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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 20. November 2012

DER STERNWANDERER (2007)

Originaltitel: Stardust
Regie: Matthew Vaughn, Drehbuch: Jane Goldman und Matthew Vaughn, Musik: Ilan Eshkeri
Darsteller: Charlie Cox, Claire Danes, Michelle Pfeiffer, Robert De Niro, Sienna Miller, Peter O'Toole, Sarah Alexander, Joanna Scanlan, Nathaniel Parker, Kate Magowan, Ricky Gervais, Mark Strong, Henry Cavill, Jason Flemyng, Rupert Everett, David Walliams, David Kelly, Mark Heap, Julian Rhind-Tutt, Adam Buxton, Struan Rodger, Melanie Hill, Ben Barnes
 Stardust
(2007) on IMDb Rotten Tomatoes: 76% (6,8); weltweites Einspielergebnis: $135,6 Mio.
FSK: 12, Dauer: 127 Minuten.

Um die Hand seiner Angebeten Victoria (Sienna Miller, "G.I. Joe") zu gewinnen, muß Tristan (Charlie Cox, "Casanova") ihr eine waschechte Sternschnuppe bringen, die sie eines Nachts fallen sehen. Für den Romantiker Tristan kein Problem, sofort macht er sich auf und überquert sogar "die Mauer", die angeblich das England des 19. Jahrhunderts von einer Fabelwelt trennt. Und wie Tristan rasch erkennen muß, darf er das "angeblich" getrost streichen. Dummerweise entpuppt sich jedoch der gesuchte gefallene Stern als wunderschöne Frau namens Yvaine (Claire Danes, "Terminator 3", TV-Serie "Homeland"). Obwohl Yvaine treffend anmerkt, daß es wirklich unglaublich romantisch sei, seiner Geliebten eine gefangene Frau als Geschenk zu bringen, macht Tristan sich unverrichteter Dinge mit ihr auf den Rückweg. Allerdings hat er noch jede Menge Hindernisse zu überwinden, ehe er seine geliebte Victoria endlich ehelichen kann. Allen voran sind da die uralte böse Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer, "Dark Shadows", "Hairspray") und ihre beiden Schwestern zu nennen, die alles in ihrer Macht stehende tun, um Yvaine zu bekommen und gemäß einem alten Rezept für die Erlangung ewigen Lebens ihr Herz zu verspeisen. Außerdem treffen Tristan und Yvaine auf den schillernden Luft-Piraten Captain Shakespeare (Robert De Niro, "Silver Linings") und diverse streitsüchtige Prinzen, die ein von Yvaine getragenes Amulett benötigen, um den Königsthron ihres kürzlich verstorbenen Vaters (Peter O'Toole, "Lawrence von Arabien") besteigen zu dürfen ...

Kritik:
Der Engländer Neil Gaiman ist einer der renommiertesten und populärsten Autoren weltweit im Genre der phantastischen Bücher und Comics (klassische Fantasy verfaßt er nicht wirklich). Sein Markenzeichen ist ein ausgeprägter Sinn für Humor, der seine Werke durchzieht und dessentwegen er gerne mit seinen Landsleuten Douglas Adams und Terry Pratchett in einem Atemzug genannt wird. Mit Pratchett schrieb er sogar ein gemeinsames und extrem witziges Buch namens "Ein gutes Omen", in dem es um die bevorstehende Apokalypse geht. Obwohl Gaiman auch schon lange im TV- und Filmbereich tätig ist und unter anderem hochgelobte Episoden für die Science Fiction-Serien "Babylon 5" und "Doctor Who" beisteuerte, war "Der Sternwanderer" im Jahr 2007 die erste Adaption eines seiner Werke (zwei Jahre später folgte der Stop-Motion-Film "Coraline" von Henry Selick). Die Erwartungen der Fans waren hoch und wurden vom Filmteam erfreulicherweise im Großen und Ganzen erfüllt.

Dabei setzt der britische Regisseur Matthew Vaughn ("X-Men: Erste Entscheidung") bei seinem erst zweiten Film auf einen klassischen, recht gemächlichen Spannungsaufbau, der zunächst ein paar kleinere Längen mit sich bringt. Mit zunehmender Fortdauer nimmt das Tempo der Erzählung jedoch deutlich zu, wenn die Protagonisten und ihre Verfolger in immer kürzeren Abständen aufeinandertreffen und es zu so mancher überraschenden Wendung kommt. Vaughn gelingt es hervorragend, eine märchenhaft-humorvolle Atmosphäre zu kreieren, die mit ihrem kunterbunten Design, lustvoll überzeichneten Bösewichten und familiengerechtem Humor Kinder ebenso fasziniert wie Erwachsene mit schlagfertigen Dialogen, einer gefühlvollen Story und etlichen skurrilen Nebenfiguren.

Für letztere wurde eine ganze Reihe sehr namhafter britischer Schauspieler und Comedians gecastet, denen es gelingt, selbst kürzeste Auftritte erinnerungswürdig zu gestalten: Ob Schauspiellegende Peter O'Toole als greiser König, "Little Britain"-Co-Schöpfer David Walliams und die Charakterdarsteller Rupert Everett ("Shakespeare in Love", "In guten Händen") und Mark Strong ("The Guard", "Robin Hood") als drei seiner sieben machtgierigen Söhne, der zweimalige Golden Globe-Moderator Ricky Gervais als schlitzohriger Gauner oder die "Coupling"-Aktrice Sarah Alexander als eine der drei bösen Hexen – die Besetzung läßt absolut keine Wünsche offen. Natürlich gilt das nicht nur für die Neben-, sondern auch für die Hauptrollen. Der damalige Newcomer Charlie Cox verkörpert den romantischen Helden sehr charmant, wird aber von seiner wahrlich zauberhaft aufspielenden Leinwandpartnerin Claire Danes noch übertroffen. Und die Hollywood-Veteranen Michelle Pfeiffer und Robert De Niro haben sichtlich Freude an ihren schillernden Rollen als Oberhexe respektive gefürchteter Pirat mit pikantem Geheimnis (das in der wohl witzigsten Szene des gesamten Films gelüftet wird).

Außerdem sieht "Der Sternwanderer" einfach wunderschön aus und klingt auch so (inklusive des weihnachtlich klingenden Abspannsongs "Rule the World" von Take That). Die Ausstattung ist nahezu makellos und detailverliebt, die Spezialeffekte werden zwar recht sparsam, aber effektiv eingesetzt. Ein gelungenes Makeup (speziell bei den Hexen) und die von Kameramann Ben Davis elegant eingefangenen Aufnahmen unter anderem der schottischen Highlands und der isländischen Natur unterstreichen die märchenhafte Ausstrahlung. Auch die kraftvollen Kompositionen von Ilan Ehskeri ("Hannibal Rising", "Centurion") tragen ihren Teil dazu bei, wenngleich sie mitunter vielleicht einen Tick zu bombastisch ausgefallen sind.

"Der Sternwanderer" könnte also ein wahres Fest von einem Film sein, dennoch kann er mich in seiner Gesamtheit nicht so restlos begeistern, wie ich es mir angesichts der wunderbaren Einzelteile wirklich wünschen würde. Neben dem etwas zu gemächlichen Filmbeginn dürfte das vor allem darin begründet liegen, daß die Handlung nicht wie aus einem Guß wirkt, sondern eher wie eine Aneinanderreihung einzelner (guter bis sehr guter) Szenen. Gerade im Vergleich zu Rob Reiners "Die Braut des Prinzen" aus dem Jahr 1987, dem Klassiker der humorvollen Fantasy schlechthin, fehlt mir einfach das gewisse Etwas. Die Geschichte ist nicht ganz so raffiniert, die emotionale Bindung zu den Protagonisten nicht ganz so eng und der Humor nicht ganz so wunderbar durchgeknallt. Jane Goldman und Matthew Vaughn haben Neil Gaimans Romanvorlage zweifellos in ein gutes Drehbuch umgesetzt, die dramaturgische Meisterschaft des legendären "Die Braut des Prinzen"-Autoren William Goldman (nicht mit Jane verwandt oder verschwägert) erreichen sie aber nicht.

Fazit: "Der Sternwanderer" ist ein sehr humorvolles, optisch und akustisch höchst gelungen umgesetztes Fantasy-Märchen für die ganze Familie, das mit einer sympathischen und spielfreudigen Besetzung, einer romantischen Story und intelligent-witzigen Dialogen punktet. Ein idealer Film für die (Vor-)Weihnachtszeit.

Wertung: 8 Punkte.


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