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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 3. August 2012

WIMBLEDON (2004)

Regie: Richard Loncraine, Drehbuch: Adam Brooks, Jennifer Flackett und Mark Levin, Musik: Edward Shearmur
Darsteller: Paul Bettany, Kirsten Dunst, Sam Neill, Nikolaj Coster-Waldau, Bernard Hill, Jon Favreau, James McAvoy, Celia Imrie, Eleanor Bron, Austin Nichols, Chris Evert, John McEnroe
 Wimbledon
(2004) on IMDb Rotten Tomatoes: 61% (5,9); weltweites Einspielergebnis: $41,5 Mio.
FSK: 0, Dauer: 98 Minuten.

Der Brite Peter Colt (Paul Bettany, "The Tourist") war einmal ein ziemlich guter Tennisprofi, ist mittlerweile aber bereits 31 Jahre alt und steht vor dem Tennis-Ruhestand. Für das heimische Grand-Slam-Turnier in Wimbledon, für das er sich eigentlich nicht mehr qualifizieren konnte, hat er sozusagen als Abschiedsgeschenk noch einmal eine Wildcard erhalten. Sein einziges Ziel: nicht in der 1. Runde rauszufliegen. Doch dann trifft er auf das aufstrebende US-amerikanische Tennis-Starlet Lizzie (Kirsten Dunst, "Spider-Man", "Melancholia") und es ist Liebe auf den ersten Blick. Solcherart beflügelt läuft Peter auf dem Tennisplatz völlig unerwartet zu großer Form auf. Lizzies Vater (Sam Neill, "Daybreakers") ist allerdings strikt gegen diese Liaison, da er nicht ganz ohne Grund glaubt, sie würde Lizzies Konzentration auf ihren Sport schaden ...

Kritik:
Im Grunde genommen ist "Wimbledon" von Regisseur Richard Loncraine ("Firewall", "Richard III.") eine stinknormale, typisch britische romantische Komödie – inklusive der obligatorischen herrlich schrägen Nebencharaktere. Plus Tennis. Und dieses ungewohnte Szenario, für das übrigens erstmals beim echten Wimbledon-Turnier gefilmt werden durfte (Publikum und Tennis-Offizielle sind also keine Statisten, sondern "echt"), verleiht dem Film tatsächlich den gewissen Touch. Die von dem australischen Ex-Wimbledon-Sieger Pat Cash arrangierten Spiel-Szenen wirken erstaunlich realistisch und hochklassig, nur bei wenigen Ballwechsel erkennt man, daß dabei natürlich mit mit gewissen Tricks etwas nachgeholfen wurde (beispielsweise haben die Spieler teilweise die Ballwechsel nur nachgeahmt, während der Ball später per CGI eingefügt wurde). Solange man keine echten Tennis-Profis für die Rollen engagiert, ist so etwas natürlich unvermeidbar, hier aber insgesamt wirklich gut umgesetzt. Zumal Paul Bettany (der in seiner Rolle kurioserweise stark an den deutschen Tennisprofi Rainer Schüttler erinnert) und Kirsten Dunst (die ihrerseit der russischen Wimbledon-Siegerin Maria Sharapova ähnelt) ihre Rollen auf und neben dem Tennisplatz überzeugend spielen. Das viermonatige Trainingsprogramm, das beide vor den Dreharbeiten absolvieren mußten, hat sich definitiv gelohnt.

Schade ist, daß das reale Tennisgeschehen für meinen Geschmack zu wenig in die Handlung integriert wurde. Zwar werden die Namen echter Spieler in Gesprächen zwischen den Film-Spielern erwähnt und die Ex-Superstars John McEnroe und Chris Evert kommentieren – wie in der Realität – die Spiele. Natürlich macht es auch Sinn, daß als Gegner von Peter und Lizzie fiktive Sportler kreiert wurden, die von relativ namenlosen Spielern verkörpert werden (der bekannteste ist noch Ex-Doppel-Spezialist Murphy Jensen); aber daß es auch sonst keinerlei Gastauftritte von Personen aus dem echten Tennisgeschehen gibt, ist zumindest für Fans der Sportart wie mich schon etwas enttäuschend. Davon abgesehen nimmt der Film aber sehr schön zahlreiche Tennisklischees wie den klassischen "Tennis-Vater" auf die Schippe. Generell gibt es bereits ab dem witzigen Vorspann viele gelungene Anspielungen auf den Tennis-Zirkus zu bestaunen.

Über die eigentlich zentrale Liebesgeschichte zwischen Peter und Lizzie muß man nicht viele Worte verlieren. Die Story hält sich an das imaginäre Handbuch der romantischen Komödien und ist entsprechend von A bis Z vorhersehbar. In der ersten Filmhälfte ist das angesichts zahlreicher gelungener Gags und des recht starken Tennis-Fokus kein großes Problem, in der zweiten Hälfte wird die Handlung ob der vielen Klischees aber doch recht langatmig. Die Leinwandchemie zwischen Bettany und Dunst ist nicht atemberaubend, aber sehr ordentlich, und vor allem Paul Bettany hilft dem Film mit seinem Charme selbst über die gelegentlichen Längen souverän hinweg.

Fazit: Als romantische Komödie ist "Wimbledon" absolut nichts Besonderes, kann aber mit sympathischen Figuren und humorvollen Dialogen punkten. Durch die durchaus ernsthaft, aber stets amüsant umgesetzte Tennis-Thematik wird der Film jedoch über das Mittelmaß hinaus gehoben. Wie stark genau, das hängt auch davon ab, wie sehr sich die Zuschauer für diese Sportart interessieren.

Wertung: 7,5 Punkte.


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