Heute mal wieder mit drei Meldungen zu interessanten kommenden Filmprojekten:
- Die Chance, erste Regisseurin bei einem Film des Marvel Cinematic Universe zu werden (bei "Black Panther"), hat sich die für ihr historisches Bürgerrechtsdrama "Selma" gefeierte Ava DuVernay 2015 entgehen lassen, weil sie angesichts Marvels strenger Rahmenvorgaben aus ihrer Sicht zu viele künstlerische Kompromisse hätte eingehen müssen. Das bedeutet aber natürlich nicht, daß sie sich stattdessen auf die faule Haut gelegt hätte. Vielmehr drehte die afroamerikanische Filmemacherin ein wenig für das US-Fernsehen, widmete ihre Zeit aber vor allem der kürzlich beim New Yorker Filmfestival vorgestellten Doku "13th", die sich intensiv mit dem, so die These, von Rassismus geprägten amerikanischen Justizsystem beschäftigt und als aussichtsreicher OSCAR-Kandidat gilt - der provokante Titel bezieht sich übrigens auf den Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung, der die Sklaverei verbietet ... Als nächstes ist für DuVernay wieder ein Spielfilm an der Reihe, der inhaltlich zur Abwechslung deutlich leichter ausfallen dürfte: In "A Wrinkle of Time", der Adaption eines phantastischen Kinderbuchs von Madeleine L'Engle (in Deutschland unter dem Titel "Die Zeitfalte" veröffentlicht und Auftakt einer Trilogie). Erzählt wird die von Jennifer Lee ("Die Eiskönigin") adaptierte Geschichte der 14-jährigen Meg Murry, deren Vater einst spurlos verschwand. Eines Nachts stehen drei alte Damen mit seltsamen Namen vor der Tür und bieten Meg und ihrem kleinen Bruder Charles an, ihnen bei der Suche nach ihrem Vater zu helfen, der sich angeblich nicht mehr auf der Erde befindet ... Die für ihre 13 Jahre bereits erstaunlich schauspielerfahrene Storm Reid ("12 Years a Slave") übernimmt die Hauptrolle der Meg, Deric McCabe spielt Charles. Deutlich namhafter sind erwartungsgemäß die Erwachsenenrollen besetzt: Chris Pine ("Star Trek") agiert als verschwundener Vater Dr. Alex Murry und Gugu Mbatha-Raw ("Jupiter Ascending") als Mutter Kate, dazu gesellen sich Reese Witherspoon ("Wasser für die Elefanten") als Mrs. Whatsit (in der deutschen Übersetzung: Frau Wasdenn), Oprah Winfrey ("Der Butler") als Mrs. Which (Frau Dergestalt) und Mindy Kaling ("Fast verheiratet") als Mrs. Who (Frau Diedas) sowie Zach Galifianakis ("Birdman"), Michael Peña ("Herz aus Stahl"), Bellamy Young (TV-Serie "Scandal"), André Holland (TV-Serie "The Knick") und Levi Miller ("Pan") in Nebenrollen. Die Dreharbeiten zu "A Wrinkle in Time" begannen letzte Woche in Los Angeles, in die Kinos soll der Film irgendwann 2018 kommen (ich könnte mir aber vorstellen, daß er, sofern rechtzeitig fertig, auf Weihnachten 2017 vorgezogen wird).
- Zu den immer noch erschreckend wenigen renommierten Regisseurinnen in den USA zählt zweifellos auch Sofia Coppola, wenngleich ihr Stern nach den frühen Erfolgen mit "The Virgin Suicides" und vor allem dem melancholischen, OSCAR-prämierten Meisterwerk "Lost in Translation" doch etwas im Sinken begriffen war - "Marie Antoinette", "Somewhere" und "The Bling Ring" schnitten bei Kritikern und Publikum eher mittelmäßig ab. Vielleicht gelingt ihr die Trendwende ausgerechnet mit einem Remake, denn Don Siegels "The Beguiled" (in Deutschland: "Betrogen") aus dem Jahr 1971 war eine Adaption des Bürgerkriegs-Thriller-Dramas "A Painted Devil" von Thomas P. Cullinan aus dem Jahr 1971. Der Film, in dem Clint Eastwood einen verwundeten Nordstaaten-Soldaten verkörpert, der hinter feindlichen Linien in einem Mädchenpensionat gesundgepflegt wird, dort aber zum Spielball sexueller Intrigen wird, war nicht wirklich erfolgreich, erhielt aber gute Kritiken. Ich persönlich kann die jedoch nicht ganz nachvollziehen, denn wenngleich die düstere Story von "Betrogen" sehr stimmungsvoll inszeniert ist und Eastwood eine für ihn untypische Rolle überzeugend interpretiert, finde ich das Tempo etwas sehr gemächlich und die Handlungsweisen der Charaktere nicht immer glaubwürdig. Positiv formuliert: Für Coppolas gleichnamiges, von ihr selbst geschriebenes Remake gibt es genügend Ansatzpunkte, um die zweifellos spannende Prämisse noch deutlich effektiver und spannender umzusetzen. An der glänzenden Besetzung sollte das nicht scheitern: Colin Farrell ("Saving Mr. Banks") übernimmt Eastwoods Rolle des John McBurney, Nicole Kidman ("Australia") spielt die Schulleiterin Martha (damals von Geraldine Page verkörpert), Kirsten Dunst ("Melancholia") Lehrerin Edwina und Elle Fanning ("The Neon Demon") die 17-jährige Schülerin Carol; in weiteren Schülerinnen-Rollen sind Angourie Rice ("The Nice Guys") und Oona Laurence ("Elliot, der Drache") zu sehen. Auch hier hat die Produktion kürzlich begonnen, der deutsche Kinostart ist allerdings bereits für den 22. Juni 2017 vorgesehen.
- Um auch die männlichen Regisseure zu ihrem Recht kommen zu lassen: Der Däne Kristoffer Nyholm, bekannt als Stamm-Regisseur der international erfolgreichen Krimiserie "Kommissarin Lund" und vor wenigen Wochen im deutschen Fernsehen (bei Arte) mit dem britischen Grusel-Mehrteiler "Unsichtbare Besucher" vertreten, feiert sein Kinodebüt mit dem psychologischen Thriller "Keepers". Basierend auf einem Drehbuch der beiden Newcomer Celyn Jones und Joe Bone (das wiederum von einer lokalen Legende inspiriert ist) geht es um drei Leuchtturmwärter auf einer unbewohnten winzigen Insel vor der schottischen Küste, die zu erbitterten Rivalen werden, als sie etwas finden, das nicht auf die Insel gehört ... Dargestellt werden die drei Protagonisten von Gerard Butler ("Olympus Has Fallen"), Peter Mullan ("Gefährten") und dem jungen Joe Alwyn, der in Kürze als Hauptdarsteller von Ang Lees Anti-Kriegsfilm "Die irre Heldentour des Billy Lynn" sein Schauspieldebüt vor der Kamera gibt. Die Dreharbeiten sollen Anfang 2017 in Großbritannien stattfinden, mit dem Kinostart von "Keepers" ist daher im Herbst 2017 zu rechnen.
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