Mittwoch, 30. November 2022

KINOVORSCHAU DEZEMBER 2022

Der Weihnachtsmonat Dezember bringt mit "Avatar 2" das Comeback von James Cameron und einen wahrscheinlichen Mega-Blockbuster in die deutschen Kinos, dem die anderen großen Hollywood-Studios weitgehend aus dem Weg gehen. Das eröffnet allerdings vielen kleineren Produktionen aus aller Welt die Möglichkeit auf einen Überraschungserfolg - interessante und inhaltlich hochwertige Anwärter darauf gibt es jedenfalls eine ganze Menge ...

1. Dezember:
"Violent Night":
Eigentlich ist Weihnachten ja das Fest der Freude, aber aus irgendeinem Grund bildet es schon seit langem auch immer wieder den Hintergrund für Horrorfilme wie "Krampus", "Black Christmas", "Silent Night" oder "Rare Exports". Den neuesten Vertreter bringt der norwegische Filmemacher Tommy Wirkola auf die große Leinwand, der dank seiner "Dead Snow"-Filme bereits reichlich Erfahrung im schwarzhumorigen Horrorgenre hat. Denn "Violent Night" ist eine Horrorkomödie, die eine ziemlich lustige Prämisse aufweist: Eine Gruppe hartgesottener Söldner (deren Anführer von John Leguizamo gespielt wird) überfällt am Weihnachtsabend das Anwesen der wohlhabenden Familie Lightstone. Mit Gegenwehr mögen die Söldner ja vielleicht sogar gerechnet haben, allerdings ganz sicher nicht mit diesem Gegenspieler: Santa Claus (David Harbour, "Black Widow") höchstpersönlich! Vermutlich nicht ganz zufällig hat Wirkola übrigens die Rolle der Familien-Matriarchin mit Beverly D'Angelo besetzt – bekannt aus dem Weihnachtsklassiker "Schöne Bescherung" von 1989 … Erste US-Kritiken sind erfreulicherweise positiv ausgefallen.

"Die stillen Trabanten":
Für seinen letzten Kinofilm, das Drama "In den Gängen" aus dem Jahr 2018, erfuhr der deutsche Regisseur Thomas Stuber viel Lob und erhielt auch einige Auszeichnungen (unter anderem den Deutschen Drehbuchpreis). "In den Gängen" basierte auf einer Kurzgeschichte von Clemens Meyer, der gemeinsam mit Stuber auch das Drehbuch schrieb – und genau die gleiche Erfolgs-Konstellation gilt auch für "Die stillen Trabanten" (abgesehen davon, daß die Vorlage diesmal keine Kurzgeschichte ist, sondern ein Erzählband mit drei Kurzgeschichten). In den drei Geschichten geht es um mehrere beruflich wie privat nicht gerade erfolgreiche Menschen in Leipzig, die allesamt auf der Suche nach ein wenig Glück, Geborgenheit und vielleicht sogar Liebe sind. Die hochkarätige Besetzung umfaßt u.a. Martina Gedeck, Nastassja Kinski, Albrecht Schuch, Charly Hübner und Lilith Stangenberg.

"Der kleine Nick erzählt vom Glück":
Erst im Juni lief in den deutschen Kinos "Der kleine Nick auf Schatzsuche", eine Real-Neuverfilmung der vor allem in Frankreich ernorm beliebten Kinderbuchreihe von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Ein halbes Jahr später folgt nun ein für den Europäischen Filmpreis nominierter Animationsfilm von Amandine Fredon und Benjamin Massoubre, in dem es nicht nur um die üblichen Abenteuer des kleinen Nick geht, sondern auch dessen Schöpfer eine Rolle spielen – die von ihrer Kreation direkt konfrontiert werden!

"Call Jane":
Das auf der Berlinale 2022 präsentierte und mit viel Lob bedachte Abtreibungs-Drama von Kino-Regiedebütantin Phyllis Nagy (Drehbuch-Autorin von "Carol") erzählt von der konservativ erzogenen Hausfrau Joy (Elizabeth Banks), die im Chicago des Jahres 1968 zum zweiten Mal schwanger wird. Zu ihrem Entsetzen stellt sich jedoch heraus, daß sie eine Herzkrankheit hat, derentwegen das Austragen des Ungeborenen nur unter großer Gefahr für ihr eigenes Leben möglich wäre. Vor allem aus Sorge um ihre Tochter Charlotte entscheidet sich Joy deshalb für eine Abtreibung – die aber grundsätzlich illegal ist, und ein Klinikgremium verweigert ihr auch eine Ausnahmegenehmigung. Dann erfährt Joy zufällig von der (realen) Untergrund-Frauenorganisation Jane Collective, die Frauen Abtreibungen ermöglicht … Weitere Hauptrollen spielen Sigourney Weaver, Chris Messina und Kate Mara.

"Mehr denn je":
Das positiv rezensierte Drama von Emily Atef ("3 Tage in Quiberon") erzählt von Héléne (Vicky Krieps, "Der seidene Faden") und Mathieu (der dieses Jahr verstorbene Gaspard Ulliel), deren glückliches gemeinsames Leben in Bordeaux durch eine schwere Erkrankung von Héléne bedroht wird. Während Héléne sich bald mit ihrem nahenden Tod abfindet und diesem auf ihre Art (nämlich in Norwegen) entgegentreten möchte, will Mathieu seine große Liebe nicht aufgeben ...

"African Queen" (6. Dezember):
Der OSCAR-prämierte Abenteuerklassiker von John Huston, in dem Humphrey Bogart als trinkfreudiger Flußschiff-Kapitän und Katharine Hepburn als steife englische Missionarin Abenteuer in Ostafrika zur Zeit des Ersten Weltkrieges erleben, kehrt 4K-restauriert für einen Tag in die Kinos zurück (teilweise in der Originalfassung mit Untertiteln, teilweise in der Synchronfassung).

8. Dezember:
"Avatar – The Way of Water" (3D):
Satte 13 Jahre hat es gedauert, bis James Cameron endlich die erste Fortsetzung zu seinem vor allem technisch bahnbrechenden Mega-SciFi-Blockbuster "Avatar" auf die Leinwände bringt. In etwa so viel Zeit ist auch in der Handlung vergangen: Ex-Soldat Jake (Sam Worthington, "Zorn der Titanen") hat sich mit seinem neuen Na'vi-Körper gemeinsam mit seiner großen Na'vi-Liebe Neytiri (Zoe Saldana, "Guardians of the Galaxy") und fünf Kindern (davon zwei adoptiert, einer ein Menschenjunge) ein glückliches Familienleben aufgebaut. Doch trotz der Niederlage der gierigen Resources Development Administration am Ende von "Avatar" stellt die Organisation mit ihrem unstillbaren Hunger auf natürliche Ressourcen noch immer eine Gefahr für den Planeten Pandora und seine Bewohner dar … Fast alle Darsteller mit größeren Rollen im Original kehren für "The Way of Water" zurück (teilweise sogar trotz Filmtod im Vorgänger), dazu kommen hochkarätige Neuzugänge wie Kate Winslet, Michelle Yeoh und Cliff Curtis. Teil 3 der Reihe ist übrigens ebenfalls bereits ziemlich weit fortgeschritten – sollten die Filme erfolgreich genug sein, hat Cameron auch bereits die Drehbücher für Teil 4 und 5 fertig! Allerdings sind die Produktionskosten – wie so oft bei Cameron – astronomisch, weshalb "The Way of Water" wiederum ein absoluter Megahit werden muß, um in die grünen Zahlen zu kommen. Aber James Cameron ist bekanntlich alles zuzutrauen ...

"Der Räuber Hotzenplotz":
In der Neuverfilmung des Kinderbuch-Klassikers von Otfried Preußler spielt der Österreicher Nicholas Ofczarek (TV-Serie "Braunschlag") den titelgebenden Räuber, mit dem es der Kasperl (Hans Marquardt) und sein Freund Seppel (Benedikt Jenke) zu tun bekommen. Auch mit dabei: August Diehl als fieser Zauberer Petrosilius Zwackelmann, Olli Dittrich als Polizist Dimpfelmoser, Christiane Paul als Hellseherin Schlotterbeck und Luna Wedler als Fee Amaryllis. Regie führte Michael Krummenacher ("Sibylle").

"She Said":
In ihrem Hollywood-Debüt widmet sich die deutsche Schauspielerin und Regisseurin Maria Schrader ("Ich bin dein Mensch") dem #MeToo-Skandal und erzählt die Geschichte der Mißbrauchsvorwürfe gegen den langjährigen Hollywood-Mega-Produzenten Harvey Weinstein. Dies geschieht primär aus der Perspektive der beiden Journalistinnen Jodi Kantor (Zoe Kazan, "Ruby Sparks") und Megan Twohey (Carey Mulligan, "Promising Young Woman"), deren Enthüllungsartikel in der "New York Times" im Jahr 2017 für Weinstein den Anfang vom Ende bedeutete. Kritikern zufolge ist Schraders Journalismusfilm vielleicht etwas sehr traditionell und auch etwas mutlos geraten, gelobt werden allerdings die Realitätsnähe und die große Einfühlsamkeit, mit der das schwierige Thema behandelt wird. Auch in der Awards Season dürfte "She Said" eine Rolle spielen, wobei vor allem Kazan und Mulligan gute Chancen auf eine OSCAR-Nominierung haben.

"Terrifier 2":
Im Jahr 2016 gelang dem US-amerikanischen Indie-Filmemacher Damien Leone mit seinem (auf einem eigenen Kurzfilm basierenden) äußerst blutigen Horrorfilm "Terrifier" über den Killer-Clown Art (David Howard Thornton) ein Achtungserfolg. Sechs Jahre später entwickelte sich die Fortsetzung in den USA um Halloween herum sogar zu einem kleinen Sleeper-Hit in den Kinos, der ein Vielfaches seines Mini-Budgets von etwa $250.000 einspielte. In der Folge erhält "Terrifier 2" sogar einen regulären deutschen Kinostart, nachdem der Vorgänger noch (abgesehen von ein paar Festival-Vorführungen) direkt fürs Heimkino veröffentlicht wurde. Zur Handlung muß man auch bei Teil 2 nicht viele Worte verlieren – Art kehrt von den Toten zurück und hat es auf eine Teenagerin und ihren kleinen Bruder abgesehen –, aber gemäß den US-Kritikern übertrifft die Fortsetzung das Original in so ziemlich jeder Hinsicht (also auch qualitativ). Für unerschrockene Horror-Fans damit wohl Pflichtprogramm (zumal der Film von der FSK, im Gegensatz zum ungeschnittenen Kinoeinsatz, für die Heimkino-Veröffentlichung nur in einer um drei Minuten gekürzten Fassung freigegeben wurde)!

"Weißes Rauschen":
Noah Baumbachs ("Frances Ha") tragikomische Adaption des gleichnamigen, lange als unverfilmbar geltenden Romans von Don DeLillo wurde von den Kritikern gemischt aufgenommen, insgesamt aber positiv. Im Mittelpunkt steht der Uni-Professor Jack (Adam Driver, "Marriage Story"), der Mitte der 1980er Jahre mit seinen Hitler-Studien weltberühmt wird. Privat läuft es für ihn als Oberhaupt einer Patchwork-Familie nicht ganz so glänzend. Und dann setzt auch noch ein Zugunfall in der Nähe eine gefährliche, potentiell tödliche chemische Wolke frei … Wie so viele auf die OSCARs schielende Netflix-Produktionen wird auch "Weißes Rauschen" nur kurz und in ausgewählten Kinos auf der großen Leinwand zu sehen sein, ehe am 30. Dezember die Veröffentlichung auf dem Streamingdienst erfolgt.

"An einem schönen Morgen":
Das sehr positiv besprochene, themenreiche Drama von Mia Hansen-Løve ("Alles was kommt") handelt von der verwitweten Mutter Sandra ("Spectre"-Star Léa Seydoux, die für den Europäischen Filmpreis nominiert ist), die in Paris als freiberufliche Übersetzerin arbeitet. Ihr Gehalt reicht so eben, um sie, ihre 8-jährige Tochter und ihren an einer neurodegenerativen Krankheit leidenden Vater (Pascal Greggory) zu versorgen. Als Sandra zufällig ihren alten Freund Clément (Melvil Poupaud) trifft, entwickelt sich eine Affäre zwischen den beiden (obwohl er eigentlich in einer festen Beziehung ist).

"Goodbye, Don Glees!":
Viel Lob erhielt auch dieser japanische Coming of Age-Animationsfilm der Regisseurin Atsuko Ishizuka ("No Game No Life Zero"), der die Geschichte dreier jugendlicher Außenseiter erzählt, die sich selbst die "Don Glees" nennen und diverse Abenteuer erleben. Als sie verdächtigt werden, mit einer Drohne einen Waldbrand ausgelöst zu haben, machen sie sich auf die Suche nach Beweisen für ihre Unschuld. Dabei entwickeln sich ungewohnte Spannungen zwischen den Freunden ...

15. Dezember:
"Aftersun":
Das hochgelobte britische Vater-Tochter-Drama von Langfilm-Regiedebütantin Charlotte Wells dreht sich ganz um die 11-jährige Sophie (die junge Schottin Frankie Corio erhielt für ihre Leistung viel Lob und einige Nominierungen für renommierte Preise wie den Independent Spirit Award) und ihren Vater Calum (Europäischer Filmpreis-Nominierung für Paul Mescal, TV-Miniserie "Normal People"), die Ende der 1990er Jahre einen Urlaub an der türkischen Riviera verbrachten. 20 Jahre später sinnt die nun erwachsene Sophie (Celia Rowlson-Hall) darüber nach, wie wenig sie von den vielfältigen Sorgen ihres damals bereits von ihrer Mutter getrennt lebenden und innerlich zerrissenen Vaters mitbekam.

"Dem Leben auf der Spur":
Mit dreijähriger Verspätung kommt das sehr positiv rezensierte emotionale Road-Movie des isländischen Regiedebütanten Elfar Adalsteins tatsächlich noch in die deutschen Kinos. John Hawkes ("The Sessions") spielt den frisch verwitweten Frank, der sich auf den Weg macht, den letzten Wunsch seiner Frau zu erfüllen: ihre Asche in ihrer irischen Heimat zu verstreuen. Dabei soll Frank sein entfremdeter und jüngst aus dem Gefängnis entlassener Sohn Sean (Logan Lerman, "Vielleicht lieber morgen") begleiten, was dieser nur widerwillig (und unter der Bedingung, seinen Vater anschließend nie mehr sehen zu müssen) akzeptiert.

"Ein Triumph":
Corona-bedingt kam die französische Tragikomödie von Emmanuel Courcol im Spätsommer 2021 in ihrer Heimat lediglich auf etwa 300.000 Zuschauer, dabei können sich die Kritiken durchaus sehen lassen (und der Europäische Filmpreis für die beste europäische Komödie ebenfalls). "Willkommen bei den Sch'tis"-Star Kad Merad verkörpert den wenig erfolgreichen Schauspieler Etienne, der seine Teilnahme an einem (zunächst) mehrwöchigen Theater-Workshop in einem Gefängnis zusagt. Die Häftlinge zeigen sich anfangs nur mäßig engagiert, doch der charismatische Etienne dringt bei der Vorbereitung einer Aufführung von Becketts "Warten auf Godot" immer stärker zu ihnen durch ...

22. Dezember:
"Der gestiefelte Kater – Der letzte Wunsch" (3D):
2011 und damit ein Jahr nach dem bislang letzten Teil der populären Dreamworks-Animationsreihe "Shrek" kam dessen Spin-Off "Der gestiefelte Kater" in die Kinos – und war ebenfalls ein großer Erfolg. Danach war dann allerdings – abgesehen von ein paar Kurzfilmen und einer TV-Animationsserie – Schluß. Bis jetzt. In "Der letzte Wunsch" kehrt der in der Originalfassung erneut von Antonio Banderas (und in der deutschen Synchronfassung von Benno Fürmann) gesprochene gestiefelte Kater zurück. Kleines Problem: Inzwischen hat er acht seiner neun Leben verbraucht! Doch gerüchteweise kann ihm ein Wunsch all seine Leben zurückbringen, also macht sich der Kater auf die Suche danach, die ihn und seine Begleiter Kitty (Salma Hayek) und Perro (Harvey Guillén, TV-Serie "What We Do in the Shadows") in den sagenumwobenen Schwarzen Wald führt … In weiteren Sprechrollen sind in der Originalfassung Stars wie Florence Pugh (als Goldlöckchen), Olivia Colman und Ray Winstone zu hören.

"I Wanna Dance With Somebody":
In Kasi Lemmons' ("Harriet – Der Weg in die Freiheit") Whitney Houston-Biopic verkörpert "Star Wars Episode IX"-Star Naomi Ackie die 2012 im Alter von nur 48 Jahren verstorbene legendäre Sängerin und Schauspielerin. Stanley Tucci agiert als Houstons Plattenproduzent Clive Davis, Ashton Sanders ("The Equalizer 2") als ihr kontroverser Ehemann Bobby Brown.

"Der denkwürdige Fall des Mr. Poe":
Christian Bale spielt in Scott Coopers ("Feinde – Hostiles") Gothic-Mysteryfilm nach einem Roman von Louis Bayard den routinierten Detektiv Augustus, der in einem merkwürdigen Todesfall an der renommierten West Point-Militärakademie ermittelt. Unterstützung erhält er dabei von einem wißbegierigen jungen Kadetten der Akademie, der auf den Namen Edgar Allen Poe (Harry Melling, "The Old Guard") hört … Ebenfalls mit von der Partie sind Gillian Anderson, Robert Duvall, Charlotte Gainsbourg, Toby Jones, Timothy Spall und Lucy Boynton.

"Oskars Kleid":
Unter der Regie von Hüseyin Tabak ("Gipsy Queen") spielt der deutsche Schauspiel-Star Florian David Fitz – der zudem das Drehbuch schrieb – Ben, dem es nach der Scheidung von seiner Frau (die das Sorgerecht für die beiden Kinder erhielt) ziemlich schlecht geht. Als seine Ex-Frau (Marie Burchard) für eine Weile ins Krankenhaus muß, ziehen Sohn Oskar und Tochter Erna vorübergehend wieder bei Ben ein, was dieser als Chance begreift, um seine Vater-Qualitäten zu beweisen. Doch dann offenbart ihm Oskar, daß er kein Junge mehr sein, sondern fortan Lili genannt werden will und ein Kleid trägt. Ben ist überfordert … In weiteren Rollen agieren Senta Berger, Kida Khodr Ramadan und Burghart Klaußner.

"Verlorene Illusionen":
Sagenhafte 15 César-Nominierungen erhielt Xavier Giannolis ("Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne") hochgelobtes Historiendrama nach dem gleichnamigen Romanklassiker von Honoré de Balzac – ein neuer Rekord (zuvor mit 13 Nennungen gehalten von u.a. "Die fabelhafte Welt der Amelie", "Ein Prophet" und "Cyrano von Bergerac"). Sieben davon gewann "Verlorene Illusionen", darunter die wichtigste für den Besten Film. Es geht um den jungen Dichter Lucien (Benjamin Voisin, "Sommer 85"), der im Frankreich des 19. Jahrhunderts in Paris sein Glück sucht und dabei einiges erlebt. Cécile de France spielt Luciens Mäzenin, zudem sind u.a. Gérard Depardieu, Xavier Dolan und Vincent Lacoste Teil des Ensembles. In Frankreich erreichte "Verlorene Illusionen" gut 990.000 Kinogänger.

"Ennio Morricone – Der Maestro":
Der italienische Filmemacher Guiseppe Tornatore ("Die Legende vom Ozeanpianisten") widmet sich in seinem Dokumentarfilm ganz dem 2020 mit 91 Jahren verstorbenen Meister-Filmkomponisten Ennio Morricone. Zu Wort kommt nicht nur Morricone selbst, sondern auch zahlreiche Weggefährten und Bewunderer von Quentin Tarantino und Clint Eastwood über John Williams und Hans Zimmer bis hin zu Bruce Springsteen und James Hetfield.

29. Dezember:
"Was man von hier aus sehen kann":
Die leicht skurrile Tragikomödie von Aron Lehmann ("Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel") basiert auf einem Roman von Mariana Leky und handelt von Selma (Corinna Harfouch), die in einem abgelegenen Dorf im Westerwald lebt und eine besondere Fähigkeit hat: Sie sieht es stets in ihren Träumen voraus, wenn am nächsten Tag jemand im Dorf stirbt! Dummerweise sieht sie allerdings nicht, WER sterben wird, was die Angelegenheit logischerweise recht kompliziert macht – schließlich müssen alle Dorfbewohner für einige Stunden vorsichtshalber ihren Frieden mit dem möglichen unmittelbar bevorstehenden Ableben machen. Und als Selma wieder einmal von einem kommenden Tod träumt, ist auch noch gerade ihre Enkelin Luise (Luna Wedler, "Das schönste Mädchen der Welt") zu Besuch … Zur Besetzung zählen mit u.a. Karl Markovics ("Die Fälscher") und Rosalie Thomass ("Beste Zeit") weitere Hochkaräter des deutschsprachigen Kinos. Der Trailer sieht vielversprechend aus.

"Blueback – Eine tiefe Freundschaft":
Robert Connollys ("Paper Planes") idealistisches Coming of Age-Familienabenteuer nach einem Roman von Tim Winton erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen der jungen Australierin Abby (in drei Altersstufen gespielt von Ariel Donoghue, Ilsa Fogg und als Erwachsene Mia Wasikowska) und einem blauen Riesenlippfisch, den sie beim Tauchen im Meer trifft. Als Abby klar wird, daß die australischen Korallenriffe und damit auch ihr neuer Freund akut gefährdet sind, entwickelt sie sich – befeuert durch ihre rabiate Mutter Dora (Radha Mitchell aus "Silent Hill", später Liz Alexander) – zur engagierten Umweltaktivistin.

"The Most Beautiful Boy in the World":
Preisgekrönter und zudem für einen Europäischen Filmpreis nominierter schwedischer Dokumentarfilm über den Schauspieler Björn Andrésen (aktuell etwa in der TV-Serie "Agatha Christies Hjerson" zu sehen), der mit seiner zweiten Filmrolle im Jahr 1971 als 15-Jähriger in Luchino Viscontis "Tod in Venedig" weltberühmt wurde – zumal Visconti ihn öffentlich als "schönsten Jungen der Welt" pries. Für Andresen waren dieses Label und der frühen Ruhm allerdings lange Zeit eher eine Last, mit der er nur schwer zurechtkam.