In der Nacht wurden zum 71. Mal von der Hollywood Foreign Press Association die Golden Globes verliehen. Die Comediennes Tina Fey und Amy Poehler führten erneut amüsant durch die rund dreistündige Veranstaltung (wenngleich meiner Ansicht nach nicht ganz so gut wie im vergangenen Jahr) und dank vieler unerwarteter Sieger aus den verschiedensten Filmen blieb es bis zum Schluß spannend. Hier sind alle Gewinner aus den Film-Kategorien:
Bester Film, Drama: "12 Years a Slave"
Bester Film, Komödie/Musical: "American Hustle"
Animationsfilm: "Die Eiskönigin"
Fremdsprachiger Film: "La Grande Bellezza", Italien
Regie: Alfonso Cuarón, "Gravity"
Hauptdarstellerin, Drama: Cate Blanchett, "Blue Jasmine"
Hauptdarsteller, Drama: Matthew McConaughey, "Dallas Buyers Club"
Hauptdarstellerin, Komödie/Musical: Amy Adams, "American Hustle"
Hauptdarsteller, Komödie/Musical: Leonardo DiCaprio, "The Wolf of Wall Street"
Nebendarstellerin: Jennifer Lawrence, "American Hustle"
Nebendarsteller: Jared Leto, "Dallas Buyers Club"
Drehbuch: Spike Jonze, "Her"
Musik: Alex Ebert, "All is Lost"
Filmsong: "Ordinary Love" von U2, "Mandela: Der lange Weg zur Freiheit"
Cecil B. DeMille Award: Woody Allen für sein Lebenswerk
Alle Gewinner inklusive der TV-Kategorien gibt es auf der HFPA-Homepage nachzulesen.
Zunächst kurz ein paar Sätze zur Einordnung der Golden Globes auf dem Weg zum Höhepunkt der Awards Season, der OSCAR-Verleihung: Einfluß auf die am Donnerstag anstehenden OSCAR-Nominierungen haben die Gewinner nicht, da deren Einsendeschluß bereits vor einigen Tagen war. Es ist also durchaus möglich, daß ein Golden Globe-Gewinner bei den Academy Awards nicht einmal nominiert wird – so erging es letztes Jahr "Argo"-Regisseur Ben Affleck, dieses Mal könnte es beispielsweise Leonardo DiCaprio treffen, der bei den OSCARs in den letzten Jahren einen ziemlich schweren Stand hatte. Wer aber den Sprung auf die OSCAR-Nominierungsliste geschafft hat, für den kann der Golden Globe-Gewinn wegweisend sein, vor allem dann, wenn er in den nächsten Wochen von den diversen Branchengilden (Regisseure, Schauspieler, Drehbuch-Autoren etc.) bestätigt werden sollte.
Damit zum eigentlichen Fazit der Veranstaltung: Echte Sensationen gab es nicht, die größten Überraschungen in den Hauptkategorien dürften (angesichts der großen Konkurrenz und der recht kontroversen Rolle) DiCaprio sowie Adams und McConaughey gewesen sein; in den Nebenkategorien war mit den beiden musikalischen Gewinnern nicht unbedingt zu rechnen. Gerade bei U2 könnte man mutmaßen, daß die der HFPA seit langem unterstellte Neigung, im Zweifelsfall lieber einen populären Star zu nominieren bzw. auszuzeichnen, eine Rolle spielte, denn eigentlich war der "Eiskönigin"-Song "Let it go" klar favorisiert. Daß Leonardo DiCaprio auch den OSCAR gewinnen wird, halte ich für ausgeschlossen, wie erwähnt wäre ich schon über eine Nominierung froh. McConaughey wiederum sollte seine Nominierung sicher haben, die Favoritenrolle dürfte aber weiterhin Chiwetel Ejiofor einnehmen (wenn auch nur noch knapp). Bei den Frauen ist Amy Adams in einer ähnlichen Situation wie DiCaprio bei den Männern: Sie gilt hinsichtlich einer OSCAR-Nominierung als Wackelkandidatin und könnte gegenüber Meryl Streep (die sie hier geschlagen hat) den Kürzeren ziehen – denn daß die Namen der bei den Globes in die Drama-Kategorie eingestuften Blanchett, Bullock, Thompson und Dench am Donnerstag genannt werden, darf als ziemlich sicher gelten. Generell bestätigen die Golden Globes den Trend der bisherigen Awards Season, wonach es in diesem Jahr keinen echten Top-Favoriten gibt. Wer jetzt schon auf die OSCAR-Gewinner wetten will, der dürfte sich speziell in den Hauptkategorien recht schwer tun: Am ehesten sieht noch "Gravity"-Regisseur Cuarón nach einem relativ sicheren Tip aus, dazu vielleicht noch Blanchett und Lawrence – aber das wären dann schon wieder ziemliche Risiko-Wetten. In der Königskategorie "Bester Film" verteidigt "12 Years a Slave" seine Favoritenstellung – daß es bei nur einem Golden Globe blieb (im Vergleich zu drei für den numerischen Sieger des Abends "American Hustle" in der etwas leichteren Komödien-Kategorie), zeigt aber vortrefflich auf, wie knapp die ganze Angelegenheit derzeit ist.
Der Spannung tut diese Konstellation natürlich sehr gut, mal sehen, ob sie sich tatsächlich bis zur OSCAR-Verleihung am 2. März hält.
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