Zwar ist auch der Juli ein Sportmonat (zweite Hälfte der Fußball-EM, Tour de France, Beginn der Olympischen Spiele in Paris), dennoch wagen sich etwas mehr hochkarätige Filme in die Kinos als im Juni. Dazu zählt mit "Deadpool & Wolverine" ein Anwärter auf den weltweit erfolgreichsten Film des Jahres, dazu gibt es mit "Twisters" einen klassischen Hollywood-Sommer-Blockbuster, mit "Ich - Einfach unverbesserlich 4" Nachschub fürs Familienpublikum und noch etliches mehr ...
4. Juli:
"A Killer
Romance":
In den USA, in
Großbritannien und in vielen anderen Märkten startet Richard
Linklaters ("Boyhood") von der Kritik gefeierter romantischer Komödien-Thriller bei Netflix, in
Deutschland und anderen europäischen Ländern haben wir das
Privileg, ihn auf der großen Leinwand genießen zu können. Der
spätestens seit "Top Gun: Maverick" sehr gefragte Glen
Powell (der gemeinsam mit Linklater auch das Drehbuch verfaßte)
verkörpert den Uni-Dozenten Gary, der nebenbei für die Polizei als
eine Art Lockvogel arbeitet: Er gibt sich mit aufwendigen
Verkleidungen als Profikiller aus, damit die Polizei seine
Auftraggeber aus dem Verkehr ziehen kann, bevor etwas passiert. Doch
als die mißhandelte Ehefrau Madison (Adria Arjona, TV-Serie "Good
Omens") ihn beauftragt, ihren Gatten zu töten, will er sie
nicht der Polizei ausliefern, sondern ihr helfen – nicht mit einem
Mord, aber mit Hilfe dabei, ihren Schläger-Mann hinter Gitter zu
bringen. Und dummerweise verliebt sich Gary auch noch in Madison ...
"MaXXXine":
Der
US-amerikanische Horrorspezialist Ti West schließt nach "X"
und dem Prequel "Pearl" mit der "X"-Fortsetzung
"MaXXXine" seine Trilogie zu erneut sehr guten Rezensionen
ab – wenn sie auch einen Tick schwächer ausfallen als bei den
beiden Vorgängern (von denen ich selbst nur "X" gesehen
habe und ehrlich gesagt ziemlich mittelmäßig fand). Genrestar Mia
Goth ("A Cure for Wellness") übernimmt wiederum die Rolle
der angehenden Schauspielerin Maxine, der einzigen Überlebenden des
"Texas Pornhouse Massacre" im Jahr 1979. Nach vielen
Castings landet sie sechs Jahre später endlich ihre erste
Hauptrolle, passenderweise in einem Horrorfilm der Regisseurin
Elizabeth (Elizabeth Debicki, "Everest"). Doch ein Privatdetektiv (Kevin Bacon, "X-Men: Erste Entscheidung"),
der es auf Maxine abgesehen hat, und ein ganz L.A. in Schrecken versetzender Serienmörder bringen die
junge Frau zunehmend aus der Fassung und gefährden ihren
Karrieresprung.
"Kinds of
Kindness":
Nur wenige Monate
nach dem Gewinn von vier OSCARs für "Poor Things" meldet
sich der griechische Filmemacher Yorgos Lanthimos mit dem ebenfalls
sehr positiv rezensierten beinahe dreistündigen Episodenfilm "Kinds
of Kindness" zurück. Die drei lose miteinander verbundenen
Storys, in denen die gleichen Darsteller unterschiedliche Rollen
verkörpern, spielen allesamt in den heutigen USA: In der ersten geht
es um Robert (Jesse Plemons, "Killers of the Flower Moon"), der wirklich ALLES macht, was ihm sein
Chef Raymond (Willem Dafoe, "Der Leuchtturm") aufträgt. In der zweiten Geschichte
trauert der Polizist Daniel (Plemons) um seine auf See vermisste
Ehefrau Liz (Emma Stone), die schließlich doch noch gerettet wird –
aber danach merkwürdig verändert scheint. In der dritten Episode
schließlich suchen die Kultanhänger Emily (Stone) und Andrew
(Plemons) nach einer Person, die die Toten wieder zum Leben erwecken
kann … Weitere (Mehrfach-)Rollen spielen Margaret Qualley ("Once
Upon a Time in … Hollywood"), Hong Chau ("Downsizing"),
Joe Alwyn ("The Favourite"), Mamoudou Athie ("Underwater")
und Hunter Schafer (HBO-Serie "Euphoria").
"Am I OK?":
In der sehr
wohlwollend besprochenen romantischen Tragikomödie der beiden
US-Komikerinnen Stephanie Allynne (TV-Serie "The L Word:
Generation Q") und Tig Notaro (TV-Serie "Star Trek:
Discovery") geht es um die 32-jährige Lucy (Dakota Johnson,
"Bad Times at the El Royale") und ihre beste Freundin Jane
(Sonoya Mizuno, "Ex Machina"). Als Jane von Los Angeles
nach London ziehen will, gesteht ihr Lucy ein Geheimnis, von dem sie
noch nie jemandem erzählt hat: Sie steht auf Frauen. Auf Janes
Ermutigung hin spricht Lucy ihre lesbische Kollegin Brittany (Kiersey
Clemons, "The Flash") an, doch gleichzeitig verändert sich
durch die Enthüllung ihre Freundschaft zu Jane.
11. Juli:
"Ich –
Einfach unverbesserlich 4" (3D):
Bisher ging es für
die vor allem bei Familien beliebte US-Animationsfilmreihe in
Deutschland nur bergauf: Lockte das Original 2010 noch "nur"
2,5 Millionen Zuschauer in die Kinos, waren es bei der Fortsetzung
2013 bereits fast 3,7 Millionen und beim dritten Teil im Jahr 2017
sogar über 4,6 Millionen (in den USA hingegen wurde der Höhepunkt
mit dem zweiten Teil erreicht). Mal sehen, ob der vierte Film nach
sieben Jahren Pause an die alten Erfolge anknüpfen kann – trotz eher verhalten positiver Kritiken sieht es gut aus, zumal die
Trailer in den letzten Wochen regelmäßig vor den enorm populären
"Alles steht Kopf 2"-Vorführungen liefen. Zur Story: Der
inzwischen glücklich verheiratete Ex-Möchtegern-Superschurke Gru
(im Original gesprochen von Steve Carell, in der deutschen
Synchronfassung von Oliver Rohrbeck) wird von neuen Bösewichtern
bedrängt und muß deshalb ins Zeugenschutzprogramm der
Anti-Verbrecher-Liga. Natürlich kann das nicht lange gutgehen ...
"To the
Moon":
Die romantische
Tragikomödie von Greg Berlanti ("Love, Simon") spielt
während des "Space Race" in den 1960er Jahren in den USA
und erzählt von der sich entwickelnden Beziehung zwischen dem
NASA-Direktor Cole Davis (Channing Tatum, "Logan Lucky") und der Marketing-Expertin
Kelly (Scarlett Johansson, "Marriage Story"), die nach diversen Pannen das Image der
NASA aufpolieren und sogar für den Fall einer scheiternden
Mondmission eine Fake-Mondlandung vorbereiten soll ...
"Führer und
Verführer":
Joachim A. Langs
("Mackie Messer") Zweiter Weltkriegs-Drama deckt die Jahre
1938 bis 1945 ab und konzentriert sich dabei ganz auf die nicht immer
harmonische Beziehung zwischen "Führer" Adolf Hitler
(Fritz Karl, TV-Reihe "Landkrimi") und "Verführer"
Joseph Goebbels (Robert Stadlober, "Andrea lässt sich
scheiden"), dem Propagandaminister der Nazis.
"Madame
Sidonie in Japan":
In der romantischen
Tragikomödie von Élise Girard ("Schräge Vögel")
verkörpert Isabelle Huppert die verwitwete Schriftstellerin Sidonie,
die aus Anlaß einer Neuauflage ihres vor 40 Jahren veröffentlichten
ersten Buches nach Japan reist. Dort zeigt ihr Lektor Kenzo (Tsuyoshi
Ihara, "Letters from Iwo Jima") ihr Land und Leute und
Sidonie beginnt, ihre langjährige Trauer zu überwinden und endlich
wieder zu leben … Sidonies verstorbener Mann wird (als Geist) von
August Diehl gespielt.
17./18. Juli:
"Twisters":
Beinahe 30 Jahre ist
es her, daß Jan de Bonts Katastrophenfilm "Twister" mit
Helen Hunt und Bill Paxton als "Tornado-Jägern" 1996 die Kinos
eroberte und sich trotz eher mäßiger Kritiken zu einem formidablen
Welthit mauserte. Nun gibt es eine Fortsetzung, die allerdings mit
dem Original abseits des Themas nicht viel zu tun haben dürfte –
jedenfalls gibt es einen neuen Regisseur (Lee Isaac Chung, "Minari"),
einen neuen Drehbuch-Autor (Mark L. Smith, "The Revenant")
und eine neue Besetzung. Shooting-Star Daisy Edgar-Jones ("Fresh")
spielt die ehemalige Sturmjägerin Kate, die Tornados inzwischen nur
noch via Internet verfolgt. Doch für den Test eines bahnbrechenden neuen
Ortungssystems läßt sie sich doch noch einmal zum Einsatz im Feld
überreden, wo sie auf den großspurigen Tyler (Glen Powell) trifft,
der seine Sturmjäger-Einsätze in den Sozialen Medien lukrativ
ausschlachtet. Als die Sturmjäger in mehrere besonders heftige und
aufeinander zulaufende Sturmgebiete geraten, müssen sie
zusammenarbeiten, um zu überleben ...
"I.S.S.":
Wie der Titel
bereits vermuten läßt, spielt Gabriela Cowperthwaites ("Sergeant
Rex") trotz eines allzu generischen Handlungsverlaufs recht
wohlwollend besprochener SciFi-Thriller an Bord der Internationalen
Raumstation. Als auf der Erde ein Krieg ausbricht und der Kontakt
zunächst abbricht, ist die zum Teil US-amerikanische, zum Teil
russische Besatzung naturgemäß sehr beunruhigt. Dann bekommen beide
Lager von ihren jeweiligen Regierungen den Auftrag, die Raumstation
zu übernehmen … Zur Besetzung des kammerspielartigen
Indie-Thrillers zählen OSCAR-Gewinnerin Ariana DeBose ("West
Side Story"), Chris Messina ("Air"), Pilou Asbæk
("Ghost in the Shell") und Costa Ronin (TV-Serie "The
Americans").
"Love Lies
Bleeding":
Sehr viel besser als
"I.S.S." schnitt bei den Kritikern der ungewöhnliche
romantische Thriller der britischen Filmemacherin Rose Glass ("Saint
Maud") ab, der auch in der nächsten Awards Season noch eine
Rolle spielen könnte – vor allem die beiden Hauptdarstellerinnen
Kristen Stewart ("3 Engel für Charlie") und Katy O'Brian ("Ant-Man 3") werden über
den grünen Klee gelobt. O'Brian spielt die ambitionierte, aber mittellose
bisexuelle Bodybuilderin Jackie, die im Jahr 1989 in Las Vegas an
einem Bodybuilder-Wettbewerb teilnehmen möchte. Auf dem Weg dorthin
lernt sie bei einem Zwischenstopp die
Kleinstadt-Fitnessstudio-Managerin Lou (Stewart) kennen und die
beiden verlieben sich ineinander und träumen von einer besseren
gemeinsamen Zukunft. Doch die ist nicht so einfach zu erreichen, was
auch mit Lous kriminellem Vater (Ed Harris) zusammenhängt ...
"Verbrannte
Erde":
In dem bei der
Berlinale positiv aufgenommenen deutschen Gangster-Thriller von
Thomas Arslan ("Gold") kehrt der Verbrecher Trojan (Mišel
Matičević,
"Wir waren Könige") nach 12 Jahren in seine
Heimatstadt Berlin zurück, die er einst fluchtartig verlassen mußte.
Vieles hat sich verändert, weshalb Trojan sich zunächst auch
schwertut, Geld zu machen – bis er vom undurchschaubaren Victor
(Alexander Fehling, "Inglourious Basterds") mit dem
Diebstahl eines wertvollen Caspar David Friedrich-Gemäldes
beauftragt wird.
24./25. Juli:
"Deadpool &
Wolverine" (3D):
Das zuletzt
kriselnde Marvel Cinematic Universe schlägt zurück mit dem ersten
offiziellen MCU-Abenteuer des von Ryan Reynolds verkörperten
großmäuligen Söldners Deadpool – ein massiver Erfolg scheint
vorprogrammiert, zumal Reynolds es irgendwie geschafft hat, seinen
Kumpel Hugh Jackman aus dem Mutanten-Ruhestand zu quatschen und
überdies Dutzende von Marvel-Cameos – wohl besonders viele aus den
"X-Men"-Filmen – angekündigt sind (zu den bereits
offiziell bestätigten zählt etwa Jennifer Garner als Elektra, die
sie 2003 an der Seite von Ben Affleck in "Daredevil" und
zwei Jahre später im Spin-Off "Elektra" verkörpert
hatte). Da wird die Handlung zur Nebensache und tatsächlich ist kaum
etwas über sie bekannt – außer daß Zeitreisen eine Rolle spielen
werden. Regie führt Shawn Levy, der mit Reynolds bereits "Free
Guy" und "The Adam Project" gedreht hat (und mit
Jackman "Real Steel").
"Zwei zu
Eins":
Die gerade erst beim
Filmfest München vorgestellte deutsche Heist-Komödie von Natja
Brunckhorst ("Alles in bester Ordnung") basiert auf einer
wahren Geschichte und schildert, wie die Freunde Maren (Sandra
Hüller, "Anatomie eines Falls"), Robert (Max Riemelt, "Die
Welle") und Volker (Ronald Zehrfeld, "Der Staat gegen Fritz
Bauer") im Juli 1990 zufällig auf einen Millionen-Schatz stoßen
– in Form von DDR-Mark. Sie hecken einen aufwendigen Plan aus, um
das Geld zu stehlen und möglichst unauffällig in D-Mark
umzutauschen ...
"Die
Ermittlung":
In der vierstündigen
Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Peter Weiss aus dem
Jahr 1965 geht es um den ersten Frankfurter Auschwitzprozeß von 1963
bis 1965, basierend auf den Protokollen der Gerichtsverhandlung.
Unter der Regie von RP Kahl spielt Rainer Bock in dem bewußt
reduziert gefilmten historischen Gerichtsdrama den Richter, Clemens
Schick den Ankläger und Bernhard Schütz den Verteidiger.
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