Donnerstag, 19. September 2024

THE PROTÉGÉ – MADE FOR REVENGE (2021)

Regie: Martin Campbell, Drehbuch: Richard Wenk, Musik: Rupert Parkes
Darsteller: Maggie Q, Michael Keaton, Samuel L. Jackson, Robert Patrick, David Rintoul, Ray Fearon, Patrick Malahide, Ori Pfeffer, Eva Nguyen Thorsen
The Protégé (2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 63% (5,8); weltweites Einspielergebnis: $8,7 Mio.
FSK: 16, Dauer: 109 Minuten.
Als Kind wurde Anna (Maggie Q, "Mission: Impossible III") vom Profikiller Moody (Samuel L. Jackson, "Django Unchained") aus Vietnam gerettet und anschließend von ihm selbst zu einer Killerin ausgebildet. Als Moody in einem alten Fall recherchiert und nur wenig später einem Anschlag zum Opfer fällt, sinnt Anna logischerweise auf Rache – auch wenn sie dafür in ihre ursprüngliche Heimat Vietnam zurückkehren muß, die sie nie wieder besuchen wollte. Doch dort lebt der zwielichtige Unternehmer Vohl (Patrick Malahide, "Die Piratenbraut"), welcher mit Moodys altem Fall in Zusammenhang zu stehen scheint und von dem Anna deshalb wichtige Informationen zu erhalten hofft. Das gelingt tatsächlich, jedoch gerät Anna so selbst endgültig ins Visier von Moodys Mörder, für den auch der ebenso intelligente wie charismatische Killer Michael Rembrandt (Michael Keaton, "Birdman") arbeitet. Obwohl sie auf verschiedenen Seiten stehen, knistert es gewaltig zwischen den beiden professionellen Tötungsmaschinen ...

Kritik:
Die lange Suche nach einem weiblichen Actionhelden-Franchise als Gegenstück zu John Wick oder Tyler Rake geht weiter: Nach Charlize Theron ("Atomic Blonde"), Salma Hayek ("Everly"), Jessica Chastain ("Code Ava"), Jennifer Garner ("Peppermint"), Kate Beckinsale ("Jolt"), Mary Elizabeth Winstead ("Kate") oder Jennifer Lopez ("The Mother") darf sich nun die Hawaiianerin Maggie Q versuchen. Und obwohl dem vom neuseeländischen Genreveteran Martin Campbell ("Goldeneye", "The Foreigner") routiniert inszenierten Actionfilm kommerzieller Erfolg versagt blieb und deshalb eine Fortsetzung höchst unwahrscheinlich ist – wie bei den meisten der genannten Vorgängern im Geiste, von denen lediglich bei "Atomic Blonde" und "The Mother" Sequels im Gespräch sind –, zählt "The Protégé – Made for Revenge" doch zu den besseren Vertretern des Subgenres. Das liegt teils am Drehbuch von Richard Wenk ("The Expendables 2", "The Equalizer"), das zwar gar nicht erst versucht, neue Wege zu beschreiten, mit seiner Geradlinigkeit aber auch niemals Langeweile aufkommen läßt. Vor allem jedoch liegt es an der engagierten Besetzung, bei der gerade das knisternde Duell zwischen Maggie Q und Michael Keaton den Film etwas aus der Masse der Actionfilme hervorstechen läßt.

Die Handlung von "The Protégé" ist geradezu klassisch: Ein Kind wird ausgerechnet von einem professionellen Killer gerettet und von ihm dazu ausgebildet, in seine Fußstapfen zu treten. Das wird hier recht schnell abgehandelt, wobei es den ganzen Film über immer wieder kurze Rückblenden zu Annas Kindheit gibt und zu den Geschehnissen, die zu ihrer Rettung durch Moody führten. Bedauerlicherweise sind diese Rückblenden inhaltlich ziemlich überflüssig und hätten – wenn man sie überhaupt braucht – besser in einer einzigen, dafür etwas längeren Rückschau abgehandelt werden sollen. Durch die Stückelung wirkt das eher wie eine Methode, um die überschaubare Handlung etwas zu strecken und komplexer erscheinen zu lassen als sie ist. Dabei wäre das überhaupt nicht nötig, denn auch eine weitgehend lineare Story kann im Actiongenre wunderbar funktionieren, sofern sie gut umgesetzt ist (siehe etwa "The Equalizer"). Und das trifft auf "The Protégé" durchaus zu. Zwar wird das aus westlicher Sicht exotische Vietnam-Setting zu wenig genutzt, dennoch ist Annas Suche nach den Mördern ihres Mentors – bei der sie in Vietnam Unterstützung durch den Rocker Billy Boy (Robert Patrick, "Terminator 2") und seine Gang erhält – interessant und spannend gestaltet und es gibt auch ausreichend Wendungen, um das Publikum bei Laune zu halten.

Wie erwähnt ist die ambivalente Beziehung zwischen Anna und Michael – also zwischen Jäger und Beute, in wechselnden Konstellationen – eines der überzeugendsten Elemente von "The Protégé". Trotz des beachtlichen Altersunterschieds der Schauspieler von beinahe 30 Jahren nimmt man ihnen die romantische oder zumindest sexuelle Spannung durchaus ab und die Interaktionen der beiden sind von Richard Wenk unterhaltsam geschrieben. Keaton ist wie gemacht für die Rolle des eleganten, welterfahrenen Gentleman-Killers, während Maggie Q als impulsivere Kampfmaschine eine ähnlich gute Figur macht. Leider ist die Choreographie der eher überraschungsarmen Actionsequenzen nicht auf dem überragenden Niveau der besten Genrevertreter wie "John Wick 3" oder "Tyler Rake", sondern sortiert sich eher in der Kategorie "solide" ein, was für einen Actionfilm naturgemäß nicht ideal ist. Speziell Maggie Q gibt aber ihr Bestes und das Resultat kann sich immer noch sehen lassen, auch wenn den Zuschauern kaum eine konkrete Kampfszene erinnerlich bleiben dürfte.

Fazit: "The Protégé – Made for Revenge" ist ein gelungener, geradliniger Actionfilm mit guter Besetzung – nicht mehr und nicht weniger.

Wertung: 7 Punkte.


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