Regie und Drehbuch: Woody Allen
Darsteller: Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Steve Carell,
Corey Stoll, Blake Lively, Jeannie Berlin, Ken Stott, Paul Schneider, Parker
Posey, Anna Camp, Richard Portnow, Sari Lennick, Stephen Kunken, Sheryl Lee, Tony
Sirico
FSK: 12, Dauer: 96 Minuten.
In den 1930er Jahren entschließt sich der aus einer
jüdischen New Yorker Familie stammende Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg,
"The Social Network"), auf gut Glück nach Los Angeles zu ziehen, wo sein
Onkel Phil (Steve Carell, "Ganz weit hinten") erfolgreich als Schauspielagent tätig ist. Auch Bobby will irgendwie in die Filmindustrie
kommen und überredet Phil deshalb, ihn erst einmal als Laufbursche zu
beschäftigen. Dabei lernt er viele große Hollywood-Stars kennen, aber auch
Phils hübsche, bodenständige Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart, "Snow White and the Huntsman"), in die er sich sofort verliebt – obwohl sie
bereits einen Freund hat. Bobby bleibt jedoch hartnäckig in seinem Werben und
hofft, sie davon überzeugen zu können, ihn zu heiraten und mit ihm nach New
York zu ziehen, wo er bei seinem älteren Bruder Ben (Corey Stoll,
"Ant-Man") einen besseren Job bekommen könnte; denn Ben ist im
weitesten Sinne in der Gastronomie-Branche tätig (ein deutlicher Euphemismus für:
Er ist ein Gangster!) und hat kürzlich einen bereits sehr beliebten Nachtclub eröffnet …
Kritik:
"Café Society" ist im Grunde genommen das
Musterexemplar eines Films, den man als "ganz nett" einstuft. Doch
wenngleich das im Normalfall nicht das schlechteste Label ist, das man angeheftet bekommen kann, liegt es doch unter dem durchschnittlichen Niveau von
Altmeister Woody Allen und ist folglich eher eine Enttäuschung. Zwar hat Allen
fraglos schlechtere Filme gedreht (z.B. "Ich sehe den Mann deiner Träume"), aber obwohl er in "Café Society" die 1930er Jahre und den Unterschied zwischen New York und Hollywood optisch und akustisch
(u.a. mit etlichen Liedern des in der Handlung mehrfach erwähnten Broadway-Songwriterduos
Rodgers and Hart, von denen "The Lady is a Tramp" das bekanneste ist) überzeugend rüberbringt und einmal mehr ein starkes Schauspieler-Ensemble
um sich versammelt hat, verhält es sich mit der Handlung in etwa so wie mit der
für Woody Allen obligatorischen leichten Jazz-Musik, die sie begleitet: Sie plätschert vor sich hin.
Nun ist Woody Allen natürlich auch nicht unbedingt bekannt für
die spektakulärsten Storylines, sondern eher für präzise, intelligente und
vor allem humorvolle Alltagsbeobachtungen, bei denen die eigentliche Handlung häufig
bestenfalls die zweite Geige spielt – doch selbst für Allens Verhältnisse
geschieht in "Café Society" bemerkenswert wenig Bemerkenswertes.
Zumindest verläuft die holprige Liebesgeschichte von Bobby und Vonnie nicht in komplett ausgetretenen Bahnen, sondern entwickelt sich (realistischerweise) durchaus
recht unerwartet. Aber obwohl Jesse Eisenberg und die hier stark aufspielende Kristen
Stewart gut miteinander harmonieren, gelingt es Allen nie, ihren
hindernisreichen Kampf ums Liebesglück so emotional aufzuladen, daß er das
Publikum wirklich mitreißen würde. Wie gesagt: Es plätschert so vor sich hin,
mal neigt sich das Glücksbarometer auf die eine Seite, dann wieder auf die
andere, echte Dramatik kommt nie auf, was neben Allens ungewohnt nüchterner
Inszenierung auch der vergleichsweise fragmentarischen Erzählweise mit Zeitsprüngen anzulasten ist. Selbst die Dialoge erreichen die meiste Zeit über
bestenfalls durchschnittliches Allen-Niveau und sorgen weder für echte Lacher
noch für tiefere Einsichten.
Kenner des Hollywoods der 1930er Jahre dürfen sich immerhin
über zahlreiche Anspielungen und subtile Verweise freuen (etwa auf Paul
Munis Karrierestart im Theater oder Errol Flynns bekannte Vorliebe für sehr
junge Gespielinnen) – allerdings gehen die meist kaum über bloßes
"Namedropping" hinaus, weshalb auch diejenigen, die keine Ahnung von der
damaligen Filmära haben, nicht wirklich viel verpassen. Allens Entscheidung,
die Stars nur ständig zu erwähnen, aber nicht aktiv teilhaben zu lassen (anders
als in seinem zauberhaften "Midnight in Paris", in dem Künstlergrößen
wie Ernest Hemingway, Pablo Picasso oder F. Scott Fitzgerald auftreten), ist in
dieser Hinsicht auch nicht unbedingt hilfreich. Für den nötigen Humor sorgen so
vor allem die Nebenhandlungsstränge, wobei neben dem reichen Ehepaar Rad
(Parker Posey, "Irrational Man") und Steve (Paul Schneider,
"Wasser für die Elefanten"), mit dem sich Bobby in Los Angeles
anfreundet, und seinen Eltern Rose (Jeannie Berlin, "Inherent Vice") und Marty (Ken Stott, "Der Hobbit") vor allem sein Gangster-Bruder Ben hervorsticht, dessen recht
radikale Problemlösungsmethoden von Allen herrlich trocken präsentiert werden.
Um "Café Society" aus dem Mittelmaß herauszuhieven, reicht das
allerdings nicht aus.
Fazit: Woody Allens "Café Society" ist eine nette 1930er
Jahre-Komödie, die in gemächlichem Tempo mit guten Darstellern eine unspektakuläre Geschichte erzählt
und gar nicht übermäßig lustig ist – aber definitiv … nunja, nett eben.
Wertung: Gut 6 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links in den Rezensionen oder das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links in den Rezensionen oder das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen