Regie und Drehbuch: Sofia Coppola
Darsteller: Kirsten Dunst, Jason Schwartzman, Rip Torn, Judy
Davis, Asia Argento, Rose Byrne, Danny Huston, Shirley Henderson, Molly
Shannon, Marianne Faithfull, Jamie Dornan, Sebastian Armesto, Al Weaver, Mary
Nighy, Tom Hardy, Steve Coogan, Mathieu Amalric, David Walliams
FSK: 0, Dauer: 118 Minuten.
Frankreich, 18. Jahrhundert: Die österreichische Prinzessin Marie Antoinette (Kirsten
Dunst, "Melancholia") wird im Alter von zarten 14 Jahren aus politischen
Gründen mit dem Enkel des französischen Königs Louis XV. (Rip Torn, "Men
in Black"; als Ersatz für den kurzfristig abgesprungenen Alain
Delon) verheiratet. Doch ihr neuer Gemahl, der spätere König Louis XVI. (Jason
Schwartzman, "Rushmore"), verhält sich ihr gegenüber zwar höflich, aber
komplett uninteressiert, und Marie Antoinette findet einfach keinen Weg, das zu
ändern. Schon bald führt das Ausbleiben eines Thronfolgers zu üblem Gerede über
das junge, vor allem politisch hoffnungslos überforderte Paar. Selbst Marie Antoinettes Mutter Maria Theresia (Marianne Faithfull, "Irina Palm") drängt sie
immer wieder, ihren Gatten endlich dazu zu bringen, sie zu schwängern, da nur
so ihre Stellung am französischen Königshof sicher sei. Als Louis XV.
unerwartet stirbt und sein reichlich untalentierter Enkel die Königswürde
übernehmen muß, gehen die Dinge zusehends den Bach runter ...
Kritik:
Das Leben als Regisseur kann schwierig sein, wenn man bereits mit dem Debüt einen richtig guten Film an den Start bringt. Es kann paradoxerweise sogar noch schwieriger werden, wenn darauf ein wahres Meisterwerk folgt. Denn fortan steht man unter gewaltigem Erwartungsdruck, weiterhin solch hochkarätige Werke in die Kinos zu bringen. Und wenn "man" dann auch noch dem weiblichen Geschlecht angehört – das in Hollywood auf dem Regiestuhl nach wie vor eklatant unterrepräsentiert ist – und einen berühmten Nachnamen trägt, kann es so richtig kompliziert werden. Sofia Coppola kann ein Lied davon singen. Die Tochter von Regielegende Francis Ford Coppola, die von diesem bereits als Baby in "Der Pate, Teil I" der ganzen Welt präsentiert wurde (und tatsächlich in allen drei Teilen der grandiosen Mafia-Trilogie mitspielt), debütierte mit dem Drama "Das Geheimnis ihres Todes" und ließ dem die Tragikomödie "Lost in Translation" mit Bill Murray und Scarlett Johansson folgen, für deren Drehbuch sie prompt den OSCAR gewann. Mit entsprechender Spannung wurde ihr dritter Film erwartet, der eine Art Pop-Version der tragischen Geschichte der letzten französischen Königin Marie Antoinette werden sollte, die ihre Premiere passenderweise bei den renommierten Filmfestspielen in Cannes feierte. Wo sie nach der Vorführung zunächst mit lauten Buhrufen bedacht wurde ... gefolgt von minutenlangem Applaus!
Das Leben als Regisseur kann schwierig sein, wenn man bereits mit dem Debüt einen richtig guten Film an den Start bringt. Es kann paradoxerweise sogar noch schwieriger werden, wenn darauf ein wahres Meisterwerk folgt. Denn fortan steht man unter gewaltigem Erwartungsdruck, weiterhin solch hochkarätige Werke in die Kinos zu bringen. Und wenn "man" dann auch noch dem weiblichen Geschlecht angehört – das in Hollywood auf dem Regiestuhl nach wie vor eklatant unterrepräsentiert ist – und einen berühmten Nachnamen trägt, kann es so richtig kompliziert werden. Sofia Coppola kann ein Lied davon singen. Die Tochter von Regielegende Francis Ford Coppola, die von diesem bereits als Baby in "Der Pate, Teil I" der ganzen Welt präsentiert wurde (und tatsächlich in allen drei Teilen der grandiosen Mafia-Trilogie mitspielt), debütierte mit dem Drama "Das Geheimnis ihres Todes" und ließ dem die Tragikomödie "Lost in Translation" mit Bill Murray und Scarlett Johansson folgen, für deren Drehbuch sie prompt den OSCAR gewann. Mit entsprechender Spannung wurde ihr dritter Film erwartet, der eine Art Pop-Version der tragischen Geschichte der letzten französischen Königin Marie Antoinette werden sollte, die ihre Premiere passenderweise bei den renommierten Filmfestspielen in Cannes feierte. Wo sie nach der Vorführung zunächst mit lauten Buhrufen bedacht wurde ... gefolgt von minutenlangem Applaus!
Ähnlich divers sind letztlich auch die Kritiken zu
"Marie Antoinette" ausgefallen. Die negativen Rezensionen beklagen
sich hauptsächlich darüber, daß Coppola entgegen der Erwartungen die spannende
politische Dimension des historischen Themas fast komplett ausgeblendet habe und
sich stattdessen auf eine bloße Zurschaustellung des pompösen Lebens seiner
Titelheldin und des gesamten Adels beschränke, ohne nennenswert in die Tiefe zu gehen.
Die Anhänger des Films loben dagegen die schwelgerische und zugleich detailverliebte
Darstellung des Lebens auf Versailles, das sorgfältige und einfühlsam wirkende
Portrait des inmitten so vieler Menschen schmerzlich einsamen Teenagers Marie Antoinette
sowie die gekonnte Bloßstellung der geradezu lächerlichen Dekadenz und Rückwärtsgewandtheit
der Adligen, die letztlich zu ihrem blutigen Untergang in der Französischen
Revolution führen sollten.
Und eigentlich liegen beide Seiten mit ihren Argumenten ganz richtig. Die Ausstattung und die OSCAR-prämierten Kostüme des Films sind eine wahre Pracht und der Adelsstand mit seinen fragwürdigen Sitten wird nach allen Regeln der Kunst vorgeführt (beziehungsweise führt sich selbst vor). Selbst die anfangs noch kurios anmutende Mischung aus klassischer Musik und modernen Alternative-Songs von Künstlern wie The Cure, Air oder New Order funktioniert gut und auch die Schauspieler liefern gute Leistungen ab. Vor allem die oft unterschätzte Kirsten Dunst spielt in der Titelrolle sehr überzeugend und schafft es, trotz nur mäßiger Charaktertiefe diese Marie Antoinette erstaunlich authentisch zu porträtieren; aber auch die Nebenrollen – in denen einige Darsteller zu sehen sind, die erst später zu internationaler Berühmtheit gelangten, etwa Tom Hardy ("The Dark Knight Rises"), Rose Byrne ("Insidious") oder Mathieu Amalric ("Ein Quantum Trost") – sind paßgenau besetzt.
Und eigentlich liegen beide Seiten mit ihren Argumenten ganz richtig. Die Ausstattung und die OSCAR-prämierten Kostüme des Films sind eine wahre Pracht und der Adelsstand mit seinen fragwürdigen Sitten wird nach allen Regeln der Kunst vorgeführt (beziehungsweise führt sich selbst vor). Selbst die anfangs noch kurios anmutende Mischung aus klassischer Musik und modernen Alternative-Songs von Künstlern wie The Cure, Air oder New Order funktioniert gut und auch die Schauspieler liefern gute Leistungen ab. Vor allem die oft unterschätzte Kirsten Dunst spielt in der Titelrolle sehr überzeugend und schafft es, trotz nur mäßiger Charaktertiefe diese Marie Antoinette erstaunlich authentisch zu porträtieren; aber auch die Nebenrollen – in denen einige Darsteller zu sehen sind, die erst später zu internationaler Berühmtheit gelangten, etwa Tom Hardy ("The Dark Knight Rises"), Rose Byrne ("Insidious") oder Mathieu Amalric ("Ein Quantum Trost") – sind paßgenau besetzt.
Andererseits ist der Film mit seinen zwei Stunden Laufzeit aber auch eindeutig zu lang geraten angesichts der kaum zu verhehlenden Tatsache, daß er keine wirkliche Handlung erzählt, sondern "nur" einen Blick auf die Adelsgesellschaft kurz vor ihrem Untergang gewährt. Gerade deshalb wäre es gewiß von Vorteil gewesen, hätte Coppola etwas mehr über die politischen und historischen Hintergründe in ihr Werk eingeflochten – aber das entsprach eben nie ihrem Konzept von "Marie Antoinette", insofern kann man es ihr auch nicht unbedingt vorwerfen. Dennoch: Eine Straffung des Films um 20 oder 30 Minuten hätte ihm sicherlich gutgetan, denn irgendwann wird das Gezeigte einfach zu repetitiv und damit auf Dauer ermüdend.
Fazit: "Marie Antoinette" ist eine originelle und durchaus interessante Herangehensweise an einen altbekannten historischen Stoff,
die Fans von Historienfilmen trotz der wunderschönen Kostüme und Kulissen eher
verprellen dürfte; zu ungewöhnlich ist die poppige Präsentation, zu rudimentär
die Handlung – stilistisch aufgeschlossene Anhänger des Arthouse-Kinos dürfte
das schon eher ansprechen.
Wertung: Gut 6,5 Punkte.
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