Alternativtitel: Sweet
Vengeance
Regie: Logan Miller,
Drehbuch: Noah und Logan Miller, Musik: Martin Davich
Darsteller: Ed Harris,
January Jones, Jason Isaacs, Eduardo Noriega, Stephen Root, Jason Aldean, Amy
Madigan, Vic Browder, J.B. Tuttle, Luce Rains, Noah Miller, Logan Miller
Rotten Tomatoes: 25%
(4,2); weltweites Einspielergebnis: $0,01 Mio.FSK: 16; Dauer: 95 Minuten.
Der Prediger und
selbsternannte Prophet Josiah (Jason Isaacs, "Der Patriot") hält sich
für Gottes großartigstes Geschenk an die Menschheit – und findet es deshalb völlig gerechtfertigt, jeden umzubringen, der ihm in die Quere kommt. Dazu
zählen zwei arme Teufel, die sich auf seinem Land verirrt haben, aber auch der Farmer Miguel (Eduardo Noriega, "Transsiberian"), der einfach nicht zu Josiahs Predigten
kommen will und dann auch noch die Frechheit besitzt, sich darüber zu
beschweren, daß Josiahs Schafe seine Nutzpflanzen fräßen. Doch Josiah muß
erfahren, daß er sich mit diesen Taten großen Ärger eingebrockt hat: Die beiden
armen Teufel hatten verwandtschaftliche Beziehungen zur höchsten Gesellschaft
und werden deshalb von dem leicht exzentrischen Sheriff Jackson (Ed Harris, "Gone Baby Gone")
gesucht, dem Josiah schnell sehr verdächtig vorkommt. Und Miguels Ehefrau Sarah (January
Jackson, "X-Men: Erste Entscheidung"), eine frühere Prostituierte,
macht sich mit der Flinte in der Hand auf einen blutigen Rachefeldzug gegen den
Prediger und seine gesamte Gefolgschaft (und gegen einen dreisten
Spanner) ...
Kritik:
In ihrem zweiten Film nach
dem Drama "Touching Home" (ebenfalls mit Ed Harris)
widmen sich die Zwillingsbrüder Noah und Logan Miller dem – zum Glück – einfach
nicht totzukriegenden Genre des Westerns. Sie tun dies recht geschickt, indem
sie eine klassische Rachestory á la "Erbarmungslos" mit schrägen
Figuren wie aus der Feder der Gebrüder Coen ("True Grit") und einigen
blutigen Schießereien kombinieren. Das macht dank der
gutaufgelegten Darsteller durchaus Laune, bleibt aber im Endeffekt ein anspruchsloses B-Movie, da die Dramaturgie von "Sweetwater" viel zu
banal und eindimensional geraten ist.
Die Rachestory wird so
simpel und ohne jegliche auch nur andeutungsweise Raffinessen ausgespielt, daß
es wirklich eine Schande ist. Dabei hätten die schillernden Charaktere
das Potential, weit mehr zu sein als bloße Stichwortgeber oder Gagschleudern.
Vor allem der von Co-Produzent Ed Harris mit viel Spielfreude verkörperte
Sheriff und Musikliebhaber Jackson ist auf eine so liebenswerte Weise herrlich
durchgeknallt, daß daraus eine unvergeßliche Filmfigur hätte werden können. Doch
die Millers versäumen es, ihm wirklich Leben einzuhauchen, und so ist
er zwar immer wieder gut für einen herzlichen Lacher, aber auch nicht viel mehr.
Damit ist der Gesetzeshüter allerdings immer noch der überzeugendste Charakter
im gesamten Film; denn Bösewicht Josiah wird vom Briten Jason Isaacs zwar in
bewährter "Der Patriot"- oder "Harry Potter"-Manier schön
diabolisch interpretiert, ist aber in seiner Bösartigkeit – ebenso wie seine
Schergen – dermaßen übertrieben und zugleich eindimensional gezeichnet, daß er
kaum mehr als eine Karikatur ist. Was aber immerhin die Befriedigung erhöht,
wenn es den Schurken endlich an den Kragen geht. Und January Jones macht zwar als
eiskalte Rächerin eine gute Figur, "Sweetwater" gelingt es aber nie,
eine emotionale Bindung zwischen ihr als eigentlicher Hauptfigur und dem
Publikum aufzubauen – was angesichts dessen, was sie erleiden muß, ein echtes
Kunststück ist.
Wir sehen also, daß die
Entwicklung einer schlüssigen Handlung oder glaubwürdiger Figuren nicht gerade
die allergrößte Stärke der Millers ist. Inszenatorisch haben sie zum Glück
etwas mehr drauf, denn "Sweetwater" sieht ziemlich genau so aus, wie
man sich einen dreckigen kleinen B-Western vorstellt, und er klingt auch so.
Bemerkenswert sind die Pistolenschüsse, die selten so laut und
dröhnend erklangen wie hier – ein gelungener Kunstgriff, denn durch dieses
einfache Stilmittel der Überhöhung wird die tödliche Wirkung vor allem von
Sarahs Rachefeldzug erhöht, was die vielen humorvollen Szenen immer wieder effektiv
kontrastiert. Und ganz am Ende, als man es beim besten Willen nicht mehr erwartet, wird
"Sweetwater" beim beinahe antiklimaktischen Finale sogar fast noch
innovativ ...
Fazit: "Sweetwater" ist ein
klassischer B-Western, der seine ärgerlich banale Rachegeschichte mit schrägen,
überlebensgroßen Figuren, einigen gelungenen Gags und knackigen Kämpfen sowie einem letzten Endes
überraschend ausgespielten Showdown aufpeppt. Ziemlich rustikale Kost, sicher nichts für cineastische Feinschmecker.
Wertung: 6,5 Punkte.
Wertung: 6,5 Punkte.
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