Regie und Drehbuch: James Gunn, Musik: Tyler Bates
Darsteller: Rainn Wilson, Ellen Page, Kevin Bacon, Liv
Tyler, Gregg Henry, Michael Rooker, Nathan Fillion, Linda Cardellini, Andre Royo
Als er seine Frau Sarah (Liv Tyler, "Der unglaubliche Hulk") an Gangsterboß Jacques
(Kevin Bacon, "X-Men: Erste Entscheidung") verliert, ist der Durchschnittstyp Frank d'Arbo (Rainn Wilson aus
der TV-Serie "The Office") völlig am Boden. Doch dann spricht Gott (mit der Stimme
von Rob Zombie!) zu ihm und Frank, zusätzlich motiviert durch
den Bibel-TV-Superhelden "The Holy Avenger" (Nathan
"Castle" Fillion in einer Gastrolle), entscheidet sich, als ganz realer Superheld
"Crimson Bolt" das Böse zu bekämpfen – und nebenbei Sarah zurückzuerobern.
Erwartungsgemäß laufen Franks erste Heldenversuche mäßig erfolgreich ab. Doch schließlich bewaffnet er sich mit einer Rohrzange, bekommt in Comic-Nerd Libby
(Ellen Page, "Inception") alias
"Boltie" einen Sidekick ... und plötzlich müssen sich Drogendealer,
Handtaschenräuber, Päderasten und Leute, die sich dreist in der Schlange vordrängeln,
ernsthaft Sorgen um ihre Gesundheit machen ...
Kritik:
"Super" erinnert auf den ersten Blick stark an Matthew Vaughns Comicverfilmung "Kick-Ass" mit Nicolas Cage. Tatsächlich ist die Prämisse sehr ähnlich, auch manche Storyentwicklungen sind fast identisch (vor allem zu Beginn der Handlung) und selbst qualitativ lassen sich beide Filme trotz großer Budgetunterschiede durchaus in einem Atemzug nennen. Dennoch sind "Super" und "Kick-Ass" sehr verschieden. Man könnte sagen, "Kick-Ass" ist (wenngleich von einem britischen Regisseur in England und Kanada gedreht) die Hollywood-Variante der Geschichte und "Super" die Independent-Version. Zwar täte man "Kick-Ass" Unrecht, ihn dem filmischen Mainstream zuzurechnen – dafür ist er viel zu anarchisch und politisch unkorrekt. Aber im Vergleich zu "Super" wirkt "Kick-Ass" tatsächlich beinahe fröhlich und deutlich zuschauerfreundlicher als der sehr viel düsterere, melancholischere und auch brutalere "Super".
Dazu paßt, daß Frank in "Super" erkennbar mindestens am Rande des Wahnsinns steht und Sidekick Libby – obwohl von Ellen Page unglaublich liebenswert und kindlich-naiv gespielt – kaum besser ist. Regisseur James Gunn ("Slither", Webserie "PG Porn") gibt dem Zuschauer gar nicht erst die Möglichkeit, diese beiden Möchtegern-Superhelden als Vorbilder anzusehen. Und das, obwohl sie definitiv gute Absichten haben und de facto vorübergehend sogar etwas bewirken in ihrem Kampf gegen die Kriminalität. Sie sind noch nicht einmal klassische Anti-Helden, sondern einfach nur zwei arme Würstchen, die sich mit ihren bescheidenen Mitteln gegen ihr vermeintliches Schicksal auflehnen. Das ist deutlich realistischer dargestellt als in "Kick-Ass", aber damit eben auch um ein Vielfaches unglamouröser. Und genau das ist in meinen Augen eine große Stärke des Films, ebenso wie der rabenschwarze Humor.
Die Darsteller tragen ihren Teil zum Gelingen von "Super" bei: Rainn Wilson, eigentlich vor allem als Komiker bekannt, gelingt es, beim Publikum Mitgefühl, vielleicht sogar Sympathie zu wecken, obwohl Frank kein wirklich sympathischer Mensch ist. Ellen Page ist wieder einmal famos, Kevin Bacon gibt einen ordentlichen Bösewicht (wenngleich er das zuletzt in "X-Men: Erste Entscheidung" noch besser hinbekam – allerdings durfte er dort auch eine sehr viel schillerndere Rolle spielen, denn in "Super" sind auch die Bösen eher realistisch gezeichnet) und Liv Tyler eine ebenso ordentliche, ausgesprochen unglamouröse "Jungfrau in Nöten".
Fazit: "Super" ist tatsächlich ziemlich super und meiner Meinung nach sogar noch ein Stückchen besser als "Kick-Ass", was vor allem am brachialen Showdown und dem allgemein authentischeren Setting liegt. Allerdings ist "Super" eben auch wesentlich unzugänglicher, brutaler und anstrengender anzuschauen und richtet sich damit primär an B-Movie-Fans (was wohl auch die sehr gemischten Kritiken erklärt).
Wertung: 8,5 Punkte.
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