Originaltitel: Charlie Wilson's War
Regie: Mike Nichols, Drehbuch: Aaron Sorkin, Musik: James
Newton Howard
Darsteller: Tom Hanks, Philip Seymour Hoffman, Julia
Roberts, Amy Adams, Emily Blunt, Ned Beatty, Christopher Denham, Ken Stott, Om
Puri, Denis O'Hare, John Slattery, Peter Gerety, Michael Spellman, Brian
Markinson, Navid Negahban, P.J. Byrne, Faran Tahir, Shiri Appleby, Rachel
Nichols, Nazanin Boniadi
FSK: 12, Dauer: 102 Minuten.
Washington in den 1980er Jahren: Der demokratische Abgeordnete Charles "Charlie" Wilson (Tom
Hanks, "Captain Phillips") ist ein mit allen Wassern gewaschener Frauenheld – seine ausschließlich hübschen, jungen Mitarbeiterinnen (u.a. gespielt von
den TV-Darstellerinnen Rachel Nichols aus "Continuum" und Shiri
Appleby aus "Roswell") werden im Abspann treffend als "Charlie's
Angels" bezeichnet. Aber Charlie ist auch ein sehr gewiefter Politiker,
der sich ausdauernd für eine Sache engagiert, wenn er von ihrer Wichtigkeit
überzeugt ist. Als eines Tages ein TV-Bericht aus Afghanistan sein Interesse
weckt und er sich näher über die dortige Situation der hoffnungslos
unterbewaffneten islamischen Mudschaheddin im Kampf gegen die sowjetische
Invasion informiert, hat er solch eine Sache gefunden. Fortan nutzt er all
seinen über die Jahre hinweg gesammelten Einfluß (und fordert etliche Gefallen ein), um den Kampf gegen die Kommunisten in Afghanistan zu
finanzieren. Unterstützt wird er von der reichen, ultrarechten
Lobbyistin Joanne Herring (Julia Roberts, "Spieglein Spieglein") und
dem ziemlich ungehobelten, aber idealistischen CIA-Agenten Gust Avrakotos (OSCAR-Nominierung
für Philip Seymour Hoffman, "A Most Wanted Man"). Diese drei sind
wahrlich ein seltsames Gespann – aber ein sehr erfolgreiches …
Kritik:
Aaron Sorkin konnte als Erfinder und Chef-Autor der in den USA ausgesprochen erfolgreichen Polit-Serie "The West Wing" sieben Jahre lang Erfahrung im Schreiben zugleich ernsthafter und amüsanter Politik-Drehbücher sammeln. Das merkt man "Der Krieg des Charlie Wilson" an, denn die spritzigen, intelligenten Dialoge sind neben der bis in die kleinsten Nebenrollen beeindruckenden Besetzung das absolute Highlight des Films. Trotz des ernsthaften Themas – die Geschichte hat sich so in etwa tatsächlich zugetragen – hat Regieveteran Mike Nichols ("Die Reifeprüfung", "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?") einen amüsanten Film mit deutlich satirischen Anklängen geschaffen. Allerdings kommt der politische Teil dieser vergnüglichen Farce dabei leider etwas zu kurz.
Tom Hanks verkörpert den exzentrischen, stets mit typisch texanischem Selbstbewußtsein auftretenden Abgeordneten Wilson mit Verve, es gelingt ihm problemlos, den Gratwandel dieser schillernden Figur zwischen hemmungslosem Macho und seriösem, leidenschaftlichen Politiker darzustellen. Vor allem sein Zusammenspiel mit Philip Seymour Hoffman, dessen grummeliger CIA-Agent Avrakotos eine Art Anti-These zu Charlie ist, läßt mitunter kein Auge trocken – und auch die relativ wenigen gemeinsamen Szenen mit Julia Roberts in ungewohnter Rolle machen richtig Laune. Zwischen den vielen Dialogszenen gibt es immer wieder kurze Kampfsequenzen aus Afghanistan zu sehen (teils gespielt, teils originale Archivaufnahmen), die daran erinnern sollen, daß es bei diesem insgesamt humordominierten Film im Kern um eine ausgesprochen ernste Thematik geht. Das wirkt allerdings zumindest auf Dauer etwas sehr plakativ und fügt sich nicht wirklich nahtlos in die Erzählung ein.
Selbstverständlich versäumen es Sorkin und Nichols auch nicht, in die heutzutage schon fast vergessenen Geschehnisse munter Anspielungen auf die (während der Dreharbeiten) aktuelle Situation einzubauen – denn im Grunde genommen ist der Film ja eine Art Prequel zum unter US-Präsident George W. Bush nach 9/11 begonnenen Afghanistan-Krieg gegen die Taliban. Neben einigen subtil in die Dialoge eingeflossenen Seitenhieben bietet aber auch die wahre Geschichte des Charlie Wilson die Möglichkeit, darauf einzugehen. Denn während es Wilson zu Hochzeiten des Kalten Krieges gelang, eine Milliarde US-Dollar für die Unterstützung der Mudschaheddin (aus denen in den 1990er Jahren auch die Taliban hervorgingen) bereitstellen zu lassen, wurde ihm nach dem Rückzug der Sowjets nicht mal mehr eine MILLION für den Wiederaufbau von Schulen und ähnlich sinnvolle Vorhaben bewilligt. Das erinnert fatal an Bushs ähnlich kurzsichtiges Vorgehen im "Krieg gegen den Terrorismus", bei dem er es ebenfalls versäumte, die leidgeprüfte Zivilbevölkerung in Afghanistan oder im Irak mit ins Boot zu holen. So ist es auch mehr als passend, daß der Film mit einem (in der deutschen Fassung etwas abgeschwächten) erschreckend zeitlosen Zitat des echten Charlie Wilson endet: "These things happened. They were glorious and they changed the world ... and then we fucked up the endgame."
Der größte Schwachpunkt von "Der Krieg des Charlie Wilson" (neben einem gewissen Grad an Patriotismus, der wohl unvermeidbar ist, um das amerikanische Publikum zu erreichen) ist, daß er schlichtweg zu kurz ist, um seine hochinteressante Thematik wirklich umfassend zu behandeln. Gerade einmal gut eineinhalb Stunden sind deutlich zu wenig für diesen Film, aus dessen politischen Verwicklungen man deutlich mehr hätte herausholen können, wenn nicht gar müssen. Stattdessen kommt das Ende ziemlich abrupt und fühlt sich irgendwie aufgesetzt an. Daß die ja tatsächlich ziemlich absurde Geschichte der Allianz zwischen demokratischem Lebemann, konservativer Lobbyistin und einzelgängerischem CIA-Agenten ihren Schwerpunkt auf den (oft sehr bissigen) Humor setzt, ist eine nachvollziehbare Entscheidung – aber etwas ausgewogener hätte die Unterteilung in ernste und komödiantische Elemente doch sein dürfen. Dennoch ist "Der Krieg des Charlie Wilson" einem politikinteressierten Publikum absolut zu empfehlen.
Aaron Sorkin konnte als Erfinder und Chef-Autor der in den USA ausgesprochen erfolgreichen Polit-Serie "The West Wing" sieben Jahre lang Erfahrung im Schreiben zugleich ernsthafter und amüsanter Politik-Drehbücher sammeln. Das merkt man "Der Krieg des Charlie Wilson" an, denn die spritzigen, intelligenten Dialoge sind neben der bis in die kleinsten Nebenrollen beeindruckenden Besetzung das absolute Highlight des Films. Trotz des ernsthaften Themas – die Geschichte hat sich so in etwa tatsächlich zugetragen – hat Regieveteran Mike Nichols ("Die Reifeprüfung", "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?") einen amüsanten Film mit deutlich satirischen Anklängen geschaffen. Allerdings kommt der politische Teil dieser vergnüglichen Farce dabei leider etwas zu kurz.
Tom Hanks verkörpert den exzentrischen, stets mit typisch texanischem Selbstbewußtsein auftretenden Abgeordneten Wilson mit Verve, es gelingt ihm problemlos, den Gratwandel dieser schillernden Figur zwischen hemmungslosem Macho und seriösem, leidenschaftlichen Politiker darzustellen. Vor allem sein Zusammenspiel mit Philip Seymour Hoffman, dessen grummeliger CIA-Agent Avrakotos eine Art Anti-These zu Charlie ist, läßt mitunter kein Auge trocken – und auch die relativ wenigen gemeinsamen Szenen mit Julia Roberts in ungewohnter Rolle machen richtig Laune. Zwischen den vielen Dialogszenen gibt es immer wieder kurze Kampfsequenzen aus Afghanistan zu sehen (teils gespielt, teils originale Archivaufnahmen), die daran erinnern sollen, daß es bei diesem insgesamt humordominierten Film im Kern um eine ausgesprochen ernste Thematik geht. Das wirkt allerdings zumindest auf Dauer etwas sehr plakativ und fügt sich nicht wirklich nahtlos in die Erzählung ein.
Selbstverständlich versäumen es Sorkin und Nichols auch nicht, in die heutzutage schon fast vergessenen Geschehnisse munter Anspielungen auf die (während der Dreharbeiten) aktuelle Situation einzubauen – denn im Grunde genommen ist der Film ja eine Art Prequel zum unter US-Präsident George W. Bush nach 9/11 begonnenen Afghanistan-Krieg gegen die Taliban. Neben einigen subtil in die Dialoge eingeflossenen Seitenhieben bietet aber auch die wahre Geschichte des Charlie Wilson die Möglichkeit, darauf einzugehen. Denn während es Wilson zu Hochzeiten des Kalten Krieges gelang, eine Milliarde US-Dollar für die Unterstützung der Mudschaheddin (aus denen in den 1990er Jahren auch die Taliban hervorgingen) bereitstellen zu lassen, wurde ihm nach dem Rückzug der Sowjets nicht mal mehr eine MILLION für den Wiederaufbau von Schulen und ähnlich sinnvolle Vorhaben bewilligt. Das erinnert fatal an Bushs ähnlich kurzsichtiges Vorgehen im "Krieg gegen den Terrorismus", bei dem er es ebenfalls versäumte, die leidgeprüfte Zivilbevölkerung in Afghanistan oder im Irak mit ins Boot zu holen. So ist es auch mehr als passend, daß der Film mit einem (in der deutschen Fassung etwas abgeschwächten) erschreckend zeitlosen Zitat des echten Charlie Wilson endet: "These things happened. They were glorious and they changed the world ... and then we fucked up the endgame."
Der größte Schwachpunkt von "Der Krieg des Charlie Wilson" (neben einem gewissen Grad an Patriotismus, der wohl unvermeidbar ist, um das amerikanische Publikum zu erreichen) ist, daß er schlichtweg zu kurz ist, um seine hochinteressante Thematik wirklich umfassend zu behandeln. Gerade einmal gut eineinhalb Stunden sind deutlich zu wenig für diesen Film, aus dessen politischen Verwicklungen man deutlich mehr hätte herausholen können, wenn nicht gar müssen. Stattdessen kommt das Ende ziemlich abrupt und fühlt sich irgendwie aufgesetzt an. Daß die ja tatsächlich ziemlich absurde Geschichte der Allianz zwischen demokratischem Lebemann, konservativer Lobbyistin und einzelgängerischem CIA-Agenten ihren Schwerpunkt auf den (oft sehr bissigen) Humor setzt, ist eine nachvollziehbare Entscheidung – aber etwas ausgewogener hätte die Unterteilung in ernste und komödiantische Elemente doch sein dürfen. Dennoch ist "Der Krieg des Charlie Wilson" einem politikinteressierten Publikum absolut zu empfehlen.
Fazit: "Der Krieg des Charlie Wilson" – der
letzte Film des Altmeisters Mike Nichols – ist eine dialogstarke, von
hochkarätigen und sehr spielfreudigen Darstellern getragene, aber inhaltlich
etwas zu oberflächlich geratene politische Farce, die alles in allem gut unterhält.
Wertung: 7 Punkte.
Dem kann ich mich anschließen (ich gab 8/10 Punkte), auch wenn ich der Meinung bin, dass die politische Thematik zwar etwas plakativ, aber für den Zweck ausführlich genug dargestellt wurde. Der Fokus lag augenscheinlich auf dem Hinweis, welche Nation für den aktuellen Afghanistankrieg zumindest großteils mitverantwortlich ist. Ansonsten hätte diese kleine Rahmenhandlung mit der Verleihung und auch Hoffmans Charakter nur bedingt Sinn ergeben. Hoffman war aber auch hier mal wieder grandios.
AntwortenLöschenJa, der Gedanke, wie viele großartige Rollen Hoffman noch in sich gehabt hätte, versetzt einem als Kinofan immer noch regelmäßig einen Stich ...
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