Mittwoch, 2. November 2022

KINOVORSCHAU NOVEMBER 2022

Weihnachten rückt unaufhaltsam näher und deshalb ist das deutsche Kinoprogramm im November randvoll mit interessanten Filmen - auch wenn die großen Blockbuster ab Mitte des Monats wegen der dann beginnenden Fußball-WM fehlen. Das kompensieren aber zahlreiche kleinere Produktionen, von denen etliche sich auch Hoffnungen auf die eine oder andere OSCAR-Nominierung machen können.

3. November:
"Black Panther – Wakanda Forever" (3D):
Angesichts des tragisch frühen Todes des beliebten bisherigen Black Panther-Darstellers Chadwick Boseman ist das zweite "Black Panther"-Abenteuer vermutlich der mit am meisten Spannung erwartete MCU-Film seit "Avengers: Endgame". Denn Marvel hat die Schotten dicht gehalten und bislang sehr wenig über den Inhalt von "Wakanda Forever" preisgegeben. Klar ist nur, daß Boseman nicht als T'Challa von einem neuen Darsteller ersetzt (was für das MCU nicht ganz neu wäre, wie der Wechsel von Terrence Howard zu Don Cheadle als War Machine und demnächst der vom verstorbenen William Hurt zu Harrison Ford als General Ross zeigen – die aber natürlich beide eher Nebenfiguren sind), sondern eine andere Person zum neuen Wakanda-Beschützer gekürt werden wird. Bekannt ist zudem, daß Daniel Kaluuya aus Zeitgründen nicht als Stammesführer W'Kabi zurückkehren wird. Das war's dann aber auch schon so ziemlich. Es dürfte klar sein, daß die Welt von Wakanda erneut eine große Rolle spielen wird und vermutlich auch, wie deren Anführer und Bewohner mit dem Verlust T'Challas umgehen werden. Außerdem wird es mit dem von Tenoch Huerta ("Get the Gringo") verkörperten Mutanten Namor – König des Unterwasser-Reiches Talokan – einen (wahrscheinlichen) neuen Antagonisten geben. Regie führt erneut Ryan Coogler ("Creed"), der wie beim Vorgänger gemeinsam mit Joe Robert Cole auch das Drehbuch verfaßte. Rezensionen dürfen noch nicht veröffentlicht werden, aber erste Kurzreaktionen von Kritikern auf Twitter lesen sich ausnehmend vielversprechend!

"Hui Buh und das Hexenschloß":
Satte 16 Jahre ist es her, daß Sebastian Niemanns Kinderbuch-Adaption "Hui Buh – Das Schloßgespenst" als Mix aus Real- und Animationsfilm die Kinos eroberte und – sicherlich nicht zuletzt dank der Besetzung von Michael "Bully" Herbig als Sprecher des titelgebenden Gespensts – mit gut zwei Millionen Zuschauern zum Hit wurde. So gesehen erstaunlich, daß es bis zu einer Fortsetzung so lange gedauert hat, aber zumindest sind die zentralen Personen wieder mit von der Partie: Regisseur Sebastian Niemann, Bully Herbig und Christoph Maria Herbst als König Julius. Diesmal verläßt Hui Buh das vertraute Gemäuer, als die gute Hexe Ophelia (Nelly Hoffmann) ihn um Hilfe ersucht – denn die böse Hexe Erla (Veronika Bellova) ist hinter einem mächtigen Zauberbuch in Ophelias Besitz her ...

"Amsterdam":
Zwischen 2010 und 2013 schaffte der ob seines mitunter jähzornigen Verhaltens bei den Dreharbeiten nicht unumstrittene US-Regisseur David O. Russell mit drei großen Hits am Stück – "The Fighter", "Silver Linings" und "American Hustle" – den Sprung in den Olymp Hollywoods. Danach enttäuschte 2015 allerdings "Joy – Alles außer gewöhnlich" und anschließend legte Russell eine mehrjährige Pause ein – die nun mit "Amsterdam" endet. Das Starensemble des humorvollen historischen Krimis ist beeindruckend und umfaßt u.a. Christian Bale, Margot Robbie, John David Washington, Anya Taylor-Joy, Chris Rock und Zoe Saldana. Diese geballte Starpower konnte aber auch nicht verhindern, daß "Amsterdam" in den USA mit mäßigen Kritiken abgestraft und von den Kinogängern überwiegend ignoriert wurde und somit zu einem der größten kommerziellen Flops des Jahres avancierte. Die lose auf wahren Geschehnissen basierende Story spielt 1933 und handelt von drei besten Freunden – dem Arzt Burt (Bale), der Krankenschwester Valerie (Robbie) und dem Anwalt Harold (Washington) –, die auf Bitten von dessen Tochter (Popstar Taylor Swift) den Tod eines Generals untersuchen. Sie ahnen nicht, daß sie mit ihren Ermittlungen mitten in eine große politische Verschwörung geraten ...

"Wir sind dann wohl die Angehörigen":
Ab Mitte der 1990er Jahre etablierte sich der bayerische Filmemacher Hans-Christian Schmid mit originellen und gut gemachten Filmen wie "Nach Fünf im Urwald" (dem Kinodebüt von Franka Potente), "23 – Nichts ist so wie es scheint" und "Crazy" als eine der größten Hoffnungen des deutschen Kinos. Leider ging es nicht ganz so gut weiter, obwohl ihm mit "Requiem" mit Sandra Hüller, "Sturm" und Was bleibt" durchaus noch einige starke Filme gelangen. Dennoch sollte "Was bleibt" aus dem Jahr 2011 lange Schmids letzter Kinofilm bleiben, stattdessen war er vorrangig im TV-Bereich tätig. Nun also das Kino-Comeback mit der Adaption eines auf einer wahren Geschichte beruhenden Romans. Es geht um die Entführung des Hamburger Wissenschaftlers (und steinreichen Zigarettenfabrikanten-Erben) Jan Philipp Reemtsma (Philipp Hauß) Ende März 1996, die aus der Perspektive von Reemtsmas Angehörigen geschildert wird. Ganz besonders aus der von Reemtsmas Teenager-Sohn Johann (Claude Heinrich), denn der hat später ebenjenen Roman über die Geschehnisse geschrieben, auf dem "Wir sind dann wohl die Angehörigen" basiert. Weitere Rollen spielen Justus von Dohnányi, Adina Vetter und Fabian Hinrichs.

"The Devil's Light":
Der deutsche Regisseur Daniel Stamm debütierte 2010 in Hollywood mit einem kleinen Paukenschlag: Sein Found Footage-Horrorfilm "Der letzte Exorzismus" kam bei den Kritikern gut an und spielte weltweit mehr als das 30-fache seines Mini-Budgets von knapp $2 Mio. ein. Leider floppte sein zweiter Film "13 Sins" vier Jahre später und seither war er nur noch im TV-Bereich tätig. Passend, daß Stamm mit einem Horrorfilm auf die große Leinwand zurückkehrt, in dem es erneut um Exorzismus geht: In "The Devil's Light" reagiert der Vatikan auf sich häufende Fälle dämonischer Besessenheit mit der Einrichtung von Exorzismus-Schulen. Auch die junge Nonne Ann (Jacqueline Byers, TV-Serie "Salvation") möchte gerne Exorizstin werden, allerdings ist das bisher nur Männern gestattet. Dennoch gelingt es ihr mit der Hilfe ihres Mentors (Colin Salmon), die Schule zu besuchen – dort wird sie schon bald mit einem Fall konfrontiert, der Erinnerungen an ein lange vergessenes Trauma weckt … Die US-Kritiken sind leider ziemlich vernichtend ausgefallen.

"Menschliche Dinge":
Das für einen César nominierte Gerichtsdrama von Yvan Attal ("Die brillante Mademoiselle Neïla") erzählt von Alexandre (Ben Attal, Sohn des Regisseurs), der nach einer Party von Mila (Suzanne Jouannet) – der Tochter des neuen Partners (Mathieu Kassovitz, "Die fabelhafte Welt der Amelie") seiner Mutter (Charlotte Gainsbourg, "Melancholia") – der Vergewaltigung bezichtigt wird. Es kommt zum Prozeß, der aus der Perspektive beider Familien geschildert wird.

10. November:
"Mrs. Harris und ein Kleid von Dior":
Lesley Manville ("Der seidene Faden") glänzt in Anthony Fabians ("Louder Than Words") tragikomischer Verfilmung eines Romans aus dem Jahr 1958 von Paul Gallico als verwitwete Putzfrau Ada Harris, die sich im London der 1950er Jahre unsterblich in ein Kleid des Modedesigners Christian Dior verliebt. Als sie das Geld für das teure Kleid zusammengekratzt hat, reist sie nach Paris, um es vor Ort zu kaufen. Der Beginn eines Abenteuers für Ada, das aber unerwarteterweise auch die Geschicke des kriselnden Modehauses Dior entscheidend prägen wird … Weitere Rollen spielen Isabelle Huppert (als Dior-Direktorin), Lambert Wilson und Jason Isaacs.

"Die Schwimmerinnen":
Der zweite Langfilm der walisisch-ägyptischen Filmemacherin Sally El Hosaini ("My Brother the Devil") erzählt die wahre Geschichte der syrischen Schwestern Yusra und Sarah Mardini (Nathalie und Manal Issa), die vor dem Krieg in ihrer Heimat unter Lebensgefahr nach Europa geflüchtet sind. Letztlich schaffen sie es bis nach Berlin, wo die talentierte Schwimmerin Yusra auf den Schwimmtrainer Sven (Matthias Schweighöfer) trifft – und es zu Olympia 2016 in Rio de Janeiro schaffen will. Bei der Premiere beim Filmfestival in Toronto erhielt "Die Schwimmerinnen" überwiegend positive Kritiken. Der Film wird aber wohl nur in ausgewählten Kinos und auch nur kurz zu sehen sein, da er am 23. November bereits zu Netflix kommt.

"Crimes of the Future":
Der kanadische Genre-Altmeister David Cronenberg ("Die Fliege", "A History of Violence") geht inzwischen streng auf die 80 zu und hat in seinem eigenen Sohn Brendan ("Possessor") einen würdigen Nachfolger im Bereich des innovativen Arthouse-Horrors gefunden. Mit dem Science Fiction-Bodyhorror-Drama "Crimes of the Future" kehrt er aber auch selbst noch einmal auf die große Leinwand zurück und den Kritikern zufolge war das eine gute Idee, auch wenn die Qualität der besten Cronenberg-Werke wohl nicht erreicht wird. Zur Story: In der nahen Zukunft verändert sich die Menschheit als Folge eines wissenschaftlichen Durchbruchs im Bereich der Biotechnologie, was von manchen besser angenommen wird als von anderen. Der Performance-Künstler Saul (Viggo Mortensen, "Green Book") und seine Assistentin Caprice (Léa Seydoux, "The French Dispatch") nutzen die neuen Möglichkeiten für ihre Show, bei der sich Saul vor den Augen des Publikums die eigenen Organe entnehmen läßt! Damit weckt das Duo allerdings die Mißgunst der Behörden und das Interesse einer geheimnisvollen Untergrund-Organisation … Weitere Hauptrollen spielen Kristen Stewart (deren Leistung besonders gelobt wird) und Scott Speedman.

"Die Legende der Weihnachtshexe":
Mit knapp 100.000 Zuschauern war das italienische Kinder-Weihnachtsmärchen "Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe" 2019 zwar kein echter Hit in den deutschen Kinos, aber doch zumindest ein Achtungserfolg. In Italien selbst lief es erwartungsgemäß noch deutlich besser, die Jahres-Top 10 wurden nur knapp verfehlt. Nun kommt die Fortsetzung in die Kinos, oder genauer gesagt: ein Prequel. Im Mittelpunkt steht die jugendliche Waise Paola (Zoe Massenti), die sich im 18. Jahrhundert als talentierte Diebin über Wasser hält – bis die gute Hexe Dolores (Monica Bellucci, "Brothers Grimm") sie, wie bereits etliche weitere Waisenkinder, bei sich aufnimmt und ihr den Umgang mit Magie beibringt. Dummerweise wird aber auch ein Hexenjäger auf Dolores und Paola aufmerksam ...

"Emergency Declaration":
Gut zwei Millionen Zuschauer lockte dieser recht wohlwollend besprochene südkoreanische Thriller von Han Jae-rim in seiner Heimat in die Kinos. "Parasite"-Star Song Kang-ho spielt den erfahrenen Polizisten In-ho, der von einem bevorstehenden Terroranschlag auf ein Flugzeug erfährt. Tatsächlich befindet sich der Verdächtige bereits an Bord des Flugzeugs mit dem Zielort Hawaii – wie auch In-hos Ehefrau! Während In-ho versucht, vom Boden aus mit einem Krisenstab einzugreifen, bricht im Flugzeug unter den Passagieren wegen eines mysteriösen Todesfalls Panik aus … Die zweite Hauptrolle spielt mit Lee Byung-hun ("I Saw the Devil") ebenfalls einer der großen Stars des erfolgsverwöhnten südkoreanischen Kinos.

"The Drover's Wife – Die Legende von Molly Johnson":
Die Australierin Leah Purcell – eine Aborigine, die aber auch weiße Vorfahren hat – ist in ihrer Heimat vor allem als Schauspielerin z.B. in der populären Frauenknast-Serie "Wentworth" bekannt, scheint aber ein echtes Multitalent zu sein. Ihr Langfilm-Regiedebüt gibt Purcell mit dem von der Kritik gelobten revisionistischen Western "The Drover's Wife" – basierend auf ihrem eigenen Bestseller-Roman –, in dem sie auch die Titelrolle der Molly Johnson spielt. Die ist eine hochschwangere Frau im Australien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die während der Abwesenheit ihres Mannes (der an einem Viehtrieb beteiligt ist) ihr eigenes Überleben und das ihrer vier Kinder sicherstellen muß. Das wird nicht einfacher, als sie auf den Aborigine Yadaka (Rob Collins) trifft, der auf der Flucht vor der Polizei eine Zuflucht sucht.

17. November:
"Glass Onion: A Knives Out Mystery":
Nach dem großen künstlerischen und kommerziellen Erfolg von Rian Johnsons vergnüglicher Agatha Christie-Hommage "Knives Out" im Jahr 2019 wurde wenig überraschend ziemlich schnell eine Fortsetzung angekündigt – die diesmal von Netflix produziert wird. Das kam bei Kinofans nicht so gut an, da eine solche Großproduktion eigentlich auf die große Leinwand gehört. Und tatsächlich weicht Netflix seine sonstige Strategie mit eher einem Alibi-Einsatz einzelner Eigenproduktionen in ausgewählten Kinos auf und startet "Glass Onion: A Knives Out Mystery" relativ großflächig – allerdings (voraussichtlich) nur für eine Woche. Der Netflix-Start folgt dann am 23. Dezember. In der von den Kritikern bereits sehr positiv aufgenommenen Fortsetzung agiert Ex-007 Daniel Craig erneut als smarter Privatdetektiv Benoit Blanc, der es mit einem verdächtigen Todesfall auf einer kleinen griechischen Privatinsel zu tun bekommt. Zu den Verdächtigen zählen der Tech-Milliardär und Insel-Besitzer Miles (Edward Norton), eine Modedesignerin (Kate Hudson), ein Wissenschaftler (Leslie Odom Jr.), eine Politikerin (Kathryn Hahn), eine Unternehmerin (Janelle Monáe) und ein YouTuber (Dave Bautista) ...

"Einfach mal was Schönes":
Die als Schauspielerin populär gewordene Karoline Herfurth hat sich inzwischen auch als Regisseurin etabliert, zuletzt in diesem Jahr mit dem erfolgreichen, tragikomischen Episodenfilm "Wunderschön". Wenige Monate später folgt mit "Einfach mal was Schönes" eine weitere Tragikomödie, in der Herfurth selbst die Hauptrolle der Radiomoderatorin Karla spielt. Die will endlich eine Familie gründen – zumal sie auch nicht jünger wird –, alleine: Es fehlt der passende Mann! Warum also nicht einfach ein Kind bekommen, ohne einen festen Partner zu haben? Klingt nachvollziehbar, allerdings halten ihre Eltern (Ulrike Kriener und Herbert Knaup) und ihre Schwestern (Nora Tschirner und Milena Tscharntke) sehr wenig von der Idee – obwohl sie selbst nicht gerade ein unkompliziertes Beziehungsleben haben. Und dann verliebt sich Karla auch noch in den deutlich jüngeren Ole (Aaron Altaras) ...

"The Menu":
Der von den US-Kritikern mit viel Wohlwollen aufgenommene satirische Thriller mit Horrorelementen des hauptberuflichen TV-Serien-Regisseurs Mark Mylod ("Game of Thrones", "Succession") erzählt von dem jungen Paar Margot (Anya Taylor-Joy, "Split") und Tyler (Nicholas Hoult, "Mad Max: Fury Road"), das immer auf der Suche nach besonderen, exklusiven kulinarischen Genüssen ist. Als sie von einem Restaurant mit happigen Preisen auf einer abgelegenen Insel vor der US-Küste hören, in dem der exzentrische Küchenchef Slowik (Ralph Fiennes, "The King's Man") Promis und Reiche bedient, besuchen sie dieses natürlich auch. Es stellt sich jedoch bald heraus, daß den Gästen hier nicht einfach nur hochgradig personalisierte Speisen serviert werden, sondern gleichzeitig auch diverse, teils schockierende Überraschungen!

"Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten":
Eigentlich ist der mit bereits vier OSCARs ausgezeichnete mexikanische Filmemacher Alejandro González Iñárritu ("The Revenant", "Birdman") glänzende Kritiken gewohnt, sein neues Werk "Bardo" wurde von den professionellen Rezensenten nach der Premiere in Venedig jedoch sehr gemischt aufgenommen – was Iñárritu dazu bewegte, seinen Film vor der Kino-Veröffentlichung um gut 20 Minuten zu kürzen (womit er aber immer noch gut zweieinhalb Stunden dauert). In der schwarzhumorigen Tragikomödie geht es um den angesehenen, in Los Angeles lebenden mexikanischen Dokumentarfilmer Silverio (Daniel Giménez Cacho, "Get the Gringo"), der für die Verleihung eines Preises in seine Heimatstadt Mexico City zurückkehrt. Die Heimkehr ruft in Silverio zahlreiche Erinnerungen wach – und löst unerwartet eine existentielle Krise in ihm aus … Wie "Knives Out 2" und "Die Schwimmerinnen" wird auch "Bardo" nur einen kurzen Kinoeinsatz erleben und anschließend (am 16. Dezember) bei Netflix zu sehen sein.

"The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte":
Das Regiedebüt des seit 2010 als Dozent an der Filmakademie Baden-Württemberg tätigen Florian Sigl ist eine moderne, in unsere Gegenwart verlegte Adaption von Mozarts "Zauberflöte". Der aus der Netflix-Serie "Shadow and Bone" bekannte Brite Jack Wolfe spielt den 17-jährigen Tim, der – wie Jahrzehnte zuvor sein Vater – ein Gesangsstipendium am Mozart-Internat in den österreichischen Alpen ergattert. Nebenbei soll er unbemerkt ein Buch über Mozarts "Zauberflöte" zurückbringen, das sein Vater damals hatte mitgehen lassen. Doch als Tim das Buch an seinen Platz in der Bibliothek zurückstellt, öffnet sich ein Portal, das ihn direkt in die Welt der "Zauberflöte" führt! Dort wird er zu Prinz Tamino und muß Prinzessin Pamina (Asha Banks) vor dem finsteren Sarastro (Morris Robinson) retten … Allerdings kann Tim nicht die ganze Zeit in der fantastischen Welt bleiben, sondern muß immer wieder zurück auf die Erde, um dort sein Gesangsstudium fortzusetzen. Weitere Rollen spielen Iwan Rheon (TV-Serie "Game of Thrones"), Jeanne Goursaud (Netflix-Serie "Barbaren") und Waldemar Kobus ("Wickie und die starken Männer").

"Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song":
Ein hochgelobter Dokumentarfilm von Daniel Geller und Dayna Goldfine, der sich dem Leben und Werk des (2016 verstorbenen) grandiosen kanadischen Songwriters und Poeten Leonard Cohen widmet, allem voran seinem größten, vielfach gecoverten (und von den wenigsten inhaltlich verstandenen) Hit "Hallelujah".

24. November:
"Zeiten des Umbruchs":
In dem positiv besprochenen, semi-autobiographischen und betont gesellschaftskritischen Coming of Age-Drama von James Gray ("Ad Astra") geht es um den Sechstklässler Paul (Banks Repeta), der zu Beginn der 1980er Jahre in einer jüdischen Familie in New York aufwächst. Als sich Paul mit seinem neuen afroamerikanischen Mitschüler Jonathan (Jaylin Webb) anfreundet, kommt das bei Umfeld und Familie nicht allzu gut an – generell ist Paul entsetzt, wie viel Vorurteile und Rassismus sein aus ärmlichen Verhältnissen stammender neuer Freund erleiden muß (auch wenn er als Jude selbst gelegentlich diskriminiert wird) … Pauls Eltern werden von Anne Hathaway und Jeremy Strong verkörpert, als sein liebevoller Großvater ist Sir Anthony Hopkins mit von der Partie – und Jessica Chastain absolviert einen Gastauftritt als Schulleiterin Maryanne Trump (Schwester von Donald).

"Guillermo del Toros Pinocchio":
Und noch ein Netflix-Film (voraussichtlicher Starttermin: 9. Dezember), der zunächst kurz ins Kino kommt. Es scheint sich aber zu lohnen, denn im Gegensatz zu Robert Zemeckis' im Sommer bei Disney+ veröffentlichtem und von der Kritik gnadenlos verrissenen Animations-/Realfilm-Mix mit Tom Hanks fallen die ersten US-Kritiken für Guillermo del Toros (gemeinsam mit Mark Gustafson) reinen Stop Motion-Animationsfilm hervorragend aus. Dabei werden sowohl die kunstvolle Optik als auch Inhalt und Sprecherauswahl sehr gelobt. Diese neue, recht düstere Version von Carlo Collodis vielfach adaptiertem Kinderbuch spielt im vom Faschismus geprägten Italien der 1930er Jahre, in dem die titelgebende Holzpuppe (in der Originalfassung gesprochen von Gregory Mann) zur Freude seines "Vaters" Geppetto (David Bradley) zum Leben erwacht. Allerdings erweist sich Pinocchio als rebellischer Unruhestifter, der erst seine Lektion lernen muß ...

"Bones and All":
Wie die beiden vorherigen Filme ist auch "Bones and All" von Luca Guadagnino ("Suspiria") ein OSCAR-Kandidat, auch wenn es das romantische Horror-Drama angesichts seines Genres recht schwer haben dürfte. Die Adaption eines Romans von Camille DeAngelis erzählt von der 18-jährigen Maren (Taylor Russell, "Escape Room"), die von ihrem alleinerziehenden Vater verlassen wird und sich daraufhin quer durch die USA auf die Suche nach ihrer Mutter macht. Das unter anderem deswegen, weil sie hofft, von ihrer Mutter eine Antwort auf die sie quälende Frage zu erhalten, warum zum Teufel sie Appetit auf Menschenfleisch hat! Auf ihrer Reise lernt sie mit Sully (Mark Rylance, "Don't Look Up") und Lee (Timothée Chalamet, "Dune") zwei Männer kennen, die ebenfalls kannibalistische Tendenzen haben ...

"Mad Heidi":
Definitiv kein OSCAR-Kandidat ist "Mad Heidi", dessen Titel eigentlich selbsterklärend ist: Der durchgeknallte, schwarzhumorige Genremix des Regieduos Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein – liebevoll als allererster "Swissploitation"-Film bezeichnet – erzählt eine, ähem, leicht exzentrische Variante des berühmten Kinderbuchs von Johanna Spyri. "Mad Heidi" spielt in einer düsteren nahen Zukunft, in der Heidi eine junge Frau ist und die Schweiz sich von der überwiegend mit Kriegführen beschäftigten restlichen Welt abgeschottet hat. Als die unschuldige Heidi von den Regierungstruppen des faschistischen Käsemagnaten Meili ("Starship Troopers"- und "Sleepy Hollow"-Star Casper van Dien) entführt wird, wandelt sie sich zu einer echten Kampfmaschine und will alles dafür geben, ihre geliebte Heimat von Meilis tyrannischer Herrschaft zu befreien ... Ein Projekt wie "Mad Heidi" kann sehr lustig ausfallen oder großer Mist sein – oder irgendwas dazwischen. Erfreulicherweise lassen erste Kritiken des bereits bei etlichen Festivals gezeigten Films auf einen hohen Spaß-Faktor hoffen!

"Strange World" (3D):
Über den Inhalt des Disney-Animationsfilms von Don Hall ("Baymax") ist noch nicht allzu viel bekannt, es geht aber um die legendäre Forscherfamilie Clade. Das schwarze Schaf der Familie ist Searcher (im Original gesprochen von Jake Gyllenhaal), der lieber als Landwirt arbeitet und wenig Interesse an der Wissenschaft hat. Eines Tages müssen sich Searcher und seine Familie allerdings zusammenraufen und ihre Talente vereinen, um die Welt zu retten – und vielleicht auch Searchers verschollenen Vater (Dennis Quaid) zu finden.

"Emily":
Das Regiedebüt der hauptberuflichen Schauspielerin Frances O'Connor ("Conjuring 2") ist ein von der Kritik gelobtes Biopic der berühmten britischen "Sturmhöhen"-Autorin Emily Brontë. Die wird von Emma Mackey ("Tod auf dem Nil") verkörpert und wächst als Pfarrerstochter auf dem Land auf. Gegen das eintönige Leben dort rebelliert Emily immer wieder und schwelgt gedanklich in Geschichten, die sie und ihre Schwestern sich ausdenken. Bei ihrer Familie kommt das nicht gut an, doch in dem neuen Hauslehrer William (Oliver Jackson-Cohen, "Der Unsichtbare") scheint Emily einen Verbündeten zu finden.

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