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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 18. Juni 2025

THE FLASH (2023)

Regie: Andy Muschietti, Drehbuch: Christina Hodson, Musik: Benjamin Wallfisch
Darsteller: Ezra Miller, Michael Keaton, Sasha Calle, Kiersey Clemons, Maribel Verdú, Ron Livingston, Michael Shannon, Ben Affleck, Gal Gadot, Jeremy Irons, Saoirse-Monica Jackson, Rudy Mancuso, Sanjeev Bhaskar, Luke Brandon Field, Antje Traue, Temuera Morrison, Nikolaj Coster-Waldau, Andy Muschietti, Jason Momoa, Nicolas Cage, George Clooney
IMDb: 6,6, Rotten Tomatoes: 63%; weltweites Einspielergebnis: $271,4 Mio.
FSK: 12, Dauer: 144 Minuten.
Als Barry "The Flash" Allen (Ezra Miller, "Vielleicht lieber morgen") durch Zufall herausfindet, dass er, wenn er schnell genug rennt, sogar durch die Zeit reisen kann, nutzt er das entgegen der eindringlichen Warnungen von Bruce Wayne (Ben Affleck, "Gone Girl"), um das Leben seiner in Barrys Kindheit ermordeten Mutter Nora (Maribel Verdú, "Pans Labyrinth") zu retten – für deren Tod ausgerechnet sein Vater Henry (Ron Livingston ersetzt Billy Crudup, der die Rolle in "Justice League" spielte, aber wegen Terminüberschneidungen nicht zurückkehren konnte) im Gefängnis sitzt. Das gelingt, doch auf dem Weg zurück in die Gegenwart wird Barry vorzeitig aus der Speedforce herausgeschleudert und landet im Jahr 2013 – kurz vor dem Tag, an dem er durch einen Unfall seine Kräfte erhielt. Begeistert stellt Barry fest, dass Nora tatsächlich am Leben ist – und er trifft versehentlich auf sein jüngeres Ich, das angesichts der veränderten Zeitlinie studiert und deshalb nie die Flash-Kräfte zu erhalten droht. Dem älteren Barry gelingt es zwar, den jüngeren Barry rechtzeitig zum folgenschweren Blitzschlag zu bringen; dabei verliert er aber dummerweise seine eigenen Kräfte! Während Barry versucht, seinem jüngeren Ich die Beherrschung seiner neuen Kräfte beizubringen, taucht auch noch der kryptonische General Zod (Michael Shannon, "Shape of Water") auf und droht, die Menschheit zu vernichten – und kein Superman ist in Sicht! Denn irgendwie hat Barrys Eingreifen dazu geführt, dass nicht nur direkt damit zusammenhängende Dinge sich geändert haben, sondern die gesamte Zeitlinie eine ganz andere wurde. Hilfesuchend wendet sich Barry an Bruce Wayne (Michael Keaton, "Spotlight"), den es, anders als Wonder Woman oder Aquaman, immerhin auch hier gibt – allerdings älter und mit einer ganz anderen Gestalt!

Kritik:
Die führenden Köpfe des DC Extended Universe hatten große Hoffnungen auf den ersten Solofilm rund um den blitzschnellen Superhelden The Flash gesetzt. Eigentlich wurde "The Flash" bereits ganz zu Beginn des DCEU, kurz nach dem erfolgreichen Start von "Man of Steel" im Jahr 2013, angekündigt – jedoch verschob sich das Projekt immer weiter und durchlief diverse Iterationen mit unterschiedlichen Regisseuren, Drehbuch-Autoren und stilistischen Ausrichtungen (auch wiederkehrende private Probleme des mental offenbar eher instabilen Hauptdarstellers Ezra Miller waren nicht hilfreich). Als beinahe zehn Jahre nach der ersten Ankündigung schließlich "The Flash" zu einem Zeitpunkt in die Kinos kam, als das DCEU nach den kommerziellen Mißerfolgen von "Birds of Prey" (2020), "Black Adam" (2022) und "Shazam! 2" (2023) bereits ziemlich auf dem Boden lag, schienen die Voraussetzungen trotzdem nicht die schlechtesten zu sein. Mit dem Argentinier Andy Muschietti hatte man einen Mann für den Regiestuhl gewonnen, der mit der zweiteiligen Stephen King-Adaption "Es" große Erfolge gefeiert hatte, für die stark von der beliebten Comic-Storyline "Flashpoint" inspirierte Handlung zeichneten mit dem Duo John Francis Daley und Jonathan Goldstein ("Kill the Boss", "Spider-Man: Homecoming", "Dungeons & Dragons") sowie Joby Harold ("King Arthur: Legend of the Sword") drei bewährte Männer verantwortlich, wobei das finale Drehbuch von Christina Hodson ("Bumblebee") stammt. Und mit der Rückkehr von Michael Keaton in seine ikonische Batman-Rolle aus den beiden 1980er Jahre-Filmen von Tim Burton hatte man sogar einen echten Coup geschafft. Tatsächlich fielen die Kritiken wohlwollend aus und auch die zahlenden Zuschauer vergaben gute Bewertungen – also jene relativ wenigen, die den Weg ins Kino fanden. Denn auch gute Rezensionen und positive Mundpropaganda schafften es nicht ansatzweise, den rund $200 Millionen teuren "The Flash" zu einem kommerziellen Hit zu machen. Und somit erwies sich Muschiettis Film nicht als die erhoffte Wiederbelebung des DCEU, sondern als sein Totengräber. Mit "Blue Beetle" und "Aquaman 2" sollten anschließend nur noch zwei weitere DCEU-Filme in die Kinos kommen, die bereits in Produktion waren, dann aber ebenfalls nicht die kommerziellen Erwartungen erfüllen konnten (wenn sie auch nicht so katastrophal floppten wie "The Flash").

Nun muß ich zugeben, dass ich dem DCEU nicht wirklich hinterhertrauere, denn beim Bemühen, den Rückstand auf das zu diesem Zeitpunkt klar dominierende Marvel Cinematic Universe möglichst schnell aufzuholen, wurden einfach zu viele Fehler begangen, weshalb letzten Endes nur eine Handvoll Filme qualitativ wirklich zu überzeugen wußte ("Wonder Woman", "The Suicide Squad", "Aquaman", in Ansätzen noch "Man of Steel" und "Shazam!"). Dennoch ist es schade, dass mit "The Flash" ausgerechnet einer der besseren DCEU-Vertreter als mitentscheidend für dessen Niedergang in die Kinogeschichte eingehen wird, denn wenngleich Muschiettis Film in weiten Teilen die bekannten DCEU-Probleme plagen, macht er mit seinem Ausflug in die DC-Version des Multiversums doch ziemlich viel Spaß. Ezra Millers Barry ist zwar mit seiner chronischen Hibbeligkeit und gedanklichen Sprunghaftigkeit ein ziemlich anstrengender Charakter, weshalb die doppelte Ausgabe erstmal nicht unbedingt wie eine gute Idee klingt. Allerdings nutzt der Film das für einige hübsch selbstironische Gags, wenn beispielsweise der "alte" Barry durch die Anwesenheit seines jüngeren alternativen Ichs begreift, wie anstrengend er eben tatsächlich sein kann. Und durch die Konfrontation der beiden Barrys kommt es endlich mal zu einer gewissen Charakterentwicklung, die man im DCEU ansonsten lange suchen muß. Insofern ist der Nutzen der zwei Barrys unterm Strich größer als die gelegentliche Nervigkeit. Und zum Glück dominieren die Barrys ja auch nicht die gesamte Handlung – dem alternativen Batman sei dank!

Für nicht mehr ganz junge langjährige Batman-Fans ist das Comeback von Michael Keaton als älterer Bruce Wayne (respektive eine mögliche Iteration von ihm) natürlich eine Riesensache und glücklicherweise beschränkt sich "The Flash" hierbei nicht auf einen kurzen Gastauftritt, sondern Keaton ist im Grunde genommen der zweite Hauptdarsteller. Obwohl sein Bruce inzwischen eigentlich im Superhelden-Ruhestand ist (er wird in diesem Gotham City auch gar nicht mehr gebraucht) und dabei nicht allzu glücklich, ist er immer noch unverkennbar und Keaton geht in seiner einstigen Glanzrolle einmal mehr auf. Die zunächst widerwillige Zusammenarbeit zwischen Batman und Barry – die später noch um Kara (Sasha Calle, "On Swift Horses") alias Supergirl erweitert wird – funktioniert gut und wird durch etliche amüsante Dialoge angereichert. Weniger gelungen ist hingegen die Einbindung des Haupt-Antagonisten: Zwar kehrt Michael Shannon in seiner "Man of Steel"-Rolle als General Zod zurück, hat aber ebenso wie seine rechte Hand Faora-Ul (Antje Traue, "Pandorum") nur wenige neue Szenen und kommt allein in der finalen Schlacht ansatzweise zur Geltung. Da wäre definitiv mehr drin gewesen, zumal die im Grundsatz ja bereits bekannte und erlebte Storyline rund um Zods Ankunft auf der Erde eher wie eine lästige Pflichtaufgabe wirkt, die von unseren Helden nebenbei erledigt wird. Die Schlacht selbst ist gut choreographiert und die Spezialeffekte überzeugen – letzteres gilt allerdings nicht für eine Schlüsselsequenz in der Speedforce. Die bringt etliche, teils spektakuläre Camoes mit sich, sieht aber über weite Strecken aus wie ein (auch noch veraltetes) Computerspiel. Beim erwähnten Budget von mindestens $200 Mio. ist das schwer vorstellbar, aber es wirkt tatsächlich so, als wäre den Filmemachern am Ende einfach das Geld ausgegangen. Das unterminiert leider auch die Wirkung der erwähnten Cameos, die ich aus Spoilergründen natürlich nicht preisgebe – ich kann aber sagen, dass gerade eingefleischte Comic- und Comicfilm-Fans einiges geboten bekommen! Und das überraschende Ende hätte viel erzählerisches Potential für weitere DCEU-Filme geboten – aber das hat sich ja in der Zwischenzeit erledigt.

Fazit: "The Flash" ist ein DC-Superhelden-Film, der sich gezielt an große Comicfans richtet und diesen auch viel Freude bereiten sollte – alle anderen werden auch gut unterhalten, müssen jedoch Abstriche bei Story, Figurenzeichnung und überraschenderweise auch teils bei den Spezialeffekten machen.

Wertung: 7 Punkte.

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