Die Drehbuch-Kategorien dienen bei den OSCARs seit jeher gerne als eine Art Trostkategorie - hier bekommen immer wieder gute bis sehr gute Filme ihre einzige Nominierung, die dann doch nicht herausragend oder einfach nur nicht beliebt genug sind, um eine ganz große Rolle bei den Academy Awards zu spielen. Und hier bekommen auch Filme mit multiplen Nominierungen am Ende gerne ihren einzigen Preis des Abends, während andere Werke groß abräumen. Dieses Jahr könnte das wieder so laufen, mit "Logan", "The Disaster Artist", "Molly's Game" und "The Big Sick" gibt es unter den insgesamt zehn Nominees in den beiden Kategorien schon mal vier Produktionen, die nur diese eine Nominierung vorweisen können. Daß eine davon tatsächlich den OSCAR gewinnt, ist jedoch ziemlich unwahrscheinlich - was auch die beiden wichtigsten Drehbuch-Preisverleihungen der Pre-OSCAR-Season zeigen, die beide an diesem Wochenende stattfanden.
Bei dem von der Universität von Südkalifornien vergebenen USC Scripter Award ging der einzige Preis an "Call Me by Your Name" - und bei den von der Autorengilde verliehenen WGA Awards konnten sich der satirische Horrorthriller "Get Out" (bei den Originaldrehbüchern) und erneut "Call Me by Your Name" (bei den adaptierten Drehbüchern) gegen die Konkurrenz durchsetzen. "Call My by Your Name" (der einzige auch als "Bester Film" nominierte Kandidat) galt sowieso als klarer Favorit seiner Kategorie, mit diesen beiden Ehrungen ist es kaum noch vorstellbar, daß das Coming of Age- und Coming-out-Drama des 89-jährigen James Ivory bei den OSCARs leer ausgeht - auch wenn es bei den Drehbüchern immer wieder mal überraschende Gewinner gibt. Komplizierter ist die Situation bei den Originaldrehbüchern, bei denen "Get Out" gegen die drei großen OSCAR-Topfavoriten "Shape of Water", "Three Billboards outside Ebbing, Missouri" und "Lady Bird" (sowie den auch nicht chancenlosen "The Big Sick") antritt. Um so wichtiger ist Jordan Peeles Triumph bei den prestigeträchtigen WGA Awards, zumal die Schnittmenge zwischen deren Mitgliedern und den OSCAR-Abstimmberechtigten groß ist. Ob "Get Out" den Goldjungen wird holen können, dürfte letztlich vor allem davon abhängen, ob einer aus dem Favoritentrio sich als besonders populär bei den Academy-Mitglieder erweist und einen großen Siegeszug durch alle Kategorien startet - in einem solchen Fall mit einem "Sweep" á la "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" könnte sich der entsprechende Film dann auch Kategorien sichern, in denen er eigentlich eher Außenseiter ist. Am wahrscheinlichsten wäre das nach dem aktuellen Stand der Dinge bei Guillermo del Toros "Shape of Water", doch so richtig kann ich nicht daran glauben. Und da für "Get Out" mit seiner Rassismus-Thematik die derzeitige politische Stimmung in den USA spricht, stehen Peeles Aussichten auf einen Sieg ziemlich gut - das würde auch wieder zu der eingangs erwähnten "Trostpreis"-Tradition passen, denn sehr wahrscheinlich würde es der einzige OSCAR für "Get Out" bleiben ...
Die Antworten werden wir am 4. März erfahren.
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