Regie: Martin Campbell, Drehbuch: Richard Wenk, Musik: Rupert Parkes
Darsteller: Maggie
Q, Michael Keaton, Samuel L. Jackson, Robert Patrick, David Rintoul,
Ray Fearon, Patrick Malahide, Ori Pfeffer, Eva Nguyen Thorsen
FSK: 16, Dauer: 109
Minuten.
Als Kind wurde Anna
(Maggie Q, "Mission: Impossible III") vom Profikiller Moody
(Samuel L. Jackson, "Django Unchained") aus Vietnam
gerettet und anschließend von ihm selbst zu einer Killerin
ausgebildet. Als Moody in einem alten Fall recherchiert und nur wenig
später einem Anschlag zum Opfer fällt, sinnt Anna logischerweise
auf Rache – auch wenn sie dafür in ihre ursprüngliche Heimat
Vietnam zurückkehren muß, die sie nie wieder besuchen wollte. Doch
dort lebt der zwielichtige Unternehmer Vohl (Patrick Malahide, "Die Piratenbraut"), welcher mit Moodys altem Fall in Zusammenhang zu stehen scheint und
von dem Anna deshalb wichtige Informationen zu erhalten hofft. Das
gelingt tatsächlich, jedoch gerät Anna so selbst endgültig ins
Visier von Moodys Mörder, für den auch der ebenso intelligente wie
charismatische Killer Michael Rembrandt (Michael Keaton, "Birdman")
arbeitet. Obwohl sie auf verschiedenen Seiten stehen, knistert es
gewaltig zwischen den beiden professionellen Tötungsmaschinen ...
Kritik:
Die lange Suche nach
einem weiblichen Actionhelden-Franchise als Gegenstück zu John Wick
oder Tyler Rake geht weiter: Nach Charlize Theron ("Atomic
Blonde"), Salma Hayek ("Everly"), Jessica Chastain
("Code Ava"), Jennifer Garner ("Peppermint"),
Kate Beckinsale ("Jolt"), Mary Elizabeth Winstead ("Kate")
oder Jennifer Lopez ("The Mother") darf sich nun die Hawaiianerin Maggie Q
versuchen. Und obwohl dem vom neuseeländischen Genreveteran Martin
Campbell ("Goldeneye", "The Foreigner")
routiniert inszenierten Actionfilm kommerzieller Erfolg versagt
blieb und deshalb eine Fortsetzung höchst unwahrscheinlich ist –
wie bei den meisten der genannten Vorgängern im Geiste, von denen
lediglich bei "Atomic Blonde" und "The Mother"
Sequels im Gespräch sind –, zählt "The Protégé – Made
for Revenge" doch zu den besseren Vertretern des Subgenres. Das liegt
teils am Drehbuch von Richard Wenk ("The Expendables 2",
"The Equalizer"), das zwar gar nicht erst versucht, neue
Wege zu beschreiten, mit seiner Geradlinigkeit aber auch niemals
Langeweile aufkommen läßt. Vor allem jedoch liegt es an der
engagierten Besetzung, bei der gerade das knisternde Duell
zwischen Maggie Q und Michael Keaton den Film etwas aus der Masse der
Actionfilme hervorstechen läßt.
Die Handlung von "The Protégé" ist geradezu klassisch: Ein Kind
wird ausgerechnet von einem professionellen Killer gerettet und von
ihm dazu ausgebildet, in seine Fußstapfen zu treten. Das wird hier
recht schnell abgehandelt, wobei es den ganzen Film über immer
wieder kurze Rückblenden zu Annas Kindheit gibt und zu den
Geschehnissen, die zu ihrer Rettung durch Moody führten.
Bedauerlicherweise sind diese Rückblenden inhaltlich ziemlich
überflüssig und hätten – wenn man sie überhaupt braucht –
besser in einer einzigen, dafür etwas längeren Rückschau abgehandelt werden sollen.
Durch die Stückelung wirkt das eher wie eine Methode, um die
überschaubare Handlung etwas zu strecken und komplexer erscheinen zu
lassen als sie ist. Dabei wäre das überhaupt nicht nötig, denn
auch eine weitgehend lineare Story kann im Actiongenre wunderbar
funktionieren, sofern sie gut umgesetzt ist (siehe etwa "The
Equalizer"). Und das trifft auf "The Protégé"
durchaus zu. Zwar wird das aus westlicher Sicht exotische
Vietnam-Setting zu wenig genutzt, dennoch ist Annas Suche nach
den Mördern ihres Mentors – bei der sie in Vietnam Unterstützung
durch den Rocker Billy Boy (Robert Patrick, "Terminator 2")
und seine Gang erhält – interessant und spannend gestaltet und es
gibt auch ausreichend Wendungen, um das Publikum bei
Laune zu halten.
Wie erwähnt
ist die ambivalente Beziehung zwischen Anna und Michael – also
zwischen Jäger und Beute, in wechselnden Konstellationen – eines der
überzeugendsten Elemente von "The Protégé". Trotz des
beachtlichen Altersunterschieds der Schauspieler von beinahe 30 Jahren
nimmt man ihnen die romantische oder zumindest sexuelle Spannung
durchaus ab und die Interaktionen der beiden sind von Richard Wenk
unterhaltsam geschrieben. Keaton ist wie gemacht für die Rolle des
eleganten, welterfahrenen Gentleman-Killers, während Maggie Q als
impulsivere Kampfmaschine eine ähnlich gute Figur macht. Leider ist
die Choreographie der eher überraschungsarmen Actionsequenzen nicht
auf dem überragenden Niveau der besten Genrevertreter wie "John
Wick 3" oder "Tyler Rake", sondern sortiert sich eher in
der Kategorie "solide" ein, was für einen Actionfilm
naturgemäß nicht ideal ist. Speziell Maggie Q gibt aber ihr
Bestes und das Resultat kann sich immer noch sehen lassen, auch wenn
den Zuschauern kaum eine konkrete Kampfszene erinnerlich bleiben
dürfte.
Fazit:
"The Protégé – Made for Revenge" ist ein gelungener,
geradliniger Actionfilm mit guter Besetzung – nicht mehr und nicht
weniger.
Wertung:
7 Punkte.
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