Der am 7. April 1928 passenderweise in Los Angeles geborene James Garner war sicher nicht der größte Schauspieler aller Zeiten, doch mit seinem angeborenen Lausebengel-Charme schaffte es der Kalifornier nicht nur in den USA, zu einem der beliebtesten Stars im Fernsehen wie auch im Kino zu werden. Gestern starb er in Los Angeles im Alter von 86 Jahren.
Lediglich zu einer einzigen OSCAR-Nominierung hat es James Garner während seiner langen Karriere gebracht – 1986 für einen Film namens "Die zweite Wahl – Eine Romanze", den heute kaum noch jemand kennt. Die Filme und Serien, die ihn berühmt machten, sind hingegen zu echten Klassikern geworden. Seine Paraderolle war wohl die des schlitzohrigen Pokerspielers im Wilden Westen Bret Maverick in der TV-Serie "Maverick", die er von 1957 bis 1960 spielte und mehr als 30 Jahre später in der gleichnamigen, sehr vergnüglichen Kinoversion mit Mel Gibson und Jodie Foster noch einmal übernahm. Diese sehr humorvolle Rolle (wobei das im Film stärker ausgeprägt war als in der Serie) ist typisch für die Karriere des James Garner, der mit Komödien seine größten Erfolge feierte. Einige davon sind weitgehend vergessen, aber nichtsdestotrotz sehr gelungen, etwa Arthur Hillers tragikomische Kriegsgeschichte "Nur für Offiziere" (1964), in der Garner den Assistenten eines Konteradmirals in London verkörpert, der mit allen Wassern gewaschen ist, aber auch ein erklärter Feigling, der sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, die alliierte Invasion in der Normandie dokumentarisch festhalten und sich somit an die Front begeben zu müssen. Es gibt nur wenige im Krieg spielende Filme, die derart mühelos die Balance halten zwischen einer komödiantischen Handlung mit amourösen Verwicklungen und einer klaren, von intelligenten Dialogen vorangetragenen Antikriegsbotschaft, wie es bei "Nur für Offiziere" der Fall ist.
Andere humorvolle Filme mit James Garner in der Hauptrolle werden auch Jahrzehnte später noch gerne im Fernsehen gezeigt. "Was diese Frau so alles treibt" (1963) etwa, mit Garner an der Seite des damaligen Superstars Doris Day. Ebenso die Western-Komödie "Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe" (1969), in der Garner als Goldsucher unverhofft zum Sheriff einer von vielen zwielichtigen Gesellen bevölkerten Goldgräberstadt wird, oder die bereits zwei Jahre später folgende Quasi-Fortsetzung (gleiche Regie, gleiche Kern-Besetzung) "Latigo", in der er als Glücksspieler mit einem berüchtigten Revolverhelden verwechselt wird. Und dann natürlich "Victor/Victoria". Blake Edwards' kultige Verwechslungskomödie aus dem Jahr 1982 zählt mit zum Witzigsten, das Hollywood je hervorgebracht hat, und James Garner brilliert darin mit einer herausragenden komödiantischen Leistung, für die er eigentlich zahlreiche Auszeichnungen verdient gehabt hätte. Als zwielichtiger amerikanischer Nachtclub-Besitzer verliebt er sich im Paris der 1930er Jahre zu seinem eigenen Erschrecken in einen Travestiestar, der mit seinen Auftritten als Sängerin zum "Talk of the Town" geworden ist. Was (zunächst) niemand weiß: Tatsächlich handelt es sich um eine Frau, die vorgibt, ein Mann zu sein, der als Frau auftritt. Klingt kompliziert und albern? Ist es auch – und unverschämt witzig! Und daran hat neben der famosen Hauptdarstellerin Julie Andrews auch James Garner als sexuell verwirrter Gangster mit Herz einen großen Anteil.
Doch obwohl Garner vor allem für seine Komödienrollen bekannt ist, konnte er sehr wohl einige Erfolge im dramatischen Fach vorweisen. Bereits zu Beginn seiner Karriere beeindruckte er in dem Drama "Infam" (1961), in dem das vielleicht schrecklichste, niederträchtigste Kind der Filmgeschichte aus Trotz die Karriere und das Leben zweier Lehrerinnen (Audrey Hepburn und Shirley MacLaine) vernichtet, indem es sie einer (damals verfemten) lesbischen Beziehung beschuldigt. Garner verkörpert den an sich aufrichtigen Verlobten einer der beiden, der unter dem gesellschaftlichen Druck, der auch auf ihn ausgeübt wird, zunehmend ins Wanken gerät. Eine relativ kleine Rolle, die Garner in ihrem emotionalen Zwiespalt aber sehr authentisch interpretiert. Auch im großartigen Ensemble des Anti-Kriegsklassikers "Gesprengte Ketten" von John Sturges stand Garner 1963 neben (späteren) Ikonen wie Steve McQueen, Charles Bronson, James Coburn, Sir Richard Attenborough oder Donald Pleasance problemlos seinen Mann, ebenso drei Jahre später als draufgängerischer Formel 1-Fahrer in John Frankenheimers "Grand Prix". In den 1970er Jahren konzentrierte sich Garner dann wieder auf das TV-Geschäft, wo er als "Detektiv Rockford" (1974-1980) seinen zweiten großen Serienerfolg feiern konnte (für den er mit einem Emmy geehrt wurde, ein zweiter folgte 1987 als Co-Produzent des TV-Films "Promise", für dessen Hauptrolle er eine zusätzliche Nominierung erhielt).
Auch wenn in höherem Alter die Hauptrollen in Großprojekten naturgemäß ausblieben, hielt sich James Garner gut im Geschäft. 1991 und 1994 gewann er zwei Golden Globes für die TV-Filme "Purple Heart – Die Stunde des Helden" und "Der Konzern", Clint Eastwood holte ihn 2000 für seine Astronauten-Komödie "Space Cowboys" vor die Kamera, in der Garner, Donald Sutherland, Tommy Lee Jones und Eastwood noch einmal ins All fliegen sollen, um eine Katastrophe zu verhindern. Und im Jahr 2004 sorgte er dann in Nick Cassavetes' konsequent melodramatischer Lovestory "Wie ein einziger Tag" als "alter Ryan Gosling" als jahrzehntelang aufopferungsvoll Liebender für viele Tränen vor allem beim weiblichen Publikum. Letztmals vor der Kamera stand James Garner 2007 für den Kurzfilm "First Night", 2010 betätigte er sich noch einmal als Sprecher bei zwei kurzen Superhelden-Animationsfilmen.
Gestern erlag James Garner in seinem Haus einem Herzinfarkt.
R.I.P.
R.I.P.
Ein sehr schöner Nachruf!
AntwortenLöschenViele Grüße
#Willy
Vielen Dank.
Löschen