Regie:
William Sinclair, Charlie Palmer und Richard Senior, Drehbuch: Debbie
Horsfield, Musik: Anne Dudley
Darsteller:
Aidan Turner, Eleanor Tomlinson, Heida Reed, Luke Norris, Jack Farthing, Caroline Blakiston, Kyle
Soller, Gabriella Wilde, John Nettles, Ruby Bentall,
Richard Harrington, Beatie Edney, Phil Davis, John Hollingworth, Richard Hope, Pip
Torrens, Max Willis, Tristan Sturrock, Ed Browning, Henry Garrett, Hugh
Skinner, Mark Frost, Amelia Clarkson, Sebastian Armesto,
John Macneill, Turlough Convery, Lewis Peek, Richard McCabe, Alexander Morris, Lewis Peek, Isabella
Parriss, Patrick Ryecart, Rose Reynolds, Gracee O'Brien, Crystal
Leaity, Robin Ellis, Michael Culkin, Matthew Wilson
Nach der eskalierten Plünderung des vor seinem
Land gekenterten Warleggan-Handelsschiffs muß sich Ross Poldark (Aidan Turner, "Der Hobbit")
vor Gericht für diverse schwere Vergehen verantworten, wobei Schiffseigner
George Warleggan (Jack Farthing, "The Riot Club") auch vor Betrug und Bestechung nicht
zurückschreckt, um seinen Erzrivalen endlich loszuwerden. Doch nach einer
ausgesprochen wechselhaften Verhandlung kommt Ross frei und kann sich wieder
seinen Bergbau-Geschäften zuwenden. Bedauerlicherweise entwickeln die sich
jedoch immer schlechter – auch dank der Quertreibereien der Warleggans –,
weshalb Ross sich auf eine riskante Zusammenarbeit mit dem Schmuggler Mr.
Trencrom (Richard McCabe, "Notting Hill") einläßt. Immerhin läuft es privat etwas besser, denn Ross
und seine Ehefrau Demelza (Eleanor Tomlinson, TV-Serie "The White Queen") haben sich wieder mit seinem
Cousin Francis (Kyle Soller, "The Trip to Spain") und dessen Gattin Elizabeth (Heida Reed, TV-Serie "Lava") – Ross'
erster großer Liebe – versöhnt, Ross und Francis arbeiten nun sogar gemeinsam
in der alten Familienmine. Ein tragisches Unglück beendet jedoch die (trotz der
finanziellen Sorgen) kurze Phase relativer Sorglosigkeit – und eine große
Dummheit führt zu einer ernsthaften Ehekrise zwischen Ross und Demelza. Derweil
steht George dicht davor, all seine (wenig ehrenhaften) Ziele zu erreichen …
Kritik:
Die erste Staffel der romantischen britischen Historienserie "Poldark"
war für mich eine sehr positive Überraschung, die mich (auch anhand des
Cliffhangers) mit beträchtlicher Vorfreude die Fortsetzung erwarten ließ. Und
auch die zweite Staffel, die aufgrund des großen Erfolges um zwei auf nun zehn
Episoden aufgestockt wurde, macht ziemlich viel Spaß, indem sie sich den
Großteil der Stärken bewahrt. Bedauerlicherweise sorgen einige
inhaltliche Entscheidungen wie auch ein fehlender Mut zur Weiterentwicklung
besagter Stärken allerdings für eine gewisse Ernüchterung. Staffel 2 von
"Poldark" fühlt sich ein bißchen so an wie es bei etlichen zweiten
Teilen unerwartet erfolgreicher Kinofilme der Fall ist: Man versucht, das
Erfolgsrezept möglichst genau zu reproduzieren und vergißt darüber, daß die
meisten Zuschauer mehr erwarten als eine bloße Kopie – so gut die auch
gestaltet sein mag. Zugegeben, dieses Urteil klingt vermutlich härter, als es
gemeint ist, zumal die zweite Staffelhälfte inhaltlich sehr wohl mutige
Schritte geht. Das Problem ist nur, daß die mir fast ausnahmslos nicht
sonderlich gut gefallen. Und das hat auch und vor allem mit dem Umgang mit den
in der ersten Staffel noch so überzeugend und (abgesehen von den Antagonisten,
versteht sich) sympathisch etablierten Charakteren zu tun, die plötzlich
allesamt eine erschreckende Neigung zu schlechten Entscheidungen offenbaren.
Ein passender Untertitel wäre denn auch "Die
Staffel der dümmstmöglichen" Entscheidungen – und davon sind fast alle
Sympathieträger betroffen, wobei Ross' vermutlich die allerdämlichste trifft
und sein Cousin Francis die folgenschwerste (knapp vor seiner Gattin Elizabeth).
In der ersten Hälfte der Staffel ist von dieser bedenklichen
Entwicklung zum Glück noch nicht viel zu spüren, wobei der eröffnende Zweiteiler mit dem Prozeß gegen Ross sowieso ziemlich für sich steht. Die
Gerichtsverhandlung ist gut konstruiert und sie zementiert gleichermaßen Freund-
und Feindschaften; allerdings leidet die Spannung ein bißchen darunter, daß man als
Zuschauer selbstverständlich genau weiß, daß Ross NICHT zum Tode verurteilt
werden wird (sonst wäre die Serie ja zu Ende). Dennoch leitet der Zweiteiler
zur in meinen Augen besten Phase der Staffel über, auch wenn das womöglich zumindest teilweise
meinem persönlichen Harmoniebedürfnis geschuldet ist. Denn bis zur Staffelmitte fühlt sich durch die Versöhnung von Ross und
Demelza mit Francis und Elizabeth alles ziemlich harmonisch an, selbst die
immer weiter wachsenden finanziellen Schwierigkeiten angesichts weiter unrentabler Minengeschäfte wirken so, als würden sie sich schon irgendwie
bewältigen lassen. Dazu profitiert die Handlung von einer ausgeweiteten Rolle
von Ross' im Laufe der ersten Staffel angekommenem Freund Dr. Dwight Enys (Luke
Norris), dem seine eigene große Storyline mit einer sich anbahnenden, ziemlich
komplizierten Romanze mit der gesellschaftlich deutlich über ihm stehenden
reichen Erbin Caroline Penvenen – ebenso energisch wie charismatisch verkörpert
von Gabriella Wilde ("Die drei Musketiere") – sehr gut tut. Caroline
selbst ist eine zwar nicht gänzlich klischeefreie, aber doch erfreulich komplex
und authentisch geschriebene Figur, die innerhalb der Staffel eine stets nachvollziehbare charakterliche Entwicklung durchläuft und mit ihrer sarkastischen Ader immer für einen amüsanten Spruch gut ist. Und daß mit
Gabriella Wilde auch der populäre frühere "Inspector
Barnaby"-Mime John Nettles in einer wiederkehrenden Rolle als
Carolines Onkel Ray Penvenen zur Besetzung stößt, ist ein weiteres Plus.
Durch den tragischen Vorfall zur Staffelmitte ändert
sich der Tonfall der Geschichte dann jedoch dramatisch. Ich will nicht zu viel darüber
verraten, was genau passiert, doch letztlich war etwas in der Art wohl unvermeidbar
(und ist vermutlich sowieso durch die Buchvorlage, die ich nicht gelesen habe,
vorgegeben). Nur kommt es für meinen Geschmack in dramaturgischer Hinsicht mindestens
eine Staffel zu früh, was auch damit zusammenhängt, daß erneut eine
recht große Zeitspanne abgehandelt wird (es sollten mindestens zwei bis drei Jahre sein, seit Beginn der
ersten Staffel müßten bereits sechs oder sieben Jahre vergangen sein).
Jedenfalls zieht das Unglück die angesprochenen grottenschlechten
Entscheidungen nach sich, die meiner Ansicht nach leider auch mehr oder weniger stark dem
widersprechen, was wir zuvor über die Figuren gelernt haben. Ross'
Handlungsweise mag noch einigermaßen nachvollziehbar sein – was sie keineswegs
weniger dämlich macht –, doch wie sich Elizabeth innerhalb kürzester Zeit von
einer starken und trotz widriger Umstände stets selbstbestimmten Person zu einem
unsicheren Dummchen entwickelt, das sich von George Warleggan spielend leicht manipulieren läßt, ist wirklich unentschuldbar und läßt sich in diesem Ausmaß auch nicht durch ihre Zukunftsängste erklären. Womit wir übrigens gleich bei meinem
nächsten Kritikpunkt sind: Wo ich in der ersten Staffel noch der Ansicht war,
daß das Ekel George mit Ansätzen charakterlicher Ambivalenz ausgestattet ist, auf
die bestimmt in der Fortführung der Handlung stärker eingegangen werden würde,
belehrte mich Staffel 2 unglücklicherweise schnell eines Schlechteren: George
ist nun endgültig zu einem Klischee-Bösewicht verkommen, zu einem hassenswerten Widerling mit Minderwertigkeitskomplex, dessen einziges Vergnügen im Leben es ist,
anderen Menschen zu schaden. Selbst seine Gefühle für Elizabeth, die ihm
anfangs noch menschliche Züge gaben, entpuppen sich nach und nach eher als
reines Besitzdenken. Zugegebenermaßen kann man mit solch einer Karikatur
dramaturgisch durchaus etwas anfangen, speziell die Fehde zwischen George und
Ross erhebt sich in ungeahnte emotionale Höhen – in etwa vergleichbar mit der
Beziehung zwischen Donald Trump (dem George charakterlich in der Tat auffallend
ähnelt) und Hillary Clinton … Aber ob der ansonsten so erfreulich
authentisch wirkenden Darstellung des vor allem für die einfachen Bürger
schweren Lebens im ländlichen England des ausgehenden 18. Jahrhunderts ist eine
solch extreme Figur einfach unnötig und sogar kontraproduktiv.
Bevor diese Rezension nun zu negativ klingt: Selbstredend gibt
es immer noch Vieles, womit die zweite "Poldark"-Staffel punktet. Die
Aufnahmen der wilden, ungezügelten Küstenlandschaft Cornwalls sind vielleicht
sogar noch atemberaubender als zuvor, die bewußt natürlich gehaltene
Ausleuchtung der Szenerie, häufig im Kerzen- oder Feuerschein, sorgt zusätzlich für
zahllose wunderschöne Momentaufnahmen (die ich mit meinem in der
Zwischenzeit gekauften, deutlich moderneren und größeren neuen Fernseher
erstmals in voller Pracht genießen konnte). Dazu kommt Anne Dudleys weiterhin
sehr gelungene, romantisch-emotionale Musik, die sich jedoch, wie die
gesamte Staffel, etwas zu sehr auf bereits Bekanntes konzentriert und neue
eingängige Melodien missen läßt. Dafür darf aber die wunderbare Eleanor
Tomlinson als Demelza erneut als Sängerin glänzen, die die Herzen der Zuschauer
zum Dahinschmelzen bringt. Inhaltlich ist es lobenswert, daß weiterhin ein
großer Fokus auf die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen
gelegt wird, auch wenn die Bergbautätigkeiten und ihre Auswirkungen ein klein
wenig in den Hintergrund rücken. Und obwohl ich kein großer Freund der
Ehekrisen-Storyline in der zweiten Staffelhälfte bin, läßt sich doch nicht
leugnen, daß diese zu einigen richtig starken und von Turner und Tomlinson
glänzend gespielten Dialogen zwischen Ross und Demelza führt, die überraschend tief und einsichtsreich in die Materie eindringen anstatt sie lediglich alibihaft an der Oberfläche zu streifen.
Das humoristische Highlight der Staffel ist derweil der herrliche verbale Kleinkrieg
zwischen George und der inzwischen 95-jährigen, aber immer noch
rüstigen Tante Agatha, der Darstellerin Caroline Blakiston ("Scoop")
die Gelegenheit gibt, den Verdacht auszuräumen, eine bloße Kopie von Maggie
Smiths Dowager Countess Violet aus "Downton Abbey" zu sein. So
unbefriedigend und recht düster-pessimistisch die zweite Staffelhälfte auch
verläuft – wenigstens endet sie mit einem deutlichen Hoffnungsschimmer und
der Aussicht auf eine wieder etwas harmonischere dritte Staffel mit
nachvollziehbareren Handlungsweisen der Protagonisten (wenngleich ich auf einen
bereits eingeleiteten Handlungsfaden gerne verzichten würde, da er die bislang
noch im Rahmen gehaltenen Seifenopern-Elemente der Serie weiter auszubauen
droht). Angesichts des anhaltenden Erfolgs der Serie ist übrigens auch eine vierte Staffel bereits gesichert.
Fazit: Die zweite Staffel von "Poldark"
überzeugt erneut mit tollen Bildern, guten Schauspielern und einer
einnehmenden, zwischen grimmigem Realismus und wildromantischer Atmosphäre
schwankenden Story, schneidet aber wegen etlicher fragwürdiger Entscheidungen
sowohl der Serienmacher als auch der handelnden Figuren schwächer ab
als die sehr gute erste.
Wertung: Knapp 7,5 Punkte.
Die zweite Staffel von "Poldark" ist am 1. September 2017 von Edel:Motion auf DVD und Blu-ray veröffentlicht worden. Zum umfangreichen Bonusmaterial zählen einige Sammelkarten, ein 45-minütiges Making-Of (das genau genommen eine Aneinanderreihung von ungefähr einem Dutzend kurzen Featurettes ist), zehn Minuten sehenswerte entfallene Szenen und ein Blick "Hinter die Kulissen". Anders als noch in der ersten Staffel gibt es diesmal erfreulicherweise (englische) Untertitel für die Serie, während das Bonusmaterial wiederum deutsch untertitelt ist. Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Glücksstern-PR zur Verfügung gestellt.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld oder das jpc-Banner in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Die zweite Staffel von "Poldark" ist am 1. September 2017 von Edel:Motion auf DVD und Blu-ray veröffentlicht worden. Zum umfangreichen Bonusmaterial zählen einige Sammelkarten, ein 45-minütiges Making-Of (das genau genommen eine Aneinanderreihung von ungefähr einem Dutzend kurzen Featurettes ist), zehn Minuten sehenswerte entfallene Szenen und ein Blick "Hinter die Kulissen". Anders als noch in der ersten Staffel gibt es diesmal erfreulicherweise (englische) Untertitel für die Serie, während das Bonusmaterial wiederum deutsch untertitelt ist. Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Glücksstern-PR zur Verfügung gestellt.
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