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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 22. Juli 2021

DIE SINNLICHKEIT DES SCHMETTERLINGS (2017)

Originaltitel: The Butterfly Tree
Regie und Drehbuch: Priscilla Cameron, Musik: Caitlin Yeo
Darsteller: Ed Oxenbould, Melissa George, Ewen Leslie, Sophie Lowe, Ella Jaz Macrokanis, Paula Nazarski, Lauren Dillon
Die Sinnlichkeit des Schmetterlings (2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 43% (5,5); weltweites Einspielergebnis: $0,01 Mio.
FSK: 12, Dauer: 96 Minuten.
Seit dem Tod seiner Mutter ist der Teenager Fin (Ed Oxenbould, "Die Coopers") traumatisiert. Daß er den schrecklichen Verlust noch lange nicht überwunden hat, zeigt sich unter anderem daran, daß er im nahen Wald einen Schrein für sie errichtet hat, umgeben von den schillernden Schmetterlingen, die sie so sehr geliebt hat. Als Fin die neue Besitzerin des Blumenladens in der Nähe sieht, ist er sofort fasziniert, wenn nicht sogar besessen von ihr – denn die frühere Burlesque-Tänzerin Evelyn (Melissa George, "A Lonely Place to Die") sieht seiner Mutter recht ähnlich. Fin schafft es, einen Job bei der freundlichen, aber auch ein wenig traurig wirkenden Evelyn zu bekommen, die Fins aufdringliche Zuwendung sogar zu genießen scheint. Auch Fins Vater Al (Ewen Leslie, "The Nightingale") kämpft noch immer sichtlich darum, mit der Situation als alleinerziehender Vater zurechtzukommen. So läßt sich der College-Lehrer auf eine Affäre mit seiner deutlich jüngeren Studentin Shelley (Sophie Lowe, TV-Serie "Once Upon a Time in Wonderland") ein, obwohl das für ihn nicht wirklich funktioniert und er es eigentlich beenden will. Dann lernt er Evelyn kennen – ohne zu wissen, daß Fin sie kennt und sogar für sie arbeitet – und verabredet sich zu einem Date mit ihr …
 
Kritik:
Mit Gewißheit kann ich es nicht sagen, aber ich vermute, daß jeder große Filmfan für einige Schauspieler ein Faible hat, die nie zu richtig großen Stars wurden, aber irgendwie jeden Film und jede Serie besser oder zumindest unterhaltsamer machen. Bei mir sind das beispielsweise Lance Henriksen ("Aliens – Die Rückkehr"), Katharine Isabelle ("Ginger Snaps"), Danny Trejo ("Machete"), Maika Monroe ("The Guest"), Liam Cunningham ("Harry Brown"), William Fichtner ("Wrong") – und Melissa George. Seit mir die Australierin in der 3. Staffel von J.J. Abrams' kultiger TV-Serie "Alias" erstmals bewußt auffiel, habe ich ihre Karriere mit großer Sympathie verfolgt und mich immer gefreut, wenn ich ihr irgendwo "begegnet" bin. Das geschah etwa beim Fantasy Filmfest, wo sie vorübergehend mit Filmen wie "Turistas", "Triangle" und "A Lonely Place to Die" fast Stammgast war, aber auch mit weiteren Genrefilmen ("Amityville Horror", "30 Days of Night", "Felony") und TV-Serien wie "Grey's Anatomy", "Hunted", "The Slap" (sowohl im australischen Original als auch im US-Remake), "Good Wife", "The First" oder "Moskito-Küste" bei Apple TV+). Auch in ihren 40ern bleibt Melissa George gefragt, wenngleich Kino-Hauptrollen wie im australischen Drama "Die Sinnlichkeit des Schmetterlings" von der Langfilm-Debütantin Priscilla Cameron seltener werden. Umso bedauerlicher, daß die wilde Mischung aus tragikomischem Trauer- und Liebesdrama sowie erotisch angehauchtem Coming of Age-Film keine wirklich runde Sache geworden ist. Zwar hat "Die Sinnlichkeit des Schmetterlings" schöne Bilder und gute Schauspieler zu bieten, inhaltlich ist der Film jedoch recht dünn und speziell hinsichtlich ihres jugendlichen Protagonisten sogar ziemlich fragwürdig.
Daß ein hormongetriebener Teenie sich in eine deutlich ältere Frau verknallt, ist ja soweit noch kein Problem und nicht unrealistisch. Die ödipale Komponente seines Verlangens nach einer Frau, die seiner Mutter ähnlich sieht und in etwa in ihrem Alter ist, macht das Ganze hingegen schon recht creepy. Richtig unangehm wird die ganze Angelegenheit aber durch das Verhalten Fins, der Evelyn (weniger ausgeprägt auch seinen Vater mit Shelley) regelrecht stalkt inklusive unverhohlenen Spannens und des Diebstahls eines nicht entwickelten photographischen Films mit Nacktaufnahmen aus ihrer Analogkamera – wobei er das zugegebenermaßen nicht wissen kann, aber ein unverzeihliches kriminelles Eindringen in ihre Privatsphäre bleibt es trotzdem. Da brauchte nicht erst #MeToo zu kommen, damit man als Zuschauer weiß: Das ist absolut nicht in Ordnung! Insofern fällt es mir sehr schwer, Sympathie für den jungen Protagonisten zu empfinden. Klar, es gibt Gründe für sein Verhalten, die von "er ist nunmal ein Teenager!" bis hin zum nachvollziehbarerweise traumatischen Verlust seiner Mutter reichen, aber bei allem guten Willen reichen die als Rechtfertigung nicht aus. Dazu kommt, daß auch Evelyn mit ihrer schier grenzenlosen Duldsamkeit gegenüber Fins offensichtlichen Avancen und mit dem offenherzigen Verhalten ihm gegenüber zumindest leicht fragwürdig rüberkommt – wobei bei ihr eine späte Enthüllung das Ganze rückwirkend doch deutlich plausibler wirken läßt.
Am normalsten erscheinen noch Al und Shelley, wenngleich auch dieses Duo nicht frei von offensichtlichen Schwächen ist, speziell Als – wenn auch eher widerwillige und von Skrupeln geprägte – Bereitschaft, sich mit einer (deutlich volljährigen) Schülerin einzulassen, legt dafür beredtes Zeugnis ab. Dennoch kommen die beiden sympathischer rüber und gerade Shelleys Direktheit nicht nur in sexueller Hinsicht sowie Als zunehmend verzweifelte Versuche, von ihr loszukommen, sorgen für einige nette humoristische Auflockerungen. Diese passen zwar nur bedingt zum dramatisch-melancholischen Grundton des Films, doch für die Abwechslung ist man dankbar. Das grundsätzliche Problem aller vier zentralen Figuren ist, daß sie einfach nicht (genügend) miteinander reden, wobei das am stärksten auf das kaputte Vater-Sohn-Verhältnis zutrifft. Generell erfährt man lange sehr wenig über die Hauptfiguren – ansonsten spielen nur noch Als Chefin Lyn (Paula Nazarski) und Fins Schulkameradin Corrine (Ella Jaz Macrokanis) nennenswerte Rollen –, was auch daran liegt, daß Priscilla Cameron (ironischerweise genau wie die von ihr geschaffenen Figuren) keinen großen Wert auf Dialoge zu legen scheint. Somit kommt man den Charakteren in den ersten beiden Filmdritteln kaum näher, lediglich bei Evelyn gelingt das ansatzweise.
In den letzten 20 bis 30 Minuten gibt es dann endlich mehrere Erklärungen und Aussprachen, dafür fallen sie aber dermaßen gehäuft und teils melodramatisch aus, daß es eher zu viel des Guten ist und der Glaubwürdigkeit der insgesamt arg unrunden Geschichte schadet. Passend dazu sei die sehenswerte Kameraarbeit von Jason Hargreaves erwähnt, der vor allem zu Beginn mit idyllischen Aufnahmen des Waldes und der von Fin wie auch seiner Mutter so bewunderten Schmetterlinge eine poetisch-magische Stimmung erzeugt – die sich allerdings nach und nach verflüchtigt und eben sowieso nicht wirklich zum ziemlich dramatischen Handlungsverlauf paßt. Schauspielerisch immerhin gibt es wenig Grund zum Klagen: Die vier Hauptdarsteller machen ihre Sache allesamt gut, es gelingt ihnen sogar weitgehend, der allzu flachen und speziell bei Fin wenig sympathieerzeugenden Figurenzeichnung im Drehbuch zu trotzen. Letzten Endes reicht das aber nicht aus, um die dramaturgischen Schwächen zu kompensieren, weshalb "Die Sinnlichkeit des Schmetterlings" im Mittelmaß verbleibt.
 
Fazit: "Die Sinnlichkeit des Schmetterlings" ist eine schön anzusehende und solide gespielte Mischung aus Trauerdrama und Coming of Age-Film, deren Handlung und Figurenzeichnung zu selten überzeugen.
 
Wertung: 6 Punkte.
 
 
"Die Sinnlichkeit des Schmetterlings" erscheint am 22. Juli 2021 von EuroVideo Medien und Nameless auf DVD und Blu-ray, Bonusmaterial gibt es bis auf den Trailer keines. Ein Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von Glücksstern-PR zur Verfügung gestellt.
 

 

Screenshots: © EuroVideo Medien / Nameless

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