Dienstag, 10. Mai 2022

RED NOTICE (2021)

Regie und Drehbuch: Rawson Marshall Thurber, Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Dwayne Johnson, Ryan Reynolds, Gal Gadot, Ritu Arya, Ivan Mbakop, Vincenzo Amato, Chris Diamantopoulos, Daniel Bernhardt, Rawson Marshall Thurbert
Red Notice (2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 37% (4,8); weltweites Einspielergebnis: $0,2 Mio.
FSK: 12, Dauer: 118 Minuten.
Als der erfahrene FBI-Profiler John Hartley (Dwayne Johnson, "San Andreas") gemeinsam mit Interpol-Inspector Urvashi Das (Ritu Arya, "Last Christmas") nach einem anonymen Hinweis den Diebstahl eines von drei wertvollen "Goldenen Eiern" verhindern will, die einstmals Marcus Antonius der ägyptischen Pharaonin Kleopatra geschenkt hatte, kommen sie zu spät – das Ei ist bereits weg. Zwar gelingt es Hartley und Das recht schnell, den Täter Nolan Booth (Ryan Reynolds, "Deadpool") und das Diebesgut aufzuspüren, jedoch verschwindet das Ei sogleich erneut spurlos – und in Verdacht gerät nun angesichts eines hohen Geldeingangs auf ein auf seinen Namen lautendes Konto Hartley! Tatsächlich landet der FBI-Mann letztlich gemeinsam mit Booth in einem russischen Gefängnis, wo er erfährt, wer ihn hereingelegt hat: Es war Booth' Erzrivalin Sarah Black (Gal Gadot, "Wonder Woman"). Die bietet Booth eine Zusammenarbeit an, um gemeinsam das letzte noch fehlende Goldene Ei aufzuspüren, doch der Dieb lehnt ab – und wagt stattdessen gemeinsam mit Hartley einen Gefängnisausbruch. Es beginnt eine wilde Jagd über die Kontinente im Wettlauf darum, wer das dritte Goldene Ei zuerst findet: Hartley und Booth, Black oder doch Interpol ...

Kritik:
Während Streaming-Platzhirsch Netflix mit seinen auf die OSCARs schielenden Produktionen wie "The Irishman", "Die zwei Päpste", "Marriage Story", "Roma" oder "The Power of the Dog" in den letzten Jahren viele Erfolge erzielte – obwohl man die Ehre, als erster Streamingdienst den "Bester Film"-OSCAR zu gewinnen, Apple TV+ mit "CODA" überlassen mußte –, sieht es bei Netflix-Actionfilmen nicht so gut aus. Zwar können viele davon hohe Abrufzahlen vorweisen, die Kritiken fielen aber selten sonderlich gut aus und generell muß man sagen, daß sie kaum nachhaltigen Eindruck hinterließen. Ob "Bright" (dessen lang geplante Fortsetzung inzwischen abgesagt wurde), "Polar", "Triple Frontier", "6 Underground", "The Old Guard", "Kate", "Spenser Confidential" oder "Tyler Rake: Extraction" – mehr als bestenfalls solide Actionunterhaltung kam trotz zumeist hochkarätiger Besetzung eigentlich nie heraus. Rawson Marshall Thurbers ("Wir sind die Millers") "Red Notice" ist zwar streng genommen gar keine komplette Netflix-Eigenproduktion, aber weil das koproduzierende Studio Universal kalte Füße bekam, sprang Netflix ein und als die Pandemie kam, wurde der geplante Kinostart in den meisten Ländern gestrichen und der Film direkt bei Netflix veröffentlicht. Zumindest gefühlt ist "Red Notice" also ein echter Netflix-Actionfilm und leider reiht er sich auch qualitativ bei den aufgezählten, eher mediokren Werken ein. Handlungstechnisch fällt "Red Notice" vielleicht sogar noch etwas ab, wird dafür aber von seinen drei charismatischen Stars in den Hauptrollen (vor allem den beiden männlichen) halbwegs gerettet.

Zugegebenermaßen zeichnen sich Actionfilme wie auch Actionkomödien relativ selten durch eine ausnehmend originelle oder komplexe Handlung aus – doch "Red Notice" unterbietet den üblichen Standard sogar noch ein wenig. Die abenteuerliche Schnitzeljagd rund um die Welt scheint in den letzten Jahren sowieso ein Comeback zu geben, war sie doch beispielsweise in "Jungle Cruise", den "Jumanji"-Filmen oder auch "Men in Black: International" treibende Kraft, um die Helden in turbulente Abenteuer zu schicken. Und grundsätzlich stellt sich "Red Notice" dabei auch nicht schlechter an handwerklich ist das alles solide gemacht und speziell die Chemie zwischen dem Schnitzeljagd-Experten Dwayne Johnson und Ryan Reynolds sorgt für etliche amüsante Momente. Ärgerlicherweise kommt die Story allerdings dermaßen generisch daher und langweilt mit diversen "überraschenden" Wendungen, die mitsamt des großen finalen Twists sowas von vorhersehbar sind, daß man über die Handlung wenig Gutes berichten kann. Das Drehbuch von Rawson Marshall Thurber verläßt sich vielmehr ganz auf die charismatischen Stars und zumindest das funktioniert dann auch ganz gut – wenngleich Gal Gadot gegenüber ihren beiden männlichen Co-Stars doch deutlich abfällt und generell recht wenig zu tun hat.

Trotzdem macht "Red Notice", wenn man keine zu hohen Ansprüche stellt, irgendwie Spaß. Er bietet locker-leichte Action- und Abenteuerunterhaltung auf handwerklich gutem Niveau und mit einigen sehenswerten Schauplätzen rund um die Welt, außerdem sind vor allem die ständigen Schäkereien zwischen Hartley und Booth amüsant anzusehen. Auch zahlreiche popkulturelle Anspielungen lenken von den Storyschwächen ab, wobei mir neben einem netten Gastauftritt von Pop-Superstar Ed Sheeran vor allem die "Jurassic Park"-Diskussion im Kolosseum gut gefallen hat. Insgesamt läßt die Entwicklung der dünnen Story einen echten Spannungsbogen aber schmerzlich vermissen, weshalb "Red Notice" in etwas zu langen knapp zwei Stunden die meiste Zeit über höhepunktfrei vor sich hinplätschert. Wie gesagt: Das kann man sich schon gut ansehen und es tut niemandem weh, aber gerade bei dieser bewährten Top-Besetzung ist es fast schon ein Verbrechen, daß nicht mehr als Mittelmaß dabei herauskommt. Immerhin sorgten die Stars dafür, daß "Red Notice" bei Netflix populär genug war, um trotz der hohen Produktionskosten von etwa $200 Mio. gleich zwei Fortsetzungen spendiert zu bekommen – Steigerungspotential ist ja definitiv vorhanden, diese zweite (und dritte) Chance sollte dann aber bitte auch tatsächlich für einen besseren Film genutzt werden!

Fazit: "Red Notice" ist eine solide gemachte, aber denkbar mediokre und einfallslose Action-Abenteuerkomödie, an die sich ohne die prominente Besetzung schon in Kürze niemand mehr erinnern würde.

Wertung: 6 Punkte.
 
 
 

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