Regie und Drehbuch:
Stephen Sommers, Musik: John Swihart
Darsteller: Anton Yelchin,
Addison Timlin, Willem Dafoe, Shuler Hensley, Gugu Mbatha-Raw, Nico Tortorella,
Kyle McKeever, Leonor Varela, Patton Oswalt, Ashley Sommers, Laura Harris, Arnold
Vosloo
Rotten Tomatoes: 38% (5,2); weltweites Einspielergebnis: $1,3 Mio.FSK: 16, Dauer: 97 Minuten
Der 20-jährige Odd Thomas
(Anton Yelchin, "Star Trek Into Darkness") heißt nicht einfach nur
"Seltsam" mit Vornamen, er ist es auch. Denn Odd sieht tote Menschen
– aber dabei beläßt er es nicht, er tut auch etwas dagegen. Beispielsweise
überführt er einen Mörder, nachdem der Geist seines Opfers ihn um Hilfe gebeten
hat. Hilfreich ist auch, daß sein Vater (Willem Dafoe, "Die Tiefseetaucher") Sheriff ist und von Odds Gabe weiß, ihm entsprechend
stets zur Seite steht, wenn es nötig ist. Normalerweise kommt Odd auf diese
Weise ganz gut mit seiner "Gabe" klar und kann das Leben mit seiner
attraktiven Freundin Stormy (Addison Timlin aus der TV-Serie
"Californication") genießen. Doch es gibt auch Momente, in denen er
weiß, daß es für ihn haarig werden wird. Diese Momente haben einen Namen,
"Bodachs", und eine schattenhafte Gestalt; sie sind brandgefährlich –
weshalb sie nie erfahren dürfen, daß Odd sie sehen kann – und ernähren sich vom
Schmerz sterbender Menschen. Wann immer ein Bodach auftaucht, weiß Odd deshalb,
daß in Kürze etwas Schlimmes passieren wird. So ist es kaum verwunderlich, daß er kurz davor steht, in Panik auszubrechen, als eines Tages ein ganzer Schwarm Bodachs in
seinen verschlafenen kalifornischen Heimatort Pico Mundo einfällt ...
Kritik:
Kinder, wie die Zeit
vergeht! Satte 14 Jahre ist es inzwischen her, daß Stephen Sommers mit seinem
spaßigen und extrem erfolgreichen Remake des 1930er Jahre-Gruselklassikers
"Die Mumie" in die A-Liga der Hollywood-Regisseure aufstieg. Darin
hielt er sich auch mit der Fortsetzung, doch als er 2004 mit "Van
Helsing" einen gewaltigen kommerziellen Flop hinlegte, war sein
Karrierehoch sehr schnell wieder beendet. Anschließend durfte er nur noch das maue
Actionspektakel "G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra" inszenieren und obwohl
dieses sogar recht erfolgreich war, verschwand Sommers anschließend ziemlich
in der Versenkung. Entsprechend ist "Odd Thomas", die Verfilmung
einer beliebten Buchreihe von Bestseller-Autor Dean Koontz, mit einem
geschätzten Budget von nur $27 Mio. tatsächlich sein kleinstes Projekt seit
"Das Dschungelbuch" 1994, die Inflation mit eingerechnet sogar seit
"Die Abenteuer von Huck Finn", der ein Jahr vorher in die Kinos kam.
Leider sieht man das "Odd Thomas" auch an, denn die Geistergeschichte,
die stilistisch an Peter Jacksons "The Frighteners"
erinnert (Hauptdarsteller Anton Yelchin sieht in manchen Kameraeinstellungen
sogar ein bißchen so aus wie der junge Michael J. Fox), ist ziemlich
spezialeffektlastig und richtig gute Spezialeffekte sind bekanntlich teuer.
Dennoch ist Sommers insgesamt ein sehr schönes Gruselabenteuer gelungen, von
dem sich Autor Koontz begeistert gezeigt hat. Umso bedauerlicher, daß es in den
Sternen steht, ob "Odd Thomas" je einen regulären Kinostart erhalten
wird, denn ein erbitterter Rechtsstreit auf Produzentenseite hat das ganze Projekt
zumindest vorübergehend lahmgelegt und dürfte auch jegliche Hoffnung auf eine
Fortsetzung von vornherein im Keim ersticken.
Manche Zuschauer
kritisieren, daß sich Sommers in "Odd Thomas" mit der von Erklärungen durch die Titelfigur begleiteten Exposition ziemlich
viel Zeit lasse. Das tut er zwar tatsächlich, ich finde das jedoch eher
vorteilhaft, da man auf diese Weise ausführlich, aber durchaus kurzweilig mit
den ungemein sympathischen Hauptfiguren und den vielfältigen Auswirkungen von Odds Gabe
vertraut gemacht wird. Zugegeben, das Tempo ist in dieser Phase nicht allzu hoch,
aber da vor allem Anton Yelchin, Addison Timlin und der etwas
unterbeschäftigte Willem Dafoe in ihren gemeinsamen Szenen wunderbar
harmonieren, macht diese ausschweifende Einführung absolut Laune. Auch
sorgen Odds gewitzte Kommentare und die schlagfertigen Screwball-Comedy-Dialoge
zwischen ihm und Stormy für jede Menge Lacher, ebenso wie einige Cameos bekannter
Schauspieler, von denen jenes von Sommers' "Mumie"-Darsteller Arnold
Vosloo mit Abstand das witzigste ist. Zudem ist es dem Regisseur und Autor
inmitten all des Humors und der Spezialeffekte bemerkenswert gut gelungen, die
Liebesbeziehung zwischen Odd und Stormy zu integrieren. Denn diese entpuppt
sich als keineswegs nur eine weitere, dramaturgisch eigentlich unnötige
Alibi-Romanze wie in so vielen anderen Popcorn-Filmen, sondern ist ungemein
gefühlvoll gestaltet und von Yelchin und Timlin ausdrucksstark gespielt.
Doch mit der Ankunft der
ebenso mysteriösen wie gefährlichen Bodachs nimmt die Geschichte einen immer
bedrohlicheren Ton an, da klar ist, daß eine Katastrophe bevorsteht. In diesem
Mittelteil wird "Odd Thomas" beinahe zu einem klassischen Krimi, denn
Odd folgt gewissenhaft den Spuren der Bodachs und versucht – teilweise mit
Hilfe seines Vaters und seiner Freundin – herauszufinden, wo das Unglück seinen
Anfang nehmen wird und wie er es verhindern kann. Da der durch die Bodach-Horden
suggerierte anfängliche Hauptverdächtige
"Fungus Bob" (Shuler Hensley, "Die Legende des Zorro") Odd
nicht wirklich weiterbringt, entwickelt sich das Ganze zu einer wahren
kriminalistischen Schnitzeljagd mit immer neuen überraschenden Wendungen. Das wirkt teilweise
etwas überkonstruiert und nicht immer vollkommen glaubwürdig, doch durch das
nun deutlich angezogene Erzähltempo, die gelungen eingefangene latente
Bedrohungs-Atmosphäre und das energetische Spiel Yelchins läßt sich
darüber großzügig hinwegsehen.
Ein klein wenig
problematisch ist allerdings, daß die flapsigen Dialoge vor allem zwischen Odd
und Stormy sich im Vergleich zum Beginn der Story kaum verändern und deshalb in
der zweiten Filmhälfte angesichts der zunehmenden Konfrontation mit Mord und
Totschlag mitunter etwas fehl am Platz wirken. Zudem ist der actionreiche, mehrstufige
Showdown vielleicht einen Tick zu ausgewalzt, auch wenn sich zumindest eine der unvorhersehbaren Wendungen als ausgesprochen effektiv erweist. Wie bereits erwähnt sind
die Spezialeffekte sicher nicht die größte Stärke von "Odd Thomas",
was Sommers allerdings nicht davon abhält, sie reichlich einzusetzen. Wenigstens
die schön unheimlich gestalteten Bodachs wirken aber ziemlich überzeugend, was
angesichts ihrer Stellung innerhalb der Geschichte auch bitter nötig ist. Angesichts
dessen kann man die Defizite in anderen CGI-Bereichen (z.B. bei einer
gewaltigen, aber sehr künstlich aussehenden Explosion) verschmerzen.
Fazit: "Odd Thomas" ist ein großer
Krimi-Gruselspaß, der seine budgetbedingten Defizite in Sachen Spezialeffekte
mit einem harmonischen Cast, einer interessanten Story und vor allem mit viel
Humor und Herz mehr als wettmacht.
Wertung: 8 Punkte.
Wertung: 8 Punkte.
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