heere" einen sehr unterhaltsamen Action-Fantasyfilm mit
spektakulären Schauwerten geboten.
Wertung: Knapp 8 Punkte.
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