Originaltitel: Neighbors
Regie: Nicholas Stoller, Drehbuch: Andrew Jay Cohen und
Brendan O'Brien, Musik: Michael Andrews
Darsteller: Seth Rogen, Rose Byrne, Zac Efron, Dave Franco,
Christopher Mintz-Plasse, Ike Barinholtz, Carla Gallo, Lisa Kudrow, Jerrod
Carmichael, Halston Sage, Ali Cobrin, Hannibal Buress, Jason Mantzoukas, Liz Cackowski, Andy
Samberg, Jake Johnson, Natasha Leggero
FSK: 12, Dauer: 97 Minuten.
Das junge Ehepaar Mac (Seth Rogen, "Das ist das Ende") und Kelly Radner (Rose Byrne, "X-Men: Erste Entscheidung") fühlt sich
bereit für ein gutbürgerliches Spießerleben: Sie haben vor wenigen Monaten ihr
erstes Baby Stella bekommen und alle ihre Ersparnisse in den Kauf eines
hübschen Vorstadt-Häuschens in gemütlicher Nachbarschaft gesteckt. Dann zieht
in das Nachbarhaus die Studentenverbindung Delta Psi Beta ein – und vorbei ist
es mit der Ruhe für die jungen Eltern. Anfangs versuchen sie noch, die Studenten um ihren charismatischen Verbindungs-Präsidenten Teddy (Zac Efron,
"Hairspray") und dessen Vize Pete (Dave Franco, "21 Jump Street") mit vorgetäuschter Coolneß und Kumpanei davon zu überzeugen,
nicht zu laute Partys zu feiern. Als dieses Vorgehen keinen dauerhaften Erfolg
zeitigt, rufen sie anonym die Polizei zu Hilfe. Die Studenten finden jedoch
schnell heraus, wer sie verpfiffen hat und starten einen Kleinkrieg gegen die
Radners. Diese schlagen irgendwann ihrerseits zurück, und so schaukeln sich die Streiche immer weiter
auf, bis sie echtes Eskalationsniveau zu erreichen drohen …
Kritik:
Ehrlich gesagt habe ich lange gezögert, mir "Bad
Neighbors" im Kino anzuschauen. Zwar ist die Komödie in den USA wie auch
in Deutschland ein großer Hit, doch gibt es viele Stimmen, die behaupten,
alle lustigen Szenen seien bereits im Trailer zu sehen gewesen. Daß ich mich
schließlich doch für einen Kinobesuch entschieden habe, hat zwei Gründe: Erstens
einen eklatanten Mangel an Alternativen zu dem Zeitpunkt, an dem
ich Zeit fürs Kino hatte – und zweitens meine Erfahrung mit früheren Seth
Rogen-Komödien … die mich zwar nie begeistert, aber doch fast immer gut
unterhalten haben. Wie sich herausstellt, macht "Bad Neighbors" da
zum Glück keine Ausnahme. Daß die Komödie von "Fast verheiratet"-Regisseur Nicholas Stoller das Publikum dennoch polarisiert, dürfte
(neben dem recht derben Humor) vor allem einer durch die Trailer
geschürten falschen Erwartungshaltung geschuldet sein. Denn wie die meisten Filme von
und/oder mit Seth Rogen (der ja häufig an Drehbuch und Regie beteiligt ist,
diesmal allerdings "nur" als Hauptdarsteller und Co-Produzent fungiert) will "Bad Neighbors" keine reine Lachparade mit Gags am Fließband
sein, sondern setzt auf Figuren mit Herz und eine Story mit einer Botschaft;
keiner weltbewegenden Botschaft (etwas in der Art von "Jeder muß irgendwann erwachsen werden"), versteht sich, aber immerhin.
In vielen Komödien mit Seth Rogen steht das Erwachsenwerden
im Mittelpunkt der humorigen Geschehnisse, oder zumindest bestimmte Aspekte des
Erwachsenwerdens. Ob "Beim ersten Mal", "Zack and Miri Make a
Porno" oder nun "Bad Neighbors", Rogen spielt häufig einen
kindsköpfigen Normalo, der noch nicht willens oder fähig ist, die
Herausforderungen des Lebens als Erwachsener anzunehmen und Verantwortung zu
übernehmen. Man kann Rogen deshalb sicherlich fehlende Abwechslung vorwerfen, aber
mit seinem bärigen Charme und seinem so hollywood-untypischen, vollkommen
unglamourösen Aussehen nimmt man ihm diese Rollen einfach ab und ist ihm auch
nicht allzu böse ob seines kindischen Verhaltens. Zumal er immer einen
gewissen Reifeprozeß durchläuft, der aber nicht klischeehaft zum
Muster-Spießbürger führt, sondern zu einer Art Kompromiß zwischen
gesellschaftlichen Konventionen und einem guten Schuß störrischer
Unangepaßtheit.
Daß es bei "Bad Neighbors" wieder genau so
verläuft, ist mit Sicherheit kein Spoiler, die Ähnlichkeiten zu "Beim
ersten Mal" – in dem Rogens Figur nach einem One Night Stand ungeplant
Vater wird und sich damit ebenso wie Katherine Heigl als werdende Mutter erst
arrangieren muß – sind sowieso unverkennbar (man könnte fast von einer Fortsetzung sprechen), ohne aber mit zu deutlichen
Parallelen im Handlungsverlauf zu langweilen. Hilfreich dafür ist zudem die
Parallelhandlung der Studentenverbindung, die fast gleichberechtigt zur Geschichte der
Radners erzählt wird. Auch hier steht das Erwachsenwerden unaufdringlich im
Mittelpunkt, verdeutlicht vor allem anhand der Unterschiede zwischen den
besten Freunden Pete – der bereits ganz konkrete Pläne für das Arbeitsleben
schmiedet – und Teddy, der an die Zukunft keinen Gedanken zu verschwenden
scheint und einfach nur feiern will, bis der Arzt kommt. Das Drehbuch verbindet
diese vielfältigen Wege der Reife gekonnt mit dem eigentlich im Vordergrund
stehenden komödiantischen Aspekt des (gegen Ende etwas überkonstruierten) Kleinkrieges
zwischen Eltern und Studenten. Wie bei den meisten Filmen mit Seth Rogen gilt: Der Humor bewegt sich oft genug haarscharf an der Grenze des guten
Geschmacks, vereinzelt geht er sogar darüber hinaus. Das wird sicherlich
ein paar Zuschauer verschrecken, auch mir wären ein paar weniger
Fremdschäm-Momente und einige nicht ganz so drastische Gags lieber gewesen. Im
Großen und Ganzen hält "Bad Neighbors" jedoch die Balance und
profitiert dabei (neben der endlich mal wieder klassisch knackigen Komödienlänge
von knapp 100 Minuten) ganz erheblich von den sympathischen Figuren – es ist ja
alleine schon erfrischend, mal wieder einen Film dieser Art ohne echten
Antagonisten zu sehen – und deren sehr guter Besetzung.
Seth Rogen spielt seine Rolle, wie bereits angedeutet, so
wie stets, was inzwischen natürlich für keinen Aha-Effekt mehr sorgt, aber
nicht zuletzt aufgrund seines immer wieder aufs Neue bewundernswerten Muts zur
Peinlichkeit weiterhin sympathisch rüberkommt. Die Australierin Rose Byrne,
die in den letzten Jahren mit Filmen wie "Brautalarm", "Das hält
das kein Jahr …!" oder den beiden "Insidious"-Teilen einen Hit
nach dem anderen landete, stiehlt ihm dieses Mal aber (nicht nur, aber auch in
Sachen Mut zur Peinlichkeit) ohne Frage die Schau; denn ihre energiegeladene Verkörperung
Kellys, die beim Versuch, möglichst lässig rüberzukommen, so unfaßbar uncool
wirkt, sich später aber als sehr ernstzunehmende, leidenschaftliche Intrigantin
gegen die Studenten erweist und wie eine Löwin für das Wohl ihres Babys kämpft,
ist einfach eine Wucht. Ex-"High School Musical"-Herzensbrecher Zac
Efron überzeugt derweil mit viel Selbstironie und einer sympathischen
Veralberung seines Schönlings-Images, für besondere Highlights sorgen
jedoch viele kleine Nebenrollen.
Nebenrollen, die übrigens großteils mit Seriendarstellern
und Comedians besetzt sind, was ebenso wie zahlreiche Serienzitate und
-anspielungen (einmal läuft sogar "The Office" im Fernsehen) Fans
amerikanischer Fernsehkunst das Zuschauen noch etwas mehr versüßt. Ob
"Friends"-Ikone Lisa Kudrow als pragmatische Uni-Rektorin, Liz Cackowski
("Saturday Night Live") als Immobilienmaklerin, Ike Barinholtz
("Mad TV", "The Mindy Project") und Carla Gallo
("Bones") als von den Radners für ihren "Krieg" gegen Delta Psi Beta (zwangs-)rekrutiertes befreundetes geschiedenes Ehepaar oder Andy Samberg ("Brooklyn Nine-Nine"), Natasha Leggero ("Are you there, Chelsea?") und Jake Johnson
("New Girl") in Cameos, die
Drehbuch-Autoren beweisen ein gutes Händchen für witzige Nebenfiguren. Ach, und um abschließend den gedanklichen Kreis zum Beginn dieser Rezension zu schließen: Wer behauptet, alle lustigen Momente von "Bad Neighbors" wären bereits im Trailer zu sehen, der muß auf jeden Fall die Ventilator-Szene kurz vor Schluß verpaßt haben ...
Fazit: "Bad Neighbors" ist ein nicht
wirklich origineller, aber trotz nicht allzu hoher Gagdichte und teilweise derben
Humors sehr sympathischer Sommerspaß, der dank einer passenden und
spielfreudigen Besetzung (fast) durchgehend für gute Unterhaltung sorgt.
Wertung: 7,5 Punkte.
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