Donnerstag, 6. Juni 2024

KINOVORSCHAU JUNI 2024

Die Kombination aus Fußball-Europameisterschaft und den anhaltenden Folgen der letztjährigen Hollywood-Streiks sorgt für meine vermutlich kürzeste Kino-Monatsvorschau aller Zeiten. Außer Hollywood-Großproduktionen trauen sich kaum Werke mit einigermaßen Zuschauerpotential in die deutschen Kinos - aber zumindest können dafür fast alle anlaufenden Filme mit mindestens guten Kritiken protzen:

5./6. Juni:
"Bad Boys: Ride or Die":
Seit seinem OSCAR-Skandal 2022 hat sich Will Smith weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und mit der wenig Aufsehen erregenden AppleTV+-Produktion "Emancipation" auch nur einen Film veröffentlicht. Gut zwei Jahre später könnte Smith nun aber sein großes Comeback feiern mit einer Actionkomödien-Reihe, die ihm offensichtlich sehr am Herzen liegt – immerhin ist "Ride or Die" bereits der vierte Teil des 1995 begonnenen Franchises. Und die Erfolgsaussichten sind gar nicht mal schlecht, überzeugte doch der dritte Teil "Bad Boys for Life" 2020 nach 17-jähriger Pause mit dem (nicht inflationsbereinigt) besten Einspielergebnis der Reihe und blieb in Deutschland auch nach Zuschauerzahlen mit gut 1,8 Millionen nicht weit von den knapp 2,1 Millionen des zweiten Teils entfernt. Dazu kommt, daß die großen Kinostarts im Mai fast alle mehr ("The Fall Guy", "Furiosa") oder weniger stark ("Planet der Affen: New Kingdom") enttäuschten und die Zeit somit reif ist für einen richtig großen Blockbuster. Auf der anderen Seite sorgt jedoch in Europa die Fußball-Europameisterschaft dafür, daß die Aufmerksamkeit vieler Kinofans vorübergehend in andere Bahnen gelenkt wird. Wie auch immer: Regie führten wie beim auch von den Kritikern gut aufgenommenen direkten Vorgänger Adil El Arbi und Bilall Fallah, mit Chris Bremner ist auch einer der Drehbuch-Autoren wieder mit von der Partie. Die beiden alternden Cops Mike (Smith) und Marcus (Martin Lawrence) ermitteln diesmal in einem großen Polizei-Korruptionsfall, nachdem ihr verstorbener ehemaliger Captain Howard (Joe Pantoliano) beschuldigt wird, jahrelang für die rumänische Mafia gearbeitet zu haben. Mike und Marcus wollen die Unschuld des Captains beweisen, werden aber schon bald selbst beschuldigt!

"King's Land":
Nikolaj Arcels ("Die Königin und der Leibarzt") hochgelobte und vielfach ausgezeichnete Verfilmung eines Bestsellers von Ida Jessen ist ein westernartiges Historiendrama, das Mitte des 18. Jahrhunderts spielt. Als der dänische König die Heidelandschaft von Jütland kolonialisieren lassen will, erregt er damit nur wenig Begeisterung bei seiner Bevölkerung – immerhin gilt besagtes Land als unfruchtbar und wird u.a. von Wölfen und skrupellosen Straßenräubern bewohnt. Erst nach ein paar Jahren wagt der Soldat Ludvig (Mads Mikkelsen, "The Salvation") das Abenteuer, sich trotz aller Gefahren in Jütland anzusiedeln.

"They See You":
Das Kino-Regiedebüt von M. Night Shyamalans Tochter Ishana (die zuvor bereits einige Episoden der von ihrem Vater verantworteten AppleTV+-Serie "Servant" inszenierte) ist ein Mystery-Thriller über die 28-jährige Künstlerin Mina (Dakota Fanning, "Once Upon a Time in … Hollywood"), die sich im Westen Irlands in einem geheimnisvollen Wald verirrt. Auf der Suche nach Unterschlupf trifft sie auf drei Menschen, die sich ebenfalls verirrt haben und ihr erzählen, daß sie jede Nacht von mysteriösen Kreaturen beobachtet und verfolgt werden. Klingt nach einem typischen Shyamalan-Stoff ...

12./13. Juni:
"Alles steht Kopf 2" (3D):
Die Pandemie hat das langjährige Erfolgsstudio Pixar ziemlich aus der Spur gebracht, wobei das auch mit den fragwürdigen Veröffentlichungsentscheidungen des Mutterkonzerns Disney zusammenhängt. Jedenfalls blieben seit 2020 eigentlich alle Pixar-Werke hinter den kommerziellen Erwartungen zurück, angefangen bei "Onward" bis hin zum immerhin ganz ordentlich performenden "Elemental" – der letzte echte Pixar-Hit war 2019 "Toy Story 4". Vielleicht ist es deshalb folgerichtig, daß Pixar nun mal wieder auf eine Fortsetzung baut, denn der OSCAR-prämierte "Alles steht Kopf" aus dem Jahr 2015 über die personifizierten Gefühle eines elfjährigen Mädchens zählt zu den populärsten Filmen des Studios. Im Sequel ist Riley inzwischen im Teenager-Alter angekommen, womit ihre Gefühlswelt nachvollziehbarerweise noch viel stärker durcheinanderkommt als zuvor. Und sogar ein paar neue Emotionen kommen dazu, etwa der Zweifel oder der Neid … Regie führt diesmal Kelsey Mann, der seit 2013 an vielen Pixar-Filmen in verschiedenen Funktionen beteiligt war und nun sein Kino-Regiedebüt feiert.

"Problemista":
Das Regiedebüt des US-Komikers Julio Torres (hat u.a. drei Jahre lang für "Saturday Night Live" geschrieben) ist eine mit viel Lob bedachte surrealistische Komödie über einen jungen Spielzeugdesigner aus El Salvador namens Alejandro (Torres), der einen Job beim Spielzeug-Riesen Hasbro will. Nachdem seine Bewerbung abgelehnt wird, kommt er bei einem Unternehmen unter, das reiche Menschen kryogenisch einfriert, um sie irgendwann in der Zukunft aufzutauen … Weitere Rollen spielen Tilda Swinton, Isabella Rossellini und RZA.

20. Juni:
"The Bikeriders":
Fast durchgehend gute Kritiken gab es auch (mal wieder) für den neuen Film des renommierten US-Indie-Filmemachers Jeff Nichols ("Take Shelter"). In dem stylishen Krimidrama "The Bikeriders" geht es um eine Motorrad-Gang in den 1960er Jahren, die vom charismatischen Johnny (Tom "Mad Max" Hardy) angeführt wird. Mitglieder der "Vandals" sind auch die miteinander verheirateten Kathy (Jodie Comer, "The Last Duel") und Benny (Austin "Elvis" Butler). Der Film verfolgt über mehrere Jahre hinweg die Entwicklung der Gang von einer kleinen, lokalen Außenseitertruppe hin zu einer national tätigen kriminellen Organisation mit diversen Ablegern und zeigt, wie sich diese ungeplante Entwicklung auf die Privatleben der Mitglieder auswirkt.

"Sting":
Nichts für Arachnophobiker: In Kiah Roache-Turners ("Wyrmwood") überwiegend wohlwollend besprochenem australisch-amerikanischen B-Horrorfilm findet die einsame 12-jährige Charlotte (Alyla Browne, "Furiosa") in ihrem New Yorker Apartment eine kleine Spinne, die aus einem merkwürdigen glühenden Objekt geschlüpft ist. Charlotte behält "Sting" heimlich als Haustier – allerdings wächst das Viech in atemberaubendem Tempo und entwickelt einen unbändigen Hunger auf Haustiere und schließlich auch auf Menschenfleisch!

27. Juni:
"A Quiet Place: Tag Eins":
John Krasinskis "A Quiet Place"-Horrorthriller-Reihe um eine Welt, in der die Menschheit von brutalen außerirdischen Kreaturen mit extrem feinem Gehör beinahe ausgerottet wurde, war zwar mit ihren ersten beiden Teilen weltweit bei Kritikern und Publikum sehr erfolgreich – in Deutschland hielt sich die Begeisterung der Kinogänger hingegen in Grenzen. Weniger als 390.000 Zuschauer sammelte "A Quiet Place" ein, die Fortsetzung scheiterte sogar hauchdünn an der Marke von 200.000 Besuchern. Vielleicht läuft es ja mit dem ersten Spin-Off respektive Prequel etwas besser: Erstmals unter der Regie von Michael Sarnoski ("Pig"), der auch das Drehbuch verfaßte, erleben wir den Anfang der Alien-Invasion unmittelbar, nachdem dieser in der Hauptreihe bereits in der Vergangenheit lag. Als Identifikationsfigur des Publikums dient dabei die New Yorkerin Sam (Lupita Nyong'o, "Little Monsters"), die inmitten des tödlichen Chaos ums Überleben kämpft.

"Daddio – Eine Nacht in New York":
Das Regiedebüt von Christy Hall (Schöpferin der sehr guten, aber leider wegen der Pandemie vorzeitig abgesetzten Netflix-Serie "I Am Not Okay with This" mit Sophia Lillis) ist ein positiv rezensiertes Indie-Kammerspiel über eine Frau (Dakota Johnson, "Bad Times at the El Royale"), die mit dem Taxi vom New Yorker Flughafen zu ihrer Wohnung fährt. Dabei kommt sie mit dem Taxifahrer (Sean Penn, "Die Dolmetscherin") ins Gespräch und nach und nach öffnen sie sich einander zu immer persönlicheren Themen ...

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