Originaltitel: Warcraft
Regie: Duncan Jones, Drehbuch: Charles Leavitt und Duncan
Jones, Musik: Ramin Djawadi
Darsteller:
Travis Fimmel, Paula Patton, Toby Kebbell, Daniel Wu, Ben Schnetzer, Ben
Foster, Dominic Cooper, Ruth Negga, Robert Kazinsky, Anna Galvin, Callum Keith Rennie, Burkely Duffield, Clancy Brown,
Ryan Robbins, Terry Notary, Callan
Mulvey, Patrick Sabongui
FSK: 12, Dauer: 123 Minuten.
In Azeroth herrscht seit vielen Jahren ein ziemlich stabiler
Frieden zwischen den Völkern, vor allem aufrechterhalten von dem menschlichen
König Llane Wrynn (Dominic Cooper, "Dracula Untold") und seinen
Truppen sowie dem geheimnisvollen magiebegabten Wächter Medivh (Ben
Foster, "Pandorum") – wohl vergleichbar mit den mächtigen Zauberern
Gandalf, Saruman oder Radagast in Tolkiens Mittelerde. Weniger gut ergeht es
den Orks, deren Welt so gut wie tot ist. Deshalb öffnet ihr mächtiger Anführer
Gul'dan (Daniel Wu, "Europa Report") mit Hilfe sinistrer Fel-Magie auf Kosten zahlloser
Leben von Gefangenen eine Art Portal zu dem nichtsahnenden Azeroth, durch das
nach und nach alle Orks geschickt werden sollen – angefangen mit den Elitetruppen. Der frühere Zauberlehrling Khadgar (Ben
Schnetzer, "Die Bücherdiebin") erkennt als erster in Azeroth den Einsatz der gefährlichen
Fel-Magie, woraufhin er den König und den Wächter unverzüglich auf die drohende
Gefahr aufmerksam macht. Des Königs rechte Hand, der edle Ritter Sir Anduin
Lothar (Travis Fimmel, TV-Serie "Vikings") will sich die Sache aus der Nähe ansehen. Auch auf
Seiten der Orks gibt es kritische Geister wie Durotan (Toby Kebbell, "Planet der Affen: Revolution"), den Anführer des Frostwolf-Clans, der Azeroth
nicht erobern, sondern friedlich und im Einklang mit den Einheimischen
besiedeln möchte. Und dann gibt es da noch die Halbork-Frau Garona (Paula
Patton, "Mission: Impossible – Phantom Protokoll"), die unweigerlich
zwischen die Fronten gerät …
Kritik:
Als Blizzard Entertainment im Jahr 1994 das
Fantasy-Echtzeitstrategiespiel "Warcraft: Orcs & Humans" für PC
und Mac veröffentlichte, da konnte selbstverständlich niemand ahnen, daß es
die Basis für ein extrem erfolgreiches und sehr langlebiges Spieleuniversum sein würde. Doch genau das geschah. Es folgten zwei weitere
"Warcraft"-Spiele, die SciFi-Variante "StarCraft" samt
Fortsetzung, das Online-Sammelkartenspiel "Hearthstone: Heroes of
Warcraft" und vor allem der eigentliche Grund für diese Verfilmung:
"World of Warcraft", das erfolgreichste
Online-Rollenspiel aller Zeiten. Da dieses bereits 2004 erschien und seinen
Zenit inzwischen eindeutig überschritten hat (seit 2010 haben sich die
Abonnentenzahlen in etwa halbiert), mag man sich fragen, warum man mit einem
Film zu diesem globalen popkulturellen Phänomen überhaupt so lange gewartet hat. Die
Antwort dürfte in den technischen Voraussetzungen begründet liegen: Für die Massen an
Computereffekten, die benötigt werden, war vor ein paar Jahren die Technik
einfach noch nicht reif genug – um ehrlich zu sein, ist sie es wohl auch heute
noch nicht, denn phasenweise erinnert die Optik von "Warcraft: The
Beginning" – mit einem Budget von über $150 Mio. immerhin die
teuerste Spieleverfilmung aller Zeiten – mehr an ein Computerspiel als an einen
Realfilm. Doch darauf werde ich gleich noch etwas näher eingehen. Anmerken muß
ich auf jeden Fall, daß ich – obwohl selbst durchaus passionierter Computerspieler
– nie den geringsten Berührungspunkt mit dem "Warcraft"-Franchise
hatte, da ich weder mit Echtzeit-Strategiespielen noch mit Online-RPGs viel anfangen kann. Eventuelle falsche Bezeichnungen oder ähnliches seien mir daher verziehen,
auch kann ich logischerweise nicht auf Verbindungen oder Anspielungen
eingehen, die für Fans vermutlich nicht ganz unwichtig sind (und, wie ich
gelesen habe, wohl reichlich vorhanden sein sollen). Für mich ist
"Warcraft" also einfach "nur" ein Fantasyfilm und als
solcher hat er mir durchaus Freude bereitet, wenngleich es mehr als genügend
Ansätze zur Kritik gibt.
Viele professionelle Kritiker betrachten es bei Genrefilmen
und speziell – warum auch immer – bei Fantasyfilmen als ein Manko, wenn sie
ihre Story ernsthaft und ohne Selbstironie erzählen. Für Fans ist das hingegen
eher ein Vorteil (was die häufig große Diskrepanz zwischen Kritiker- und
Zuschauerwertungen bei Fantasyfilmen zumindest teilweise erklären dürfte, die
auch hier evident ist) und als erklärter Fantasyanhänger finde ich es in der Tat gut, daß der Regisseur Duncan Jones ("Moon", "Source
Code") die Geschichte seriös durchzieht – auch wenn sie in Teilen sehr
klischeehaft ist. Das sorgt zugegebenermaßen für ein paar unfreiwillig
komische Momente, die gerade aus dieser großen Ernsthaftigkeit resultieren, die
mitunter arg pathetisch daherkommt, dennoch wird klar: Jones nimmt dieses
Fantasy-Universum und seine Fans ernst. Das kommt "Warcraft"
besonders bei seinem mit Abstand stärksten Handlungsstrang rund um den ehrenhaften
Orkhäuptling Durotan zugute, mit dem Jones den Film mutigerweise sogar
eröffnet. So wird dem Publikum gleich klar gemacht, daß es hier nicht wie
in so vielen anderen Fantasyfilmen eine klare Schwarz-Weiß-Dichotomie gibt.
Natürlich sind die Bösewichter richtig böse und die Helden ausgesprochen
heldenhaft, doch ist es nicht so, daß die Menschen die Guten sind und die Orks die
Bösen. Einmal handeln die Orks hier ja keineswegs aus reinem Eroberungsdrang,
sondern aus der puren Verzweiflung heraus, da ihre eigene Welt stirbt und sie
nicht länger ernähren kann. Und dann gibt es auch noch die internen
Konflikte zwischen den, sagen wir mal, Traditionalisten (zu denen Durotan
zählt) und den vom ruchlosen Gul'dan angeführten Fanatikern, die
gewissermaßen an eine Evolution durch die Verbindung mit der Fel-Magie glauben, die den von Gul'dan damit "Gesegneten"
übernatürliche Kräfte verleiht. Klar, einen Originalitätspreis gewinnt dieser
Konflikt nicht unbedingt, jedoch ist er sehr ansprechend ausgestaltet und
verleiht dem ansonsten zu oberflächlichen Drehbuch etwas Tiefe.
Natürlich gibt es aber auch die Menschen in Azeroth, um die
sich mehrere Handlungsstränge drehen. Dummerweise ist genau das ein
großes Problem, denn "Warcraft" verliert sich in zu vielen Storys und Figuren, ohne diese angemessen behandeln zu können. An die Faszination der
Geschichte von Durotan und seiner hochschwangeren Frau Draka (Anna Galvin), die
sich erfreulicherweise auch noch recht unvorhehbar entwickelt, reicht der Rest
einfach nicht heran. Das Königspaar Llane und Taria (Ruth Negga, TV-Serien "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D." und "Preacher") hat etwa nur
wenige Szenen Zeit, um ein wenig Profil zu entwickeln, während die Romanze zwischen
dem edlen Ritter Lothar und der Halbork-Frau Garona nicht ansatzweise
glaubwürdig daherkommt (wie auch, wenn sie nur zwei oder drei gemeinsame,
absolut nicht bemerkenswerte Szenen haben, aus denen dann prompt tiefe Gefühle
entspringen sollen …). Und die Geschichte des jungen Ex-Zauberlehrlings
Khadgar, den das Schicksal offenbar dazu auserkoren hat, die Welt zu retten,
bedient das vermutlich älteste Fantasy-Klischee überhaupt. Das wäre
verzeihlich, wenn sie dafür überzeugend gestaltet wäre, wonach es zu Beginn
dank der starken Leistung von Ben Foster als Wächter Medivh – der Khadgar für
seinen Nachfolger hält – sogar aussieht. Leider entscheidet sich das Drehbuch
in der zweiten Filmhälfte jedoch ausgerechnet für die langweiligste und
vorhersehbarste Wendung, nach der diese Storyline in der
Fantasy-Beliebigkeit versumpft. Ärgerlich ist derweil auch, daß zu viele
vielversprechende Figuren (und Schauspieler) im Laufe des Films unnötig entsorgt
werden – dabei hätte man die gerade angesichts der Tatsache, daß "The
Beginning" dem Untertitel entsprechend deutlich als Einführung in ein
großes Filmuniversum gedacht ist, noch brauchen können. Ein richtiges Ende gibt
es folgerichtig auch nicht, der erste "Warcraft"-Film dient
letztlich nur der Etablierung des Settings und endet dann, wenn es so richtig
interessant zu werden verspricht. Für mich kein großes Problem, manche
Zuschauer könnte das allerdings verärgern.
Damit zu der visuellen Umsetzung: Die Fantasy-Optik ist generell
gut gelungen, gerade die Zaubereffekte sind sehr ansprechend gestaltet, das
mittelalterliche Weltendesign liefert zudem viele schöne Panoramen, bei denen auch
das (ansonsten eher überflüssige) 3D gut zur Geltung kommt. Dieses Lob gilt
allerdings nur, solange ausschließlich Menschen im Bild sind oder die Kamera
einigermaßen weit entfernt ist von den nichtmenschlichen Kreaturen. Denn dadurch,
daß reale Darsteller als Vorlage dienen, wirken Mimik und Gestik der Nichtmenschen zwar
lebensecht, für ihre Körper und die Gestalten in ihrer Gesamtheit gilt das
leider nicht. Ich bin kein Technikexperte, aber ich vermute, das hängt vor allem mit den körperlichen Proportionen zusammen. Durch das Performance
Capture-Verfahren werden die Bewegungen der Darsteller weitestgehend
verlustfrei in die auf der Leinwand zu sehenden nichtmenschlichen Kreaturen
übertragen – und bei Gollum in "Der Herr der Ringe", bei Peter
Jacksons "King Kong" oder in den "Planet der Affen"-Reboots hat das bekanntlich sensationell funktioniert. Das Problem:
Gollum ist letztlich eine humanoide Kreatur und auch zwischen Affen und Menschen
gibt es bekanntlich eine sehr enge genetische Verwandtschaft, außerdem
existiert die unbegrenzte Möglichkeit, echte Affen und ihre
Bewegungen zu studieren. Die muskelbepackten männlichen
"Warcraft"-Orks dagegen (bei den schmächtigeren Orkfrauen
funktioniert es viel besser) sind zwar ebenfalls humanoid, unterscheiden sich
in ihrer ganzen Erscheinung aber doch sehr stark von den Menschen. Wenn also ein Mensch einen Ork spielt, bewegt er sich logischerweise immer noch wie ein Mensch; nach der
Performance Capture-Übertragung auf die Leinwand soll er aber ein Ork mit definitiv
unmenschlichen Muskelbergen sein – und das funktioniert nicht verlustfrei.
Mimik und Gestik passen, die Körperbewegungen wirken dagegen nicht harmonisch. Es
ist nur ein kleiner Effekt mit jedoch großer Wirkung, denn das menschliche Auge
erkennt sehr genau, wenn etwas nicht ganz paßt, selbst wenn es den Grund dafür
vielleicht nicht kennt (auch als "Uncanny Valley" bekannt). Besonders augenfällig wird der qualitative Unterschied
anhand des Darstellers Toby Kebbell, der in "Planet der Affen:
Revolution" als Bonobo Koba brillierte und auch in "Warcraft"
als Durotan eine gute Leistung zeigt – dabei aber eben ohne eigenes Verschulden
bei weitem nicht so realistisch wirkt.
Bei Peter Jacksons Mittelerde-Orks kam es zu diesem Problem
nicht, weil es sich da letztlich immer noch um menschliche Schauspieler in
Maske und Kostüm handelte, die anschließend lediglich teilweise per CGI ein wenig
"aufgepimpt" wurden (in der "Hobbit"-Trilogie spielten die
Computereffekte eine wesentlich größere Rolle, durch die Menschenähnlichkeit dieser Orks funktionierte es trotzdem) – die "Warcraft"-Orks
sind dafür einfach zu un-menschlich. Auch die CGI-Zwerge, die in
"Warcraft" ebenso wie die Elfen nur in wenigen Szenen präsent sind,
wirken aus diesem Grund irgendwie "falsch" (erneut: bei Jacksons Tolkien-Adaptionen
wurden sie von realen Schauspielern verkörpert, für den Rest sorgten
raffinierte Kameraperspektiven und nur ein bißchen Computermagie). Langer Rede
kurzer Sinn: Vor allem die männlichen Orks sehen in "Warcraft: The
Beginning" noch immer eher wie Computerspielfiguren aus und das ist für
die Immersion des Zuschauers in die Fantasy-Welt Azeroth absolut nicht
hilfreich. Gleiches gilt übrigens dafür, daß die Orks zwar im Kampf betont
brutal zu Werke gehen und schon mal mit einem mächtigen Schlag einen
menschlichen Gegner zerfetzen – dabei jedoch kein einziger Tropfen Blut zu sehen
ist! Zumindest kein menschliches, bei den Orks spritzt wenigstens ab und zu mal
etwas grünes Blut … Das ist ein klassisches Problem des Hollywood-Bemühens, die lukrative US-Altersfreigabe "PG-13" zu erreichen. Betriebswirtschaftlich
nachvollziehbar, bei Filmen, die inhaltlich eigentlich nicht PG-13-geeignet
sind, aber sehr unschön. Man muß nur beispielsweise Zack Snyders
"300" mit Brett Ratners "Hercules" vergleichen:
Beide basieren auf brutalen Graphic Novels, aber während Snyder die Vorlage
kompromißlos umsetzte, wagte Ratner den Spagat zwischen dem für die Geschichte
unverzichtbarem Gewaltgrad und einer möglichst unblutigen, jugendfreien
Umsetzung. Das Resultat – auch an den Kinokassen – spricht für sich.
Zugegeben, die "Warcraft"-Vorlage richtet sich natürlich auch an etwas
jüngere Spieler, weshalb es Sinn ergibt, diese bei der Adaption nicht
von vornherein auszuschließen. Dennoch bleibt es dabei, daß die Umsetzung der nicht
gerade wenigen und dabei durchaus sehenswert choreographierten Kampfsequenzen wenig glaubwürdig ist und so einen negativen
Beigeschmack hinterläßt. Ein wenig entschädigt dafür immerhin die musikalische Untermalung durch
den fantasyerfahrenen Ramin Djawadi (TV-Serie "Game of Thrones") mit
ihren leichten Anleihen bei Basil Poledouris' unerreichtem "Conan der
Barbar"-Soundtrack.
Abschließend noch ein Wort zu den angesprochenen geplanten Fortsetzungen: Da "Warcraft" in den USA ziemlich brutal gefloppt ist, sind die noch nicht gesichert. Die guten internationalen Ergebnisse und vor allem ein sensationeller Lauf in China (wo "World of Warcraft" offenbar noch immer besonders populär ist) sorgen jedoch dafür, daß die Chancen für zumindest ein weiteres Abenteuer in Azeroth trotzdem gut sind. Alles andere wäre angesichts der geleisteten Vorarbeit und des Endes von "The Beginning" auch sehr ärgerlich.
Abschließend noch ein Wort zu den angesprochenen geplanten Fortsetzungen: Da "Warcraft" in den USA ziemlich brutal gefloppt ist, sind die noch nicht gesichert. Die guten internationalen Ergebnisse und vor allem ein sensationeller Lauf in China (wo "World of Warcraft" offenbar noch immer besonders populär ist) sorgen jedoch dafür, daß die Chancen für zumindest ein weiteres Abenteuer in Azeroth trotzdem gut sind. Alles andere wäre angesichts der geleisteten Vorarbeit und des Endes von "The Beginning" auch sehr ärgerlich.
Fazit: "Warcraft: The Beginning" ist ein
visuell schön gestalteter Fantasyfilm, der ein solides Fundament für die
geplanten Fortsetzungen legt, sich dabei aber in zu vielen zu klischeehaften
Handlungssträngen verzettelt und zudem bei der CGI-Figurengestaltung Schwächen
beweist.
Wertung: Knapp 6,5 Punkte.
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