Mittwoch, 3. Juli 2024

KINOVORSCHAU JULI 2024

Zwar ist auch der Juli ein Sportmonat (zweite Hälfte der Fußball-EM, Tour de France, Beginn der Olympischen Spiele in Paris), dennoch wagen sich etwas mehr hochkarätige Filme in die Kinos als im Juni. Dazu zählt mit "Deadpool & Wolverine" ein Anwärter auf den weltweit erfolgreichsten Film des Jahres, dazu gibt es mit "Twisters" einen klassischen Hollywood-Sommer-Blockbuster, mit "Ich - Einfach unverbesserlich 4" Nachschub fürs Familienpublikum und noch etliches mehr ...

4. Juli:
"A Killer Romance":
In den USA, in Großbritannien und in vielen anderen Märkten startet Richard Linklaters ("Boyhood") von der Kritik gefeierter romantischer Komödien-Thriller bei Netflix, in Deutschland und anderen europäischen Ländern haben wir das Privileg, ihn auf der großen Leinwand genießen zu können. Der spätestens seit "Top Gun: Maverick" sehr gefragte Glen Powell (der gemeinsam mit Linklater auch das Drehbuch verfaßte) verkörpert den Uni-Dozenten Gary, der nebenbei für die Polizei als eine Art Lockvogel arbeitet: Er gibt sich mit aufwendigen Verkleidungen als Profikiller aus, damit die Polizei seine Auftraggeber aus dem Verkehr ziehen kann, bevor etwas passiert. Doch als die mißhandelte Ehefrau Madison (Adria Arjona, TV-Serie "Good Omens") ihn beauftragt, ihren Gatten zu töten, will er sie nicht der Polizei ausliefern, sondern ihr helfen – nicht mit einem Mord, aber mit Hilfe dabei, ihren Schläger-Mann hinter Gitter zu bringen. Und dummerweise verliebt sich Gary auch noch in Madison ...

"MaXXXine":
Der US-amerikanische Horrorspezialist Ti West schließt nach "X" und dem Prequel "Pearl" mit der "X"-Fortsetzung "MaXXXine" seine Trilogie zu erneut sehr guten Rezensionen ab – wenn sie auch einen Tick schwächer ausfallen als bei den beiden Vorgängern (von denen ich selbst nur "X" gesehen habe und ehrlich gesagt ziemlich mittelmäßig fand). Genrestar Mia Goth ("A Cure for Wellness") übernimmt wiederum die Rolle der angehenden Schauspielerin Maxine, der einzigen Überlebenden des "Texas Pornhouse Massacre" im Jahr 1979. Nach vielen Castings landet sie sechs Jahre später endlich ihre erste Hauptrolle, passenderweise in einem Horrorfilm der Regisseurin Elizabeth (Elizabeth Debicki, "Everest"). Doch ein Privatdetektiv (Kevin Bacon, "X-Men: Erste Entscheidung"), der es auf Maxine abgesehen hat, und ein ganz L.A. in Schrecken versetzender Serienmörder bringen die junge Frau zunehmend aus der Fassung und gefährden ihren Karrieresprung.

"Kinds of Kindness":
Nur wenige Monate nach dem Gewinn von vier OSCARs für "Poor Things" meldet sich der griechische Filmemacher Yorgos Lanthimos mit dem ebenfalls sehr positiv rezensierten beinahe dreistündigen Episodenfilm "Kinds of Kindness" zurück. Die drei lose miteinander verbundenen Storys, in denen die gleichen Darsteller unterschiedliche Rollen verkörpern, spielen allesamt in den heutigen USA: In der ersten geht es um Robert (Jesse Plemons, "Killers of the Flower Moon"), der wirklich ALLES macht, was ihm sein Chef Raymond (Willem Dafoe, "Der Leuchtturm") aufträgt. In der zweiten Geschichte trauert der Polizist Daniel (Plemons) um seine auf See vermisste Ehefrau Liz (Emma Stone), die schließlich doch noch gerettet wird – aber danach merkwürdig verändert scheint. In der dritten Episode schließlich suchen die Kultanhänger Emily (Stone) und Andrew (Plemons) nach einer Person, die die Toten wieder zum Leben erwecken kann … Weitere (Mehrfach-)Rollen spielen Margaret Qualley ("Once Upon a Time in … Hollywood"), Hong Chau ("Downsizing"), Joe Alwyn ("The Favourite"), Mamoudou Athie ("Underwater") und Hunter Schafer (HBO-Serie "Euphoria").

"Am I OK?":
In der sehr wohlwollend besprochenen romantischen Tragikomödie der beiden US-Komikerinnen Stephanie Allynne (TV-Serie "The L Word: Generation Q") und Tig Notaro (TV-Serie "Star Trek: Discovery") geht es um die 32-jährige Lucy (Dakota Johnson, "Bad Times at the El Royale") und ihre beste Freundin Jane (Sonoya Mizuno, "Ex Machina"). Als Jane von Los Angeles nach London ziehen will, gesteht ihr Lucy ein Geheimnis, von dem sie noch nie jemandem erzählt hat: Sie steht auf Frauen. Auf Janes Ermutigung hin spricht Lucy ihre lesbische Kollegin Brittany (Kiersey Clemons, "The Flash") an, doch gleichzeitig verändert sich durch die Enthüllung ihre Freundschaft zu Jane.

11. Juli:
"Ich – Einfach unverbesserlich 4" (3D):
Bisher ging es für die vor allem bei Familien beliebte US-Animationsfilmreihe in Deutschland nur bergauf: Lockte das Original 2010 noch "nur" 2,5 Millionen Zuschauer in die Kinos, waren es bei der Fortsetzung 2013 bereits fast 3,7 Millionen und beim dritten Teil im Jahr 2017 sogar über 4,6 Millionen (in den USA hingegen wurde der Höhepunkt mit dem zweiten Teil erreicht). Mal sehen, ob der vierte Film nach sieben Jahren Pause an die alten Erfolge anknüpfen kann – trotz eher verhalten positiver Kritiken sieht es gut aus, zumal die Trailer in den letzten Wochen regelmäßig vor den enorm populären "Alles steht Kopf 2"-Vorführungen liefen. Zur Story: Der inzwischen glücklich verheiratete Ex-Möchtegern-Superschurke Gru (im Original gesprochen von Steve Carell, in der deutschen Synchronfassung von Oliver Rohrbeck) wird von neuen Bösewichtern bedrängt und muß deshalb ins Zeugenschutzprogramm der Anti-Verbrecher-Liga. Natürlich kann das nicht lange gutgehen ...

"To the Moon":
Die romantische Tragikomödie von Greg Berlanti ("Love, Simon") spielt während des "Space Race" in den 1960er Jahren in den USA und erzählt von der sich entwickelnden Beziehung zwischen dem NASA-Direktor Cole Davis (Channing Tatum, "Logan Lucky") und der Marketing-Expertin Kelly (Scarlett Johansson, "Marriage Story"), die nach diversen Pannen das Image der NASA aufpolieren und sogar für den Fall einer scheiternden Mondmission eine Fake-Mondlandung vorbereiten soll ...

"Führer und Verführer":
Joachim A. Langs ("Mackie Messer") Zweiter Weltkriegs-Drama deckt die Jahre 1938 bis 1945 ab und konzentriert sich dabei ganz auf die nicht immer harmonische Beziehung zwischen "Führer" Adolf Hitler (Fritz Karl, TV-Reihe "Landkrimi") und "Verführer" Joseph Goebbels (Robert Stadlober, "Andrea lässt sich scheiden"), dem Propagandaminister der Nazis.

"Madame Sidonie in Japan":
In der romantischen Tragikomödie von Élise Girard ("Schräge Vögel") verkörpert Isabelle Huppert die verwitwete Schriftstellerin Sidonie, die aus Anlaß einer Neuauflage ihres vor 40 Jahren veröffentlichten ersten Buches nach Japan reist. Dort zeigt ihr Lektor Kenzo (Tsuyoshi Ihara, "Letters from Iwo Jima") ihr Land und Leute und Sidonie beginnt, ihre langjährige Trauer zu überwinden und endlich wieder zu leben … Sidonies verstorbener Mann wird (als Geist) von August Diehl gespielt.

17./18. Juli:
"Twisters":
Beinahe 30 Jahre ist es her, daß Jan de Bonts Katastrophenfilm "Twister" mit Helen Hunt und Bill Paxton als "Tornado-Jägern" 1996 die Kinos eroberte und sich trotz eher mäßiger Kritiken zu einem formidablen Welthit mauserte. Nun gibt es eine Fortsetzung, die allerdings mit dem Original abseits des Themas nicht viel zu tun haben dürfte – jedenfalls gibt es einen neuen Regisseur (Lee Isaac Chung, "Minari"), einen neuen Drehbuch-Autor (Mark L. Smith, "The Revenant") und eine neue Besetzung. Shooting-Star Daisy Edgar-Jones ("Fresh") spielt die ehemalige Sturmjägerin Kate, die Tornados inzwischen nur noch via Internet verfolgt. Doch für den Test eines bahnbrechenden neuen Ortungssystems läßt sie sich doch noch einmal zum Einsatz im Feld überreden, wo sie auf den großspurigen Tyler (Glen Powell) trifft, der seine Sturmjäger-Einsätze in den Sozialen Medien lukrativ ausschlachtet. Als die Sturmjäger in mehrere besonders heftige und aufeinander zulaufende Sturmgebiete geraten, müssen sie zusammenarbeiten, um zu überleben ...

"I.S.S.":
Wie der Titel bereits vermuten läßt, spielt Gabriela Cowperthwaites ("Sergeant Rex") trotz eines allzu generischen Handlungsverlaufs recht wohlwollend besprochener SciFi-Thriller an Bord der Internationalen Raumstation. Als auf der Erde ein Krieg ausbricht und der Kontakt zunächst abbricht, ist die zum Teil US-amerikanische, zum Teil russische Besatzung naturgemäß sehr beunruhigt. Dann bekommen beide Lager von ihren jeweiligen Regierungen den Auftrag, die Raumstation zu übernehmen … Zur Besetzung des kammerspielartigen Indie-Thrillers zählen OSCAR-Gewinnerin Ariana DeBose ("West Side Story"), Chris Messina ("Air"), Pilou Asbæk ("Ghost in the Shell") und Costa Ronin (TV-Serie "The Americans").

"Love Lies Bleeding":
Sehr viel besser als "I.S.S." schnitt bei den Kritikern der ungewöhnliche romantische Thriller der britischen Filmemacherin Rose Glass ("Saint Maud") ab, der auch in der nächsten Awards Season noch eine Rolle spielen könnte – vor allem die beiden Hauptdarstellerinnen Kristen Stewart ("3 Engel für Charlie") und Katy O'Brian ("Ant-Man 3") werden über den grünen Klee gelobt. O'Brian spielt die ambitionierte, aber mittellose bisexuelle Bodybuilderin Jackie, die im Jahr 1989 in Las Vegas an einem Bodybuilder-Wettbewerb teilnehmen möchte. Auf dem Weg dorthin lernt sie bei einem Zwischenstopp die Kleinstadt-Fitnessstudio-Managerin Lou (Stewart) kennen und die beiden verlieben sich ineinander und träumen von einer besseren gemeinsamen Zukunft. Doch die ist nicht so einfach zu erreichen, was auch mit Lous kriminellem Vater (Ed Harris) zusammenhängt ...

"Verbrannte Erde":
In dem bei der Berlinale positiv aufgenommenen deutschen Gangster-Thriller von Thomas Arslan ("Gold") kehrt der Verbrecher Trojan (Mišel Matičević, "Wir waren Könige") nach 12 Jahren in seine Heimatstadt Berlin zurück, die er einst fluchtartig verlassen mußte. Vieles hat sich verändert, weshalb Trojan sich zunächst auch schwertut, Geld zu machen – bis er vom undurchschaubaren Victor (Alexander Fehling, "Inglourious Basterds") mit dem Diebstahl eines wertvollen Caspar David Friedrich-Gemäldes beauftragt wird.

24./25. Juli:
"Deadpool & Wolverine" (3D):
Das zuletzt kriselnde Marvel Cinematic Universe schlägt zurück mit dem ersten offiziellen MCU-Abenteuer des von Ryan Reynolds verkörperten großmäuligen Söldners Deadpool – ein massiver Erfolg scheint vorprogrammiert, zumal Reynolds es irgendwie geschafft hat, seinen Kumpel Hugh Jackman aus dem Mutanten-Ruhestand zu quatschen und überdies Dutzende von Marvel-Cameos – wohl besonders viele aus den "X-Men"-Filmen – angekündigt sind (zu den bereits offiziell bestätigten zählt etwa Jennifer Garner als Elektra, die sie 2003 an der Seite von Ben Affleck in "Daredevil" und zwei Jahre später im Spin-Off "Elektra" verkörpert hatte). Da wird die Handlung zur Nebensache und tatsächlich ist kaum etwas über sie bekannt – außer daß Zeitreisen eine Rolle spielen werden. Regie führt Shawn Levy, der mit Reynolds bereits "Free Guy" und "The Adam Project" gedreht hat (und mit Jackman "Real Steel").

"Zwei zu Eins":
Die gerade erst beim Filmfest München vorgestellte deutsche Heist-Komödie von Natja Brunckhorst ("Alles in bester Ordnung") basiert auf einer wahren Geschichte und schildert, wie die Freunde Maren (Sandra Hüller, "Anatomie eines Falls"), Robert (Max Riemelt, "Die Welle") und Volker (Ronald Zehrfeld, "Der Staat gegen Fritz Bauer") im Juli 1990 zufällig auf einen Millionen-Schatz stoßen – in Form von DDR-Mark. Sie hecken einen aufwendigen Plan aus, um das Geld zu stehlen und möglichst unauffällig in D-Mark umzutauschen ...

"Die Ermittlung":
In der vierstündigen Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Peter Weiss aus dem Jahr 1965 geht es um den ersten Frankfurter Auschwitzprozeß von 1963 bis 1965, basierend auf den Protokollen der Gerichtsverhandlung. Unter der Regie von RP Kahl spielt Rainer Bock in dem bewußt reduziert gefilmten historischen Gerichtsdrama den Richter, Clemens Schick den Ankläger und Bernhard Schütz den Verteidiger.

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