Update vom 31. Juli: Der romantische SciFi-Film "Reminiscence" mit Hugh Jackman und Rebecca Ferguson wurde um eine Woche auf den 26. August verschoben - genau umgekehrt läuft es für die Komödie "Superintelligence" mit Melissa McCarthy, die auf den 19. August vorrückt. Neu am 26. August ist der US-Thriller "The Virtuoso" mit Anthony Hopkins.
Nach dem bislang geglückten Kino-Restart im hoffnungslos mit Filmstarts überfüllten Juli läßt das Filmangebot auch im August nicht allzu sehr nach – immerhin gibt es immer noch etliche Aufholer aus der Pandemie-Zeit wie "Promising Young Woman", "Free Guy" oder "The Forever Purge" und dazu neue potentielle Highlights wie "The Suicide Squad" oder "Reminiscence":
5. August:
David Ayers DC-Actionfilm "Suicide Squad" über
eine Reihe von Comicschurken, die sich zusammentun, um gegen eine
Haftzeitverkürzung die Welt zu retten, war 2017 ein beträchtlicher
kommerzieller Erfolg, obwohl er weder bei Kritikern noch Zuschauern sonderlich
gut ankam – und nicht einmal beim Regisseur, da diesem eigenen Angaben nach von
den Produzenten mächtig ins Handwerk gepfuscht wurde und sein "Ayer
Cut" ganz anders aussähe. Vier Jahre später gibt es eine Art Fortsetzung
vom bekennenden Comic-Nerd James Gunn ("Guardians of the Galaxy"),
der von DC – anders als Ayer – komplett freie Hand bekam und daraufhin eine
Menge äußerst obskurer Comic-Bösewichte hervorkramte, um diese in ein
höchstwahrscheinlich haarsträubendes und sehr blutiges Abenteuer zu schicken.
Mit dem Vorgänger verbindet der wenig einfallsreich "The Suicide
Squad" betitelte Film im Grunde genommen nur noch die Rückkehr von vier
Figuren: Harley Quinn (Margot Robbie), Captain Boomerang (Jai Courtney), Colonel Flagg (Joel
Kinnaman) und Amanda Waller (Viola Davis), die als
A.R.G.U.S.-Chefin das Antihelden-Team in den Einsatz auf die Dschungel-Insel
Corto Maltese schickt. Zu den Neuzugängen zählen Idris Elba als Bloodsport,
David Dastmalchian als Polka-Dot Man (dessen Fähigkeit mir in den Trailern optisch am
besten gefällt), Sylvester Stallone als Sprecher von King Shark, John Cena als
Peacemaker (der im Anschluß seine eigene Prequel-Serie beim Streamingdienst HBO
Max erhält), Peter Capaldi als Thinker, Alice Braga als Sol Soria, Sean Gunn
als Weasel und Nathan Fillion als – kein Witz! – Arm-Fall-Off-Boy. Klingt nach
einem Heidenspaß und diese Hoffnung wird von ersten Reaktionen aus Testscreenings erfreulicherweise enthusiastisch bestätigt!
"Kaiserschmarrndrama":
Die primär in Süddeutschland und Österreich populäre
Eberhofer-Schmunzelkrimi-Reihe nach den Romanen von Rita Falk geht bereits in
die siebte Runde. Bislang konnte fast jeder Teil die Zuschauerzahl des
Vorgängers steigern (lediglich der dritte Film blieb hauchdünn unter dem
Ergebnis des zweiten), zuletzt kam "Leberkäsjunkie" 2019 auf mehr als
1,2 Millionen – kann "Kaiserschmarrndrama" den bemerkenswerten Lauf
fortsetzen? Diesmal ermittelt Dorfpolizist Eberhofer (Sebastian Bezzel) in
einem Mord an der Schwester des Pfarrers des Nachbardorfes – die als
Webcam-Stripperin tätig war ...
"Fabian oder Der
Gang vor die Hunde":
"Werk ohne Autor"-Star Tom Schilling spielt im auf
der Urfassung von Erich Kästners Roman "Fabian" basierenden, drei
Stunden langen historischen Drama von Dominik Graf (TV-Serie "Im Angesicht
des Verbrechens") den wenig ehrgeizigen Werbetexter Jakob Fabian. Dieser
genießt im Berlin des Jahres 1931 mit seinem Kumpel Labude (Albrecht Schuch)
ausgiebig das Nachtleben in der in ihren letzten Zügen liegenden Weimarer
Republik und verliebt sich in die schöne aufstrebende Schauspielerin Cornelia
(Saskia Rosendahl). Das fröhliche Treiben wird allerdings durch die zunehmende Polarisierung
der Gesellschaft und die aufstrebenden Nationalsozialisten gefährdet, zumal
auch Labude von einer Revolution von unten träumt … Bei der Berlinale gab es
viel Lob für Grafs die Parallelen zu unserer Gegenwart betonenden Film.
Ein wahrer Kritikerliebling ist das erschütternde bosnische
Kriegsdrama von Jasmila Zbanic ("Esmas Geheimnis"), das für den
Auslands-OSCAR nominiert wurde und bei Rotten Tomatoes aktuell 59 sehr positive
Rezensionen verbucht bei keiner einzigen negativen. Wieder einmal befaßt sich
Zbanic mit den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre: Die Lehrerin Aida (Jasna
Djuricic) ist 1995 im bosnischen Srebrenica als Übersetzerin für die Vereinten
Nationen tätig, als die serbische Armee die Stadt gewaltsam übernimmt – auch
Aidas Familie zählt zu den Tausenden, die deshalb in den Flüchtlingscamps der
UNO Zuflucht suchen. Als Übersetzerin gelangt Aida an hochbrisante
Informationen – kann und sollte sie diese nutzen, um ihre Familie zu schützen?
"Die perfekte
Ehefrau":
Martin Provosts ("Violette") wegen einer zu
oberflächlichen Machart eher mittelmäßig rezensierte Komödie spielt Ende der
1960er Jahre und erzählt von Paulette (Juliette Binoche), Leiterin einer
Haushaltsschule, in der junge Damen darauf vorbereitet werden, gute Ehe- und
Hausfrauen zu werden. Eine lange Zeit sehr ehrenwerte Tätigkeit, die allerdings
durch den aufkommenden Feminismus bedroht wird – und auch durch eine
finanzielle Schieflage der Schule.
"Be Natural – Sei
du selbst: Die Filmpionierin Alice Guy-Blaché":
Pamela B. Greens hochgelobter Dokumentarfilm erzählt von der
französischen Filmemacherin Alice Guy-Blaché, die eine Pionierin der Filmkunst
war und 1896 im Alter von 23 Jahren ihren ersten von wohl über 1000 Stummfilmen
drehte. Sie gilt als die erste Regisseurin überhaupt und drehte zudem 1912 mit
"A Fool and His Money" den wahrscheinlich ersten Film mit einer rein
afroamerikanischen Besetzung.
"Abseits des
Lebens":
Robin Wright ("Wonder Woman") feiert mit diesem
positiv besprochenen Trauerdrama ihr Regiedebüt und übernimmt dabei selbst die
Hauptrolle der Edee, die sich nach einem schlimmen Verlust von der Zivilisation
zurückzieht und in die Rocky Mountains flüchtet. Dort muß sie nicht ständig an
ihr bisheriges Leben denken, allerdings ist das Leben in den Bergen ziemlich
gefährlich – einmal muß sie der Jäger Miguel (Demián Bichir) in höchster Not
retten. Miguel bringt ihr das Nötigste bei, um in den Bergen zu überleben; doch
um wirklich zu leben, muß Edee ihren Verlust verarbeiten …
12. August:
"Free Guy":
Der kanadische Filmemacher Shawn Levy hat sich einen Ruf als
ein zuverlässiger Regisseur unterhaltsamer Komödien wie "Date Night" oder der
"Nachts im Museum"-Reihe erworben, die sich aber meist nicht sehr
weit aus der Mainstream-Komfortzone herausbewegen. Mal sehen, ob das mit
"Free Guy" anders läuft, dessen Prämisse jedenfalls vergleichsweise
originell klingt (wenn auch ähnlich der des Animationsfilms "Ralph
reichts"): Ryan "Deadpool"
Reynolds spielt den Bankkassierer Guy, dessen Bank merkwürdigerweise jeden
einzelnen Tag überfallen wird. Guy hat sich daran längst gewöhnt, weshalb er
umso überraschter ist, als er eines Tages durch das Eingreifen zweier
Programmierer den Grund für die regelmäßigen Überfälle herausfindet: Er ist als
ein NPC (Non Player Character) Teil eines Online-Open World-Videospiels á la
"Grand Theft Auto"! Auf Guy wartet eine große Aufgabe: Er muß
versuchen, die drohende Schließung des Spiels und damit den "Tod"
aller NPCs zu verhindern …
"Tom & Jerry" (3D):
In vielen Ländern war der "Tom &
Jerry"-Animations-/Realfilm-Mix einer der ersten Kinostarts nach den
pandemiebedingten Schließungen und konnte tatsächlich ansehnliche
Einspielergebnisse einheimsen – den mäßigen Kritiken zum Trotz. Aber für die
Kritiker wird ein Film wie "Tom & Jerry" natürlich auch nicht
gemacht und die Publikumsbewertungen fallen bisher erheblich besser aus. In Tim
Storys ("Fantastic Four") Familienkomödie auf Grundlage der seit 1940
existierenden Cartoons trennen sich Maus Jerry und Kater Tom zunächst, wobei
Jerry kurzerhand in ein Nobelhotel in New York einzieht – zum großen Verdruß
von dessen Manager (Rob Delaney, "Deadpool 2"). Der beauftragt deshalb Kayla (Chloë Grace
Moretz, "The Equalizer"), den Nager schnellstmöglich loszuwerden, da ein großes Event im Hotel
bevorsteht. Unglücklicherweise setzt Kayla ausgerechnet Tom auf Jerry an, womit
gewaltiges Chaos vorprogrammiert ist …
"The Forever Purge":
Eigentlich war "The Forever Purge", der vom
mexikanischen Kino-Regiedebütanten Everardo Gout (drehte Episoden von TV-Serien
wie "Banshee", "Luke Cage" oder "Mars")
inszenierte fünfte Teil der dystopischen "Purge"-Geschichten, lange
Zeit als letzter Film der Reihe angekündigt worden – kurze Zeit nach dem recht
erfolgreichen US-Start gab Reihenschöpfer und Drehbuch-Autor James DeMonaco
aber bekannt, daß er schon eine Idee für eine weitere Fortsetzung habe, die
sich inzwischen bereits in Vorbereitung befindet … Nunja, Fans der Reihe wird
es freuen, denn auch der gewohnt mittelmäßig rezensierte "The Forever
Purge" scheint sich qualitativ recht nahtlos einzufügen. Diesmal geht es
um die Mexikaner Adela (Ana de la Reguera, "Manolo und das Buch des Lebens") und Juan (Tenoch Huerta, "Get the Gringo"), die auf
der Flucht vor einem Drogenkartell in den USA Zuflucht beim Farmer Caleb (Will
Patton, "Halloween") finden. In der (nach dem zwischenzeitlichen Ende mit
Teil 4) wieder eingeführten alljährlichen "Purge"-Nacht, in der ohne
Ausnahme jedes Verbrechen gestattet ist, bekommen sie es aber mit
nationalistischen Aufständischen zu tun, die sich nicht mit einer 12-stündigen
"Purge" begnügen wollen! Interessanterweise gibt es in der Story
übrigens einige Parallelen zum Sturm aufs US-Kapitol am 6. Januar 2021, dabei
war der Film zu diesem Zeitpunkt längst abgedreht.
"Buddy Games":
Schauspieler Josh Duhamel ("Transformers"-Reihe)
feiert sein Regiedebüt mit dieser wohl von MTVs "Jackass"-Reihe
inspirierten Komödie über fünf Freunde (gespielt u.a. von Duhamel und Dax
Shepard), die untereinander jedes Jahr die titelgebenden Spiele mit ziemlich
pubertären, mutprobenartigen Wettkämpfen austragen. Nach einem folgenreichen
Unfall endet die Tradition abrupt, doch da Bob (Duhamel) depressiv wird, sollen
die "Buddy Games" fünf Jahre später neu aufleben, um seine Laune zu
heben. Die ersten Kritiken sind ziemlich vernichtend ausgefallen und bemängeln
neben dem pubertären, intelligenzbeleidigenden Fremdschäm- und Ekelhumor auch
einen generellen Mangel an gelungenen Gags.
"Falling":
In seinem Regiedebüt inszeniert der dänische dreifache
OSCAR-Nominee Viggo Mortensen ("Green Book") sich selbst in der Hauptrolle des homosexuellen John, der
seinen dementen, zweifach verwitweten Vater Willis (Lance Henriksen,
"Aliens – Die Rückkehr") in seinem Haus in Kalifornien aufnimmt. Da Willis
sehr konservativ und homophob ist, war Johns Kindheit kein Zuckerschlecken, und
auch Jahrzehnte später läßt Willis keine Gelegenheit aus, seinen Sohn zu ärgern
und zu provozieren. Dabei stellt John auch fest, daß sein Vater ein ganz
anderes Bild der gemeinsamen Vergangenheit hat als er und seine Schwester
(Laura Linney, "Tatsächlich ... Liebe"). Die Kritiken des beim Sundance Festival vorgestellten
Familiendramas fielen nur leicht positiv aus, Lance Henriksen erhielt für seine
Leistung jedoch großes Lob.
"Dream Horse":
"Hereditary"-Star Toni Collette spielt in dem sehr
positiv rezensierten britischen Feelgood-Biopic des langjährigen "Doctor
Who"-Regisseurs Euros Lyn die walisische Kassiererin Jan, die sich endlich
ihren großen Traum erfüllen möchte: ein Rennpferd zu züchten! Angesichts
mangelnder Erfahrung in diesem Bereich eigentlich ein utopisches Vorhaben,
dennoch macht sich Jan mit ihrem Ehemann Brian (Owen Teale, TV-Miniserie "River") und dem Buchhalter
Howard ("Homeland"-Star Damian Lewis) ans Werk und schafft es mit ihrer Begeisterung sogar, die
Nachbarschaft mit ins Boot zu holen. Und tatsächlich feiert ihr Pferd
"Dream Alliance" schnell erste Erfolge …
"Nahschuss":
Franziska Stünkels jüngst beim Filmfest München
ausgezeichnetes Historiendrama basiert lose auf der Geschichte des letzten in
der DDR offiziell hingerichteten Mannes, Dr. Werner Teske (der internationale
Titel lautet daher "The Last Execution"). Lars Eidinger spielt den
Kommunisten und promovierten Ingenieur Franz Walter, der von der Stasi
angeworben wird. Nach und nach meldet sich angesichts all dessen, was in seinem
neuen Job von Franz verlangt wird, aber sein Gewissen und er will aussteigen …
Weitere Hauptrollen spielen Devid Striesow und Luise Heyer.
19. August:
"Escape
Room 2: No Way Out":
Die Fortsetzung des unterhaltsamen Horrorfilms "Escape Room" von Adam
Robitel – der erneut Regie führt – knüpft direkt an dessen Ende an und zeigt,
wie die Überlebenden versuchen, diejenigen zu konfrontieren, die für das
perverse, tödliche Spiel rund um raffinierte Escape Rooms verantwortlich
zeichnen. Doch um das zu erreichen, müssen sie erst einmal eine neue Reihe von
Escape Rooms überleben, in denen sie auf einige Leidensgenossen treffen … In
den Hauptrollen agieren Taylor Russell ("Waves"), Logan Miller
("Love, Simon") und Isabelle Fuhrman ("Die Tribute von Panem"). Den US-Kritikern zufolge hält die Fortsetzung in etwa das Niveau des Originals, zeigt aber gegen Ende bereits erste Abnutzungserscheinungen des Konzepts.
Das Langfilm-Regiedebüt der britischen Filmemacherin Emerald
Fennell (die übrigens auch Schauspielerin ist und gerade für ihre Rolle in
"The Crown" eine Emmy-Nominierung erhielt) war eines der durchaus
überraschenden Schwergewichte in der abgelaufenen Awards Season, zu deren
Höhepunkten fünf OSCAR-Nominierungen bei einem Triumph für Fennells Drehbuch
zählen. Besonders großes Lob gab es für die ebenfalls nominierte
Hauptdarstellerin Carey Mulligan ("Die Ausgrabung"), die den schwarzhumorigen feministischen
Rache-Thriller mit einer überragenden Leistung trägt. Sie agiert als die
30-jährige Cassie, die einst eine erfolgversprechende Medizin-Studentin war,
bis sie ein traumatisches Erlebnis aus dem Gleichgewicht brachte – nun wohnt
sie wieder bei ihren Eltern und jobbt in einem Coffee-Shop. Was niemand ahnt:
Außerdem geht sie regelmäßig spätabends in Pubs, Clubs oder Bars, wo sie
heftige Betrunkenheit vortäuscht, bis sie von sexlüsternen Männern
"abgeschleppt" wird – die daraufhin ihr blaues Wunder erleben …
"Snake Eyes: G.I. Joe Origins":
Nach zwei qualitativ mäßig überzeugenden, aber kommerziell
durchaus einträglichen "G.I. Joe"-Filmen nahm sich das auf einer
Spielzeugreihe basierende Franchise eine kleine Pause von acht Jahren, an die
sich das Prequel-Spin-Off zur beliebten Martial Arts-Figur Snake Eyes
anschließt. Wobei dies unter der Regie des Deutschen Robert Schwentke
("R.E.D.") nicht einfach nur ein normales Spin-Off sein soll, sondern
der Auftakt eines ambitionierten "Hasbro Cinematic Universe", in dem
bereits mehrere weitere Vertreter wie "Micronauts" und ein neuer
"Transformers"-Film eingeplant sind. Da es sich bei "Snake
Eyes" um ein Prequel handelt, spielt die Rolle nicht mehr Ray "Darth
Maul" Park, sondern "Crazy Rich"-Star Henry Golding, der hier
durch eine Heldentat Aufnahme in einem japanischen Ninja-Clan findet und dort
selbst zu einem großartigen Kämpfer ausgebildet wird. Schließlich wird er
jedoch zu einer folgenschweren Entscheidung gezwungen … Weitere Hauptrollen
spielen "The Raid"-Star Iko Uwais und Samara Weaving ("Ready or
Not"). Die deutsche Altersfreigabe ab 12 Jahren (beide Vorgänger waren ab 16) dürfte Actionfans etwas verunsichern.
"Paw Patrol: Der
Kinofilm":
Nachdem die extrem populäre Kinder-Animationsserie bereits
mit einigen Specials erfolgreich die deutschen Kinos eroberte, folgt nun der
erste richtige Kinofilm rund um die heldenhafte Hunde-Polizei.
"Beflügelt – Ein
Vogel namens Penguin Bloom":
In dem überwiegend positiv beurteilten und auf einer wahren
Geschichte basierenden Wohlfühl-Drama des australischen Kino-Regiedebütanten
Glendyn Ivin (TV-Serien "Gallipoli" und "Sieben Seiten der
Wahrheit") spielt Naomi Watts ("The Impossible") die
Krankenschwester Sam Bloom, die nach einem unglücklichen Sturz
querschnittsgelähmt ist und ihren Lebensmut zu verlieren droht. Die unverhoffte
Rettung kommt ausgerechnet in Form eines verletzten Flötenvogels, den Sams Sohn
mitbringt und wieder zu Kräften bringen will. Der hilfsbedürftige Vogel wird
auf den Namen Penguin getauft (wegen seines schwarz-weißen Gefieders) und
schafft es, Sam wieder aufzurichten und die gesamte Familie einander
näherzubringen.
"Superintelligence":
Zugegeben, die bisherigen Versuche des Ehepaares Ben Falcone
(Regie und Drehbuch) und Melissa McCarthy (Hauptrolle und Drehbuch), gemeinsam
Komödien zu drehen, fielen nicht so richtig überzeugend aus. Weder "Tammy
– Voll abgefahren" noch "The Boss" oder "How to Party with
Mom" konnten die Kritiker überzeugen (die addierten Rotten Tomatoes-Werte
der drei Filme ergeben gerade mal 82%!), allerdings waren sie kommerziell
erfolgreich genug, um jeweils einen weiteren Versuch zu wagen – wenn auch mit
abnehmenden Erträgen. Sollte sich dieser Trend mit
"Superintelligence" fortsetzen, könnte es also durchaus sein, daß dem
Duo irgendwann der Geldhahn zugedreht wird. Die Prämisse klingt aber zumindest
recht amüsant: Diesmal spielt McCarthy die sehr durchschnittliche Carol, die
eines Tages von ihren Technik-Geräten frech angesprochen wird! Sie verliert
aber nicht etwa den Verstand – wie sie zunächst verständlicherweise befürchtet
–, sondern wurde von der ersten künstlichen Superintelligenz als Testsubjekt
erkoren, anhand dessen sich entscheiden soll, ob die Menschheit noch weiter
eine Existenzberechtigung hat … Die Kritiken sind wie gewohnt mäßig ausgefallen.
"Gunda":
Die hochgelobte, dialogfreie amerikanisch-norwegische Schwarzweiß-Doku
des Russen Viktor Kossakovsky zeigt primär anhand der titelgebenden Sau den
Alltag der Tiere auf Bauernhöfen in Norwegen, Großbritannien und Spanien.
Klingt unspektakulär, soll aber auf eine fast schon meditative Art und Weise
faszinierend und sogar bewegend sein und zum Nachdenken darüber anregen, wie
wir mit sogenannten Nutztieren umgehen.
26. August:
"Candyman":
1992 kam mit Bernard Roses "Candyman's Fluch" ein
(eher lose) auf einer Kurzgeschichte von Horror-Maestro Clive Barker
basierender Horrorfilm in die Kinos, der zwar – wenn man ehrlich ist – nicht
überragend gut ist, aber trotzdem recht schnell einen gewissen Kultstatus
erwarb und Candyman-Darsteller Tony Todd zu einer Genreikone machte. Fast 30
Jahre später wagen sich Nia DaCosta ("Little Woods") und Produzent
Jordan Peele ("Get Out") an eine Neuverfilmung. Es geht um eine
"urbane Legende" in einem Chicagoer Stadtviertel, derzufolge der
fürchterliche Candyman mit Hakenhand und Bienengefolge erscheint, wenn man sich
vor einen Spiegel stellt und fünf Mal seinen Namen sagt. Als Künstler Anthony
(Yahya Abdul-Mateen II, "Aquaman") mit seiner Freundin
Brianna (Teyonah Parris, "Beale Street") in das Viertel zieht, hört
er bald von der Legende und ihrem realen Hintergrund und fühlt sich davon für
seine Kunst inspiriert. Das hat Folgen …
"Killer's
Bodyguard 2":
Vor vier Jahren feierte der australische Regisseur Patrick
Hughes mit der Actionkomödie "Killer's Bodyguard" einen netten Erfolg
– zwar ist der Film an sich wenig bemerkenswert geraten, konnte aber mit seinen
gut aufgelegten Stars Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson punkten. In der
Fortsetzung hat der von Reynolds verkörperte Michael Bryce immer noch mit den
Nachwehen der turbulenten Ereignisse des Vorgängers zu kämpfen, als Sonia
Kincaid (Salma Hayek) bei ihm auftaucht und ihn um Hilfe bittet: Ihr Ehemann,
der Auftragsmörder und Michaels Ex-Erzfeind Darius (Samuel L. Jackson), wurde
von der Mafia entführt! Die folgende Rettungsmission ist nur der Auftakt eines
neuen großen Abenteuers, denn der verrrückte griechische Terrorist und
Nationalist Aristotle (Antonio Banderas) ist drauf und dran, das Stromnetz der
EU zu zerstören und Europa somit ins Chaos zu stürzen … Den Kritiken und
Zuschauerreaktionen zufolge hält "Killer's Bodyguard 2" das eher
mediokre Niveau seines Vorgängers, liefert also leichte Unterhaltung ohne
großen Anspruch, aber mit gut gelaunter Star-Besetzung.
"Reminiscence:
Die Erinnerung stirbt nie":
Hugh Jackman ist als desillusionierter Privatdetektiv Nick
Bannister der Star dieses romantischen SciFi-Epos von Kino-Regiedebütantin Lisa
Joy, in dem Erinnerungen die zentrale Rolle spielen. Die gefährliche Spezialität
des in der nahen Zukunft im weitgehend überfluteten Miami lebenden Nick ist es,
Erinnerungen in den Köpfen seiner Kunden zu finden und wiederaufleben zu
lassen. Nicks Leben ändert sich drastisch, als er auf eine neue Kundin trifft
und sich in sie verliebt: die ebenso schöne wie geheimnisvolle Mae (Rebecca
Ferguson, "Mission: Impossible – Fallout"). Dann findet Nick zufällig
heraus, daß Mae in dunkle Machenschaften verwickelt zu sein scheint …
Der Franzose Florian Zeller ist in seiner Heimat ein
bekannter Theaterautor, der mit der Verfilmung seines eigenen Stücks "Der
Vater" aus dem Jahr 2012 sein Debüt als Filmregisseur feiert. Und das ist
ein ziemlich eindrucksvoller Einstand, der von der Kritik gefeiert und außerdem
mit zwei OSCARs belohnt wurde, darunter einem für das Drehbuch von Zeller und
Christopher Hampton. Im Mittelpunkt des eindringlichen und innovativ
inszenierten Demenzdramas steht die Beziehung zwischen Anne (Olivia Colman, "The Favourite") und
ihrem Vater Anthony (OSCAR für Sir Anthony Hopkins), der trotz fortschreitender
Demenz eigentlich keine Hilfe annehmen will und mit seinem Verhalten gerade
seine Pflegerin vertrieben hat. Trotzdem wird die Sache noch komplizierter, als
Anne mit ihrem Mann (Rufus Sewell, "The Tourist") von London nach Paris ziehen will. Während
die neue Pflegerin Laura (Imogen Poots, "Centurion") ihren Job antritt, verliert Anthony
immer mehr den Realitätsbezug … Experten zufolge wurde Demenz wohl noch nie so
überzeugend und realistisch in einem Film dargestellt wie hier.
"Bigfoot Junior –
Ein tierisch verrückter Familientrip":
300.000 deutsche Kinogänger haben 2017 den
belgisch-französischen Kinder-Animationsfilm "Bigfoot Junior" von Ben
Stassen und Jérémy Degruson gesehen, die vier Jahre später auch die Fortsetzung
verantworten. Inzwischen lebt Adam mit seiner Familie – darunter sein Vater,
der sich im Vorgänger als Bigfoot entpuppte – zusammen, bis Bigfoot sich zum
Ziel setzt, in Alaska einen umweltverschmutzenden Ölkonzern zu bekämpfen. Dabei
verschwindet er allerdings spurlos, weshalb Adam, seine Mutter und Adams
Tierfreunde sich natürlich auf die Suche nach ihm machen.
"Son of the South":
Die meiste Zeit über ist Barry Alexander Brown als Editor
tätig, wobei er vor allem mit Spike Lee sehr häufig zusammenarbeitet (u.a. bei
"BlacKkKlansman", "Inside Man", "25 Stunden" oder
"Malcolm X" – Lee zählt auch zu den Produzenten von "Son of the
South"). Hin und wieder versucht er sich jedoch als Regisseur, wobei er
meist Dokus dreht, manchmal aber auch Spielfilme. "Son of the South"
ist das jüngste Beispiel dafür: In dem Biopic spielt Lucas Till (TV-Serie
"MacGyver") den Studenten Bob Zellner, der in den 1960er Jahren in
den US-Südstaaten aufwächst und von seinem Vater, einem methodistischen
Pfarrer, und seinem Großvater – einem Mitglied des Ku-Klux-Klan – sehr, sagen
wir mal, konventionell und traditionalistisch aufgezogen wird. Im Zuge der
Bürgerrechtsbewegung wendet sich Bob allerdings gegen die "Werte"
seiner Familie und entscheidet sich zu einem Leben als Bürgerrechtler und
Aktivist. Der recht postitiv aufgenommene Film basiert auf Zellners
Autobiographie.
"Tides":
Genrefilme aus deutschen respektive deutschsprachigen Landen
sind auch im Jahr 2021 noch eine Seltenheit, doch der Schweizer Tim Fehlbaum
arbeitet nach seinem Achtungserfolg mit dem Endzeit-Thriller "Hell"
aus dem Jahr 2011 weiter daran, das zu ändern. Der englischsprachige, wie
"Hell" von Roland Emmerich finanziell unterstützte postapokalyptische
Science Fiction-Thriller "Tides" hat bei der diesjährigen Berlinale
seine Premiere gefeiert und spielt in einer relativ fernen Zukunft, in der eine
die Menschheit fast komplett ausrottende und die Erde unbewohnbar machende
Sturmflut bereits 200 Jahre in der Vergangenheit liegt. Wenige Überlebende
schafften es, sich mit Raumschiffen zum Planeten Kepler 209 zu begeben, wo sie
die Auslöschung der Menschheit vorerst verhindern konnten. Dummerweise stellt
sich heraus, daß Keplers Atmosphäre auf Dauer zu Unfruchtbarkeit führt, weshalb
nun eine Expedition zurück zur Erde geschickt wird, um herauszufinden, ob man
dort inzwischen wieder leben kann. Die Bruchlandung der Raumkapsel auf der Erde
überlebt allerdings lediglich Blake (Nora Arnezeder, "Army of the
Dead"), auf deren schmalen Schultern nun das Schicksal der Menschen liegt
… Die ersten Kritiken fielen gemischt, aber durchaus wohlwollend aus,
wenngleich vor allem ein eklatanter Mangel an eigenen Ideen angeprangert wird.
"The Virtuoso":
Nick Staglianos US-Thriller ist zwar stark besetzt, fiel bei den Kritikern aber trotzdem mit Pauken und Trompeten durch. Anson Mount (TV-Serie "Hell on Wheels") spielt einen nur als "Virtuoso" bekannten Profikiller, der von seinem Mentor (Anthony Hopkins, dessen OSCAR-gekrönte Rolle als "The Father" parallel anläuft), einen anderen Killer zu eliminieren. Allerdings erhält der Virtuoso nur Informationen darüber, wann und wo er das Ziel finden soll, nicht mehr. Und vor Ort angekommen gibt es mehrere in Frage kommende Personen ... Klingt gar nicht so uninteressant, leidet aber offenbar unter einem einfallslosen und unlogischen Drehbuch sowie einer uninspirierten Inszenierung.
"Martin
Eden":
Wie von den meisten großen Werken des US-Schriftstellers
Jack London (u.a. "Der Seewolf", "Ruf der Wildnis",
"Wolfsblut") gibt es auch von dem autobiographisch geprägten
"Martin Eden" einige Adaptionen für Kino und TV. Die letzte (eine
italienische Miniserie aus dem Jahr 1979) ist allerdings bereits eine ganze
Weile her, insofern kann eine Neuauflage der Geschichte wohl nicht schaden. Der
bisher vor allem für Dokumentarfilme bekannte Regisseur Pietro Marcello verlegt
die Story in seinem zweiten Spielfilm ins Italien des frühen 20. Jahrhunderts,
wo der titelgebende Seemann (Luca Marinelli, "The Old Guard") sich in
die aus wohlhabender Familie stammende Elena (Jessica Cressy) verliebt - um bei
ihr eine Chance zu haben, muß er sich in der Gesellschaft nach oben arbeiten
und versucht dies als Schriftsteller. In Italien wurde "Martin Eden"
mehrfach ausgezeichnet (u.a. beim Festival von Venedig), auch in anderen
europäischen Ländern fand er bereits sein Publikum.
Und damit sind wir auch mit Teil 3 meiner Sommer-Vorschau und dem August fertig. Teil 1 der Herbst-Vorschau wird es voraussichtlich Ende August geben.
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