Die News-Ausbeute der vergangenen Woche ist wieder einmal
eher mau ausgefallen:
- James Gray, Regisseur von meist positiv, aber selten euphorisch aufgenommenen Filmen wie den Thriller-Dramen "The Yards" und "Helden der Nacht" sowie des Liebesdramas "Two Lovers" mit Joaquin Phoenix und Gwyneth Paltrow, will sich als nächstes Projekt an der abenteuerlichen Sachbuchverfilmung "The Lost City of Z" versuchen. Die Buchvorlage von David Grann, die Gray selbst in ein Drehbuch umgearbeitet hat, spielt in den 1920er Jahren und erzählt von dem britischen Forscher und Abenteurer Percy Fawcett, der im Amazonas-Gebiet nach einer untergangenen Zivilisation suchte und bei seinen Expeditionen mehrmals nur knapp dem Tod entging, ehe er mit seinem 21-jährigen Sohn spurlos verschwand. Gray benennt als sein stilistisches Vorbild die Epen eines David Lean ("Lawrence von Arabien", "Die Brücke am Kwai"), er strebe aber einen etwas "halluzinogeneren" Ton an – was den Cineasten angesichts der Thematik natürlich sofort an Werner Herzogs Südamerika-Meisterwerk "Aguirre – Der Zorn Gottes" mit Klaus Kinski in seiner vielleicht besten Rolle denken läßt. Kinski weilt bekanntlich schon länger nicht mehr unter den Lebenden, aber der Mann, den Gray für die Hauptrolle seines Films angeheuert hat, ist mit Sicherheit nicht die schlechteste Wahl: Benedict Cumberbatch, in den letzten Jahren mit Filmen wie "Dame, König, As, Spion" oder "Star Trek Into Darkness" sowie TV-(Mini)-Serien wie "Sherlock" oder "Parade's End" in aller Munde. Da die Finanzierung von "The Lost City of Z" noch nicht gesichert ist, ist das Engagement eines solchen Darstellers natürlich sehr wichtig, was möglicherweise sogar noch mehr auf die zweite prominente Verpflichtung zutrifft: "Twilight"-Herzensbrecher Robert Pattinson – schauspielerisch trotz zuletzt ordentlicher Leistungen in ambitionierten Dramen wie "Wasser für die Elefanten" oder "Cosmopolis" sicher nicht so hoch einzustufen wie Cumberbatch, aber aktuell in der richtigen Rolle wohl deutlich zugkräftiger, speziell in den USA. Wen Pattinson spielen soll, ist noch nicht bekannt – für die auf den ersten Blick naheliegende Rolle des Sohnes wäre der Altersunterschied zwischen den beiden Darstellern von nur 10 Jahren aber wohl doch etwas gering. Sollte mit der Finanzierung alles klappen wie erhofft, dann sollten die Dreharbeiten irgendwann 2014 stattfinden, ein Kinostart vor 2015 dürfte entsprechend schwer zu erreichen sein.
- Zwei starke Schauspieler einer allerdings etwas anderen Generation kann auch die Tragikomödie "Harry and the Butler" vorweisen, denn Regisseur George C. Wolfe ("Das Lächeln der Sterne") konnte Sir Michael Caine ("Harry Brown") und Samuel L. Jackson ("The Avengers") engagieren. Im Drehbuch des weithin unbekannten Damian F. Slattery (seine bislang einzige Kinoarbeit war das Drehbuch für den norwegischen Zweiter Weltkriegs-Film "A Day in October" mit D.B. Sweeney aus dem Jahr 1991) geht es um den einst sehr begabten Jazzmusiker Harry (Jackson), der den Durchbruch nie geschafft hat und nun ein eher trostloses Leben als Mechaniker führt. Als sein früherer Mentor ihm eine große Geldsumme überläßt, entscheidet Harry kurzerhand (und in betrunkenem Zustand), einen englischen Butler (Caine) anzuheuern, was für beide unerwartete Folgen zeitigt. Der Beginn der Dreharbeiten in Louisiana ist für Frühjahr 2014 anvisiert, was auch hier für einen Kinostart Anfang 2015 spricht.
- Abschließend noch ein kurzer Blick auf die Nominierungen für den Europäischen Filmpreis 2013. Als bester europäischer Film des Jahres wurden nominiert: "The Best Offer" (Italien) mit Geoffrey Rush, die kunstvolle, in schwarzweiß gedrehte Schneewittchen-Stummfilmvariation "Blancanieves" (Spanien), das feinfühlige Drama "The Broken Circle" (Belgien), Paolo Sorrentinos Fellini-Hommage "La Grande Bellezza" (Italien), die lakonische Berlin-Ballade in Schwarzweiß "Oh Boy" (Deutschland) und der gefeierte Cannes-Gewinner "Blau ist eine warme Farbe" (Frankreich), ein dreistündiges Epos über ein lesbisches Liebespaar. Ich muß zugeben, selbst leider noch keinen einzigen dieser Filme gesehen zu haben, aber nach allem, was ich über sie gesehen und gelesen habe, dürfte es eine sehr würdige Auswahl ohne klaren Favoriten sein. Mein Siegertip: "The Broken Circle". Das deutsche Kino ist auch in den übrigen Kategorien ganz gut vertreten: Barbara Sukowa wurde für "Hannah Arendt" als beste Schauspielerin nominiert (und tritt gegen u.a. gegen Keira Knightley für "Anna Karenina" und Naomi Watts für "The Impossible" an), Tom Schilling für "Oh Boy" als bester Schauspieler (prominentester Mitnominierter: Jude Law, "Anna Karenina") und "Oh Boy" selbst als "europäische Entdeckung des Jahres". Die gesamte Nominierungsliste gibt es auf der Homepage des Europäischen Filmpreises.
Quellen:
Europäischer Filmpreis: Nominierungen
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Der Trailer zu Ben Stillers Komödie "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty", in dem er selbst einen unauffälligen Büroangestellten spielt, der sich aus dem tristen Alltag in exotische Abenteuer hineinträumt (deutscher Kinostart ist an Neujahr):
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