Gene Wilder, einer der beliebtesten Komödienschauspieler der USA, ist tot.
Der Mann mit dem unverwechselbaren, wie für das Comedy-Geschäft geschaffenen Gesicht, den großen blauen Augen und den notorisch wirren Haaren begann seine Karriere in den 1960er Jahren mit überwiegend komischen Rollen am Theater; wäre er 10 bis 20 Jahre später geboren worden, wäre er garantiert wie so viele seiner Kollegen bei der Sketchshow "Saturday Night Live" groß herausgekommen. Da Gene Wilder aber eben bereits 1933 zur Welt kam, war es Erzkomödiant Mel Brooks, der ihn groß herausbrachte. Die Zusammenarbeit der beiden großen Meister des (häufig durchaus intelligenten) Klamauks war ausgesprochen fruchtbar, ihren Anfang nahm sie 1968 mit der immer noch brillanten Showbiz-Satire "Frühling für Hitler", in der Wilder den Buchhalter Leo Bloom spielt, der gemeinsam mit einem von Zero Mostel verkörperten windigen Broadway-Produzenten das schlechteste und billigste Stück aller Zeiten auf die Bühne bringen will, damit sie unbemerkt die Investorengelder in die eigenen Taschen stecken können. Brooks' Regiedebüt (das später übrigens kurioserweise tatsächlich zu einem erfolgreichen Broadway-Musical umgearbeitet wurde, das dann wiederum sehr amüsant mit Nathan Lane, Matthew Broderick, Uma Thurman und Will Ferrell als "The Producers" verfilmt wurde) erarbeitete sich zwar erst über die Zeit hinweg seinen Kultstatus, machte aber sowohl Brooks als auch Wilder - der eine OSCAR-Nominierung für seine Leistung erhielt - quasi über Nacht zu Stars (nachdem Wilder ein Jahr zuvor bereits durch seine Nebenrolle in "Bonnie & Clyde" auf sich aufmerksam gemacht hatte).
Nachdem sie anschließend zunächst getrennte Wege gingen, wurde sechs Jahre später ihr zweiter gemeinsamer Film, die Westernparodie "Der wilde wilde Western", ebenfalls zu einem großen Erfolg, auf den unmittelbar "Frankenstein Junior" folgte. In dieser herrlichen Persiflage auf die alten Universal-Gruselfilme der 1930er Jahre (für deren Drehbuch Wilder und Brooks eine weitere OSCAR-Nominierung ergatterten) agierte Wilder als Enkel Dr. Frankensteins, der von den Taten seines berüchtigten Großvaters nichts wissen will und sogar auf einer anderen Aussprache seines Nachnamens besteht. Als er allerdings das Anwesen der Frankensteins in Transsilvanien erbt, muß er sich doch mit den Sünden seines Vorfahrs auseinandersetzen - zur großen Freude des Publikums, das bei seinen Erlebnissen mit dem durchgeknallten Diener Igor (Grimassen-Meister Marty Feldman), der strengen Haushälterin Frau Blücher (deren bloße Namensnennung Pferde in Panik versetzt ...), einem blinden Eremiten (Gene Hackman!) und der von seinem Großvater zum Leben erweckten Kreatur (Peter Boyle) jede Menge zu Lachen bekommt.
Doch auch ohne Mel Brooks als Regisseur und Autor feierte Gene Wilder in den 1970er Jahren große Erfolge. In den USA ist er durch Mel Stuarts Roald Dahl-Verfilmung "Willy Wonka & die Schokoladenfabrik" (1971) für viele noch immer DER Willy Wonka schlechthin (ich persönlich bevorzuge jedoch Tim Burtons Neuverfilmung mit Johnny Depp), in Woody Allens satirischem Sex-Ratgeber "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" (1972) verliebte er sich in ein Schaf, in Robert Aldrichs Westernkomödie "Ein Rabbi im Wilden Westen" (1979) bekam er es mit Cowboys und Indianern zu tun und sowohl in Arthur Hillers Comedy-Thriller "Trans-Amerika-Express" (1976) als auch in Sidney Poitiers Actionkomödie "Zwei wahnsinnig starke Typen" (an der Seite seines Freunds und häufigen Co-Stars Richard Pryor) wurde er unschuldig von der Polizei verfolgt. Zudem übernahm Wilder selbst immer öfter den Regiestuhl und inszenierte sich selbst zunächst als "Sherlock Holmes' cleverer Bruder" (1975), was allerdings ebenso wie die Stummfilm-Parodie "Der größte Liebhaber der Welt" zwei Jahre später ziemlich in die Hose ging. Dennoch ließ er sich nicht entmutigen und wurde 1984 trotz mittelmäßiger Kritiken mit einem Erfolgserlebnis belohnt: der romantischen Komödie "Die Frau in Rot" (ein Remake des französischen Films "Ein Elefant irrt sich gewaltig"). Diese startete jedoch nicht etwa eine neue Erfolgswelle, denn nachdem sein nächster Film "Die Glücksjäger" 1989 zwar an den Kassen ganz gut ankam, jedoch ziemlich miserable Kritiken erhielt, und es fünf Jahre später auch seine TV-Comedyserie "Something Wilder" nur auf eine Staffel brachte, verschwand Gene Wilder ziemlich in der Versenkung - auch wenn er immerhin mit einem Erfolgserlebnis abtrat, denn sein allerletzter Auftritt vor der Kamera, eine Gastrolle in der Comedyserie "Will & Grace" im Jahr 2002, bescherte ihm spät seinen einzigen Emmy.
Gestern starb Gene Wilder, einer der lustigsten Männer im amerikanischen Filmgeschäft, im Alter von 83 Jahren in Stanford an den Folgen seiner (bis dahin geheimgehaltenen) Alzheimer-Erkrankung. R.I.P.
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