Regie: Andy Muschietti, Drehbuch: Christina Hodson, Musik: Benjamin
Wallfisch
Darsteller:
Ezra Miller, Michael Keaton, Sasha Calle, Kiersey Clemons, Maribel
Verdú, Ron Livingston, Michael Shannon, Ben Affleck, Gal Gadot,
Jeremy Irons, Saoirse-Monica Jackson, Rudy Mancuso, Sanjeev Bhaskar,
Luke Brandon Field, Antje Traue, Temuera Morrison, Nikolaj
Coster-Waldau, Andy Muschietti, Jason Momoa, Nicolas Cage, George
Clooney
IMDb:
6,6, Rotten Tomatoes: 63%; weltweites Einspielergebnis: $271,4 Mio.
FSK:
12, Dauer: 144 Minuten.
Als
Barry "The Flash" Allen (Ezra Miller, "Vielleicht
lieber morgen") durch Zufall herausfindet, dass er, wenn er
schnell genug rennt, sogar durch die Zeit reisen kann, nutzt er das
entgegen der eindringlichen Warnungen von Bruce Wayne (Ben Affleck,
"Gone Girl"), um das Leben seiner in Barrys Kindheit
ermordeten Mutter Nora (Maribel Verdú, "Pans Labyrinth")
zu retten – für deren Tod ausgerechnet sein Vater Henry (Ron
Livingston ersetzt Billy Crudup, der die Rolle in "Justice
League" spielte, aber wegen Terminüberschneidungen nicht
zurückkehren konnte) im Gefängnis sitzt. Das gelingt, doch auf dem Weg zurück in die
Gegenwart wird Barry vorzeitig aus der Speedforce herausgeschleudert
und landet im Jahr 2013 – kurz vor dem Tag, an dem er durch einen
Unfall seine Kräfte erhielt. Begeistert stellt Barry fest, dass Nora
tatsächlich am Leben ist – und er trifft versehentlich auf sein
jüngeres Ich, das angesichts der veränderten Zeitlinie studiert und
deshalb nie die Flash-Kräfte zu erhalten droht. Dem älteren Barry
gelingt es zwar, den jüngeren Barry rechtzeitig zum folgenschweren
Blitzschlag zu bringen; dabei verliert er aber dummerweise seine
eigenen Kräfte! Während Barry versucht, seinem jüngeren Ich die
Beherrschung seiner neuen Kräfte beizubringen, taucht auch noch der
kryptonische General Zod (Michael Shannon, "Shape of Water")
auf und droht, die Menschheit zu vernichten – und kein Superman ist
in Sicht! Denn irgendwie hat Barrys Eingreifen dazu geführt, dass
nicht nur direkt damit zusammenhängende Dinge sich geändert haben,
sondern die gesamte Zeitlinie eine ganz andere wurde. Hilfesuchend
wendet sich Barry an Bruce Wayne (Michael Keaton, "Spotlight"),
den es, anders als Wonder Woman oder Aquaman, immerhin auch hier gibt
– allerdings älter und mit einer ganz anderen Gestalt!
Kritik:
Die
führenden Köpfe des DC Extended Universe hatten große Hoffnungen
auf den ersten Solofilm rund um den blitzschnellen Superhelden The
Flash gesetzt. Eigentlich wurde "The Flash" bereits ganz zu
Beginn des DCEU, kurz nach dem erfolgreichen Start von "Man of
Steel" im Jahr 2013, angekündigt – jedoch verschob sich das
Projekt immer weiter und durchlief diverse Iterationen mit
unterschiedlichen Regisseuren, Drehbuch-Autoren und stilistischen
Ausrichtungen (auch wiederkehrende private Probleme des mental
offenbar eher instabilen Hauptdarstellers Ezra Miller waren nicht
hilfreich). Als beinahe zehn Jahre nach der ersten Ankündigung
schließlich "The Flash" zu einem Zeitpunkt in die Kinos
kam, als das DCEU nach den kommerziellen Mißerfolgen von "Birds
of Prey" (2020), "Black Adam" (2022) und "Shazam!
2" (2023) bereits ziemlich auf dem Boden lag, schienen die
Voraussetzungen trotzdem nicht die schlechtesten zu sein. Mit dem
Argentinier Andy Muschietti hatte man einen Mann für den Regiestuhl
gewonnen, der mit der zweiteiligen Stephen King-Adaption "Es"
große Erfolge gefeiert hatte, für die stark von der beliebten
Comic-Storyline "Flashpoint" inspirierte Handlung
zeichneten mit dem Duo John Francis Daley und Jonathan Goldstein
("Kill the Boss", "Spider-Man: Homecoming",
"Dungeons & Dragons") sowie Joby Harold ("King Arthur: Legend of the Sword") drei bewährte Männer verantwortlich, wobei das finale
Drehbuch von Christina Hodson ("Bumblebee") stammt. Und
mit der Rückkehr von Michael Keaton in seine ikonische Batman-Rolle
aus den beiden 1980er Jahre-Filmen von Tim Burton hatte man sogar
einen echten Coup geschafft. Tatsächlich fielen die Kritiken
wohlwollend aus und auch die zahlenden Zuschauer vergaben gute
Bewertungen – also jene relativ wenigen, die den Weg ins Kino
fanden. Denn auch gute Rezensionen und positive Mundpropaganda
schafften es nicht ansatzweise, den rund $200 Millionen teuren "The
Flash" zu einem kommerziellen Hit zu machen. Und somit erwies
sich Muschiettis Film nicht als die erhoffte Wiederbelebung des DCEU,
sondern als sein Totengräber. Mit "Blue Beetle" und
"Aquaman 2" sollten anschließend nur noch zwei weitere
DCEU-Filme in die Kinos kommen, die bereits in Produktion waren, dann aber ebenfalls nicht die kommerziellen Erwartungen erfüllen konnten
(wenn sie auch nicht so katastrophal floppten wie "The
Flash").
Nun
muß ich zugeben, dass ich dem DCEU nicht wirklich hinterhertrauere,
denn beim Bemühen, den Rückstand auf das zu diesem Zeitpunkt klar
dominierende Marvel Cinematic Universe möglichst schnell aufzuholen,
wurden einfach zu viele Fehler begangen, weshalb letzten Endes nur
eine Handvoll Filme qualitativ wirklich zu überzeugen wußte ("Wonder
Woman", "The Suicide Squad", "Aquaman", in
Ansätzen noch "Man of Steel" und "Shazam!").
Dennoch ist es schade, dass mit "The Flash" ausgerechnet
einer der besseren DCEU-Vertreter als mitentscheidend für dessen
Niedergang in die Kinogeschichte eingehen wird, denn wenngleich
Muschiettis Film in weiten Teilen die bekannten DCEU-Probleme plagen,
macht er mit seinem Ausflug in die DC-Version des Multiversums doch
ziemlich viel Spaß. Ezra Millers Barry ist zwar mit seiner
chronischen Hibbeligkeit und gedanklichen Sprunghaftigkeit ein
ziemlich anstrengender Charakter, weshalb die doppelte Ausgabe
erstmal nicht unbedingt wie eine gute Idee klingt. Allerdings nutzt
der Film das für einige hübsch selbstironische Gags, wenn
beispielsweise der "alte" Barry durch die Anwesenheit
seines jüngeren alternativen Ichs begreift, wie anstrengend er eben
tatsächlich sein kann. Und durch die Konfrontation der beiden Barrys
kommt es endlich mal zu einer gewissen Charakterentwicklung, die man
im DCEU ansonsten lange suchen muß. Insofern ist der Nutzen der zwei Barrys unterm Strich größer als die gelegentliche
Nervigkeit. Und zum Glück dominieren die Barrys ja auch nicht die
gesamte Handlung – dem alternativen Batman sei dank!
Für
nicht mehr ganz junge langjährige Batman-Fans ist das Comeback von
Michael Keaton als älterer Bruce Wayne (respektive eine mögliche Iteration von ihm) natürlich eine Riesensache und glücklicherweise beschränkt sich
"The Flash" hierbei nicht auf einen kurzen Gastauftritt,
sondern Keaton ist im Grunde genommen der zweite Hauptdarsteller.
Obwohl sein Bruce inzwischen eigentlich im Superhelden-Ruhestand ist
(er wird in diesem Gotham City auch gar nicht mehr gebraucht) und
dabei nicht allzu glücklich, ist er immer noch unverkennbar und
Keaton geht in seiner einstigen Glanzrolle einmal mehr auf. Die
zunächst widerwillige Zusammenarbeit zwischen Batman und Barry –
die später noch um Kara (Sasha Calle, "On Swift Horses")
alias Supergirl erweitert wird – funktioniert gut und wird durch
etliche amüsante Dialoge angereichert. Weniger gelungen ist hingegen
die Einbindung des Haupt-Antagonisten: Zwar kehrt Michael Shannon in
seiner "Man of Steel"-Rolle als General Zod zurück, hat
aber ebenso wie seine rechte Hand Faora-Ul (Antje Traue, "Pandorum") nur wenige
neue Szenen und kommt allein in der finalen Schlacht ansatzweise zur
Geltung. Da wäre definitiv mehr drin gewesen, zumal die im Grundsatz
ja bereits bekannte und erlebte Storyline rund um Zods Ankunft auf
der Erde eher wie eine lästige Pflichtaufgabe wirkt, die von unseren
Helden nebenbei erledigt wird. Die Schlacht selbst ist gut
choreographiert und die Spezialeffekte überzeugen – letzteres gilt
allerdings nicht für eine Schlüsselsequenz in der Speedforce. Die
bringt etliche, teils spektakuläre Camoes mit sich, sieht aber
über weite Strecken aus wie ein (auch noch veraltetes)
Computerspiel. Beim erwähnten Budget von mindestens $200 Mio. ist
das schwer vorstellbar, aber es wirkt tatsächlich so, als wäre den
Filmemachern am Ende einfach das Geld ausgegangen. Das unterminiert
leider auch die Wirkung der erwähnten Cameos, die ich aus
Spoilergründen natürlich nicht preisgebe – ich kann aber sagen, dass
gerade eingefleischte Comic- und Comicfilm-Fans einiges geboten
bekommen! Und das überraschende Ende hätte viel erzählerisches Potential für weitere DCEU-Filme geboten – aber das hat sich ja in der Zwischenzeit erledigt.
Fazit:
"The Flash" ist ein DC-Superhelden-Film, der sich gezielt an große Comicfans richtet und diesen auch viel Freude bereiten sollte – alle anderen werden auch gut unterhalten, müssen
jedoch Abstriche bei Story, Figurenzeichnung und überraschenderweise
auch teils bei den Spezialeffekten machen.
Wertung:
7 Punkte.
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